Stückinfo
Musik George Gershwin
Liedtexte Ira Gershwin
Buch Ken Ludwig
Konzeption Ken Ludwig & Mike Ockrent
nach der Musical Comedy „Girl Crazy“
von Guy Bolton und John McGowan
Nationaltheater Mannheim /D
Die unsterblichen, weltberühmten Hits von George und Ira Gershwin, darunter „Tonight’s The Night“, „Embraceable You“ und natürlich „I Got Rhythm“ wurden in Crazy For You zu einem neuen Musical zusammengefasst, das seit seiner Broadwaypremiere 1992 weltweit Erfolge feiert. Als Basis diente das Gershwin-Musical „Girl Crazy“ aus den dreißiger Jahren, das mit einer neuen Rahmenhandlung versehen wurde.
Bobby Child, Nachkomme einer New Yorker Bankiersfamilie, träumt von einer Broadwaykarriere. Um ihn von diesem Gedanken abzubringen, schickt ihn die Mutter in das frühere Goldgräberstädtchen Dead Rock, um dort die fällige Hypothek auf eine Immobilie einzutreiben. Im Wilden Westen angelangt, stellt sich heraus, dass die Immobilie ein altes Theater ist, das heute als Poststation dient. Postmeisterin ist Polly, die einzige junge Frau im Ort. Bobby verliebt sich sofort in Polly und will das Theater retten. Als er aber seine Identität als Bankierssohn preis gibt, wendet sich Polly misstrauisch von ihm ab.
(Text: Felix Bloch Erben)
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Michael Cook
Melissa King
Knut Hetzer
Judith Peter
Darsteller
Gaines Hall
Nini Stadlmann
Marie-Belle Sandis
Anita Vidovic
Joel Kirby
Aimée Covo
Oliver Sekula
Sigrid Schütrumpf
Walter Theil
Aleksandar Prelic
Martin Geißler
John Dalke
Winfried Sakai
Veliko Totev
James Martin
Julia Müller
Sybille Vogel
Christopher Hemmans
Gursh Singh
Andrea Kingston
Katie Cameron
Isabel Dan
Sabrina Stein
Virginie Kop
Anita Vidovic
Nicole Eigner
Emil Landström
Kristofer Storey
Tamasz Mester
Michael Kitzeder
Volker Bleck
Tyrel Larson
Presse
Die Show-Maschine trotzt dem Wüstensand Nevadas
[Die neue Fassung] präsentiert sich gleichwohl schlüssiger und straffer. Jedenfalls in Mannheim, wo im Opernhaus des Nationaltheaters schon bei der Premiere alles ungewöhnlich ausgereift wirkte, ohne dabei irgendeiner Form von Unbeweglichkeit und Starre zu verfallen. Liegt es daran, dass Matthias Davids dieses Stück bereits in Linz und Gelsenkirchen auf die Bühnenbretter hievte? Mannheims dankbar mitgehendes Publikum hörte und sah erfreuliche Metierbeherrschung, häufig mehr: viel Liebe zum Detail, vor allem aber ein Gefühl für Rhythmus, Tempo, Spannung. Eine gut geölte Show-Maschinerie läuft auf Hochtouren.
Riesiger Applaus, um nicht zu sagen: Jubel.
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Mannheimer Morgen 26.10.04
Die Show-Maschine trotzt dem Wüstensand Nevadas
Musical: Matthias Davids inszeniert die Gershwin-Neubearbeitung „Crazy For You“ am Nationaltheater
Von unserem Mitarbeiter Hans-Günter Fischer
Man kann nicht behaupten, dass das Original als glatter Fehlschlag in die Show-Geschichte eingegangen wäre. Wie denn auch: Eine der Hauptrollen spielte und sang ein Fräulein namens Ginger Rogers, damals (1930) 19 Jahre alt, und in der Uraufführungs-Band traten sich Benny Goodman, Jimmy Dorsey und Jack Teagarden buchstäblich auf die Füße. Von der Gershwin-Hitparade in „Girl Crazy“ ganz zu schweigen. „I Got Rhythm“ und „But not for me“ waren nur zwei von vielen rasch zu Evergreens mutierten Ohrwürmern. Es lag an seiner unglaubwürdigen, konfusen Handlung, dass das Stück allmählich aus dem Repertoire verschwand.
„Crazy For You“ heißt die seit 1992 existente neue Fassung, doch zu sagen, dass man nun mit einem Mal der Story wegen ins Theater pilgert, wäre immer noch eine gelinde Übertreibung. Die Geschichte vom verhätschelten und stepptanzsüchtigen Bankierssohn aus New York, der in der Wüste von Nevada sein Theaterglück (und selbstverständlich auch die Frau fürs Leben) findet, präsentiert sich innerhalb der Genregrenzen gleichwohl schlüssiger und straffer. Jedenfalls in Mannheim, wo im Opernhaus des Nationaltheaters schon bei der Premiere alles ungewöhnlich ausgereift wirkte, ohne dabei irgendeiner Form von Unbeweglichkeit und Starre zu verfallen. Liegt es daran, dass Matthias Davids dieses Stück bereits in Linz und Gelsenkirchen auf die Bühnenbretter hievte? Mannheims dankbar mitgehendes Publikum hörte und sah erfreuliche Metierbeherrschung, häufig mehr: viel Liebe zum Detail, vor allem aber ein Gefühl für Rhythmus, Tempo, Spannung. Eine gut geölte Show-Maschinerie läuft auf Hochtouren.
Das in Sekundenschnelle wandelbare Bühnenbild Knut Hetzers trägt zu diesem Eindruck eine ganze Menge bei. Da werden am New Yorker Broadway flugs die Bürgersteige hochgeklappt, um einem öden Westernkaff – Dead Rock, Nevada – Platz zu machen, mit dem üblichen vergammelten Saloon und einem Windrad, das aus der berühmten Eingangsszene des bekanntesten aller Spaghetti-Western stammen könnte. Aber hier wird nicht das Lied vom Tod gespielt, auch wenn die Cowboys immer noch ein bisschen besser schießen als sie singen. Dennoch zieht es diese müden Krieger, denen Judith Peter schafspelzdicke Schienbeinschoner schneidern ließ, in das nach langer Zeit wieder eröffnete Theater von Everett Baker (Walter Theil). Ihre bisherigen Zerstreuungen waren doch ziemlich fader Art: Briefmarken sammeln und die Ballereien ihrer legendären Vorfahren, der Westerhelden, mühsam und im Schneckentempo nachstellen.
Da ist das Leben, das von Bobby Child, diesem New Yorker Stepptanz-Träumer, nach Dead Rock gebracht wird, absolut erfrischend. Bei Gaines Hall wird er zum Sunnyboy vom Dienst, mit einem Lächeln auf den Lippen tänzelt er durch seine – einiges an Kraft verlangende – Partie und steppt sogar auf Hausdächern und Auto-Kühlerhauben. Eine nicht nur in konditioneller Hinsicht starke Leistung. Und sein Traum-Girl Polly Baker ist aus gleichem Holz geschnitzt. Roswitha Stadlmann hat außerdem die ehrenvolle, aber heikle Aufgabe, gleich mehrere der größten Songs zu singen, die jemals für eine Show-Bühne geschrieben worden sind. Was in „Someone to watch over me“ noch unfrei klingt, wird in „Embraceable you“ zur strahlenden Gewissheit. Nur dem zwischenzeitlichen Verzagen in „But not for me“ fehlt es ein bisschen an den feineren Schattierungen.
Da auch die Rollen der Irene (Marie-Belle Sandis), des Impressarios Bela Zangler (Joel Kirby), der von ihm verehrten Tess (Aimée Covo) und des Saloonbesitzers Hawkins (Oliver Sekula mit dem Grundsatz „Raue Stimme, harter Kern“) ihr eigenes Profil gewinnen, darf von einer tadellosen Ensembleleistung gesprochen werden. Und in temporeichen Massenszenen macht das Tanzensemble immer wieder auf sich aufmerksam (Choreografie: Melissa King), während da groß besetzte Sinfonieorchester inklusive Jazzband nach der Ouvertüre mit Hydraulik-Hilfe in die Grube (Orchestergraben) fährt, unter Michael Cook dort aber namentlich mit seiner Blechbläser-Fraktion unüberhörbare Präsenz beweist. Am Ende tanzen Bobby und Polly selig in das Happy End hinein. Ein wahres Muster-Liebespaar, es könnte mühelos für eine Hochzeitsagentur Reklame machen, auch wenn in der Wüste von Nevada heutzutage fast mehr die Scheidungsparadiese blühen.
Riesiger Applaus, um nicht zu sagen: Jubel.
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Mannheimer Morgen
Verrückt nach Gershwin
Matthias Davids Inszenierung des Gershwin-Musicals, das seit seiner Bearbeitung durch Ken Ludwig und Mike Ockrent im Jahr 1992 „Crazy for You" heißt, ist unwiderstehlich schön und mitreißend. Die Mannheimer Aufführung ist eine Koproduktion des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen und des Landestheaters Linz. Nach der Premiere erhob sich ein Jubel, wie man ihn im Nationaltheater selten erlebt hatte. Ein Hauch von Broadway am Goetheplatz ist kostbar und rar.
Die Stars der Aufführung in den Rollen von Polly und Bobby, Roswitha Stadlmann und Gaines Hall, begeisterten durch Gesang, schauspielerische Prägnanz und mitreißenden Tanz. Das quirlige Girl-Tanzensemble unter der Leitung von Melissa King machte alle Cowboys munter.
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Rheinpfalz 26.10.04
Verrückt nach Gershwin
Das Mannheimer Nationaltheater inszeniert mit viel Schwung und Spielfreude das Musical „Crazy for You„
Von unserem Mitarbeiter Gerd Kowa
Gefühle seien unbestechlich, sagte einst Heinrich von Kleist. Das ist richtig. Polly und Bobby in George Gershwins Musical „Crazy Girl“ finden trotz Verwirrungen und Irrungen zueinander, ausgerechnet im kapitalistischen Amerika der 30er Jahre. Geldgier färbt sich gelb vor Neid auf die alles bezwingende Liebe. Wer die Aufführung im Nationaltheater Mannheim besucht, läuft Gefahr, crazy for Gershwin und das Musical zu werden und sich der Sehnsucht nach jenem Amerika auszuliefern, wo geniale Jazzmusiker Geschichte geschrieben haben und wo mit der Erfindung des Musicals eine Kunstgattung geboren wurde, die die Welt eroberte. An „Verseichtungen“ an den Webberschen Musical-Fließbändern und Kitschmelodie-Wasserfällen sind die Großen von einst nicht schuld.
Matthias Davids Inszenierung des Gershwin-Musicals, das seit seiner Bearbeitung durch Ken Ludwig und Mike Ockrent im Jahr 1992 „Crazy for You“ heißt, ist unwiderstehlich schön und mitreißend. Die Mannheimer Aufführung ist eine Koproduktion des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen und des Landestheaters Linz. Nach der Premiere erhob sich ein Jubel, wie man ihn im Nationaltheater selten erlebt hatte. Ein Hauch von Broadway am Goetheplatz ist kostbar und rar.
Die Handlung: Bobby, ein gnadenlos in den Revuetanz verliebter Bankierssohn aus New York, wird nach Nevada geschickt, um Schulden eines ehemaligen Theaterdirektors einzutreiben. Statt den Impresario zu erpressen, verliebt sich Bobby in dessen Tochter Polly und möchte ihr zuliebe das väterliche Theater auferstehen lassen. Das Stück ist voll bitterer Bonmots. Gershwins geniale Songs versüßen die tragikomische Handlung. Das Orchester des Nationaltheaters unter Leitung von Michael Cook spielte mit einer Verdi-fernen Hingabe und Lebendigkeit.
Matthias Davids setzte auf blitzschnelle Orts- und Stimmungswechsel. Die Szenen beginnen jeweils mit einem Knalleffekt: Revolverkämpfe herumlungernder Cowboys, Ringkämpfe aufgebrachter Weiberzungen, Blitzangriffe der Tanzgirls auf die schlummernden Boys in der Pampa. Ruhepunkte, in denen Tragik spürbar wird, sorgen für Andacht.
Die Stars der Aufführung in den Rollen von Polly und Bobby, Roswitha Stadlmann und Gaines Hall, begeisterten durch Gesang, schauspielerische Prägnanz und mitreißenden Tanz. Das quirlige Girl-Tanzensemble unter der Leitung von Melissa King machte alle Cowboys munter.
Die deutsche Erstaufführung von „Crazy Girl“ fand übrigens vor vielen Jahren am Kaiserslauterer Pfalztheater statt. Westpfälzer werden sich freuen, die ersten gewesen zu sein.
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Rheinpfalz
Termine
23. Oktober 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
24. Oktober 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
28. Oktober 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
03. November 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
11. November 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
19. November 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
27. November 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
23. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
31. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
07. Januar 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
28. Januar 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
20. Februar 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
04. März 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
16. März 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
01. April 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
10. April 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
24. April 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
23. Mai 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
24. Juni 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim
01. Juli 2005, 19:30 Uhr
Nationaltheater Mannheim