Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen
Volksoper Wien (Vorauff.), Premiere: 25. Februar 2017
Stückinfo
Musical in zwei Akten (1961)
Buch von Abe Burrows, Jack L. Weinstock und Willie Gilbert
Musik und Gesangstexte von Frank Loesser
Nach dem Buch »How to Succeed in Business Without Really Trying« von Shepherd Mead (1952)
Erstmals präsentiert von Cy Feuer und Ernest H. Martin
In Zusammenarbeit mit Frank Productions
Deutsch von Roman Hinze
Volksoper Wien /A
Sieben Tony Awards und der begehrte Pulitzer-Preis – das war die stolze Ausbeute für das 1961 uraufgeführte „unaussprechliche“ Musical How to Succeed in Business Without Really Trying. Frank Loesser, dessen Guys and Dolls dem Volksopernpublikum in bester Erinnerung ist, schuf eine brillante Parodie auf den amerikanischen Traum. Auf die Wiener Erstaufführung 1965 am Theater an der Wien (Harald Juhnke war der unaufhaltsame Aufsteiger, Theo Lingen der Firmenboss) folgt über ein halbes Jahrhundert später die erste Volksopernproduktion (mit Mathias Schlung und Robert Meyer), die von dem zuletzt bei Sweeney Todd erfolgreichen Team Olefirowicz, Davids, Fischer-Dieskau geleitet wird. (Text: Volksoper Wien)
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Joseph R. Olefirowicz
Melissa King
Mathias Fischer-Dieskau
Judith Peter
Michael Grundner
Christoph Wagner-Trenkwitz
Darsteller
Mathias Schlung
Lisa Antoni
Robert Meyer
Marco di Sapia
Ines Hengl Pirker
Julia Koci
Regula Rosin
Jeffrey Treganza
Axel Herrig
Sulie Girardi
Nicolaus Hagg
Gernot Kranner
Maximilian Klakow
Daniel Strasser
Martin Dablander
Christoph Wagner-Trenkwitz
Presse
Wollen Sie Nichtstuer werden?
Matthias Davids inszeniert mit Tempo, mit Drive, gutem Geschmack und Liebe zu Details in den Bürostuben reizvoll etwa sein Zitat aus dem „Verflixten siebenten Jahr“, wenn Finch den Chefschreibtisch als Klavier benützt und Rachmaninows 2. Klavierkonzert vom Stapel lässt, um die Sexbombe Hedy zu bezaubern. Wollen Sie vielleicht als Nichtstuer Karriere machen? Schauen Sie sich Frank Loesser an!
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Kronen Zeitung, 27.02.2017
Wollen Sie Nichtstuer werden?
Es waren goldene Zeiten, diese Fünfziger: Amerika das Land der ungeahnten Möglichkeiten! Vom Tellerwäscher konnte man’s zum Chef eines Großkonzerns bringen. Das Thema faszinierte Frank Loesser, als Film- und Musicalkomponist ein Superstar, so sehr, dass er darüber einen Broadway-Musicalhit schrieb.
„Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ im Original: „How to Succeed in Business Without Really Trying“ wurde nach „Guys and Dolls“ zu einem Renner. 1961 am Broadway uraufgeführt, begeisterte „How to Succeed“ bereits 1965 mit Harald Juhnke & Theo Lingen an der Wien.
Auf der Bühne versammelt er alle Typen, die das Publikum lachen lassen. Auch die Volksoper bietet eine perfekte Besetzung auf, die mit großem Jubel gefeiert wurde:
Mathias Schlung als J. Pierpont Finch schafft dank seines Lehrbuch fürs Karrieremachen seinen Aufstieg. Ein smarter Pfiffikus, der sich trotz der Schleimspur, die er bei seinen Vorgesetzten hinterlässt, und übertriebenem Ehrgeizes mit Charme, Witz und Stimme emporarbeitet. Und lernt, dass es auch die Liebe gibt
Neben ihm ist Robert Meyer als Generaldirektor J. B. Biggley der Publikumsliebling. Ein raunziger, im Geschäft ratloser Chef, dem nur eines wichtig ist: seine Freundin Hedy LaRue in der Firma unterzubringen aber so, dass das Dummerchen nichts anrichten kann. Eine echte Meyer-Rolle, mit der er es auf der Bühne sogar auf die Titelseite des „Time Magazine“ schafft.
Hedy LaRue ist Ines Hengl-Pirker. Da lacht man herzlich, wie sie lispelt, hysterisch aufkreischt, jede Po-Wackelkonkurrenz gewinnen würde und als „Schatzmädchen“ in einer TV-Gewinnspiel-Ralley die Firma in die Katastrophe stürzt.
Daneben gefallen Lisa Antoni als liebende Rosemary, Marco Di Sapia als korrupter Neffe des GD und Intrigant, sowie die Damen Koci, Rosin und Girardi als Sekretärinnen und die Herren Treganza, Herrig, Hagg und Kranner.
Josef Olefirowicz führt das Volksopernorchester souverän, lässt’s swingen und knallen. Matthias Davids inszeniert mit Tempo, mit Drive, gutem Geschmack und Liebe zu Details in den Bürostuben reizvoll etwa sein Zitat aus dem „Verflixten siebenten Jahr“, wenn Finch den Chefschreibtisch als Klavier benützt und Rachmaninows 2. Klavierkonzert vom Stapel lässt, um die Sexbombe Hedy zu bezaubern. Viel Drive hat Melissa Kings Choreografie. Mathias Fischer-Dieskaus Bühnenbilder mit Wolkenkratzern und schicken Büros sind ebenso ästhetisch wie praktisch.
Wollen Sie vielleicht als Nichtstuer Karriere machen? Schauen Sie sich Frank Loesser an!
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Kronen Zeitung
Wie man ohne Karriere-Ratgeber einen Musical-Hit landet
Ein Erfolgsmusical aus dem Jahr 1961, das ganz den damaligen Konventionen (Stichwort: Frauenbild) verpflichtet ist - das kann im Jahr 2017 ziemlich ins Auge gehen. Muss es aber nicht. Das beweist die Wiener Volksoper auf exemplarische Art und Weise.
Diese Produktion hat alles, was einen gelungenen Abend ausmacht: Witz, Tempo, Verve, Retro-Charme, gute Gags und eine schmissige Musik mit etlichen Ohrwürmern. Regisseur Matthias Davids hat ganze Arbeit geleistet. Schnelle Szenenwechsel sind da ebenso selbstverständlich wie geschliffene Pointen und schöne Kostüme aus den Sixties.
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Kurier, 27.02.2017
Wie man ohne Karriere-Ratgeber einen Musical-Hit landet
von Peter Jarolin
Frank Loessers „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ an der Wiener Volksoper. Ein Erfolgsmusical aus dem Jahr 1961, das ganz den damaligen sozialen wie gesellschaftlichen Konventionen (Stichwort: Frauenbild) verpflichtet ist- das kann im Jahr 2017 ziemlich ins Auge gehen. Muss es aber nicht. Das beweist die Wiener Volksoper mit Frank Loessers mehrfach prämiertem Klassiker „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ auf exemplarische Art und Weise.
Denn diese Produktion – die Staatsoper Hannover ist hier Partner – hat alles, was einen gelungenen Abend ausmacht: Witz, Tempo, Verve, Retro-Charme, gute Gags und eine schmissige Musik mit etlichen Ohrwürmern.
Wie ein Uhrwerk
Und so läuft die Geschichte rund um den Fensterputzer J. Pierrepont Finch, der mittles eines Karriereratgebers (und dank seiner Bauernschläue) rasch die Führungsetage der World Wide Woppel Company erklimmt, präzise wie ein Uhrwerk ab.
Denn Regisseur Matthias Davids hat in dem großartigen, mit nur wenigen Requisiten, dafür tollen Projektionen arbeitenden Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau ganze Arbeit geleistet. Schnelle Szenenwechsel sind da ebenso selbstverständlich wie geschliffene Pointen und schöne Kostüme (Judith Peter) aus den Sixties. Dirigent Joseph R. Olefirowicz sorgt am Pult des groß besetzten, exzellent einstudierten Orchesters für den stets passenden Swing samt Hitgarantie.
Ein ideales Ambiente für ein starkes, homogenes Ensemble. So punktet etwa Mathias Schlung als Finch mit Unschuldsmiene und Lausbubencharme, wird als Karrierist bald zum Sympathieträger. Stimmlich schlägt er sich dabei sehr achtbar.
Als sein ewiger, leicht vertrottelter Gegenspieler Bud Frump (nicht Trump!) liefert Marcio Di Sapia eine hinreißend komische Charakterstudie eines stupid-intriganten Möchtegern-Bosses ab. Fabelhaft! Wie auch Direktor Robert Meyer, der sich als fremdgehender, liebenswert-schrulliger, ahnungsloser und leidenschaftlich strickender Firmenchef J. B. Biggley jede Pointe holt. Meyer in Hochform zuzusehen, ist eine pure Freude.
Und die Damen stehen den Herren in nichts nach. So ist Lisa Antoni eine bezaubernde, wunderbar singende Sekretärin Rosemary, die letztlich auch Finchs Herz erobert. Ein Gustostück liefert Ines Hengl-Pirker als schrill-dämliche Hedy LaRue ab, die jeder Screwball-Comedy alle Ehre machen würde. Tadellos auch das bis in die kleinsten Rollen gute Ensemble.
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Kurier
Einfach einmal abschalten und beherzt lachen
Komödie klappt nur, wenn die szenische Umsetzung die Geschichte temporeich am Laufen hält. In diesem Fall zeichnet der Musical-Chef des Linzer Landestheaters Matthias David dafür verantwortlich. In einer flexiblen Bühne von Mathias Fischer-Dieskau und in perfekt gestylten Kostümen von Judith Peter gelingt so eine rasante Show, die mit der nicht minder rasanten Musik Tempo halten kann und keinen Leerlauf zulässt. Drei Stunden Unterhaltung pur auf sehr hohem Niveau. . Eine Produktion, die man sich nicht nur als Musicalfan gönnen sollte.
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Oberösterreichische Nachrichten, 27.02.2017
Einfach einmal abschalten und beherzt lachen
Volksoper: Grandiose Premiere von „Wie man Karriere macht, …“
Von Michael Wruss
Wieder einmal ist es der Volksoper gelungen, einen Musicalklassiker zu revitalisieren und am Samstag zu einem launigen, ja bisweilen skurril komischen Abend zu gestalten. Frank Loessers „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ war schon bei seiner Uraufführung ein Hit. Stoff ist ein 1952 erschienener Ratgeber, der die Karriere seines Autors Shepherd Mead vom Poststellenangestellten bis zum Vizepräsidenten einer Werbefirma nachzeichnet. Fast jeder findet sich in irgendeiner der vielen seltsamen Gestalten auf der Bühne wieder und darf beherzt über sich selbst lachen – so funktioniert Komödie am besten. Es klappt aber auch nur, wenn die szenische Umsetzung die Geschichte temporeich am Laufen hält. In diesem Fall zeichnet der Musical-Chef des Linzer Landestheaters Matthias David dafür verantwortlich.
In einer flexiblen Bühne von Mathias Fischer-Dieskau und in perfekt gestylten Kostümen von Judith Peter gelingt so eine rasante Show, die mit der nicht minder rasanten Musik Tempo halten kann und keinen Leerlauf zulässt. Drei Stunden Unterhaltung pur auf sehr hohem Niveau. Auch musikalisch hat man teilweise auf die Koproduktion mit Hannover zurückgegriffen, und so dirigierte hier wie dort Joseph R. Olefirowicz. Mit dem ideal gelaunten Volksopernorchester ließ er volle Energie aus dem Graben strömen, versteht es aber auch gekonnt, die feinen Seiten dieser Musik deutlich werden zu lassen.
Nicht nur für Musicalfans
Schon in Hannover dabei war auch Mathias Schlung, der in der Rolle des Karrieristen J. Pierrepont Finch schauspielerisch wie auch sängerisch mehr als nur punkten konnte. Ihm zur Seite stand Robert Meyer, der als Konzernboss brillierte. Großartig auch Marco di Sapia, der dem Neffen und Neidhammel der Firma Bud Frump gekonnt Leben einhauchte. Fein gestaltete Lisa Antoni die Sekretärin Rosemary, die Finch vom ersten Augenblick ins Herz geschlossen hat. Schräg und skurril Ines Hengl-Pirker als Chef-Konkubine Hedy La Rue. Optimal besetzt waren auch die kleineren Rollen und trugen wie der Chor und das Wiener Staatsballett in der schwungvollen Choreographie von Melissa King zum großen Erfolg bei. Eine Produktion, die man sich nicht nur als Musicalfan gönnen sollte.
Einfach einmal einen Abend abschalten und beherzt lachen …
6 von 6 Sternen!
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Oberösterreichische Nachrichten
So steigt man in der Volksoper auf
Regisseur Matthias Davids belässt das Geschehen klugerweise in seiner originalen Zeit, versucht, den Edelrost des Stücks aufzupolieren, und erschlägt die Protagonisten nicht mit zu viel Drumherum; Mathias Fischer-Dieskaus Bühnenbild mit filmischen Skyline-Metamorphosen ermöglicht rasche Verwandlungen. Die vielen Rädchen von Ensemble, Chor und Ballett greifen fast ohne Knirschen ineinander, das Orchester unter Joseph R. Olefirowicz lässt es swingen, wo nur möglich: Einhellige Begeisterung.
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Die Presse, 27.02.2017
So steigt man in der Volksoper auf
Musical. „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ folgt einem Fensterputzer bei seinem Aufstieg. In der Volksoper merkt man die Anstrengung hinter dem Ganzen.
Von Walter Weidringer
Karriereratgeber in Buchform führen erwiesenermaßen zum Erfolg – wenigstens für ihren Autor. Leser haben es manchmal etwas schwerer damit. Sich selbst und anderen die Mechanismen des Molochs „Firma“ ironisch begreiflich zu machen fällt da schon leichter: Mit Murphys Gesetz zum Beispiel, das den Eintritt des Schlimmstmöglichen für unausweichlich erklärt. Oder mit dem sogenannten Peter-Prinzip: Ihm zufolge steigt jeder Mitarbeiter als Belohnung für seine erworbenen Verdienste in der Hierarchie so lang auf, bis er in einer Position angelangt ist, deren Aufgaben er eben nicht mehr erfüllen kann. Ergebnis: Inkompetenz auf allen Ebenen.
Nein, die Volksoper ist gottlob kein Paradebeispiel für dieses Phänomen – auch wenn mit Frank Loessers Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ nun nicht die mitreißendste Spielplanerweiterung gelungen ist. „How to Succeed in Business without Really Trying: The Dastard’s Guide to Fame And Fortune“ hieß ursprünglich ein 1952 erschienener Bestseller von Shepherd Meade: Gerade veritablen Waschlappen wurden darin alle Strategien zur Verwirklichung des amerikanischen Traums versprochen. Zu den ironischen Apercus des Buches zählt die Warnung, dass alle Abteilungen als Sprungbrett nach oben taugen würden, nur nicht der Schleudersitz des Werbechefs: Immerhin hat Meade sich in einer New Yorker Werbeagentur hochgearbeitet, bevor er mit seinem parallel verfassten Erfahrungsbericht als Autor reüssieren konnte. Loessers Musical kam 1961 am Broadway heraus, wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und 1967 verfilmt: Es zeigt, wie der clevere Fensterputzer Ponty Finch durch die Lektüre des Ratgebers Spioniergeschick, Schlängelbegabung und Schleimfähigkeit entwickelt, um die Karrierestufen in der „World Wide Woppel Company“ mit passabler Eleganz emporstraucheln zu können – und schließlich einen katastrophalen Absturz als Werbechef per Salto mortale sogar in eine Punktlandung am Kopf des Aufsichtsratstisches verwandelt. „Mad Men“ und auch „Per Anhalter durch die Galaxis“ lassen grüßen, Ersteres durch die Vorlage und das Frauenbild der Sechziger, Zweiteres durch die Pointen des allgegenwärtigen Buches, dem in der Volksoper übrigens Christoph Wagner-Trenkwitz die Stimme leiht.
Mathias Schlung als quirlig-fitter Ponty
Die Hauptrollen Ponty, Rosemary und Hedy sind freilich mit der ganzen Produktion aus Hannover angereist, wo diese 2014 Premiere hatte. Am Gürtel erweist es sich als bemüht, im Ganzen aber als etwas zäh. Loesser ist eben kein Sondheim, weder in der Qualität des Textes (Deutsch von Roman Hinze) noch der Musik. Regisseur Matthias Davids belässt das Geschehen klugerweise in seiner originalen Zeit, versucht, den Edelrost des Stücks aufzupolieren, und erschlägt die Protagonisten nicht mit zu viel Drumherum; Mathias Fischer-Dieskaus Bühnenbild mit filmischen Skyline-Metamorphosen ermöglicht rasche Verwandlungen. Einen Hauch Altbackenheit kann das nicht verhindern: Dass eine Sekretärin sich in die Rolle der dienenden Ehefrau hineinträumt, hat heute einen Beigeschmack, auch wenn die Rosemary durch Lisa Antoni nicht ganz so unbedarft wirkt: Da fehlt die ironische Brechung. Die Tussikarikatur, die Ines Hengl-Pirker als quiekender Vamp Hedy LaRue hinlegt, gelingt besser. Den Chef gibt Hausherr Robert Meyer, wer sonst – und zwar so, als wäre er einem Loriot-Sketch entstiegen. Sein Schmuseduett mit Hedy schmettert er in stilreinem „Essamussawassa“-Modus (so genannt nach einer den italienischen Opernkollegen abgelauschten Gewohnheit der Operettentenöre, konsonantenreiche Textzeilen mit Vokalen aufzufetten: „Essa mussa wassa Wundabares sein . . .“) – eine Parodie höherer Ordnung.
Im Zentrum steht freilich Ponty, der keineswegs zum karrieregeilen Ekel verkommt. Dem quirlig-fitten Mathias Schlung lässt man sogar durchgehen, dass er vorübergehend seine Liebe zu Rosemary aus den Augen verliert. Sympathisch scharwenzelt er über die Bühne, würzt seine Darstellung mit einer Prise Rühmann’scher Bauernschläue – Schwamm drüber, dass seine angenehme Gesangsstimme zwischendurch etwas ermüdet. Totaleinsatz zeigt auch Marco di Sapia als sein Widersacher Bud Frump. Die vielen Rädchen von Ensemble, Chor und Ballett greifen fast ohne Knirschen ineinander, das Orchester unter Joseph R. Olefirowicz lässt es swingen, wo nur möglich: Das genügt für einhellige Begeisterung.
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Die Presse
Man muss die Schwächen des Chefs kennen
Dirigent Joseph R. Olefirowicz liebt es schmissig, Regisseur Matthias Davids gibt Vollgas, blitzschnelle Szenenwechsel ermöglicht Mathias Fischer-Dieskaus geschickte Hochhausarchitektur. Ein wirklich heiterer, bejubelter Abend.
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Salzburger Nachrichten, 27.02.2017
Volksoper: Man muss die Schwächen des Chefs kennen
Die Firma hat zwar „www“ im Logo, Internet gab es aber damals noch nicht. Wenn ein Typ wie Robert Meyer da Generaldirektor ist, kann das Kürzel auch „wirklich wahnsinnig witzig“ heißen. Der Volksoperndirektor hat das Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“, das 2014 in der Staatsoper Hannover herauskam, an sein Haus geholt und sich in der Chefposition selbst besetzt, man kann es verstehen. Wenn der Erzkomödiant auf der Bühne schusselt, flirtet, singt und in der Allmacht seine Schwächen offenbart, erntet er Szenenapplaus. Wirklich witzig, und zwar nicht nur der Chef.
Wie schnell die Zeit vergeht, das sieht man in dem Stück. Man reibt sich die Augen und staunt. War das wirklich das Amerika des John F. Kennedy, das hier persifliert wird? Vom Fensterputzer zum Millionär ist das Ziel der Männer, der Traum der Frauen wiederum, an der Schreibmaschine gut auszusehen und abends auf den ehrgeizigen Gatten zu warten. Solch einem fällt ein Ratgeber in die Hand. „How to Succeed in Business Without Really Trying“ heißt das Buch, das es wirklich gab. Abe Burrows und Frank Loesser bauten 1961 ein Musical draus.
Um das Musical nicht hoffnungslos altvatrisch erscheinen zu lassen, bedarf es einer guten Truppe, wie die Volksoper sie aufbietet. Dirigent Joseph R. Olefirowicz liebt es schmissig, Regisseur Matthias Davids gibt Vollgas, blitzschnelle Szenenwechsel ermöglicht Mathias Fischer-Dieskaus geschickte Hochhausarchitektur. Ausstatterin Judith Peter hat Jackie Kennedys Kleiderkasten geplündert. Alles flitzt à la Billy Wilder. Auch der Fensterputzer Finch (Mathias Schlung) rast förmlich die Karriereleiter hoch. Mit Intrigen trickst er die wachsende Zahl der Feinde aus und landet ganz oben, „ohne sich anzustrengen“. Dass Finch trotzdem sympathisch bleibt, ist die Kunst der Autoren. Erwähnt werden müssen Lisa Antoni als Rosemary, die doch noch Finch erobert, und Ines Hengl-Pirker, die als Hedy LaRue mit Hüftschwung und Heliumstimme den Boss persönlich beglückt und fast ins Unglück stürzt. Das große Ensemble inklusive Ballett und Chor ist mit Spaß an der Groteske bei der Sache. Ein wirklich heiterer, bejubelter Abend.
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Salzburger Nachrichten
Wie man es richtig anstellt
Seit dem Wochenende steht die Geschichte um den Fensterputzer J. Pierrepont Finch, der es mit Hilfe eines Ratgebers bis zum Aufsichtsratschef der "World Wide Woppel Company" schafft, auf dem Repertoire der Wiener Volksoper: mit den atmosphärisch die Szenerie New Yorks einfangenden Bühnenbildern Mathias Fischer-Dieskaus, den damit ideal korrespondierenden Kostümen von Judith Peter und in der sich durch nie nachlassendes Tempo auszeichnenden Regie von Matthias Davids. Dennoch bleibt genügend Zeit, die Pointen dieser sich mit viel Ironie dem Thema Karriere widmenden Revue auszukosten.
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Furche, 02.03.2017
Wie man es richtig anstellt
Wesentlich zum Erfolg dieser Koproduktion mit der Staatsoper Hannover tragen die Protagonisten bei. Voran Mathias Schlungs naiv-durchtriebener Finch, Robert Meyers virtuose Karikatur des Firmenchefs Biggley, Ines Hengl-Pirker als vornehmlich mit ihren Reizen punktende, die Firma fast in den Ruin treibende Hey La-Rue, Julia Rosin als Komplimenten gar nicht abgeneigte Chefsekretärin Miss Jones, Lisa Antoni als gleich in Liebe zu Finch entflammte Rosemary und Marco Di Sapia als mehr durch Intrigen als durch Intelligenz auffallender Neffe des Firmenchefs: eine köstliche Studie. Der Chefdramaturg des Hauses, Christoph Wagner-Trenkwitz, leiht der Stimme des Buches seine sonore Stimme. Und Musical-Spezialist Joseph R. Olefirowicz steuert das gut gelaunte Orchester und den präzise auf seine Herausforderung vorbereiteten Chor mit Animo durch die Partitur.“How to Succeed in Business With out Really Trying“ feierte 1961 in New York Premiere. Vier Jahre später wurde dieses Erfolgsmusical von Frank Loesser erstmals auf Deutsch gegeben: im Theater an Wien. Seit dem Wochenende steht die Geschichte um den Fensterputzer J. Pierrepont Finch, der es mit Hilfe eines Ratgebers, vor allem aber mit viel eigenem Geschick bis zum Aufsichtsratschef der „World Wide Woppel Company“ schafft, unter dem Titel „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ auf dem Repertoire der Wiener Volksoper: mit den atmosphärisch die Szenerie New Yorks einfangenden Bühnenbildern Mathias Fischer-Dieskaus, den damit ideal korrespondierenden Kostümen von Judith Peter und in der sich durch nie nachlassendes Tempo auszeichnenden Regie von Matthias Davids. Dennoch bleibt genügend Zeit, die Pointen dieser sich mit viel Ironie dem Thema Karriere widmenden Revue auszukosten.
Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen
Volksoper – 5., 7., 9., 11., 15. März
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Die Furche
Unaufhaltsame Karriere im "La la Land"
Frank Loessers Musical "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen" nahm bereits in den Sechzigerjahren das Trump-Zeitalter vorweg. - Matthias Davids perfekt gefertigte Inszenierung und seine präzise Personenführung spiegeln die Gegenwart von Trumps Amerika wieder. Man dient einzig dem Kapitalismus. Die Figur des Fensterputzers Ponty (exzellent: Mathias Schlung), ein rücksichtsloser, ständig grinsender, aufstrebender Intrigant zeigt, das man es nur zu etwas bringen kann, wenn man skrupellos ist.
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Unaufhaltsame Karriere im „La La Land“
Frank Loessers Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ nahm bereits in den Sechzigerjahren das Trump-Zeitalter vorweg
© Bild: Barbara Pálffy/Volksoper Wien
Fast ein halbes Jahrhundert nach dessen Uraufführung mutet Frank Loessers Geschichte vom Fensterputzer Ponty, der es mittels eines Ratgebers zum Boss eines Großkonzerns schafft, wie ein amerikanischer Albtraum aus lang vergangenen Zeiten an. Frauen sind Sekretärinnen und träumen von der Ehe mit einem Boss, Männer dienen dem Mammon.
Es ist nicht einfach nach Gründen zu fahnden, warum man eine drei Stunden währende Produktion wie Frank Loessers Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“, ansehen soll. Die Story ist menschen-, vor allem frauenverachtend, die Musik belanglos und hitfrei. Zumindest, was die Musik anlangt, liegt der Vergleich mit dem Oscar-gwürdigten „La La Land“ nahe. Die Argumente aber liefert die Volksoper. Matthias Davids perfekt gefertigte Inszenierung und seine präzise Personenführung spiegeln die Gegenwart von Trumps Amerika wieder. Man dient einzig dem Kapitalismus. Die Figur des Fensterputzers Ponty (exzellent: Mathias Schlung), ein rücksichtsloser, ständig grinsender, aufstrebender Intrigant zeigt, das man es nur zu etwas bringen kann, wenn man skrupellos ist.
Mathias Fischer-Dieskaus Bühne stellt dafür das ideale Ambiente zur Verfügung, das Elemente aus Gemälden Magrittes mit Hollywood-Szenarien von braven Filmen aus dem Doris-Day-Zeitalter mit Fritz Langs Metropolis vermengt.
Gespielt wird ausgezeichnet: Neben Mathias Schlung in der Titelrolle, sorgt Volksoperndirektor Robert Meyer mit feinster Komik und bewegendem Spiel für die besten Momente des Abends. Lisa Antoni ist stimmlich und darstellerisch eine Idealbesetzung für die Sekretärin Rosemary. Ines Hengl-Pirker ist eine elementare Komödiantin. Von Marco die Sapia, Julia Koci, Regula Rosin und dem Rest des Ensembles lässt sich nur Bestes berichten.
Joseph R. Olefirowicz kann mit dem gut klingenden Orchester der Wiener Volksoper aus einem Nichts aus Musik auch nicht mehr machen. Aber, wie Darsteller und Orchester dieses inhaltliche Ärgernis bringen, ist eine sehenswerte Warnung vor möglich Drohendem.
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New.at
Der unaufhaltsame Aufstieg des J. P. Finch
Das Werk, mit Tony Awards und Pulitzerpreis ausgezeichnet, wurde 1961 uraufgeführt, und in der Koproduktion von Volksoper und Staatsoper Hannover wird das Geschehen auch in dieser Zeit angesiedelt. Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau erfreut mit grafischen Projektionen, die an Mad Men erinnern. Matthias Davids setzt in seiner Inszenierung auf Hochgeschwindigkeitsklamauk. Den Firmenlenker gibt Hausherr Meyer mit bestrickender Routine.
Der Standard
„Karriere hat für mich mit Wohlfühlen zu tun“
Matthias Davids im Interview: "Wenn du für andere verantwortlich bist, dann kannst du nicht einfach sagen: Hey, du kriegst Geld, also halt die Klappe."
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Der Standard, 25.02.2017
„Karriere hat für mich mit Wohlfühlen zu tun“
„Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“: Das Musical startet jetzt an der Wiener Volksoper. Regisseur Matthias Davids über Wahrheit, Humor, Gleichberechtigung und Klischees im Büro.
Der Fensterputzer Finch schafft es bis an die Spitze der World Wide Woppel Company. Nicht durch harte Arbeit, sondern durch geschicktes Ausnutzen der Schwächen anderer – alle Klischees des Büros sind die Sprossen seiner Karriereleiter.
Die Anleitung für seinen Aufstieg entnimmt er dem Karriereratgeber „How to Succeed in Business Without Really Trying“ der frühen 50er-Jahre, also wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen. Wirksam werden die guten Tipps „in einer großen Firma, die so groß ist, dass keiner genau weiß, was der andere eigentlich tut.“ Frank Loessers 1961 in New York uraufgeführtes, mit sieben Tony-Awards und dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Musical, hat heute unter der Regie von Matthias Davids an der Wiener Volksoper Premiere.
Standard: Zeigen Sie mit dem Musical ein humoriges historisches Bild der 60er-Jahre – oder gibt es Parallelen zum Heute?
Davids: Es geht um Menschen, die Karriere machen. Die Hauptfigur Finch geht einen skrupellosen Weg vom untersten bis ins oberste Stockwerk, aber man mag ihn. Klar sind wir in den 60ern angesiedelt, aber all das ist heute in der Wirklichkeit genauso möglich. Das Frauenbild etwa hat sich natürlich verändert, aber wie viele Firmenbosse haben Sekretäre? Wie viele Intendanten haben einen Sekretär? 50:50 ist nicht selbstverständlich. Gleichberechtigung ist nicht verwirklicht.
STANDARD: Aber gerade der Theaterboden ist doch divers: Multikulti, schwul, lesbisch – das sind am Theater ja keine Problemthemen …
Davids: Das Theater ist noch feudalistisch: ganz oben die Intendanz und die Geschäftsführung, dann geht es nach unten, ganz unten die Darsteller. Ich bin als Regisseur in der unteren Führungsebene. Gleichberechtigung gibt es auch am Theater nicht. 70 Prozent der Rollen sind Männerrollen, aber 70 Prozent Frauen suchen einen Job. Frauen, die nach der zweiten Babypause „nicht verlängert“ werden – das ist auch Wirklichkeit. Wir sind lange nicht so weit, wie wir sein könnten. Ich würde mir natürlich auch flachere Hierarchien wünschen.
STANDARD: Was müsste dafür geschehen?
Davids: Dafür müssten sich die Menschen mehr mit sich selbst beschäftigen.
STANDARD: Tun sie das nicht?
Davids: Nein, nicht genug. Ich erlebe so oft, dass Leute aus Angst nichts sagen. Da hat das Stück auch einiges an Binsenweisheiten zu bieten, etwa dass der Chef ohne seine Sekretärin nichts ist, dass sie als Geheimnisträgerin Macht hat.
STANDARD: Binsenweisheiten und jede Menge Klischees: notgeile, unfähige Männer …
Davids: Ja, da wird viel serviert.
STANDARD: Das Musical ist aber Entertainment …
Davids: Es ist kein Zeigefinger darauf, was andere angeblich falsch machen. Es sagt die Wahrheit – aber mit Humor, sonst kommt es ja nicht an. Und es wirft natürlich Fragen zum „Aufstieg“ auf: Zum Schluss scheint es sogar möglich, dass der Emporkömmling Finch Präsident der Vereinigten Staaten wird.
STANDARD: Sie sind einer der gut beschäftigten Theaterregisseure. Was bedeutet Karriere für Sie?
Davids: Für mich hat Karriere etwas mit Wohlfühlen zu tun. Ernst, aber nie ohne Spielerisches. Ich mag es, Menschen zu bewegen, zum Lachen, zum Weinen zu bringen, Menschen zum Fühlen zu bringen. Es ist eine Freude, Kopf und Herz anzusprechen.
STANDARD: Motivation ist immer implizit eine Frage beim Karrierenthema: Geldgetrieben waren Sie wohl auf Ihrem Weg über die Darstellung in die Regie nicht, oder?
Davids: Nein, lustgetrieben. Ich habe ein sehr gesundes Umfeld, komme aus einer musikalischen Familie, habe viele Geschwistern. Ich war immer ein unsteter Geist, ich wollte Theorie und Praxis vereinen. Mit dabei war ein bisschen Naivität, ein bisschen Angst – das war der Kick.
STANDARD: Und wie motivieren Sie Ihre Darsteller?
Davids: Motivation ist immer eine Frage des Respekts, der Zugewandtheit, der Sensibilität im Zugang zu einem Menschen. Ich motiviere mit Interesse am Menschen. Es ist mir ja nur schwer begreiflich, warum Führungspersonen so viele Probleme mit Motivation haben. Offenbar haben sie mit sich selbst so viele.
STANDARD: Da sind wir beim Verantwortungsthema …
Davids: Ja, wenn du für andere verantwortlich bist, dann kannst du nicht einfach sagen: Hey, du kriegst Geld, also halt die Klappe.
STANDARD: Haben Sie eine Art Karriereplanung gemacht?
Davids: Was heißt Planung? So funktioniere ich nicht. Ich arbeite hier und jetzt. Irgendwie ist es für mich schon einigermaßen befremdlich, wenn ich Anfragen für 2019 kriege …
STANDARD: Brauchen Sie denn keine Sicherheit? Keine Berechenbarkeit?
Davids: Zumindest nicht mehr als die, die ich habe.
STANDARD: „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ hat heute Premiere. Wird man Sie dort sehen?
Davids: Nein! In der Premiere sitze ich nicht. Das „Baby“ kann schon selber laufen. Und ich kenne mich ja: Dann sitze ich in der Premiere, spüre die Zu- oder Abneigung des Publikums und bin versucht aufzuspringen und mich einzumischen. Das ist nicht gut.
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Der Standard (Karriere-Teil)
Das Geheimnis seines Erfolgs
Nun hält die Komödie Einzug. In den Kostümen von Judith Peter zehrt sie vor allem vom Charme der frühen Sixties – einer Zeit der bunten Dekors, aber noch ohne den Aufstand der Hippies. Und ohne Gleichbehandlungskommissionen. „How to succeed in business without really trying“, wie es im Original heißt, erzählt von einer gestrigen Welt der Bürohengste und Vorzimmergrazien, und sie wirkt bei Regisseur Matthias Davids so bieder, bunt und beschwingt, als hätte man eine Folge „Bezaubernde Jeannie“ mit einer Esther-Williams-Revue gekreuzt.
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Wiener Zeitung, 28.02.2017 (S. 26)
Das Geheimnis seines Erfolgs
Christoph Irrgeher
Gut möglich, dass das Stammpublikum ein wenig verwirrt war. Tatsächlich: Am Samstag prangten auf der Bühne der Wiener Volksoper die dicken Lettern „WWW“. Ist die Heimstätte betagter Musikkomödien plötzlich im Internet-Zeitalter angekommen? Entwarnung – so modern wird es in der neuen Premiere doch nicht. Das Kürzel steht vielmehr für „World Wide Woppel Company“, ein fiktives Unternehmen im Amerika der 1960er Jahre. In dieser Firma also schleimt sich ein Fensterputzer namens J. Pierrepont Finch die Erfolgs leiter hoch, bewaffnet mit einem Ratgeber namens „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“. Denselben Titel trägt das satirische Stück: 1961 wurde es von Abe Burrows (Buch) und Frank Loesser (Musik) geschaffen, und es war um Erfolg nicht verlegen. Mehr als 1000 Broadway-Aufführungen folgten, 1965 eine Wien-Premiere mit Harald Juhnke.
Der Boss, ein Zerrissener
Nun hält die Komödie abermals Einzug. In den Kostümen von Judith Peter zehrt sie vor allem vom Charme der frühen Sixties – einer Zeit der bunten Dekors, aber noch ohne den Aufstand der Hippies. Und ohne Gleichbehandlungskommissionen. „How to succeed in business without really trying“, wie es im Original heißt, erzählt von einer gestrigen Welt der Bürohengste und Vorzimmergrazien, und sie wirkt bei Regisseur Matthias Davids so bieder, bunt, und beschwingt, als hätte man eine Folge „Bezaubernde Jeannie“ mit einer Esther-Williams-Revue gekreuzt.
Hornbrillen- und Shiftkleid-Angestellte verleihen den Arbeitsstunden den Glanz der großen Bühne: Eine mittlere Büro-Katastrophe (oh Schreck, der Kaffeeautomat streikt!) zieht eine vertanzte Massenpanik nach sich; in der Poststelle herrscht heiteres Packerlwerfen unter der Leitung eines altgedienten Apparatschiks; und auch in den anderen Räumen werken, hinterlegt von schicken Wolkenkratzer-Projektionen (Bühne: Matthias Fischer-Dieskau), witzige Karikaturen, die nur darauf warten, vom Karrieristen Finch angeschleimt oder ausstalliert zu werden. Hier die Chefsekretärin Ms. Jones, eine schroffe, aber einnehmbare Festung (resch: Regula Rosin), dort der Boss J.B. Biggley: In der wendigen Gestalt von Hausherr Robert Meyer ein Zerrissener zwischen Herrschsucht, familiären Verpflichtungen (der Neffe in der Postabteilung) und erotischen Lockungen (die dümmliche Sexbombe, Abteilung noch unklar).
Die Frau hat „Küchencharme“
Problematisch wird dieses Karikaturenkarussell, wenn es bei der Freundin des zielstrebigen Finch, nämlich der Sekretärin Rosemary, ankommt und vor lauter Niedlichkeit die Ironie abblättert. Dann malen Schmalznummern wie „Ich halt ihm gern sein Essen warm“ ein dermaßen anachronistisches Bild von der opferbereiten, mit „Küchencharme“ begabten Frau, dass die ganze „Emma“-Redaktion in Köln vor Entrüstung bebt.
Und leider: Auch über die Konkurrenten Finch und Frump hat die Regie etwas viel Humorzucker gestreut. Ersterer wirkt zu drollig für den kalkulierenden Karrieristen; der Chef-Neffe wiederum, zum kindischen Rumpelstilzchen überzeichnet, scheint solcherart kaum in der Lage, eine tückische Schlinge auszulegen. Und auch dem Werk ist ein Vorwurf zu machen: Einen Hit, wie er Loesser mit „Baby, it’s cold outside“ gelungen ist, kann es nicht vorweisen.
Dafür aber Pointen bis zum Feierabend. Die tun auch in der deutschen Bearbeitung (Roman Hinze) ihren Dienst und werden von einem guten Ensemble serviert. Mathias Schlung lässt den Protagonisten als Sonnyboy glänzen, Marco Di Sapia den Neffen mitunter opernhaft poltern. Und Lisa Antoni singt die Rosemary mit einer makellosen Musical-Technik, dabei aber wohldosierter Emotion: ein Labsal neben dem Zwei-Zucker-zu- viel-Stil in den Genre-Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien.
Erstaunlich auch das Volksopernorchester: Unter der Ägide von Joseph R. Olefirowicz verwandelt es sich in ein Broadway-Ensemble, das die Musik mit mustergültigem Swing-Sensorium meistert und auch im Wechselspiel mit der Bühne die stupende Präzision eines Uhrwerks besitzt.
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Wiener Zeitung
Eine "Karriere" in der Volksoper: Vom Fensterputzer zum Chef
Matthias Davids ist einer dieser modernen Nomaden. Er lebt in Deutschland und Linz, inszenierte da wie dort Musicals und pendelte auch arbeitsbedingt regelmäßig nach Wien, wo er 2013 etwa "Sweeney Todd" für die Volksoper inszenierte, davor "Anatevka". Fünf Wochen haben er und die rund 100 Schauspieler/Tänzer/Sänger das Musical "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen" für die Volksoper nun geprobt.
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Die Presse, 28.02.2017 (S. 9)
Eine „Karriere“ in der Volksoper: Vom Fensterputzer zum Chef
Matthias Davids inszeniert ein „Karriere“-Musical, in dem die weibliche Hauptrolle das Essen für ihren Mann warm hält. Geht das heutzutage noch?
von Eva Winroither
Matthias Davids ist einer dieser modernen Nomaden. Er lebt in Deutschland und Linz, inszenierte da wie dort Musicals und pendelte auch arbeitsbedingt regelmäßig nach Wien, wo er 2013 etwa „Sweeney Todd“ für die Volksoper inszenierte, davor „Anatevka“. Fünf Wochen haben er und die rund 100 Schauspieler/Tänzer/Sänger das Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“ für die Volksoper nun geprobt.
„Der Druck in den Theatern ist natürlich groß, und Proben kosten auch Geld“, erzählt Davids in der Volksopern-Kantine auf die Frage, ob die Probenzeiten generell in der Branche immer kürzer werden. Dabei müssen die Schauspieler nicht nur ihre Rollen können, sondern auch die Umbauarbeiten auf der Bühne beherrschen, die natürlich auch ins Spiel integriert werden.
Alles in allem viel zu tun, in wenig Zeit. Was im großen Widerspruch zum Stück steht, wo Hauptfigur Ponty Finch vorzeigt, wie man es eben ohne Anstrengung mit „sozialer Intelligenz“ (manche würden ja sagen „viele Intrigen“) vom Fensterputzer bis in die Chefetage eines weltweiten Konzerns schafft. Vorbei am Neffen des Firmenchefs, den Abteilungen, die das Ende für die eigene Karriereleiter bedeuten (Postverteilung), und dem Schleudersessel des Marketingchefs. Das Stück wurde in den 1960ern am Broadway uraufgeführt, bekam sieben Tony Awards und einen Pulitzer-Preis – und zählt doch zu den selten gespielten Klassikern im Musical-Genre.
Ein Grund dafür, dass sich Davids für die Inszenierung des Stückes entschieden hat. Und weil es, „ohne mit dem Zeigefinger zu arbeiten, Mechanismen aufzeigt, die es heute noch gibt“, erzählt er. Mitarbeiter, die sich wie Fähnchen im Wind drehen, Eitelkeit, Selbstsucht, alles Dinge, die Finch geschickt ausspielt und die dazu beitragen, dass er seinen Weg nach oben findet. „Wenn der Firmenchef sagt: ,Ich feuere den Marketingchef, denn der kommt immer mit neuen Ideen, aber macht nie das, was ich will‘, dann finde ich das heute noch total gültig.“
Bleibt trotzdem die Frage, ob so ein Stück noch zeitgemäß ist, wenn der größte Moment der weiblichen Hauptrolle jener ist zu singen, dass sie zu Hause auf den Mann wartet und ihm das Essen warm hält, während er Karriere macht. Davids lacht. Er habe sich ja selbst gefragt, ob die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren halten könnte. „Also, ich glaube ja nicht“, sagt er. Auch seien die Frauen im Stück letztlich klüger als die Männer. „Und wenn man sich das Thema Gleichberechtigung ansieht, dann sind wir noch immer nicht da, wo wir denken, dass wir sind.“ Noch immer seien Frauen in Führungspositionen eine Seltenheit. Männliche Assistenten, die Frauen zuarbeiten, gebe es auch heute kaum. Natürlich sei die Rolle der Rosemary speziell. Aber man müsse sie (so wie die Rolle von Finch und dem strickenden Firmenchef) „ironisch betrachten“. Die Rolle sei so überzeichnet, „dass man sieht, dass das nicht der große Traum ist“.
Kein „Starlight Express“
Also doch kein modernes Märchen, im Sinne von Happy End, so wie es gern in Musicals gezeigt wird.
Aber ein Fan von Musical-Kassenschlagern ist Davids ohnehin nicht. Seit Dezember 2012 ist er Künstlerischer Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz. Und hat sich zum Ziel gesetzt, Musicals abseits des Mainstreams zu spielen. Also keine „Evita“, kein „Kiss me, Kate“, und „sicher auch kein ,Starlight Express'“. „Sonntag im Park mit George“ würde ihn interessieren, ein Musical inspiriert von einem Gemälde Georges Seurats.
ZUM STÜCK
„Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“. Das Musical von Frank Loesser wurde in den 1960ern uraufgeführt und erhielt unter anderem sieben Tony Awards. Am Samstag feierte das Stück Prämiere in der Wiener Volksoper. Regisseur ist Matthias Davids. Mit Mathias Schlung als Finch, Lisa Antoni als Rosemary und Volksopern-Direktor Robert Meyer als Firmenboss.
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Die Presse
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