Stückinfo

Musical von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg nach dem Roman von Victor Hugo
Französisches Originalbuch von Alain Boublil und Jean-Marc Natel
Englische Gesangstexte von Herbert Kretzmer
Zusätzliches Material von James Fenton
Deutsch von Heinz Rudolf Kunze

Landestheater Linz /A
Großer Saal Musiktheater Volksgarten

Es ist das Musical der Superlative: Mit einem ununterbrochenen Spielbetrieb von fast 30 Jahren in über 11.000 Vorstellungen läuft Les Misérables in London länger als je ein Musical zuvor, die weltweite Gesamtbesucherzahl addiert sich auf über 65 Millionen in 42 Ländern und 23 gesungenen Sprachen. Dabei wird zuweilen vergessen, dass Les Misérables nicht nur ein erfolgreiches und mitreißendes Musik­drama, sondern auch ein hervorragend recherchiertes und großartig komponiertes Werk ist, dessen emotionaler Wucht sich kaum jemand entziehen kann.

Medien

(Produktionsfotos: Barbara Palffy)

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
Kai Tietje
Staging
Melissa King
Bühne
Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme
Susanne Hubrich
Lichtdesign
Michael Grundner
Sounddesign
Andreas Frei
Dramaturgie
Arne Beeker

Darsteller

Jean Valjean
Christian Alexander Müller
Javert / Marius
Konstantin Zander
Javert
Martin Achrainer
Marius
Alen Hodzovic
Fantine
Kristin Hölck
Cosette
Barbara Obermeier
Éponine
Ariana Schirasi-Fard
Thénardier
Rob Pelzer
Madame Thénardier
Daniela Dett
Enjolras
Riccardo Greco
Enjolras
Sven Hjörleifsson
Ensemble
Jil Clesse
Ensemble
Christian Fröhlich
Ensemble
Steven Klopp
Ensemble
Cheryl Lichter
Ensemble
Suzana Novosel
Ensemble
Philip Ranson
Ensemble
Stefan Gregor Schmitz
Ensemble
Michael Souschek
Ensemble
Cindy Walther

Presse

Hoffnungsschimmer für die Elenden - Überragender Musicaltriumph im Musiktheater

Regisseur Matthias Davids und eine von Christian Alexander Müller angeführte erlesene Besetzung führten das musikalische Drama um Unrecht, Vergeltung, Edelmut, Ungleichheit, Revolution, unerfüllte Liebe und unerreichbare Träume am Samstag im Musiktheater zum gefeierten Triumph. In die ergreifenden Szenen mischt sich die komödiantische Reife von Daniela Dett und Rob Pelzer, die als Ehepaar Thénardier in schriller Aufmachung (Kostüme: Susanne Hubrich) als leichenfleddernder Halsabschneider und hinterfotzige Schreckschraube punkten. (6 von 6 Sternen)

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29 Jahre nach der Uraufführung im Londoner Barbican Theatre fand das mit acht Tony Awards veredelte Musical „Les Misérables“ von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto) endlich den Weg nach Linz. Regisseur Matthias Davids und eine von Christian Alexander Müller angeführte erlesene Besetzung führten das musikalische Drama um Unrecht, Vergeltung, Edelmut, Ungleichheit, Revolution, unerfüllte Liebe und unerreichbare Träume am Samstag im Musiktheater zum gefeierten Triumph.

Gesangsverbot für Fantine

Das Außergewöhnliche dieses Abends bahnte sich ungewöhnlich an. Bevor der erste Ton erklang, trat Sparten-Chef Matthias Davids vor den Vorhang. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt habe Kristin Hölck, deren sich anbahnende Mutterschaft nicht mehr als Geheimnis gehütet wird, wegen angegriffener Stimmbänder absolutes Gesangsverbot für den Premierenabend verordnet. Mit bewegten Lippen, die keinen Ton freigaben, spielte sie die ausgestoßene, erniedrigte Fantine, die Sorge und Verzweiflung verzehren. Carin Filipcic, aus Wien herbeigeeilt, saß im Orchestergraben und steuerte den traurig-sehnsuchtsschwangeren Gesang bei. Eine gewagte Lösung, die fabelhaft funktionierte.

Das von Victor Hugos 1861 erschienenem Roman „Die Elenden“ inspirierte Stück taucht Davids in ein packendes Spiel mit Licht und Schatten, das die Lebensumstände widerspiegelt. Als Hoffnungsschimmer dringt bestenfalls ein kleines Stück Himmel bis in die Niederungen der Gosse durch, in der Arme, Bettler und Huren darum ringen, ihrer Erlösung wieder einen Tag näher zu kommen. In dem von Mathias Fischer-Dieskau entworfenen Bühnenbild verengen monströs geschnittene Türme, die später zu Barrikaden werden, die spärlichen, an die Rückwand geworfenen Licht-Blicke.

Als roter Faden führen die eng miteinander verknüpften Schicksale zweier Männer durch die dicht verwobene, knapp zwei Jahrzehnte umspannende Handlung: Jean Valjean, wegen des Diebstahls eines Brotes zu 19 Jahren Straflager verdammt, danach verbittert, beschämt und schließlich geläutert, findet in Polizeiinspektor Javert einen verbissenen, pflichtversessenen Widersacher.

Konstantin Zander stellt sich als unbeugsamer Javert mit voller Stimme vor, der sich in prickelnden Duetten mit seinem Feindbild misst. Überragt wird er noch von Christian Alexander Müller, der Valjean vom geschundenen Sträfling bis zum moralischen Helden mit einer vokalen Brillanz gestaltet, ob düster-robust oder feinfühlig-zart. Ein Ereignis.

Entzückende Talente

Ariana Schirasi-Fards Éponine opfert ihr eigenes Glück für den angehimmelten Studenten Marius (überzeugend Alen Hodzovic), der sich im aufständischen Taumel an Cosette (Barbara Obermeier) verliert, derer sich Valjean nach Fantines Tod angenommen hat.

In die ergreifenden Szenen mischt sich die komödiantische Reife von Daniela Dett und Rob Pelzer, die als Ehepaar Thénardier in schriller Aufmachung (Kostüme: Susanne Hubrich) als leichenfleddernder Halsabschneider und hinterfotzige Schreckschraube punkten.

Entzückend Emelie Trahan als kleine Cosette, die ihre schwierige Partie bravourös meistert; beklatscht Dennis Mojsilovic als umstürzlerischer Lausbub Gavroche.

Fantastisch das Bruckner Orchester unter der musikalischen Leitung von Kai Tietje, das Nuancen und Emotionen der opernhaften Komposition freilegt. Da richteten sich an Armen Haare auf. Die Musical-Stadt Linz lebt!

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Oberösterreichische Nachrichten

Les Misérables - eine Wucht!

Die Texte (Übersetzung: Heinz Rudolf Kunze) modellieren gekonnt den Inhalt und bringen Dramatik und galligen Witz ins Spiel. Die dem Thema entsprechend meist düstere Bühne (Mathias Fischer-Dieskau), die ideenreiche Choreografie (Melissa King), die fantasievolle Ausstattung (Susanne Hubrich) und das Licht (Michael Grundner) — exzellent; die Chöre des Landestheaters leisten Großes im Singen und Spielen.

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Von Paul Stepanek

Victor Hugos ebenso berühmtes wie ausuferndes Epos „Die Elenden“ substanziell in ein dreistündiges Musikdrama einzupacken, ist an sich bereits eine Leistung, für die dem Komponisten Claude-Michel Schönberg und den Text-Autoren Alain Boublil und Jean-Marc Natel Respekt bis Bewunderung zu zollen ist. Dazu kommt noch: Der Linzer Neu-Inszenierung des Stücks gelingt es großteils, die dramatische Wucht der vielfältig zergliederten Handlung spürbar zu machen. Nicht nur dies: Die sozial- und gesellschaftskritische Botschaft Victor Hugos kommt ebenso klar zum Ausdruck wie vor allem die humanistische des Stücks selbst. Das hochemotional sich über 17 wechselvolle Jahre hinziehende Duell zwischen dem fanatischen Polizisten Javert und dem vom Schicksal gebeutelten Ex-Sträfling Jean Valjean spiegelt deutlich: Nur das Durchbrechen des Prinzips „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ durch Güte und Verzeihen kann die Dinge zum Guten wenden.

Texte bringen Dramatik und galligen Witz ins Spiel

Doch bieten die essenziellen Bausteine des Stücks keineswegs nur ideale Voraussetzungen. Die Musik Schönbergs basiert auf einem relativ primitiven Strickmuster mit Anklängen an Leitmotive, hat aber in plakativen Gegensätzen dramatische Substanz. Die Texte (Übersetzung: Heinz Rudolf Kunze) hingegen modellieren gekonnt den Inhalt und bringen Dramatik und galligen Witz ins Spiel. Die dem Thema entsprechend meist düstere Bühne (Mathias Fischer-Dieskau), die ideenreiche Choreografie (Melissa King), die fantasievolle Ausstattung (Susanne Hubrich) und das Licht (Michael Grundner) — exzellent; die Chöre des Landestheaters leisten Großes im Singen und Spielen.

Beachtlich sind die sängerischen Leistungen

Matthias Davids inszeniert über weite Strecken straff und werkdienlich; lediglich die in Schmalz und Sentiment ertrinkenden Vor-Schluss-Szenen entgleiten ihm. Sie lösen nicht, sondern verwässern die vorher aufgebaute dramatische Wucht des Geschehens bis ins kaum Erträgliche. Die sängerischen Leistungen der zehn Protagonisten und des weitere achtzehn Rollen umfassenden Ensembles sind beachtlich, werden aber durch das bei Musicals offenbar obligate Sounddesign in Timbre und Individualität gleichsam eingeebnet.

Aber Christian Alexander Müller entwickelt als Val jean gekonnt die ihm zugedachte führende Bühnenpräsenz, Konstantin Zander als sein Gegenspieler Javert steht ihm kaum nach. Barbara Obermeier (Cosette) und Alen Hodzovic (Marius) mimen und singen tadellos das zentrale Liebespaar, an dessen Glück zwar die Rolle der Eponine, nicht aber die großartige Leistung von deren Sängerin Ariana Schirasi-Fard zerschellt. Besonders hervorzuheben: Carin Filipcic als souveräne sängerische Einspringerin für die auf der Bühne krankheitsbedingt stumm agierende Kristin Hölck (Fantine). Riccardo Greco gibt einen stürmischen Revolutionär Enjolras und der Bub Dennis Mojsilovic bietet eine tolle Leistung als Gavroche. Rob Pelzer und Daniela Dett schlüpfen brillant in die unglaublich bösartigen Karikaturen des Ehepaars Thenardier. Dirigent Kai Tietje und das bestens disponierte Bruckner Orchester (ebenfalls dem Sounddesign unterworfen) holen mehr aus der Musik heraus, als drin ist. Die wohlwollende bis begeisterte Zustimmung des Publikums legt die Empfehlung nahe: Für Fans des Musicals und Sounddesigns ein Muss.

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Neues Volksblatt

Großartiges Barrikadenspiel an der Donau

Regisseur Matthias Davids hat eine Inszenierung mit viel eigener kreativer Handschrift auf die Bühne gebracht - kein Abziehbild einer bereits bestehenden Interpretation des Klassikers, sondern etwas erfrischend Neues ... leichtfüßig und ohne Längen ... trotz der opulenten Geschichte niemals langweilig ... großartig gelungene Neuinszenierung eines schwierigen, aber spannenden Stoffes.

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Blickpunkt Musical

Standing Ovations

Drei Stunden lang fesselte das temporeiche, klanggewaltige Barrikaden-Drama das Publikum. Die beiden Hauptdarsteller - Gast Christian Alexander Müller als Jean Valjean und Neuzugang Konstantin Zander als sein Gegenspieler Javert - eroberten das Herz der Zuseher im Sturm. Unter der Regie von Matthias Davids und der musikalischen Leitung von Kai Tietje - beide mittlerweile als Leading-Team im Linzer Musical etabliert - lieferte die zuletzt aufgestockte und teilweise erneuerte Company überzeugende Leistungen ab. Keiner tappt in die bei „Les Miserables“ stets offene Falle, die vielschichtige Handlung in einer Überdosis Pathos zu ertränken.

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Standing Ovations gab es Samstagabend für die erste große Musicalproduktion der Saison am Linzer Musiktheater: „Les Miserables“. Drei Stunden lang fesselte das temporeiche, klanggewaltige Barrikaden-Drama das Publikum. Die beiden Hauptdarsteller – Gast Christian Alexander Müller als Jean Valjean und Neuzugang Konstantin Zander als sein Gegenspieler Javert – eroberten das Herz der Zuseher im Sturm.

Durch das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau kommt das Stück ohne die ursprünglich dafür vorgesehene Drehbühne aus. Dezente Videoprojektionen lassen je nach Grad des gerade herrschenden Elends mehr oder weniger Himmel, fallweise auch die revolutionäre Morgenröte in die finsteren Häuserschluchten herein. Die an bedrohliche Megalithen erinnernden Häuser werden – in die Horizontale gebracht – zu Barrikaden oder Kanalschächten.

Unter der Regie von Matthias Davids und der musikalischen Leitung von Kai Tietje – beide mittlerweile als Leading-Team im Linzer Musical etabliert – lieferte die zuletzt aufgestockte und teilweise erneuerte Company überzeugende Leistungen ab. Keiner tappt in die bei „Les Miserables“ stets offene Falle, die vielschichtige Handlung in einer Überdosis Pathos zu ertränken.

Als besonders guter Fang für das Ensemble entpuppte sich Konstantin Zander als Javert: Gesanglich und darstellerisch souverän, umgibt ihn eine beinahe greifbare finstere Aura, jeder Blick und jeder Ton strahlen „Pflicht“, „Law and Order“ und „ich verstehe keinen Spaß“ aus, ohne karikierend und schubladisierend zu werden. Christian Alexander Müller als geläuterter und zum moralischen Vorbild aufgestiegener Ex-Sträfling Jean Valjean ist ihm ein idealer Gegenpol. Konfrontationen zwischen den beiden knistern förmlich. Sie sind einander ebenbürtig.

Der Tapferkeitsorden des Abends geht an Fantine-Darstellerin Kristin Hölck: Sie stand trotz ärztlichen Sing-Verbots auf der Bühne – mit einer rein szenischen Darstellung, während ihr Carin Filipcic aus dem Off ihre Stimme lieh. Das riskante Experiment glückte. Nicht schlecht gestaunt hat das Publikum über Emelie Trahan, Mitglied des Kinder- und Jugendchors des Landestheaters, als Cosette: Toll gesungen, gespielt wie eine Große, viel Applaus verdient und auch bekommen.

Für heitere Auflockerung der mit sozialen, menschlichen und amourösen Dramen vollgepackten Handlung sorgen die Wirtsleute Thenardier: Wendehälse, Kriegsgewinnler, Abschaum, der bekanntlich immer oben schwimmt. Daniela Dett hat die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie ohne Genierer alles mitgehen lässt, was nicht niet- und nagelfest ist. Rob Pelzer brilliert als herrlich abstoßender Leichenfledderer und darf sein komödiantisches Talent voll ausspielen. Von ihrer ernsten Seite zeigt sich diesmal hingegen Ariana Shirasi-Fard als Eponine – rührend tragisch, aber nahezu schmalzfrei.

Nach kurzweiligen, aber nicht überfordernden drei Stunden war das Publikum ganz offensichtlich angetan, erhob sich von den Sitzen und klatschte fast eine Viertelstunde lang.

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Tiroler Tageszeitung

Gelungener Barrikadenkampf

Matthias Davids‘ Inszenierung lässt dem Stück genügend Raum, sich in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu entfalten. Seine klare Personenführung ermöglicht den durchweg fantastischen Darstellern, den jeweiligen Rollencharakter authentisch umzusetzen. Im modernen Theatersaal mit seiner ausgezeichneten Akustik vereinen sich die grandiosen stimmlichen Leistungen der Gastsolisten, des Linzer Musicalensembles und des Opernchores unter der Musikalischen Leitung von Kai Tietje mit dem perfekten und zugleich einfühlsamen Spiel des Bruckner-Orchesters zu einem einmaligen Klangerlebnis.

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thatsmusical.de

Gelungener Barrikadenkampf: „Les Misérables“ in Linz

Paris, Juni 1832: In der Bevölkerung wächst der Unmut, denn harte Arbeit für wenig Lohn bestimmt den Alltag der meisten Menschen. Als der volksnahe General Lamarque stirbt, wird der Trauerzug zu einer Demonstration gegen König Louis Phillippe. Republikanische Studenten liefern der Armee heftige Kämpfe, rote Flaggen flattern auf eilends errichteten Straßensperren. Doch schon am nächsten Tag färben sich die Barrikaden blutig rot. 

Vor diesem historischen Hintergrund spielt Victor Hugos Roman „Les Misérables“, der Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Buch) als Vorlage für ihr gleichnamiges Musical diente, das seit seiner Uraufführung im Jahr 1980 weltweit um die 65 Millionen Zuschauer gesehen haben. Nun erlebt man am Landestheater Linz das Leben und Leiden, die heftigen Gefühle und hehren Ideale des Jean Valjean, seines lebenslangen Widersachers Javert, der unglücklichen Éponine, des Studentenführers Enjolras und aller anderen.

Matthias Davids‘ Inszenierung ist bewusst zurückhaltend und lässt dem Stück genügend Raum, sich in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu entfalten. Seine klare Personenführung ermöglicht den durchweg fantastischen Darstellern, den jeweiligen Rollencharakter authentisch umzusetzen. Im modernen Theatersaal mit seiner ausgezeichneten Akustik vereinen sich die grandiosen stimmlichen Leistungen der Gastsolisten, des Linzer Musicalensembles und des Opernchores unter der Musikalischen Leitung von Kai Tietje mit dem perfekten und zugleich einfühlsamen Spiel des Bruckner-Orchesters zu einem einmaligen Klangerlebnis, dem auch zwei kleine Mikrofonpannen keinen Abbruch tun. 

Die Bühne wird dominiert von zwei riesigen schwarzen Elementen mit unterschiedlich großen Öffnungen, die flexibel positioniert und durch Projektionen ergänzt werden. So lässt Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau auf der ansonsten fast leeren Fläche immer wieder neue Szenerien und Blickwinkel entstehen. Ein grünlich-grauer Himmel wabert um Fabrikschlote, beide Elemente ragen senkrecht am hinteren Bühnenrand in die Höhe und bilden so die Fabrikfassade. Separat platziert und durch Lichtbilder von geduckten kleinen Häusern verbunden, werden sie Teil der Pariser Straßenzüge, quer liegend entstehen aus den wuchtigen Rechtecken die Barrikaden vor effektvoll-rötlichen Wolkenwirbeln. Um die Kanalisation darzustellen, durch die Valjean mit dem verwundeten Marius flieht, werden die Barrikaden mittels Seilzügen einige Meter schräg angehoben, auf den Boden wird ein großes Gitter projiziert – schon blickt man direkt in die Pariser Kloake. Bis auf die doch etwas sehr schlicht wirkende Projektion bei der Hochzeit von Cosette und Marius schafft Fischer-Dieskau mit seiner schnörkellosen Bühnenausgestaltung ein ideales Umfeld, in dem auch die zeitgemäßen Kostüme bestens zur Geltung kommen.

Susanne Hubrich setzt ebenfalls auf Schlichtheit: die edlen Gewänder in hellen Stoffen ohne zu viel Zierrat, ansonsten größtenteils gedeckte Farben. Bei den Kostümen der „leichten Mädchen“ und der Thénardiers kommt rollengerecht mehr Farbe ins Spiel. Oft lenkt die Farbwahl subtil die Aufmerksamkeit auf den tragenden Charakter einer Szene: So trägt Fantine ein malvenfarbenes Kleid unter ihrem grauen Arbeitskittel, die restlichen Arbeiterinnen dagegen Grün, Braun oder Grau. Gleiches gilt für die Barrikadenkämpfer; hier heben sich Enjolras in Rot und der kleine Gavroche in Blau aus der Menge heraus. Das gelungene Lichtdesign von Michael Grundner verstärkt diese Wirkung. Durch zwei Verfolgerspots über der  Bühne stehen die Hauptfiguren nicht nur stets im richtigen Licht, sondern es entstehen eindrucksvolle Schatteneffekte. Wenn Javert in Uniform, den Zweispitz auf dem Kopf, mit festem Tritt die Bühne abschreitet, wirkt sogar seine Silhouette ehrfurchtgebietend.

Konstantin Zander personifiziert in kerzengerader Haltung, mit jeder Geste und jedem Gesichtsausdruck den verbissen-gesetzestreuen Inspektor, dessen einziges Credo „Ich bin hier das Gesetz, komm und gehorch“ lautet. Mit seinem ausdrucksstarken Bariton, der für seine erst 26 Jahre eine überraschende Reife und Tiefe besitzt, wird „Sterne“ zu einem der gesanglichen Höhepunkte. Javerts in Gut und Böse eingeteilte Weltordnung bricht auf einen Schlag in sich zusammen, als Valjean ihn während der Barrikadenkämpfe entkommen lässt. Diese für Javert verkehrte Welt wird durch die Kostüme optisch verstärkt: In „vertauschter“ Kleidung stehen sich die Kontrahenten gegenüber. Javert hat seine Uniform abgelegt und sich mit ziviler Kleidung getarnt, Valjean dagegen trägt jetzt eine Uniform, mit der er unbehelligt hinter die Barrikaden gelangt, um dort für seine geliebte Ziehtochter Cosette auf die Suche nach Marius zu gehen. Nur schade, dass die szenische Umsetzung beim „Selbstmord“ etwas einfallslos ist: Javert wird einfach auf einer kleinen Plattform im aufkommenden Nebel nach unten gefahren. Aber auf der fast völlig dunklen Bühne braucht Konstantin Zanders meisterhaftes Spiel keine zusätzlichen Effekte, um zweifelsfrei klarzustellen, dass dies der einzig gangbare Weg für Javert ist.

Ebenfalls eine Meisterleistung liefert Christian Alexander Müller als Jean Valjean ab. Während er anfangs als Sträfling 24601 etwas blass bleibt, passt Müllers zurückhaltende Spielweise im weiteren Verlauf der Handlung in bemerkenswerter Manier zur Rolle des Jean Valjean, der nicht nur seine Gedanken, sondern über weite Strecken seines Lebens auch seine wahre Identität vor der Welt geheim hält. Als er anfangs den Bischof von Digne (Ulf Bunde mit wunderschön gesungenem Solopart) bestiehlt und dieser ihm noch zwei Leuchter schenkt, anstatt ihn der Polizei zu überlassen, beweist Müller in „Valjeans Selbstgespräch“, dass man nur mit Variationen im Gesangsstil die ganze Bandbreite an Emotionen vermitteln kann. Zuerst fast atemlos, mit abgehackten, verzweifelt hervorgestoßenen Worten, wandelt sich analog zur veränderten Gefühlslage auch der Gesang zu melodiösen Harmonien. Zu absoluter Höchstform läuft Christian Alexander Müller bei „Bring ihn heim“ auf. Mit unglaublicher Leichtigkeit lässt er die Töne fließen, sein klarer Tenor klingt bis in die höchsten Noten sanft und warm. Der emotionalen Kraft seiner Darbietung kann man sich kaum entziehen, eine Gesangsleistung, die tief berührt. Chapeau! Auch Müllers Darstellung des alternden Valjean, mit zittrigen Händen und Gehstock, wirkt zu jeder Zeit glaubhaft und wird von der äußerst gelungenen Maske (Mirela Muhovic) unterstützt. Valjeans Tod, bei dem die Verstorbenen auftauchen und ihn in ihr Reich geleiten, ist ein weiterer bewegender Moment, den die kluge Regie von Matthias Davids vor jeglichem Zuviel an Rührung bewahrt.

Für Thénardier‘sche Verhältnisse recht zurückhaltend agieren auch Rob Pelzer und Daniela Dett, was ihrer Glaubhaftigkeit aber nur gut tut. Etwas mehr Ausdrucksstärke hätte man sich bei Ariana Schirasi-Fard in der Rolle der Éponine gewünscht. Sie singt ein sehr schönes „Nur für mich“, hätte aber ihre heimliche Liebe zu Marius vor allem in ihrer Sterbeszene noch mit mehr Inbrunst zum Ausdruck bringen können. Dass es zwischen Marius und Cosette funkt, wird dagegen sofort klar. Alen Hodzovic und Barbara Obermeier geben das perfekte verliebte Paar und machen „Mein Herz ruft nach dir“ zu einem wunderbar leichten, lebensbejahenden Moment inmitten all der Düsternis. Das „Dunkle Schweigen an den Tischen“ holt Marius aber schnell ein. Alle seine Freunde sind auf den Barrikaden gestorben, auch Enjolras, den Riccardo Greco mit viel Leidenschaft und lässiger Anführer-Attitüde darstellt. Marius versinkt in schwermütiger Erinnerung, seine Gedanken werden mit einer Wiederholung der Szene im ABC-Café am Bühnenhintergrund lebendig. Hodzovic gelingt sein großes Solo stimmlich einwandfrei und schauspielerisch überzeugend.

Mit der Leistung der Erwachsenen mithalten können auch die Kinderdarsteller: Dennis Mojsilovic spielt den mutigen Gassenjungen Gavroche ganz hervorragend und punktet vor allem mit seiner frechen, unbekümmerten Mimik. Auch Isabel Davies gefällt als verwöhnte kleine Éponine. Eine außergewöhnlich gute kleine Cosette gibt Emelie Trahan. Sie singt nicht nur die Partie erstaunlich sauber, ohne auch nur den allerkleinsten Kickser, sondern dosiert ihr Spiel so perfekt, dass die Qualen, denen die Kleine im Wirtshaus der Thénardiers ausgesetzt ist, erschreckend real aber in keiner Weise überzogen wirken.

Eine Besonderheit gab es noch am Premierenabend: Kristin Hölck stand zwar als Fantine auf der Bühne, hatte aber striktes Singverbot. Den Gesang übernahm vom Orchestergraben aus die extra aus Wien gerufene Carin Filipcic. Hölcks ergreifende szenische Darstellung lief exakt synchron mit Filipcics ebenso berührender Stimme. Zu keiner Zeit wirkte die umständehalber nötige Zweiteilung der Rolle störend, beide Künstlerinnen meisterten die ungewöhnliche Situation mit höchster Professionalität.

„Les Misérables“ am Landestheater Linz ist Musiktheater wie es sein muss: Anspruchsvolle Handlung, mitreißende Musik, intelligente Umsetzung und – last but not least – Darsteller, die auf allerhöchstem Niveau agieren.

Text: Sylke Wohlschiess

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thatsmusical.de

Ein hochemotionales Musical um Vorurteile, Verbrechen und Vergebung - Begeisterungsstürme bei der Premiere im Linzer

Jetzt schaffte es das Musiktheater Linz, die Aufführungsrechte des Erfolgsmusicals zu bekommen. Die Neuinszenierung von Matthias Davids (bringt auch Revolutionsszenen effektvoll auf die Bühne) und das meist puritanisch-graue Bühnenbild mit dunklen Türmen (Mathias Fischer-Dieskau) geben hervorragend Gelegenheit, die Musical-Stars in den Mittelpunkt der Ereignisse zu stellen. (...) Ein spannendes und emotional aufwühlendes Musical, bei dem am Ende die Liebe siegt.

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Dem Teufelskreis von Not und kriminellen Handlungen durch Läuterung entkommen, ist Herzstück des wohl bekanntesten französischen Musicals „Les Misérables“. Es ist ein musikalisches Meisterwerk von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto) nach dem Roman „Die Elenden„ von Victor Hugo. Erstmals wurde das Melodram am 17. September 1980 im Palais des Sports in Paris aufgeführt; am 8. Oktober 1985 erfolgte die Erstaufführung der englischsprachigen Version (Herbert Kretzmer) im Barbican Arts Centre in London.

Jetzt schaffte es das Musiktheater Linz, die Aufführungsrechte des Erfolgsmusicals zu bekommen. Die Neuinszenierung von Matthias Davids (bringt auch Revolutionsszenen effektvoll auf die Bühne) und das meist puritanisch-graue  Bühnenbild mit dunklen Türmen (Mathias Fischer-Dieskau) geben hervorragend Gelegenheit, die Musical-Stars in den Mittelpunkt der Ereignisse zu stellen. Ins Frankreich zwischen 1815 und 1832. Das Musical erzählt vom Schicksal des entlassenen Sträflings, Jean Valjean, der nach 19 Jahren Straflager als Häftling ein neues, ehrenwertes Leben beginnen will. Er nimmt sich des Mädchens Cosette an, die sich während des Juniaufstandes 1832 in den Studenten Marius verliebt. Valjean hingegen wird lebenslang vom herzlosen Gerechtigkeitsfanatiker, Polizeiinspektor Javert, verfolgt. Die menschlichen Tragödien ereignen sich meist im Dunkeln, die wenigen Lichtstrahlen (Lichtdesign Michael Grundner) zeigen immer wieder scheinbare Schicksalswendungen.

Christian Alexander Müller beweist als Valjean seine Bühnenpräsenz, auch wenn er alleine auf der Bühne ist, füllt er diese mit Leben. Der Funke springt förmlich über, wenn seine samtig-weiche, aber auch kraftvolle Stimme erklingt. Konkurrenz erhält Müller von Ariana Schirasi-Fard in der verhältnismäßig kleinen Rolle der Éponine. Sie begeistert mit stimmlich mächtigem Volumen und verfügt zudem über zarte, empfindsame Töne. Konstantin Zander als Javert nützt die Chance seiner Rolle. Er ist sowohl darstellerisch als auch stimmlich Aufsehen erregend. Die originelle Figur des skrupellosen, Leichen fleddernden Ehepaars Thénardier – gespielt von Rob Pelzer und Daniela Dett – geht in schrillen Kostümen (Susanne Hubrich) komödiantenhaft gekonnt über die Bühne. Angegriffene Stimmbänder erlauben Kristin Hölck nur die Bühnen-Rolle der Fantine zu spielen. Dafür singt für Hölck gefühlsvoll im Orchestergraben Carin Filipcic aus Wien den beliebtesten Song des Musicals „Ich hab geträumt vor langer Zeit“. In den kleineren Rollen: Riccardo Greco führt mit formidabler Stimme seine Mitstreiter als Studentenanführer Enjolras in den Tod. Für die nötige Rührung sorgen professionell die Kinder Cosette (bezaubernd Emelie Trahan) und der Straßenjunge Gavroche (stimmlich fantastisch Dennis Mojsilovic). Aus dem Orchestergraben erklingen Schönbergs-Melodien – freudvoll und mit vollem Körpereinsatz vom Linzer Bruckner Orchester unter der Leitung von Kai Tietje gespielt – ergreifend sowie erquickend. Ein spannendes und emotional aufwühlendes Musical, bei dem am Ende die Liebe siegt.

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RegioNews

Termine

27. September 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

29. September 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

03. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

08. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

16. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

17. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

24. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

26. Oktober 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

04. November 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

03. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

05. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

21. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

30. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

23. Januar 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

20. Februar 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

22. Februar 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

23. Februar 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

27. Februar 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

10. März 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

13. März 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

15. März 2015, 15:00 Uhr
Musiktheater Linz

16. März 2015, 11:00 Uhr
Musiktheater Linz

04. April 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

06. April 2015, 15:00 Uhr
Musiktheater Linz

10. April 2015, 11:00 Uhr
Musiktheater Linz

17. April 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

18. April 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz

03. Mai 2015, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz