Stückinfo
Kinderoper in zwei Akten
Musik Taner Akyol
Libretto Cetin Ipekkaya und Marietta Rohrer-Ipekkaya
Komische Oper Berlin /D
Uraufführung 28. Oktober 2012
Wiederaufnahme 21. Februar 2014
»Sesam, öffne dich!« – Die berühmte Erzählung aus 1001 Nacht als türkisch-deutsche Kinderoper. Der in Berlin lebende türkische Komponist Taner Akyol verbindet in seiner ersten Oper westliche Musiktraditionen mit den Klängen seiner Heimat: Instrumente wie Zurna oder Kaval treffen auf Oboe und Querflöte, türkische Textpassagen auf deutsche, orientalische Melodien auf Operngesang.
»Eyyyyy. Ahi Evran dostlari!« – Mit dem bunten Treiben auf einem orientalischen Basar beginnt die neue Kinderoper der Komischen Oper Berlin. Rufe der Verkäufer, Händler und Kunden schallen durcheinander. Wie die Komposition zwanglos zwei unterschiedliche Musiksprachen zu einem neuen Ganzen verbindet, so stellt auch der Text der neuen Oper leicht und spielerisch deutsche und türkische Passagen nebeneinander. Erklärender Übertitel bedarf es dabei nicht, dient doch als »Übersetzung« die universale Sprache der Musik. Das in Dialogen und Musiknummern erzählte Märchen wird in Szene gesetzt von einem der gefragtesten Regisseure auf dem Gebiet des Musicals, Matthias Davids. »Açil, susam, açil!« – »Sesam, öffne dich!«
Text: Komische Oper Berlin
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Kristiina Poska
Sanne Danz
Judith Peter
Melissa King
Ulrich Lenz
Darsteller
Jens Larsen
Nina von Möllendorf
Tansel Akzeybek
Daniel Drewes
Stefan Sevenich
Caren van Oijen
Ariana Strahl
Carsten Sabrowski
Manfred Sabrowski
Hans-Martin Nau
Presse
Heitere Gewalt ohne Blutvergießen
Taner Akyols Kinderoper „Ali Baba“ an der Komischen Oper erhält Applaus für viel Gesang, Bewegung und Verbiegungen. (...) Ein bisschen schlucken muss man dann doch. Immerhin wurde da gerade ein Mensch gevierteilt. Das war gottlob nicht zu sehen, irgendwann hält jemand aus der Räuberschar ein abgetrenntes Bein in die Höhe, ein anderer einen Arm, ein dritter schließlich den Kopf. Man sieht, dass es die Teile einer Puppe sind, auch von Blut weit und breit keine Spur. Ein Trauma wird hier niemand davontragen. Und doch wird es ein bisschen stiller an diesem sonst kalauerreichen, zum Ende hin sehr lustigen Nachmittag. Heitere Gewalt ohne Blutvergießen: Es ist nicht das einzige Mal in der Kinderoper „Ali Baba und die 40 Räuber“, die am Sonntag in der Komischen Oper uraufgeführt wurde, dass der Zuschauer sich an einen Zeichentrickfilm erinnert fühlt. Matthias Davids tut mit seiner Inszenierung jedenfalls alles, um die kleinen Zuschauer bei Laune zu halten. (...) Und es gibt tatsächlich einen Haufen gelungener Einfälle zu erleben. Ali Babas Gefährte etwa (Daniel Drewes), ein Papageno in Eselausführung, der die komische Figur mimt. Ein Räuberhauptmann (Carsten Sabrowski), der ordentlich herumpoltert und dabei doch das Böse in liebenswerter Form ist. Man darf sich als Zuschauer auch freuen über eine ziemlich elegante Lösung für das leibliche Ende der 40 Räuber. Wo im Originalmärchen die kluge Magd eben mal heißes Öl in die Schläuche füllt, in denen sich das lichtscheue Gesindel versteckt, wird auf der Opernbühne sogenanntes „Schlafpulver“ über den Räubern ausgestreut. (...) Wie herrlich, als zum Schlussapplaus ein türkischer Tanz aus dem Graben dröhnt. Saftig, lebensfroh, üppig klingt das, der Saal klatscht begeistert mit.
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Heitere Gewalt ohne Blutvergießen
Taner Akyols Kinderoper „Ali Baba“ an der Komischen Oper erhält Applaus für viel Gesang, Bewegung und Verbiegungen. Trotz des Ansatzes der türkisch-deutschen Kinderoper bleibt das Stück jedoch recht heimatlich.
Ein bisschen schlucken muss man dann doch. Immerhin wurde da gerade ein Mensch gevierteilt. Das war gottlob nicht zu sehen, irgendwann hält jemand aus der Räuberschar ein abgetrenntes Bein in die Höhe, ein anderer einen Arm, ein dritter schließlich den Kopf. Man sieht, dass es die Teile einer Puppe sind, auch von Blut weit und breit keine Spur. Ein Trauma wird hier niemand davontragen. Und doch wird es ein bisschen stiller an diesem sonst kalauerreichen, zum Ende hin sehr lustigen Nachmittag.
Heitere Gewalt ohne Blutvergießen: Es ist nicht das einzige Mal in der Kinderoper „Ali Baba und die 40 Räuber“, die am Sonntag in der Komischen Oper uraufgeführt wurde, dass der Zuschauer sich an einen Zeichentrickfilm erinnert fühlt. Matthias Davids tut mit seiner Inszenierung jedenfalls alles, um die kleinen Zuschauer bei Laune zu halten. Vielleicht hat man sogar panische Angst, die Aufmerksamkeit der Kinder zu verlieren.
Umgang mit dem Reichtum
So oft wie hier „huh“ und „ha“ geschrien wird, so sehr wie die Darsteller und Sänger sich biegen, wie sie grimassieren und dröhnlachen. Dass Ali Baba eine auch für Kinder verständliche Parabel ist auf den Umgang mit Reichtum – verkörpert in einer klugen, grundsympathischen Hauptfigur –, gerät im ständigen Possenreißen ein wenig in den Hintergrund. Das schreibt natürlich ein Erwachsener. Einer, der glauben mag, dass man Kinder bei der Stange halten könnte, ohne ununterbrochen Bühnenstaub aufzuwirbeln. Der begeisterte Applaus am Ende gab der Aufführung jedoch Recht.
Und es gibt tatsächlich einen Haufen gelungener Einfälle zu erleben. Ali Babas Gefährte etwa (Daniel Drewes), ein Papageno in Eselausführung, der die komische Figur mimt. Ein Räuberhauptmann (Carsten Sabrowski), der ordentlich herumpoltert und dabei doch das Böse in liebenswerter Form ist. Man darf sich als Zuschauer auch freuen über eine ziemlich elegante Lösung für das leibliche Ende der 40 Räuber. Wo im Originalmärchen die kluge Magd eben mal heißes Öl in die Schläuche füllt, in denen sich das lichtscheue Gesindel versteckt, wird auf der Opernbühne sogenanntes „Schlafpulver“ über den Räubern ausgestreut.
Räuber, die in diesem Fall außerdem gar nicht so übel sind, schließlich werden sie vom begeistert johlenden Kinderchor der Komischen Oper dargestellt, Turbane auf dem Kopf, Krummsäbel geschwungen. Sie sitzen am Ende auch nicht in Schläuchen, sondern – Clou der Aufführung – in Öltonnen mit Sehschlitzen. Und der Räuberhauptmann hat sich als Ölscheich mit schwarzer Sonnenbrille und Arabertuch verkleidet, um zu Ali Baba vorzudringen, dem Mitwisser seines Passwortes.
Mit orientalischem Geschmack, aber ohne Morgenland-Kitsch wird das in Szene gesetzt. Die Bühne ist wenig mehr als ein riesiger Teppich, der von buntem Personal bevölkert wird. Gleich zu Beginn ist ein opulentes Markttreiben zu sehen, bei dem orientalische und neuköllner Basarform aufeinandertreffen. Gewürze werden ebenso feilgeboten wie Blechkram und Klobürsten. Der Chor der Marktleute singt türkisch.
Der etwas andere Hintergrund
Was allerdings die Ausnahme bleibt. Für eine deutsch-türkische Kinderoper ist man sogar erstaunt, wie wenig türkisch zu hören ist, und dass auch selten nur erkennbar orientalisches Kolorit aus dem Orchestergraben dringt. Das Verhältnis zwischen deutschen und türkischen Anteilen entspricht in etwa der Zusammensetzung des Publikums dieser Premiere: Migrationshintergrund meist eher Süddeutschland.
Für seine Musik hat der in Berlin lebende Saz-Virtuose und Komponist Taner Akyol türkisches Instrumentarium zum klassischen Orchester hinzugefügt. Eine Zurna, die türkische Oboen-Schalmei, sitzt mit im Orchestergraben,wie auch eine Saz und die dumpf dröhnende Rahmentrommel. Schade nur, dass diese Instrumente so selten hervortreten. Und wenn doch einmal, dann wird es hinreißend, wie bei der Eingangsmusik zum zweiten Akt.
Ansonsten schreibt Taner Akyol eine Musik, die sich dezent dem Treiben auf der Bühne unterordnet, eine Art atonales Hintergrundrauschen, das die Dirigentin Kristiina Poska exzellent organisiert. Selten nur stellt sich eine neue Klangfarbe ein, auf ein Instrumentalsolo wartet man vergeblich. Es ist, als fürchte Akyol eine zu orientlastige Klangsprache. Und dabei, so der Eindruck, verliert seine Musik doch viel Sinnlichkeit. Wie herrlich, als zum Schlussapplaus ein türkischer Tanz aus dem Graben dröhnt. Saftig, lebensfroh, üppig klingt das, der Saal klatscht begeistert mit. Warum nicht mehr davon?
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Berliner Zeitung
Viel Beifall für Ali Baba
«Açil, susam açil! Sesam, öffne dich!» Mit dieser beschwörenden Formel hat «Ali Baba» an der Komischen Oper Berlin nicht nur die sagenhafte Schatzkammer der 40 Räuber geöffnet, sondern auch die Herzen der kleinen Zuschauer. Die Uraufführung der deutsch-türkischen Kinderoper von Taner Akyol fand am Sonntag viel Beifall - obwohl die Erzählung aus der «1001 Nacht»-Sammlung durchaus ein paar Schockmomente hat. «Ali Baba und die 40 Räuber», die erste zweisprachige Kinderoper der Komischen Oper, spielt auf einem riesigen fliegenden Teppich. Wie immer hat das Haus das Singspiel für Kleine genauso opulent und aufwendig ausgestattet wie eine Erwachsenen-Oper - eine langjährige Tradition. Die vielen kleinen Zuschauer schlossen nicht nur den von Bass Jens Larsen gesungenen, gutmütigen Ali Baba sofort ins Herz. Die Kinder liebten vor allem seinen treuen, aber auch ziemlich frechen Begleiter: den Esel Karakaçan - mit viel Witz und Energie dargestellt von Daniel Drewes. (...) Und auch von den erwachsenen Zuschauern gab es viel Applaus.
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Deutsch-türkische Oper „Ali Baba“ uraufgeführt
Berlin – «Açil, susam açil! Sesam, öffne dich!» Mit dieser beschwörenden Formel hat «Ali Baba» an der Komischen Oper Berlin nicht nur die sagenhafte Schatzkammer der 40 Räuber geöffnet, sondern auch die Herzen der kleinen Zuschauer.
Die Uraufführung der deutsch-türkischen Kinderoper von Taner Akyol fand am Sonntag viel Beifall – obwohl die Erzählung aus der «1001 Nacht»-Sammlung durchaus ein paar Schockmomente hat.
Immerhin wird Ali Babas gieriger Bruder Kasim von den finsteren Räubern gevierteilt und sein Leichnam später wieder zusammengenäht. Leider waren Kasim die Zauberworte («Gerste, öffne dich? Hafer, öffne dich?») nicht mehr rechtzeitig eingefallen und so wurde er von den Räubern in der Goldhöhle erwischt.
«Ali Baba und die 40 Räuber», die erste zweisprachige Kinderoper der Komischen Oper, spielt auf einem riesigen fliegenden Teppich. Wie immer hat das Haus das Singspiel für Kleine genauso opulent und aufwendig ausgestattet wie eine Erwachsenen-Oper – eine langjährige Tradition. Zuletzt wurden an der Bühne Stücke wie «Robin Hood», «Mikropolis», «Die rote Zora» und «Pinocchio» uraufgeführt. Profis singen an der Seite des ambitionierten Kinderchors der Komischen Oper.
Der in Berlin lebende türkisch-kurdische Komponist hat für «Ali Baba» moderne westliche Klänge mit der traditionellen Musik seiner Heimat verwoben. Eine Mischung, die größtenteils aufgeht – auch wenn die Texte von Solisten und Chor, egal ob deutsch oder türkisch, oft nur sehr schwer zu verstehen sind. Die 40 Orchestermitglieder spielen unter der schwungvollen Leitung von Kristiina Poska nicht nur Geige, Oboe und Querflöte, sondern auch Instrumente wie Zurna und Kaval. Orientalische Melodien wechseln sich mit Operngesang ab.
Übertitelungen, sprich Übersetzungen, gibt es in der von Matthias Davids ziemlich geradlinig inszenierten Geschichte nicht. Wer mal etwas nicht verstanden hat, kommt trotzdem mit: Die Bilder und Gesten sprechen für sich. Die vielen kleinen Zuschauer (empfohlen ab sechs Jahren) schlossen nicht nur den von Bass Jens Larsen gesungenen, gutmütigen Ali Baba sofort ins Herz. Die Kinder liebten vor allem seinen treuen, aber auch ziemlich frechen Begleiter: den Esel Karakaçan – mit viel Witz und Energie dargestellt von Daniel Drewes.
Während seinem Bruder Kasim (Stefan Sevenich) die Habgier zum Verhängnis wird, bleibt Ali Baba bescheiden – und ist am Ende der Sieger. Und dank der Schlauheit der befreiten Sklavin Sirin (Ariana Strahl) kann Ali Baba am Ende sogar den fiesen Räuberhauptmann (Carsten Sabrowski) überwältigen. Für Zwischentöne oder poetische Momente ist in der Inszenierung kein Platz. Beim großen Schlusschor wurde trotzdem begeistert mitgeklatscht. Und auch von den erwachsenen Zuschauern gab es viel Applaus.
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Welt
A-I!
Es gibt einiges zu lernen in der Komischen Oper. Zum Beispiel über die Verständigungsprobleme von Eseln. In Deutschland, das weiß doch jedes Kind, sagt der Vierbeiner I-A, im Türkischen ist es ein umgekehrtes A-I. Ali Babas treuer Esel Karakacan hat einiges durchzumachen in Taner Akyols Kinderoper "Ali Baba und die 40 Räuber", die jetzt an der Behrenstraße unter großer Begeisterung uraufgeführt wurde. Nur einmal geriet das Publikum in Panik, als sich die 40 Räuber lauthals in den Saal stürzten, um Ali Baba irgendwo in Parkett Reihe 10 zu jagen. In der Komischen Oper ist angekommen, was Konsumstrategen seit Jahrzehnten praktizieren, dass es manchmal ergiebiger ist, wenn die Kinder ihre Eltern an die Hand nehmen. Das Opernhaus bemüht sich um türkische Familien in Berlin. (...) Die gut zweistündige "Ali Baba"-Oper ist das erste deutsch-türkische Großprojekt. Es ist eine bezaubernde, Maßstäbe setzende Unternehmung. Musicalregisseur Matthias Davids hat es fantasievoll auf die große Bühne gebracht.
Berliner Morgenpost
Hallo und Merhaba! - Fliegender Teppich mit Ali Baba und den vierzig Räubern punktgenau in der Komischen Oper Berlin gelandet.
Erneut zeigt das Haus in der Behrenstraße, dass dort etwas getan wird für den Nachwuchs – den im Publikum und den auf der Bühne. Die jährliche Neuproduktion einer Oper für ein junges Publikum wurde mit dem gleichen Engagement und Aufwand erarbeitet wie eine »normale« Inszenierung: mit großem Orchester, erstklassigen Solisten und Chorsängern. (...) Das alles wird flott und mit manch schönem Regieeinfall (Erster Aufttritt der Räuber, ihr Gruppenbild) inszeniert (Matthias Davids), fröhlich und laut mit vielen Huhs und Hahs dargeboten. (...) Großes Amüsement bei Darstellern und Besuchern und ebensolcher Beifall. Liebling aller Altersgruppen des Publikums: Karakaçan (Daniel Drewes) – ein Esel in Menschengestalt – quasi ein Zwillingsbruder des Papageno (Kostüme: Judith Peter), der seinem Herrn Ali Baba ein echter Kumpel ist und – Runniggag des Stücks –bei jeder Gelegenheit das I A der deutschen Esel i ins Türkische übersetzt: A I. (...) Der Besuch sei hiermit nachdrücklich empfohlen.
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Hallo und Merhaba! – Fliegender Teppich mit Ali Baba und den vierzig Räubern punktgenau in der Komischen Oper Berlin gelandet
Kategorie: Kultur, Bühne, Regionales, Berlin
Dort bedeckt der Fliegende Teppich in dekorativen Wellen die ganze Bühne, seine Fransen hängen schräg bis in den Orchestergraben, und das Muster in warmen Erdtönen macht viele Deutungen möglich. Er überzeugt als weite Wüstenlandschaft, läßt sich aufklappen und einen Blick auf die Räuberschätze zu, wird von Häusersilhouetten der vom Bühnenhimmel herabfallenden Fadenvorhänge auf eine dörfliche Siedlung geschrumpft und schließlich mit einem kleinen Läufer und einem üppigen Perser für die Wohnungen des armen Ali Baba beziehungsweise seines reichen Bruders Kasim parzelliert. (Szenenbild: Sanne Danz).
Erneut zeigt das Haus in der Behrenstraße, dass dort etwas getan wird für den Nachwuchs – den im Publikum und den auf der Bühne. Die jährliche Neuproduktion einer Oper für ein junges Publikum wurde mit dem gleichen Engagement und Aufwand erarbeitet wie eine »normale« Inszenierung: mit großem Orchester, erstklassigen Solisten und Chorsängern. Und mit einer fantasievollen Ausstattung sowieso. Wie gewohnt dürfen auch die Mitglieder des Kinderchors (Leitung: Dagmar Fibach) demonstrieren, dass sie singen und tanzen können wie die Profis. Das Ganze spielt auf der großen Bühne des traditionsreichen Hauses und nicht – wie andernorts gern – im Foyer oder auf der Probebühne.
Die Aufführungen sind seit Jahren ein fester Bestandteil des Spielplans und in dieser Form nahezu einzigartig in der bundesdeutschen Opernlandschaft. Aktuell also: »Ali Baba und die vierzig Räuber«, eine Kinderoper in 2 Akten von Taner Akyol. Das Libretto des Auftragswerkes schrieben Çetin İpekkaya und Marietta Rohrer-İpekkaya nach dem weltbekannten Märchen aus Tausend und einer Nacht. Spielerisch stellen die Autoren deutsche und türkische Passagen nebeneinander. Wo Worte fehlen, hilft die Musik – die Sprache der Völker. Die Bildschirme in den Sessellehnen, auf denen die Besucher während der Vorstellungen die Texte in den gängigen Weltsprachen und neuerdings auch auf Türkisch mitlesen können, sind nicht aktiviert.
Die herkömmlichen Instrumente des Orchesters (Leitung: Kristiina Poska) werden ergänzt durch die türkische Zurna oder die Kaval. Die Baglama – eine türkische Laute – wird von Taner Akyol eigenhändig gezupft. Für die Musik seiner ersten Oper verbindet der in der Türkei geborene Berliner Komponist (seit 1999 Träger des Hanns-Eisler-Preises für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik) heimatliche Klänge mit westlichen Musiktraditionen. Sie untermalt das Bühnengeschehen auf angenehme Art und Weise. Ohrwürmer enthält sie nicht. In Erinnerung bleibt vielleicht das mehrmals lautstark und begeistert wiederholte Lied »Wir sind die vierzig Reubääärrr, jeder von uns ist ein Held! Alle vom feinsten Kalibääärrr. Wir scheffeln gerne Geld.« Oder so ungefähr.
Die Geschichte selbst ist fix erzählt: Armer Ali (Jens Larsen) kommt zufällig fiesen Räubern auf die Schliche und klaut von ihrem Golde nur ein wenig, damit sie den Diebstahl nicht merken. Reicher Bruder (Stefan Sevenich) ist weniger schlau und vergißt über seiner Gier das Zauberwort für die Schatzkammer (ein herrliches Goldene–Bälle-Bad), wird von den Räubern überrascht und portioniert. Abschreckung für den nächsten Dieb muss sein. Die Kleinen im Publikum – fernseherfahren – graulen nicht. Tüchtiger, aber eitler Schneider (Manfred Sabrowski) flickt den Toten auf Wunsch der Familie wieder zusammen, bringt diese jedoch in noch größere Schwierigkeiten, indem er den Räubern die Adresse verrät. Pfiffige Sklavin (Ariana Strahl) vermehrt geschwind an sämtlichen Häusern das Zeichen, das die Bösewichte als Gedankenstütze an Kasims Tür gemalt hatten. Sehr witzig der neuerliche Auftritt des Räuberhauptmanns (Carsten Sabrowski), der wie ein moderner Ölscheich gewandet ist und seine Kumpane in 40 Ölfässern mit Sehschlitzen heran rollt. Genau durch diese pustet die aufgeweckte Dorfbevölkerung ein »Schlafpulver«. Aus mit lustig für die beutegierige Bande. Ali verheiratet die kluge Sklavin mit seinem Sohn und alle haben einen Grund zum feiern.
Das alles wird flott und mit manch schönem Regieeinfall (Erster Aufttritt der Räuber, ihr Gruppenbild) inszeniert (Matthias Davids), fröhlich und laut mit vielen Huhs und Hahs dargeboten. Die Moral der Geschichte ist dünn. Poetische Elemente sind rar. Dennoch: großes Amüsement bei Darstellern und Besuchern und ebensolcher Beifall. Das war’s.
Liebling aller Altersgruppen des Publikums: Karakaçan (Daniel Drewes) – ein Esel in Menschengestalt – quasi ein Zwillingsbruder des Papageno (Kostüme: Judith Peter), der seinem Herrn Ali Baba ein echter Kumpel ist und – Runniggag des Stücks –bei jeder Gelegenheit das I A der deutschen Esel i ins Türkische übersetzt: A I.
Mit einer deutsch-türkischen Kinderoper betritt das Ensemble Neuland. Das Risiko scheint nicht sonderlich groß zu sein in einer Stadt, in der laut amtlicher Statistik vom Mai dieses Jahres rund 105.000 türkische Mitbürger leben und die als die größte türkische Gemeinde in Europa, d.h. außerhalb des Heimatlandes, gilt. Die Komische Oper Berlin versteht sich als lernende Institution, die auf Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse reagieren und sich mit ihrem Publikum weiterentwickeln muss. Sie setzt auf den Dialog. Ihr vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufene und auf Nachhaltigkeit angelegtes Projekt »Selam Opera!« bietet speziell den Besuchern mit türkischen Wurzeln ein umfangreiches Angebot von Workshops und informativen Veranstaltungen samt Blick hinter die Kulissen der geheimnisvollen und spannenden Opernwelt. Sie will so Begeisterung für das Musiktheater wecken und helfen, Sprach- bzw. kulturelle Barrieren zu überwinden. Die Bemühungen tragen erste Früchte: Mehrere singefreudige Kinder haben zum Kinderchor gefunden und sind mit Begeisterung bei der Sache. Und zumindest zur Premiere kamen deren Eltern, Großeltern, Geschwister, viele viele Mitglieder der Großfamilien und so mancher Nachbar. Dennoch dominierte bei der Premiere im Zuschauerraum der Singsang der Einwanderer aus dem Süden Deutschlands.
Bis Jahresende wird in der Komischen Oper noch mehrmals die Zauberformel zu hören sein: »Sesam – öffne dich!« bzw. »Açil, suam açil!«
Der Besuch sei hiermit nachdrücklich empfohlen.
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Weltexpress International
Termine
03. November 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
08. November 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
12. November 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
28. November 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
30. November 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
09. Dezember 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
14. Dezember 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
20. Dezember 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
26. Dezember 2012, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
21. Februar 2014, 19:00 Uhr
Komische Oper Berlin
22. Februar 2014, 11:00 Uhr
Komische Oper Berlin
19. März 2014, 11:00 Uhr
Komische Oper Berlin
25. März 2014, 11:00 Uhr
Komische Oper Berlin
30. März 2014, 16:00 Uhr
Komische Oper Berlin
31. März 2014, 11:00 Uhr
Komische Oper Berlin
02. April 2014, 11:00 Uhr
Komische Oper Berlin