Stückinfo
Österreichische Erstaufführung
Oper von Siegfried Matthus
Libretto von Anton Perrey
nach dem Roman von Michael Ende
Landestheater Linz
Premiere: 11. Dezember 2004
Ein merkwürdiges Land, diese andere Wirklichkeit, die so wenig gilt in unserer Welt: das Traumland, in das unsere Seele wandert, während wir schlafen; das Land schlingernder Zeit und gedehnter Räume, sprechender Türpfosten und brennender Giraffen. Bei uns unter Asphalt verkleistert oder in Terminkalender gepresst, weggeschnitten aus der „wirklichen“ Wirklichkeit – das Reich der Phantasie, in das sich der schüchterne Bastian flüchtet, wenn er in der Schule wieder geärgert und ausgelacht wurde. Er verkriecht sich auf dem Dachboden und steigt ein in die „Unendliche Geschichte“, die von eben dieser Bedrängnis erzählt: von der Kindlichen Kaiserin und ihrem Land Phantàsien, die unter dem Vormarsch der äußeren Realität erkranken und zerfallen. Mit Michael Endes Unendlicher Geschichte von 1979, die zu den beliebtesten Kinder- und Jugendbüchern gehört, hat sich der Komponist Siegfried Matthus einen Gegenstand vorgenommen, der zwar in seinem Reichtum an Figuren und Episoden schwer zu bändigen war, aber gleichzeitig einen wunderbaren Theaterstoff bietet: ein Gefilde buntester Landschaften und skurrilster Gestalten, die aller Naturgesetze entledigt und nur dem der Imagination, dem Klang, der Bühne verpflichtet sind.
Siegfried Matthus, Jahrgang 1934, ist seit jeher besonders dem Musiktheater zugeneigt gewesen – ein „Sänger ohne Stimme“, wie er sich augen-zwinkernd selbst beschreibt. Ihn reizte die Fasslichkeit und Direktheit dieses „redenden“, „vermittelnden“ Genres, auf das er mit einer expressiven, klaren, unmittelbar emotional verständlichen Musik reagiert.
Text: Landestheater Linz
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Ingo Ingensand
Benita Roth
Noelle Blancpain
Darsteller
Moritz Rathke
Florian Kepplinger
Moritz Buchmann
Tijana Grujic
Dorothea Maria Marx
Khatuna Mikaberidze
Daniel Ohlenschläger
Lauri Vasar
Ruth Bormann
Karen Robertson
Danuta Moskalik
Hinako Yoshikawa
Junko Baba
Cheryl Lichter
Joanna Müller
Christa Ratzenböck
Larysa Gabshiy
Klaus-Dieter Lerche
Jörn Eichler
Hans-Günther Müller
Franz Binder
William Mason
Jang-Ik Byun
Jochen Bohnen
Leopold Köppl
Presse
Gummitwist der Spinnenbeine
In der Funktion des Illustrierens spielen sich Matthus' Musik und die (erfreulich weit vom Petersen-Film entfernte) Regie von Matthias Davids abwechselnd den Ball zu. Eine wunderbare Bühne für dieses Hin und Her, für das Ineinandergleiten von Hören und Sehen hat Benita Roth gebaut.Mit Räumen im Raum, in verschobenen Perspektiven, in Schwarz-Weiß-Tönen. Grandiose Lichteffekte und bunt-pointierende Kostüme (Noelle Blancpain) dienen als "Phantasién"-Einsprengsel. Ein effektvoll und punktgenau choreografierter Dialog aus Bild und Ton ist sie geworden, diese Linzer Inszenierung. (...) Genießen wir die vielen kuriosen Regie-Ideen von Matthias Davids. Sie seien wegen des Überraschungseffekts hier nur peripher mit dem Stichwort "irrwitziger Spinnenbein-Gummi-Twist" verraten.
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Oberösterreichische Nachrichten, 13.12.2004, Irene Judmayer
Gummi-Twist der Spinnenbeine |
„Mich kriegt keiner klein“ – verzweifelt schreit’s der Bub in den Nachthimmel. Nein, klein kriegt ihn keiner. Er wächst sogar über sich hinaus, in dieser Matthus-Oper „Die unendliche Geschichte“. Vorgestern war am Landestheater Linz beeindruckende österreichische Erstaufführung.„Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii…“ – ein bizarr hoher Flageolett-Geigenton sägt durch Siegfried Matthus‘ Oper „Die unendliche Geschichte“. Ein bizarr hoher Geigenton, an den sich wie Perlen die einzelnen Phrasen reihen. Musikalische Phrasen, die ein höchst dynamisches Bild vermitteln: Wie Schneebälle über einen Hang rasend, dabei immer größer werdend, sich verdichtend mit all dem, was dieser Hang halt so bietet.Genauso treibend wirkt die Komposition des deutschen Komponisten Siegfried Matthus. Seine „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ wurde übrigens 1996 am Landestheater aufgeführt. „Die unendliche Geschichte“ zum wortspielreichen Libretto von Anton Perrey (frei nach Michael Ende) hat Matthus mit noch mehr Augenmerk auf das Lyrisch-Malerische gestaltet.
Aus allen nur verfügbaren Tönen und Zwischentönen formte er seine plastische Erzählung. Eine blendende klangliche Charakterisierung der Geschichte des verstörten Buben Bastian, der die Phantasie als Rettungsanker für seelenstürmische Zeiten entdeckt: Bastian wird in eine Geschichte quasi „hineingezogen“, um mit dem tapferen Atrèju die „Kindliche Kaiserin“ und somit das Land „Phantasien“ zu retten. Vorzüglicher Dialog In der Funktion des Illustrierens spielen sich Matthus‘ Musik und die (erfreulich weit vom Petersen-Film entfernte) Regie von Matthias Davids abwechselnd den Ball zu. Eine wunderbare Bühne für dieses Hin und Her, für das Ineinandergleiten von Hören und Sehen hat Benita Roth gebaut.Mit Räumen im Raum, in verschobenen Perspektiven, in Schwarz-Weiß-Tönen. Grandiose Lichteffekte und bunt-pointierende Kostüme (Noelle Blancpain) dienen als „Phantasién“-Einsprengsel. Ein effektvoll und punktgenau choreografierter Dialog aus Bild und Ton ist sie geworden, diese Linzer Inszenierung. Ein Dialog, der imstande ist, große und kleine Zuhörer ab zehn Jahren mitzureißen. Allerdings: Die gut gemeinte Lesehilfe mit Übertiteln war kontraproduktiv, da durch Scheinwerfer großteils verdeckt. Dass eine weitgehend unbekannte Geschichte Zeit braucht, um zu sickern, ist klar. Dass ein Opernpublikum eine inhomogene Masse ist, auch. Wo die einen mühelos hineingleiten in ungewohnte Klangwelten, blockieren die anderen. Unendlicher Operngenuss Wobei Blockade bei Matthus‘ kaum zweistündiger, treffend-trefflicher malerischer Akzentuierung der Charaktere und Stimmungen ohnehin vergeudete Energie ist. Werfen wir also die Ressentiments gegen schräges Zwölfgetöne einfach über Bord. Stürzen wir uns hinein in dieses lustvolle Musizieren des Bruckner Orchesters unter dem so klar zeichnenden Dirigat Ingo Ingensands. Genießen wir die vielen kuriosen Regie-Ideen von Matthias Davids. Sie seien wegen des Überraschungseffekts hier nur peripher mit dem Stichwort „irrwitziger Spinnenbein-Gummi-Twist“ verraten. Multivariabel Genießen wir also Moritz Rathke, der als Bastian ein großes schauspielerisches Talent verrät. Es hat eine zwingende Prägnanz, wie er sich vom Gelangweilten in den gebannt Lesenden verwandelt. Genießen wir die herrlich schattierende Sopranistin Tijana Grujic als Atrèju. Genießen wir den satten Alt von Khatuna Mikaberidze als Morla. Genießen wir die sowohl spannend als auch frappierend komisch gezeichnete Bandbreite der anderen 29 Charaktere und des gewohnt multivariablen Chors. Dann kann diese erfrischend zeitgemäße „Unendliche Geschichte“ durchaus als unendliche Opernfreude wahrgenommen werden. |
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Oberösterreichische Nachrichten
Visionäre Kraft
Der Junge Bastian, imponierend dargestellt von Moritz Rathke, trotzt frustriert seinem Leben. Lesend, schreibend und mit brüchiger Stimme begehrt er kräftig auf. (...) Die Bühne von Benita Roth strahlt visionäre Kraft aus in ihrer wirkungsvollen Balance der elf Bilder zwischen Illusion und Wirklichkeit. Auch die Kostüme von Noelle Blancpain stimmen damit überein. Der große Gewinn bei dieser Oper ist die Musik. Sie bleibt auch dann zugänglich, wenn neue Tonleitern die harmonische Struktur beherrschen.
Neues Volksblatt
Ein Besuch im Land Phantásien
Die Spiellaune der in nahezu drei Dutzend Rollen auftretenden Mitwirkenden, dazu noch die Statisten und so mancher aus dem Chor herausstechenden Figur wurde von Regisseur Matthias Davids geweckt.
Wiener Zeitung
Spannend für Jung und etwas Älter
Matthias Davids trifft gut den Ton zwischen den Überdrehtheiten einer Märchenhandlung und der Spannung der stillen Momente, wenn schwerwiegende Entscheidungen anstehen, etwa als Atreju beschließt, das Gift zu nehmen oder vor dem großen Tor zum Orakel der Uyulala steht. Das Bühnenbild zeigt zwar realistische Elemente, Möbel, Lampen, Türen, aber verfremdet sie zugleich so, dass man auch über den Aufbau einer symbolkräftigen Ausstattung einiges lernen kann. Die "unendliche Geschichte": eine runde Sache.
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Salzburger Nachrichten, 13.12.2004, Laszlo Molnar
Spannend für Jung und etwas Älter
Das Landestheater Linz zeigt Siegfried Matthus‘ Oper „Die unendliche Geschichte“ LINZ (SN). Wird es Atreju gelingen, die kindliche Kaiserin zu retten und damit ihr Land Phantasien? Alle, die Michael Endes berühmten Roman „Die unendliche Geschichte“ gelesen haben, kennen das Ende. Wer aber das Buch nicht kennt und sich die Geschichte lieber in der Oper ansehen möchte, der kann sich im Linzer Landestheater seit gestern, Sonntag, auf zwei spannende Stunden einrichten. Dort hatte „Die unendliche Geschichte“ in der Opernfassung des deutschen Komponisten als österreichische Erstaufführung Premiere. Der 1934 geborene Matthus, der seine Karriere in der damaligen DDR machte, versteht seine Vertonung des Ende-Romans als eine Oper für Kinder ab acht Jahren und für die ganze Familie. Und die Linzer Inszenierung von Matthias Davids zeigt, was damit gemeint ist: Sowohl an der Musik als auch am Stoff haben Junge und Ältere gleichermaßen Freude, erhalten beide Gruppen Anregung. Ist schon die Geschichte ein Märchen, das nachdenklich macht – um sein Rettungswerk vollbringen zu können, muss der junge Atreju ein Gift nehmen, das ihn nach einer Stunde töten soll – so steht auch Matthus‘ Musik entschieden zu den ernsten Seiten des Stoffes. Der Komponist hat sich nicht im Interesse einer Jungendwirksamkeit seiner Zielgruppe angebiedert: Er steht zu seiner fortschrittlichen, zeitgenössischen Musiksprache mit harten Reibungen und neuartigen Klängen, er setzt weder Populärmusik ein noch sucht er nach besonders eingänglichen Melodien. Statt dessen schafft er mit zum Teil fremdartigen Klängen Räume für Handlungen und Stimmungen, beschreibt damit vor allem genau, was in den Personen vorgeht. Matthus nimmt seine Zuhörer ernst. Matthus erreicht sein Publikum, weil er dessen musikalische Erwartungen ernst nimmt. Schon in den Proben, zu denen Kinder und Jugendliche eingeladen waren, zeigte sich, dass gerade die jüngeren auf die Sache ansprangen und sich melodische Wendungen gemerkt hatten. Deshalb ist Matthus‘ Oper auch so interessant für Erwachsene: Hier können sie an einer spannenden Geschichte erleben, wie spannend auch die „Neue Musik“ sein kann. Inszenierung und Bühnenbild (Benita Roth) im Linzer Landestheater leisten dabei gute Hilfe. Matthias Davids trifft gut den Ton zwischen den Überdrehtheiten einer Märchenhandlung und der Spannung der stillen Momente, wenn schwerwiegende Entscheidungen anstehen, etwa als Atreju beschließt, das Gift zu nehmen oder vor dem großen Tor zum Orakel der Uyulala steht. Das Bühnenbild zeigt zwar realistische Elemente, Möbel, Lampen, Türen, aber verfremdet sie zugleich so, dass man auch über den Aufbau einer symbolkräftigen Ausstattung einiges lernen kann. Orchester und Solisten in Linz lassen unter der Leitung von Ingo Ingensand keinen Zweifel aufkommen, dass auch Oper für jüngere Menschen „richtige“ Oper sein muss. Musiziert und Gesungen wird mit allem professionellem Können und Einsatz. Die „unendliche Geschichte“: eine runde Sache. |
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Salzburger Nachrichten
Rettung für Phantasien
Matthias Davids (Inszenierung), Benita Roth (Bühne) und Noelle Blancpain (Kostüme) verzichten auf keine Chance, die Schaulust des Opernpublikums kunstgerecht zu stimulieren.
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Kronen-Zeitung, 13.12.2004, Balduin Sulzer
„Die unendliche Geschichte“ als Oper Rettung für Phantasien |
„Die unendliche Geschichte“, eine Oper aus der Werkstatt des deutschen Komponisten Siegfried Matthus, erlebte am Samstag ihre österreichische Erstaufführung am Linzer Landestheater. Das Stück wurzelt im gleichnamigen Buch von Michael Ende und handelt von der Rettung des Landes Phantasien.Durch den Einsatz von Einfallsreichtum und poetische Schöpferkraft soll Phantasien in Michael Endes Vorlage gerettet werden. Matthias Davids (Inszenierung), Benita Roth (Bühne) und Noelle Blancpain (Kostüme) verzichten daher bei der Premiere im Großen Haus auf keine Chance, die Schaulust des Opernpublikums kunstgerecht zu stimulieren. Zur gesteigerten Akzentuierung der zahlreichen grotesk-komischen Vorgänge und Situationen des Stückes trägt naturgemäß entscheidend die plakative und in geradezu genialer Handgreiflichkeit charakterisierende Opernmusik von Siegfried Matthus (70) bei. Der Dirigent Ingo Ingensand zeigt sich mit der Matthus-Musik auf Du und Du und vermag das Bruckner Orchester zünftig zu animieren. Der Chor (Einstudierung: Georg Leopold) und die in Mega-Besetzung auftretenden Gesangssolisten weisen keinerlei Schwachstellen auf.
Sonderapplaus vom Premierenpublikum gab es für den jungen Moritz Rathke in der Sprechrolle des Knaben Bastian sowie für den in Linz persönlich anwesenden Komponisten. |
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Kronen Zeitung
Termine
11. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
14. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
17. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
22. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
28. Dezember 2004, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
08. Januar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
14. Januar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
15. Januar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
19. Januar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
27. Januar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
12. Februar 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz
16. März 2005, 19:30 Uhr
Landestheater Linz