Stückinfo
Musik Mitch Leigh
Buch Dale Wassermann
Liedtexte Joe Darion
Deutsch von Robert Gilbert
Theater St. Gallen
Premiere 19. Dezember 2009
Miguel de Cervantes schuf im 17. Jahrhundert den Roman über Don Quixote, einen Landadeligen, der Ritterromane verschlingt und eines Tages glaubt, er sei selbst ein fahrender Ritter. So sattelt er sein alt gedientes Pferd, nennt es fortan Rosinante und erklärt ein Bauernmädchen zur Königin seines Herzens mit dem wohlklingenden Namen Dulcinea. Mit seinem kurzerhand rekrutierten Knappen Sancho Pansa zieht er durch die Lande und widmet all sein Tun seiner angebeteten Dulcinea. Sein Kampf gegen die Windmühlen ist bis heute sprichwörtlich. Der Ritter von der traurigen Gestalt ist ein Idealist, der sich in seinen Fantasien verliert. In dem Musical verschmilzt die Gestalt des Autors mit seinem Protagonisten. Der in Sevilla eingekerkerte Cervantes spielt mit seinen Mitgefangenen seinen Ritterroman nach. Die Mörder und Diebe wollen zuerst das Manuskript vernichten, sind aber dann fasziniert von den Figuren und schlüpfen in die ihnen zugeteilten Rollen. Cervantes selbst spielt Don Quixote und sein Diener Sancho eben seinen Knappen.
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Christoph Wohlleben
Melissa King
Mathias Fischer-Dieskau
Magali Gerberon
Darsteller
Andreas Lichtenberger
Sophie Berner
Mark Hamman
Kurt Schrepfer
Markus Raab
Charlie Serrano
Andreas Kammerzelt
Sabrina Harper
Ariane Swoboda
Bettina Bogdany
Joel Kirby
Sven Olaf Denkinger
Nielson Soares
Gianni Meurer
Julian Schmidt
Matthias Förster
Presse
Armer Ritter
Weltliteratur als leichte, wenn auch nicht seichte Musikkomödie, spanisches Kolorit in Ausstattung und Soundtrack, Theater im Theater und eine Truhe voller Kostüme, mit der Cervantes die Hoffnungslosen für eine Weile von ihrem Schicksal ablenkt und ins Spiel verwickelt: Das ist das ziemlich zuverlässige Erfolgsrezept des «Manns von La Mancha». Regisseur Matthias Davids versteht mit den Zutaten umzugehen; er reichert sie um persönliche Noten an und schmeckt sie frisch und würzig ab. So merkt man dem Stück durchaus seine Entstehungszeit in den 1960ern an, doch aufgewärmt wirkt es mitnichten. Vielmehr scheint eine weitere Spielebene hinzuzukommen, ein Augenzwinkern, mit dem gesungen, gespielt, getanzt wird. Gegen den Wahn der ganz normalen Wirklichkeit.
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St. Galler Tagblatt, 21. Dezember 2009
Armer Ritter
Auf allen Spielebenen schlägt sich «Der Mann von La Mancha» in der St. Galler Inszenierung von Matthias Davids wacker – auch gegen die starke Musical-Konkurrenz im eigenen Haus.
VON BETTINA KUGLER
Wahnsinn ist ansteckend. Zumal, wenn er so treuherzig heldenhaft daherkommt wie bei Alonso Quijana, besser bekannt unter Don Quixote. «Eigentlich bin ich ganz anders; ich komme bloss selten dazu», liest man zu diesem Thema bei Tucholsky. Nun ja: Alonso wäre allzu gern ein anderer – und nutzt dazu jede Gelegenheit. Bis seine Einbildung Überhand nimmt.
Eine Bibliothek voller Ritterromane hat ihm den Kopf verrückt, in einer fernen, computerfreien Zeit, da es noch keine Killerspiele gab, aber schon lange keine Drachentöter in Rüstung mehr. Die beste aller möglichen Welten will dieser Don Quixote herbeifechten zum Ruhme eines angebeteten «edlen Frolleins», notfalls auch gegen Windmühlen und Maultiertreiber. Die holdeste aller möglichen Damen phantasiert er ins nächstbeste Frauenzimmer.
«Dame» des Herzens
Hä, Dulcinea? Da ist der Ritter von der traurigen Gestalt bei Hure Aldonza mitnichten an der richtigen Adresse. Gewohnt, jedermanns Putzlumpen und billiges Vergnügen zu sein, hält das robuste Weib in Matthias Davids St. Galler Inszenierung von «Der Mann von La Mancha» zwei Stunden lang ihre vom Leben antrainierte Illusionslosigkeit durch. Aber dann eben doch nur fast.
Am Sterbebett des Alten hat es sie selbst erwischt: Als überzeugte Dulcinea jammert sie schliesslich um den armen, von seinen tröstlichen Torheiten kurierten Ritter. Da geht der Musical-Himmel erst richtig auf für Publikumsliebling Sophie Berner; völlig gelöst nimmt sie die letzte Kurve in Richtung Finale. Kein Gedanke mehr daran, dass sie sich vorher hin und wieder im Stillen an die Seite des Grafen von Monte Christo gesehnt haben könnte.
Das Wort führt die Klinge
Zwei Musicals, zwei Welten; der St. Galler Theaterspielplan 2009/ 2010 bringt sie nicht ohne Hintergedanken zusammen und punktet beim Publikum mit zwei ausgefeilt unterhaltsamen, in Strickmuster und Inszenierung aber höchst unterschiedlichen Produktionen. Da zeigen sich die Stärken eines Hauses, das durch Mischkalkulation die Breite des Publikums im Auge behält – und zwischendurch, etwa mit der Opernrarität «Medea in Corinto», auch etwas riskiert.
Überwältigt «Der Graf von Monte Christo» mit seiner geölten Bühnenmaschinerie, mit filmischer Dramaturgie und rasanten Kulissenfahrten, mit Action, Degen und Feuerwaffen und unmissverständlichen XXL-Emotionen, so ist «Der Mann von La Mancha» bei aller Leichtigkeit mehr Musik für den Kopf, Degengeklingel mit Dialogen; ein beinahe schon ironisches Gegengift.
Die Idée fixe eines Mannes wird hier zwar nicht minder konsequent vorgeführt, aber zumindest auf die leichte Schulter genommen.
Dabei könnte das trutzige Verlies, das Mathias Fischer-Dieskau als Einheitsbühnenbild mit nach Escher-Art verwinkelten, ins Irgendwo führenden Treppen und schweren Ketten errichtet hat, tatsächlich auch einem Grafen von Monte Christo die Festungshaft recht ungemütlich machen. Doch gespielt wird eindeutig Komödie, nicht schmachtendes Musikmelodram.
Tonangebend ist die Gitarre, die akustische wohlgemerkt. Schwelgende Streicher sind aus dem Graben verbannt: «Der Mann von La Mancha» ist mehr eine Ballade, erinnert an Lieder von Bänkelsängern. Und dafür ist Andreas Lichtenberger als Don Quixote/Cervantes genau der richtige Mann.
Er kann singen, ohne das dick unterstreichen zu müssen. Seine Gage verdient er grundehrlich – als Schauspieler, der in der Rolle aufgeht. Dabei ist alles nur Spiel. Spiel im Spiel: die beste Art, fürs Theater zu begeistern.
Treu zur Seite steht ihm Mark Hamman als drolliger Sancho Pansa; um ihn herum schleicht, neben Sophie Berner als vermeintliche Dulcinea, eine Meute Banditen, darunter Tänzer aus Marco Santis Kompagnie, schlagkräftig und unzimperlich. Die Choreographie (Melissa King) macht kein Tralala, wenn rohe Gewalt ins Spiel kommt.
Ritter der Kostümkiste
Die Gangart des Musicals ist munterer Galopp.
Eingebettet in eine durchaus ernste, szenisch effektvoll düster vorgestellte Rahmenhandlung, die den Dichter Cervantes im Gefängnis zeigt, nimmt das Entertainment-Turnier mit etlichen Schwänken und Episoden seinen Lauf: eine flotte und rauflustige Ritter-Revue, die keine Pause nahelegt – doch früher oder später zwangsläufig das Sitzfleisch auf die Probe stellt.
Zumal die Crew auf der Bühne über Bewegungsmangel nicht klagen kann, das Bläser-dominierte Sinfonieorchester unter Leitung von Christoph Wohlleben den Songs rhythmisch Beine macht. Ein Viertelstündchen heraus aus dem imposanten Kerker, aus dem allzu bequemen Sitz hätte dem Vergnügen keinen Abbruch getan.
Weltliteratur als leichte, wenn auch nicht seichte Musikkomödie, spanisches Kolorit in Ausstattung und Soundtrack, Theater im Theater und eine Truhe voller Kostüme (Magali Gerberon), mit der Cervantes die Hoffnungslosen für eine Weile von ihrem Schicksal ablenkt und ins Spiel verwickelt: Das ist das ziemlich zuverlässige Erfolgsrezept des «Manns von La Mancha». Regisseur Matthias Davids versteht mit den Zutaten umzugehen; er reichert sie um persönliche Noten an und schmeckt sie frisch und würzig ab. So merkt man dem Stück durchaus seine Entstehungszeit in den 1960ern an, doch aufgewärmt wirkt es mitnichten.
Vielmehr scheint eine weitere Spielebene hinzuzukommen, ein Augenzwinkern, mit dem gesungen, gespielt, getanzt wird. Gegen den Wahn der ganz normalen Wirklichkeit.
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St. Galler Tagblatt
Visionäres Irresein und anrührende Überspanntheit
Theater im Theater auf zwei Ebenen, doch so geschickt ineinander verflochten, dass spätere Verwandlungen und Rückverwandlungen kaum merklich ineinander übergehen. Und genau so behutsam gestaltet Regisseur Matthias Davids die Übergänge von Tragik zu Komik, von visionärem Irresein zu anrührender Überspanntheit. Don Quixote mag bisweilen lächerlich wirken, mag in der gewalttätigen Umgebung, in der Davids das Geschehen zu nackter Brutalität steigert, völlig verloren scheinen – etwas von seinem bei aller Verrücktheit liebenswürdigen Versponnensein liegt über der ganzen Aufführung und verhindert, dass einzelne Szenen in weinerliche Sentimentalität abgleiten.
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„Der Mann von La Mancha“ im Theater St. Gallen
VON PETER E. SCHAUFELBERGER
Die Windmühlen muss sich das Publikum dazudenken, genauso wie das Schloss, in dem Don Quixote zum Ritter geschlagen wird, das klapprige Pferd und Sancho Pansas störrischen Esel, die Landschaft Spaniens. Denn die ganze Geschichte um den „Mann von La Mancha“ spielt in einem düsteren, verwinkelten Verlies, zwischen Mauern mit zahlreichen höhlenartigen Schlupflöchern und Treppen, die nach irgendwo führen (Bühnenbild: Mathias Fischer-Dieskau).
Cervantes, der Dichter, aus politischen Gründen eingekerkert, wartet hier mit einem Diener auf seinen Prozess, muss zuvor jedoch vor dem Gericht seiner Mitgefangenen bestehen. Er tut dies, indem er selber in die Figur des Ritters schlüpft, sich mit jedem Kleidungsstück und mit jedem Teil seiner schlottrigen Rüstung Statur und Haltung des hohlwangigen Träumers aneignet – Andreas Lichtenberger schafft es in dieser Doppelrolle, seine gesamte Umgebung in diese Verwandlung einzubeziehen und das Publikum in sein Träumen einzuspinnen.
Theater im Theater auf zwei Ebenen, doch so geschickt ineinander verflochten, dass spätere Verwandlungen und Rückverwandlungen kaum merklich ineinander übergehen. Und genau so behutsam gestaltet Regisseur Matthias Davids die Übergänge von Tragik zu Komik, von visionärem Irresein zu anrührender Überspanntheit.
Don Quixote mag bisweilen lächerlich wirken, mag in der gewalttätigen Umgebung, in der Davids das Geschehen zu nackter Brutalität steigert, völlig verloren scheinen – etwas von seinem bei aller Verrücktheit liebenswürdigen Versponnensein liegt über der ganzen Aufführung und verhindert, dass einzelne Szenen in weinerliche Sentimentalität abgleiten.
Das freilich ist auch das Verdienst der Sänger-Darsteller, allen voran natürlich das von Andreas Lichtenberger, der Don Quixote mit soviel Überzeugungskraft spielt, als sei er wirklich der stolze „Ritter von der traurigen Gestalt“. Ihm zur Seite der rundliche Sancho Pansa von Mark Hammann, mit beiden Beinen auf dem Boden stehend und dennoch unbeirrbar in seiner treuherzigen Anhänglichkeit. Sophie Berner spielt zwar die ordinäre, von ihrer grobschlächtig-gefühllosen Umgebung geprägte Seite der Hure Aldonza unzimperlich aus; besonders berührend aber gestaltet sie das aufkeimende Ahnen eines andern, besseren Seins, wie Don Quixote in ihr die edle, keusche Dame, seine Dulcinea, sieht. Dazu kommen ein verschmitzter, aller Spielarten des Lebens kundiger Priester (Charlie Serrano), ein Gouverneur, der in der Geschichte um den Ritter zum Schenkwirt und Kastellan wird und die Torheiten seines Gastes gutmütig mitspielt (Markus Raab) und der Arzt und Herzog, der um die Mitgift der von ihm begehrten Nichte Don Quixotes fürchtet und alles unternimmt, diesen zu kurieren und in seine richtige Existenz als Alonso Quijana zurückzuholen (Andreas Kammerzelt). Sie alle tragen zusammen mit einem engagierten Ensemble und etlichen Mitgliedern der Tanzkompanie zu einer rundum gelungenen, ebenso kurzweiligen wie nachdenklich stimmenden Aufführung bei, die auch musikalisch überzeugt.
Was nicht nur den bemerkenswerten sängerischen Leistungen zuzuschreiben ist, sondern auch dem Sinfonieorchester St. Gallen unter Christoph Wohlleben, das die farbige, von den Bläsern dominierte Partitur bald zupackend, bald lyrisch versponnen ausdeutet.
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Südkurier
Umjubelte Premiere
Don Quijote begeistert in St. Gallen. (...) Die Protagonisten überzeugten sängerisch und schauspielerisch: allen voran Andreas Lichtenberger als Don Quijote und Schriftsteller Cervantes, Mark Hammans als Sancho Pansa und Sophie Berner als Aldonza und Dulcinea. Regie führte Matthias Davids. Hohe schwarze Mauern und Zinnen stellen zuerst einen Kerker dar, später ein Schloss bei Nacht.
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Volksblatt Liechtenstein und Bieler Tagblatt, 21.12.09
Umjubelte Premiere
Don Quijote begeistert in St. Gallen
Er kämpft gegen Windmühlen: Der legendäre Ritter Don Quijote steht im Musical „Der Mann von la Mancha“ im Theater St. Gallen auf der Bühne. Die Premiere am Samstag wurde begeistert aufgenommen.
VON MICHAEL NYFFENEGGER
Die Protagonisten überzeugten sängerisch und schauspielerisch: Allen voran Andreas Lichtenberger als Don Quijote und Schriftsteller Cervantes, Mark Hamman als Sancho Pansa und Sophie Berner als Aldonza und Dulcinea. Regie führte Matthias Davids.
Hohe schwarze Mauern und Zinnen stellen zuerst einen Kerker dar, später ein Schloss bei Nacht. Hier sucht der selbst ernannte Ritter Don Quijote seine Abenteuer. In seiner Fantasiewelt wird die Schenke zum Kastell, der Wirt zum Schlossherrn. Maultiertreiber hält Don Quijote für edle Ritter, eine Windmühle für einen mächtigen Riesen, und in der Hure Aldonza glaubt er Dulcinea, die Dame seines Herzens gefunden zu haben. Unbeirrt von der Realität, verfolgt der Mann von la Mancha seine Ideale und gibt sich immerfort der Lächerlichkeit preis.
„Träume den unmöglichen Traum“, lautet sein Motto. Andreas Lichtenberger spielt den Titelhelden packend und kraftvoll. Er ist der weltfremde Spinner, der zum Gespätt wird, ruft aber als heldenhafter Idealist und „Ritter von der traurigen Gestalt“ auch Bewunderung hervor.
Musicalautor Dale Wasserman verwob in seinem 1965 uraugeführten Stück die Gechichte des Don Quijotes mit jener seines Erfinders, des Schriftstellers Miguel de Cervantes. Als politischer Gefangener schmachtet Cervantes mit seinem Diener im Kerker. Mit den Mitgefangenen führt er „Don Quijote“ als Theater auf. Die eingängige Musik von Mitch Leigh umfasst dramatische, aber auch zarte Songs, in denen die Sängerinnen und Sänger ihre Qualitäten hervorragend zur Geltung bringen. Zum musikalischen Genuss trägt auch das Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben bei.
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Volksblatt Liechtenstein und Bieler Tagblatt
Termine
19. Dezember 2009, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
22. Dezember 2009, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
02. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
10. Januar 2010, 14:30 Uhr
Theater St. Gallen
10. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
12. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
15. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
17. Januar 2010, 14:30 Uhr
Theater St. Gallen
17. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
23. Januar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
06. Februar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
15. Februar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
25. Februar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
26. Februar 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
09. März 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
11. März 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
21. März 2010, 14:30 Uhr
Theater St. Gallen
21. März 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
26. April 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
08. Mai 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
26. Mai 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen
09. Juni 2010, 19:30 Uhr
Theater St. Gallen