Stückinfo

(Fassung von 1927)

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Deutsche Erstaufführung 8. Dezember 2007

Musik George Gershwin
Liedtexte Ira Gershwin
Buch George S. Kaufman
Wiederhergestellt von Tommy Krasker
Deutsch von Roman Hinze

Man stelle sich vor: Ein amerikanischer Großindustrieller, nennen wir ihn Horace J. Fletcher, produziert mit der „Fletcher American Cheese Company“ Käse und strebt die Marktherrschaft an. In Amerika besitzt er diese schon. Aber da gibt es auf dem Erdenrund tatsächlich noch ein kleines europäisches Gebirgsland, in welchem man sich nicht nur vornehmlich jodelnd und alphornblasend verständigt, sondern auch hervorragenden Käse produziert. Und dieser bedroht den amerikanischen Markt. Was würde jemand wie Fletcher da machen? Einen Krieg entfachen. Einen Krieg, einfach so? Nun, die amerikanische Regierung ist schnell von seiner Notwendigkeit überzeugt, zumal Fletcher bereit ist, diesen privat zu finanzieren …
In der Musical-Satire „Strike Up the Band“ wird mit Geistesblitzen scharf geschossen und viel Witz versprüht, so dass die Lachsalven in der temporeichen Bühnenshow garantiert sind. Die hochexplosive Mischung aus dem wahnwitzigen Humor der Marx Brothers, heftigen Seitenhieben auf den so genannten „militärisch industriellen Komplex“ und auf die politischen Eliten sollte das Musical anfangs in der amerikanischen Provinz auf Unverständnis stoßen lassen, bis es sich 1930 auf dem Broadway zu einem der großen Erfolge des Genres entwickelte.

Medien

(Produktionsfotos: Rudolf Majer-Finkes)

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
Kai Tietje
Choreografie
Melissa King
Bühne
Knut Hetzer
Kostüme
Judith Peter
Dramaturgie
Johann Casimir Eule

Darsteller

Horace Fletcher
Joachim Gabriel Maaß
Mrs. Draper
Eva Tamulénas
Joan Fletcher
Anke Sieloff
Joan Fletcher alt.
Leah Gordon
Jim Townsend
Gaines Hall
Anne Draper
Filipina Henoch
Timothy Harper
Patrick Schenk
Timothy Harper alt.
Philippe Ducloux
Colonel Holmes
Wolfgang Beigel
Sloane
Frank Engelhardt
George Spelvin
Daniel Drewes

Presse

Jodelnd in die Käseschlacht

Gershwin-Musical als köstliches Spiel mit den Klischees -
In Gelsenkirchen glückte zum Amüsement des schier außer sich geratenden Premierenpublikums ein Feuerwerk szenischer, optischer und musikalischer Pointen. Wie eine Broadway-Show sich mit hintergründigem Biss aufladen lässt, führen der mit leichter Hand inszenierende Musical-Spezialist Matthias Davids, sein vor köstlichen Einfällen sprühendes Ausstatter-Team Knut Hetzer (Bühne) und Judith Peter (Kostüme), die famose Choreografin Melissa King und der nach einer opulenten Ouvertüre effektvoll wirbelnde Kai Tietje am Pult der Neuen Philharmonie gleich in der Eingangsszene vor. […] Scharf sind die prasselnden Pointen - vom Stepptanz an der Kletterwand mit martialisch anmutenden US-Militärs bis zu den running gags des in geheimer Mission wandlungsreich auftretenden Secret-Service-Mannes George Spelvin (große Klasse: Daniel Drewes).

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Jodelnd in die Käseschlacht

 

Gershwin-Musical als köstliches Spiel mit den Klischees am MIR

Die Brüder Gershwin versuchten mit ihrem Käsekrieg-Musical die Music Comedy mit ätzender Satire und Broadway-Show zu verquicken. Die Uraufführung 1927 misslang. Doch in Gelsenkirchen glückte zum Amüsement des schier außer sich, geratenden Premierenpublikums ein Feuerwerk szenischer, optischer und musikalischer Pointen. Wie eine Broadway-Show sich mit hintergründigem Biss aufladen lässt, führen der mit leichter Hand inszenierende Musical-Spezialist Matthias Davids, sein vor köstlichen Einfällen sprühendes Ausstatter-Team Knut Hetzer (Bühne) und Judith Peter (Kostüme), die famose Choreografin Melissa King und der nach einer opulenten Ouvertüre effektvoll wirbelnde Kai Tietje am Pult der Neuen Philharmonie gleich in der Eingangsszene vor. […]

Scharf geschossen wird im lebhaften Schweizer Teil nach der Pause keineswegs. Scharf sind indes die prasselnden Pointen – vom Stepptanz an der Kletterwand mit martialisch anmutenden US-Militärs bis zu den running gags des in geheimer Mission wandlungsreich auftretenden Secret-Service-Mannes George Spelvin (große Klasse: Daniel Drewes). Er weiß auch, wie man die als Guerilla in den Bergen unsichtbare Schweizer Truppe aus ihrem Versteck lockt: jodelnd nämlich. Zu den Höhepunkten der alpinistischen Gratwanderung zwischen karikierendem Klamauk und hintersinnigem Witz zählt ein Showtanz, mit dem die aparte Filipina Henoch als liebestolle Anne Draper und Philippe Ducloux als Galan Timothy Harper aus der Fletcher-Truppe leichtfüßig über die Bühne wirbeln.

Bernd Aulich, Recklinghäuser Zeitung vom 10. Dezember 2007

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Recklinghäuser Zeitung

Käse-Krieg mit Blue Notes

Dank der einfallsreichen Inszenierung von Matthias Davids wird der hochgefahrene Orchestergraben zwischenzeitig auch mal zum Überseedampfer der siegreichen Heimkehrer. Überhaupt bekommt das Auge auf der ständig in Bewegung befindlichen Bühne von Knut Hetzer viel zu sehen: sei es Fletchers futuristischen Firmensitz aus Glas und Spiegeln, sei es die heile Bergwelt mit Matterhörnern und Kletterwänden. Und in den farbenprächtigen Kostümen von Judith Peter treiben die rundum erfreulich singenden Akteure die Handlung mit ihren abstrusen, hakenschlagenden Wendungen, Gags und Kalauern so spritzig voran, dass man Tränen lachen kann. Man sollte sich diese Musical-Produktion, mit der das Gelsenkirchener Musiktheater wieder einmal Maßstäbe im Revier gesetzt hat, nicht entgehen lassen.

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NRZ – 10.12.2007 

Käse-Krieg mit Blue Notes 

KLAUS ALBRECHT

Über die gelungene deutsche Erstaufführung des Gershwin-Stücks „Strike Up the Band“ in Gelsenkirchen.

GELSENKIRCHEN. Wenn der Premierenbesucher schon im Foyer mit Emmentaler Käsehäppchen empfangen wurde, gehörte das ebenso zur Dramaturgie wie die Alphornbläser und Kuhglocken, die diesmal den Pausengong ersetzten. Dem Switzerland Cheese Marketing als Sponsor des Abends bot die deutsche Erstaufführung des Musicals „Strike Up the Band“ in Gelsenkirchen eine wirkungsvolle Werbeplattform.

Was das alles mit Musiktheater zu tun hat? Nun, die USA haben ausgerechnet der neutralen, friedliebenden Schweiz den Krieg erklärt – einen mit Waffengewalt ausgetragenen Käsekrieg. Ausgerufen vom Schmelzkäsefabrikanten Fletcher, der sich für den saftigen Importzoll des Appenzellers stark macht und die Invasion vorantreibt: „Wir haben diese Schweizer satt, wir machen ihre Alpen platt.“

Diese pralle Kriegspersiflage, in der der „Feind“ gar nicht zu finden ist und erst durch einen jodelnden General aufgespürt wird, nimmt sich nicht wie ideologisch verkrusteter Anti-Amerikanismus aus. Dass sie ganz im Gegenteil höchst unterhaltsam bleibt, hat man der flinken, kecken Feder der Gebrüder George und Ira Gershwin zu verdanken wie auch dem aufgefrischten Textbuch dieses immerhin 80 Jahre alten Stücks.

Hurra-Patriotismus und Personenkult werden hier ebenso ironisch aufgespießt wie touristische Kriegsvermarktung. Und selbst wenn als Happy End schon der nächste Gegner – Russland wegen der Kaviar-Zölle – ins Visier genommen wird, gelingt’s mit Witz und Charme. Der Urvater der musikalischen Gesellschaftssatire, Jacques Offenbach, lässt auch schön grüßen.

Es dampft im Orchestergraben

Gershwin freilich hat den Schweizer Käse mit Blue Notes, jazzigen Rhythmen und karikierender Militärmusik gespickt, die der Musical-versierte Kai Tietje mit der Neuen Philharmonie Westfalen Freude sprühend über die Rampe bringt. Dank der einfallsreichen Inszenierung von Matthias Davids wird der hochgefahrene Orchestergraben zwischenzeitig auch mal zum Überseedampfer der siegreichen Heimkehrer. Überhaupt bekommt das Auge auf der ständig in Bewegung befindlichen Bühne von Knut Hetzer viel zu sehen: sei es Fletchers futuristischen Firmensitz aus Glas und Spiegeln, sei es die heile Bergwelt mit Matterhörnern und Kletterwänden.

Und in den farbprächtigen Kostümen von Judith Peter treiben die – mit Mikroports rundum erfreulich singenden – Akteure die Handlung mit ihren abstrusen, hakenschlagenden Wendungen, Gags und Kalauern so spritzig voran, dass man Tränen lachen kann. Vor allem über Daniel Drewes als total überdrehten Monteur, General und Geheimdienstler in einer Person oder Joachim Gabriel Maaß als größenwahnsinnigen Fletcher. Trefflich besetzt auch die weiteren Rollen wie etwa Anke Sieloff und Gaines Hall.

Man sollte sich diese Musical-Produktion, mit der das Gelsenkirchener Musiktheater wieder einmal Maßstäbe im Revier gesetzt hat, nicht entgehen lassen. 

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Neue Ruhr Zeitung

Krieg um Käse, Ruhm und Ehre

Das „Musiktheater im Revier" in Gelsenkirchen hat im Musical-Genre immer mehr gewagt, mit der deutschen Erstaufführung (!) von „Strike Up the Band" (1927) ist man nun auf dem Zenit angekommen. Die Inszenierung des versierten Matthias Davids ist eine perfekte Mischung aus knallbuntem Ausstattungsreichtum (Bühne: Knut Hetzer), schwerelosen Tanzeinlagen, starken Melodien („The Man I Love") und tollen Darstellern mit Sinn für den hier praktizierten absurden Humor. Regisseur Davids hat eine sichere Hand dafür, im total Verrückten die Gegenwart kenntlich zu machen. Die „höchst patriotische Gesellschaft", die hier in Uncle-Sam-Maske tagt und jeden Abweichler als Kommunisten inhaftiert, ist eine schöne Karikatur auf die „Homeland Security" von heute.

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WR – 10.12.2007 

Deutsche Erstaufführung 

Krieg um Käse, Ruhm und Ehre 

Arnold Hohmann

Wer den Saal füllen will, der setzt ein Musical auf den Spielplan. Dieses Patentrezept haben auch subventionierte Theater begriffen, ob Sprechbühne oder Opernhaus.

Welche Juwelen da jenseits von „Mamma Mia & Co noch auf Entdeckung warten, davon legt jetzt eine Inszenierung in Gelsenkirchen eindrucksvoll Zeugnis ab. Das „Musiktheater im Revier“ in Gelsenkirchen hat mit den Jahren im Musical-Genre immer mehr gewagt, mit der deutschen Erstaufführung (!) von George Gershwins Musical-Farce „Strike Up the Band“ (1927) ist man nun auf dem Zenit angekommen. Die Inszenierung des versierten Matthias Davids ist eine perfekte Mischung aus knallbuntem Ausstattungsreichtum (Bühne: Knut Hetzer), schwerelosen Tanzeinlagen, starken Melodien („The Man I Love“) und tollen Darstellern mit Sinn für den hier praktizierten absurden Humor.

Grotesker Angriff auf die Schweiz

Die Geschichte des Stücks klingt nur beim ersten Hinhören verrückt, birgt aber wunderbare Momente, die sich wie eine Folie auf die gegenwärtige amerikanische Außenpolitik legen lassen. Der US-Käseproduzent Fletcher (Joachim G. Maaß) sieht seinen Profit schwinden, weil die Schweiz sich weigert, den 50-prozentigen Zoll auf Käseprodukte hinzunehmen. Fletcher findet mit seinem Drängen auf militärische Mittel Gehör in Washington – und schon befinden sich US-Soldaten wieder mal auf einem ihrer Auslandseinsätze. Nur dass sie diesmal auf keinen Gegner treffen, weil der sich in den Bergen verschanzt hat und erst einmal die Gewinne durch florierenden Kriegstourismus einheimsen will.

Regisseur Davids hat eine sichere Hand dafür, im total Verrückten die Gegenwart kenntlich zu machen. Die „höchst patriotische Gesellschaft“, die hier in Uncle-Sam-Maske tagt und jeden Abweichler als Kommunisten inhaftiert, ist eine schöne Karikatur auf die „Homeland Security“ von heute.

„An die Gewehre, für Käse, Ruhm und Ehre“ lautet die Devise, die doch furchtbar ins Leere zielt: Amerikanischer Käse hat sich immer schon mehr durch Farbe als durch Geschmack hervorgetan. Und während auf der Bühne selbst noch an der Kletterwand hinreißend gesteppt wird (Choreografie: Melissa King), während im Parkett das Switzerland Cheese Marketing reichlich Kostproben verteilen lässt, fällt immer wieder ein unverschämter Typ (famos: Daniel Drewes) mit schrägen Manieren auf, der verdächtig an Groucho Marx erinnert: Anarchisten wie ihn könnte Amerika heute wieder gut gebrauchen.

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Westfälische Rundschau

Auf an die Gewehre für Käse, Ruhm und Ehre

Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier rekonstruierte nun als erstes deutsches Theater die Originalversion und bestätigte wieder einmal seinen Ruf als deutscher „Musical-Tempel“ unter den subventionierten Bühnen. Regisseur Matthias Davids versteht es wunderbar, die beiden romantischen Liebesgeschichten in den satirischen Kontext einzufügen. (...) Alle aber werden überstrahlt von Daniel Drewes, der mit Nonsens-Wortspielen und Slapstick glänzt. Seine an den Anarcho-Komiker Graucho Marx angelehnte Figur gibt dem Abend jenen Tick, der ihn unvergesslich macht.

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Kölnische Rundschau 

An die Gewehre für Käse und Ehre 

ROLF-R. HAMACHER, 04.01.08 GELSENKIRCHEN

„Steht auf: an die Gewehre für Käse, Ruhm und Ehre“, singen die Arbeiter in der Fabrik des Käseproduzenten Horace J. Fletcher (routiniert: Joachim Gabriel Maaß) und ziehen für ihn in den Krieg. So begleiten wir die US-Armee bei einem ihrer beliebten Auslandseinsätze, wo sie von den geschäftstüchtigen Schweizern schon mit Billetts für die Entscheidungsschlacht empfangen werden. Kaum zu glauben, dass „Strike up the Band“, diese Satire auf Hurra-Patriotismus und Kriegsgewinnler schon 81 Jahre alt ist. Geradezu visionär kommt einem heute dieser erste Teil einer politischen Musical-Trilogie von George S. Kaufmann (Buch), George und Ira Gershwin (Musik und Liedtexte) vor, dem noch die beiden Wahlkampf-Satiren „Of thee I Sing“ (1931) und „Let em eat Cake“ (1933) folgen sollten. Kein Wunder , dass das amerikanische Publikum diese bitterböse Abrechnung mit dem Unternehmer James Lewis Kraft, der mit zweitklassigem Industriekäse ein Wirtschafts-Imperium aufbaute, nicht annahm. Demontierte „Strike up the Band“ doch nicht nur den Mythos vom „Selfmademan“, sondern auch Vorstellungen von leichter Musical-Unterhaltung. Gershwin brachte das Stück 1930 noch einmal in einer harmloseren Fassung an den Broadway. Diesmal erfolgreich.

Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier rekonstruierte nun als erstes deutsches Theater die Originalversion und bestätigte wieder einmal seinen Ruf als deutscher „Musical-Tempel“ unter den subventionierten Bühnen. Regisseur Matthias Davids versteht es dabei wunderbar, die beiden romantischen Liebesgeschichten in den satirischen Kontext einzufügen. Da buhlt der investigative Journalist Jim (etwas unterbeschäftigt: Gaines Hall) nicht ganz ohne Hintersinn um Fletchers Tochter Joan (ein wenig zu alt für die Rolle aber mit großartiger Stimme: Anke Sieloff). Und Anne (Filipina Henoch) aus einst besserem Haus legt den Vorarbeiter Harper (Philippe Ducloux) im wahrsten Sinne des Wortes flach. Zwei der schönsten Gershwin-Songs „The Man I love“ und „Ive got a crush on you“ singen und tanzen sie im Broadway-reifen Bühnenbild von Knut Hetzer. Philippe Ducloux brilliert in den von Melissa King rasant choreografierten Steppnummern zwischen Milchkannen und an Bergsteilwänden. Mit Filpina Henoch, die ein wenig an die junge Natalie Wood in „West Side Story“ erinnert, erscheint zudem ein neuer Stern am deutschen Musical-Himmel. Alle aber werden überstrahlt von Daniel Drewes, der mit Nonsens-Wortspielen und Slapstick glänzt. Seine an den Anarcho-Komiker Graucho Marx angelehnte Figur gibt dem Abend jenen Tick, der ihn unvergesslich macht.

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Kölnische Rundschau

Krieg um Käse

Die deutsche Erstaufführung des 80 Jahre alten Gershwin-Musicals begeistert mit zeitloser Musik und verblüffend aktueller Handlung. Die großartigen Hauptdarsteller sprühen vor Spielfreude, Matthias Davids' glanzvolle und pointenreiche Inszenierung bringt den Broadway in den Pott. (...) Ira Gershwins genialer Wortwitz bleibt dank der rundum gelungenen Übersetzung von Roman Hinze durchgängig erhalten. (...) Davids gelingt mit feinem Gespür für Situationskomik eine leicht-lockere, nie ins Alberne abdriftende Umsetzung des absurden Stoffs. (...) Das durchweg großartige Ensemble besteht aus Mitgliedern des Hauses und Gästen, wobei zwischen beiden Gruppen qualitativ überhaupt kein Unterschied auszumachen ist.

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musicalzentrale.de – 18.12.2007 

Krieg um Käse

Die deutsche Erstaufführung des 80 Jahre alten Gershwin-Musicals begeistert mit zeitloser Musik und verblüffend aktueller Handlung. Die großartigen Hauptdarsteller sprühen vor Spielfreude, Matthias Davids‘ glanzvolle und pointenreiche Inszenierung bringt den Broadway in den Pott. 

(Text: Daniel von Verschuer)

„Die Vereinigten Staaten von Amerika sind hier auf einem ihrer beliebten Auslandseinsätze!“ – „Was wollen Sie, einen kleinen oder einen großen Krieg? – Ein kleiner Krieg lohnt sich ja nicht!“ – „Wir haben diese Schweizer satt, wir machen ihre Alpen platt!“: In der beißend-komischen Realsatire über Käse, Krieg und Liebe wird schnell deutlich, dass die Darstellung der USA als imperialistische und bisweilen ignorante Großmacht auch nach einem knappen Jahrhundert nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Dabei bleibt Ira Gershwins genialer Wortwitz dank der rundum gelungenen Übersetzung von Roman Hinze durchgängig erhalten, und George Gershwins zeitlose Songs lockern immer wieder die (trotz radikaler Kürzungen durch Regisseur Matthias Davids) für heutige Verhältnisse etwas langatmigen Dialoge auf. Auch das Buch hat es in sich: Wenn sich vier der Haupdarsteller mit Silberperücken und Uncle-Sam-Hütten als „höchstpatriotische Vereinigung“ verkleiden, daraufhin schweizerische Bücher verbrennen wollen und für die Abschaffung der freien Meinungsäußerung eintreten, dann kann man nicht anders, als die beinahe prophetisch anmutenden Einfälle von Buchautor George S. Kaufman zu bewundern.

Davids gelingt mit feinem Gespür für Situationskomik eine leicht-lockere, nie ins Alberne abdriftende Umsetzung des absurden Stoffs, er inszeniert konsequent nach der Vorlage von 1927 und aktualisiert nur die Ausstattung – es kommen Laptops, Plastikstühle und Sturmgewehre zum Einsatz – und wenige Textstellen. Das tut dem Stück gut. Originelle Einfälle für die Rahmenhandlung wie die schweizerdeutsche Ansage zu Beginn und Käsehäppchen fürs Publikum nach der Pause passen dabei ebenso ins Bild wie die kostümierte Souffleuse oder die Schiffsszene, für die der wie ein Oberdeck gestaltete Orchestergraben auf Bühnenniveau hochfährt. Natürlich singt man an der Reling Liebeslieder, aber auch hier wird Davids nie schmalzig oder albern.

Das durchweg großartige Ensemble besteht aus Mitgliedern des Hauses und Gästen, wobei zwischen beiden Gruppen qualitativ überhaupt kein Unterschied auszumachen ist. Von Gaines Hall in der Rolle des unangepassten Journalisten Jim Townsend hätte man gern mehr gesehen, seine Gesangs- und Steppeinlagen überzeugen aber wie immer. Joachim Gabriel Maaß als Käsemagnat Horace Fletcher, Anke Sieloff als seine Tochter Joan und Eva Tamulénas (Mrs. Draper) singen stark und haben sichtlich Spaß an ihren Rollen. Filipina Henoch steppt, tanzt und spielt fantastisch, ihre Stimme hat genau die richtige jugendliche Frische für die quirlige Anne Draper, ihre Bühnenpräsenz ist umwerfend. An den Gesangs- und Tanzduetten mit Bühnenpartner Philippe Ducloux (Timothy Harper), der in nur zehn Tagen Probenzeit für den verletzten Patrick Schenk einsprang, kann man sich gar nicht sattsehen und -hören. Daniel Drewes‘ grandios-groteske Kurzauftritte als Telefoninstallateur, Telegrammbote und General sind unheimlich komisch, er wird schnell zum Publikumsliebling. Chor und Statisterie machen ihre Sache viel besser, als man es von diversen Stadttheaterproduktionen gewohnt ist, und fügen sich als Fabrikarbeiter, Soldaten oder Schweizer Bürger mit viel Spielfreude nahtlos in die Aufführung ein. Leider sind sie nicht immer gut zu verstehen, und die projizierte Übertitelung der Songs wird von den Scheinwerfern der Lichttraverse „überstrahlt“, so dass sie kaum zu lesen ist.

Die knallbunten Kostüme von Judith Peter, das variable Bühnenbild von Knut Hetzer und Melissa Kings abwechslungsreiche Choreographien tun ihr übriges für eine durchweg gelungene Show, und mit der Unterstützung durch Kai Tietje und seine blendend aufspielenden Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen kommt der Broadway auf die Bühne des MiR.

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musicalzentrale.de

Käsekrieg in den Alpen

Regisseur Matthias Davids zieht alle Register. Ihren erstklassigen Ruf als hochprofessionelles Team für Musicals werden die Gelsenkirchener wieder einmal gerecht – mehr als je zuvor vielleicht. Die Step-Einlagen und Choreografien (Melissa King) sind gut – bis hin zu waagerecht steppenden Gebirgsjägern, die am Seil in Kletterwänden hängen. Das Orchester unter Leitung des Bewährten Musical-Spezialisten Kai Tietje spielt frisch und mit Drive. Und auch in der Besetzung gibt es keinen einzigen Fehlgriff.

Westfälischer Anzeiger

Der Opernfreund

In den Staaten wäre diese Produktion sicherster Garant für einen Tony Award. Regisseur Matthias Davids hat sein Dreamteam gefunden. Es ist eine Produktion geworden, die bis ins kleinste Detail meisterhaft und überzeugend gestaltet wurde ... eines jener seltenen wahren Events, auf die man sich, nicht nur als Kritiker, sondern auch als Musikfreak eigentlich das ganze Jahr über erwartungsvoll freut, und die dann doch so selten eintreten. Grundlage des Erfolgs der gestrigen – man höre und staune ! – „Deutschen Erstaufführung“, war die brillante neue Textbearbeitung von Roman Hinze. Musicalfreunde, vergesst Hamburg, München und Wien, bitte sofort einbuchen und aufmachen nach Gelsenkirchen!

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An der Matterhorn-Südflanke steppt der Bär

„Strike up the Band“ oder „Der große Käsekrieg“

Vergessenes Gershwin-Musical erstrahlt neu im Musical-Dreamland MiR

Deutsche Erstaufführung, PR 8.12.2007 – Dialoge auf Deutsch

Geniestreich

Mit einem letzten Geniestreich beendet das Musiktheater im Revier nun wohl die große und höchst erfolgreiche Serie von Musicalproduktionen, die unter der jetzt leider zu Ende gehenden Ära des großen Intendanten Peter Theiler (demnächst in Nürnberg), dem fleißigen MiR-Team stets eine Herzensangelegenheit war. Mit diesem „Strike Up the Band“ wird in der Tat wieder dermaßen „auf die Pauke gehauen“ (so auch die Übersetzung!), daß selbst dem abgebrühtesten und vielgereisten Stella-Fan Hören und Sehen verging. In den Staaten wäre diese Produktion sicherster Garant für einen Tony Award. Das Team gab bis zum letzten Mann der Statisterie wirklich alles.

Regisseur Matthias Davids hat sein Dreamteam gefunden. Es ist eine Produktion geworden, die bis ins kleinste Detail meisterhaft und überzeugend gestaltet wurde; sei es die auf Feinste ausziselierte Choreographie von Melissa King, die Broadway-reife Tanz- und Gesangsleistung bietet oder das prachtvolle sich ständig in Bewegung befindende verblüffende Bühnenbild von Knut Hetzer, bzw. die großartig und so originell wie humorvoll gestalteten Kostüme von Judith Peters.

Da sich Kai Tietje wieder als wahrer „Magier im Bühnengraben“ entpuppt und seine aus der „Neuen Philharmonie Westfalen“ speziell ausgewählte 25-Mann-Truppe aufspielen läßt, als wäre Jimmy Dorsey ins Leben zurückgekehrt, realisiert sich dieser Abend als eines jener seltenen wahren Ereignisse, denen man nicht nur als Kritiker, sondern auch als Musikfreund eigentlich das ganze Jahr über entgegenfiebert und die dann doch nur allzu selten eintreten. Von den vorgesehenen 19 Terminen habe ich mich schon jetzt gleich mehrfach eingebucht, denn ein besseres und qualitativeres Gershwin-Musical ist in unseren Breiten zur Zeit kaum zu finden. Musik, besser: „Musiktheater“, das wunschlos glücklich macht.

Es geht um Käse

Worum geht es? Kurzgefaßt: Um nichts anderes als „Käse“!
Und so wurde unseren amerikanischen Freunden von den Komponisten George Gershwin / Ira Gershwin (Songtexte) wie auch dem Buchautor George S. Kaufmann schon im Jahre 1927 unterstellt, daß man auch um Milchprodukte einen Krieg zu führen imstande sei.
Dies sollte uns allerdings nicht unbedingt nur zu denken geben, sondern eher erheitern, denn dieser „Käsekrieg“ wird dank abgeschnittener Uniformknöpfe und des weltbekannt fürsorglich gastfreundlichen Schweizer Hotellerie- und Gaststättengewerbes unblutig geführt und entwickelt sich im Laufe des Stücks eher zu einem besseren Lunchausflug. Auch weil sich die furchtlose Schweizer Armee sicherheitshalber und beständig jodelnd ins heimische Hochgebirge zurückgezogen hat. Mehr zu erzählen wäre Unsinn, bei diesem makaberen Marx-Brothers-Blödsinn. Doch selbst, wer die Marx-Brothers nicht mag, wird in dieser skurill-witzigen Parabel in der es natürlich auch um Liebe, Geld und Ehre geht, bestens unterhalten. Selten wurde übrigens in der Geschichte des Musicals die amerikanische Mentalität so prächtig karikiert. Und so ist folgerichtig der Schluß des Stücks auch gleich Auftakt zu einem (leider nie geschriebenen) zweiten Teil, der dann heißen müßte „Der Kaviarkrieg“. Aber lassen Sie sich überraschen!

Grundlage des Erfolgs der kürzlichen – man höre und staune – „Deutschen Erstaufführung“, war die brillante neue Textbearbeitung von Roman Hinze, basierend auf der bissigen Ursprungsversion der von Tommy Krasker wiederhergestellten Fassung von 1927. Es ist kaum zu glauben, wie aktuell, kritisch und satirisch ätzend (immerhin wurde der Großteil des Originaltextes beibehalten) sich noch dieses mehr als 80 Jahre alte Stück präsentiert. Geradezu ein Lehrbuch für neuzeitliche Musical-Schreiberlinge; was hätten sich Seichtkomponisten à la Elton John, Tim Rice, Andrew Lloyd Weber oder wie sie alle heißen, hier einmal für eine sprichwörtliche Textscheibe abschneiden können…

Dream-Team Sieloff/Hall und andere funkelnde Solitäre

Überragend sowohl im Gesang als auch darstellerisch mein persönliches Dream-Duett Anke Sieloff (Joan Fletcher) und Alleskönner Gaines Hall (Jim Townsend); stimmliche Harmonie und Textverständlichkeit in Perfektion! Schade, daß kein Platz für eine Tanznummer à la „Ninotschka“ vorhanden war.

Joachim Gabriel Maaß bot als Großindustrieller Horace J. Fletcher auch eine schauspielerische Bravour-Nummer (viel zu singen hat er ja nicht), die manchem Burgschauspieler zur Ehre gereichen würde. Hinreißend das junge Paar Filipina Henoch (Anne Draper) und Philippe Ducloux (Timothy Harper); wobei Monsieur Ducloux ein Extralob verdient, denn wie es der Noteinsteiger binnen nur 10 Tagen geschafft hat, sich so perfekt in die Rolle einzuarbeiten, verdient mehr als Respekt.
Unerwarteter Star des Abends und Publikumsliebling war jemand, der eigentlich mehr agieren als singen muß, es ist Allroundtalent Daniel Drewes alias George Spelvin, dessen Rolle im Sinne eines Running Gags mächtig aufgewertet wurde. Seine deutsche Jim-Carrey-Kopie als psychopathische Nervensäge ist allein mit seiner auf den Anarcho-Witz der Marx-Brothers aufbauenden schwarzen Komik auch für reine Filmfans einen Besuch der Inszenierung wert. Genial! Wirklich zum Brüllen. Auch die Nebenrollen wurden von der Grande Dame des Gelsenkirchner Musiktheaters Eva Tamulénas (Mrs. Draper), Frank Engelhard (Edgar G. Sloane) und dem Gast aus Wien Wolfgang Beigel (Colonel Holmes) überzeugend ausgefüllt.

Hier wird noch mehr Sonderlob verteilt

Ein Sonderlob auch allen Statisten und vor allem der Ballett-Truppe. An einem Seil hängend an der steilen Gletscherwand des Matterhorns dermaßen überzeugend zu steppen, daß uns der Atem stockte, ist mehr als eine Meisterleistung. Darüberhinaus erwähnenswert erscheinen mir persönlich noch die Kostümabteilung, Technik und vor allem die Maske. Selten sah man so perfekte Arbeit, alle Achtung! Ich habe z.B. Gaines Hall wirklich nur an der Stimme erkannt. Die Abstimmung von Lifemusik und Microport-Gesang (Sounddesign Norbert Labudda & seine fleißigen Geister am Mischpult) war vorbildlich. Vielleicht sollte man die Techniker vom Essener Aalto-Nachbarhaus, die gerade Burkhards „Feuerwerk“ lustlos vermurksten, mal zu einem Sommerpraktikum einladen.

Mit dieser Produktion – und da bin ich ganz kühn, angesichts des marginalen Stadttheateretats – profiliert sich das MiR in den obersten Rängen internationaler Musicalbühnen, zur Zeit vielleicht Deutschlands bestes und überzeugendstes Haus in diesem Genre. Musicalfreunde, vergeßt Hamburg, München und Wien, bitte sofort einbuchen und aufmachen nach Gelsenkirchen!

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Geniestreich: An der Matterhorn-Südflanke steppt der Bär

Amerika zieht in den Käsekrieg

Um einer solchen Produktion die überregionale Ausstrahlung zu sichern, holt es die besten und erfahrensten Musicalspezialisten: den Regisseur Mattias Davids, die Choreographin Melissa King, das Bühnen- und Kostüm-Duo Knut Hetzer/Judith Peter, dem US-Entertainer Gaines Hall, die temperamentvolle Allroundstars Philippe Ducloux und Filipina Henoch (er war Weltmeister im Formationstanz, sie deutsche Vizemeisterin im Stepptanz), schließlich den als Komiker umwerfenden Daniel Drewes, der aus Bottrop stammt.

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Ruhrnachrichten – 10.12.2007 

Amerika zieht in den Käse-Krieg 

Von Heinz-Albert Heindrichs 

Kaum zu glauben, dass es das noch gibt – die Deutsche Erstaufführung eines Musicals von George Gershwin.

Fantastische Tänzer: Filipina Henoch und Philippe Ducloux. Foto: Majer-Finkes Aber Gelsenkirchens Intendant Peter Theiler ist es in der Tat gelungen, die Erstaufführungsrechte der Urfassung von „Strike up the band“ erwerben. Die verrückten Politsatire hatte George 1927, zusammen mit seinem Bruder Ira als Librettisten, für den Broadway geschrieben.

Herrschaft über die (Käse-)Welt

Da strebt ein amerikanischer Käseproduzent namens Fletcher mit seiner „Fletcher American Cheese Company“ die weltweite Markenherrschaft an. Die aber sieht er vom winzigen Käseland Schweiz, wo man sich jodelnd und alphornblasend verständigt, bedroht. Und so ruft er Amerika auf zum Krieg und rückt schließlich mit einer Privatarmee in die Schweiz ein. Merkwürdig: In diesem Zerrspiegel erscheint, mehr als uns lieb ist, die Gegenwart. Mehr sei nicht verraten, nur noch, dass es dabei zugleich um drei herzzerreißend komische Liebespaare geht.

Die besten Musicalspezialisten Deutschlands

Gershwins frühe Musicals neu zu entdecken – das ist für das Musiktheater im Revier zu einem Markenzeichen geworden. Um einer solchen Produktion die überregionale Ausstrahlung zu sichern, holt es die besten und erfahrensten Musicalspezialisten: den Regisseur Mattias Davids, die Choreographin Melissa King, das Bühnen- und Kostüm-Duo Knut Hetzer/Judith Peter, dem US-Entertainer Gaines Hall, die emperamentvolle Allroundstars Philippe Ducloux und Filipina Henoch (er war Weltmeister im Formationstanz, sie deutsche Vizemeisterin im Stepptanz), schließlich den als Komiker umwerfenden Daniel Drewes, der aus Bottrop stammt.

Das Publikum war hingerissen

Sie alle fügen sich glänzend in das Team des Hauses ein, das mit den Eigenheiten des amerikanischen Musicalstils ja seit Jahren vertraut ist und selbst Stars für dieses Genre zu bieten hat: das Allroundtalent Anke Sieloff, das von Mozart bis Debussy, von Jazz bis Rock alle Stile beherrscht und mit Gershwins Top-Hit „The man I love“ Beifallsstürme erntet. Sodann Eva Tamulenas und Bassist Joachim Gabriel Maaß, die eine ähnliche Doppelkarriere zwischen U- und E-Musik vorzuweisen haben.Und die Tänzer des Schindowski-Balletts, die sich zu großen choreographischen Szenen zusammenfinden können.

Schließlich aber und kaum ersetzbar Dirigent Kai Tietje. Er hat Gershwins Musik nicht nur durch Neu-Arrangements in einen zeitnahen Sound versetzt, sondern vermag ihn auch der neuen Philharmonie Westfalen, dem großen Ensemble auf der Bühne und dem Publikum hinreißend zu vermitteln.

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Ruhrnachrichten

Alles heiter oder was?

Die Bühne bebt, das Ballett lebt, Songs würzen das Produkt, das Haus zieht sämtliche Register - und das Publikum reagiert begeistert auf die Wiederentdeckung eines vergessenen Gershwin-Stückes: "Strike up the Band". (...) Marschklänge und brillanter Step-Tanz (Choreographie Melissa King) , ein sich ständig veränderndes Bild mit vielen Pointen (Knut Hetzer), folkloristische Kostüme (Judith Peter), ein auf Trab gehaltenes Ensemble mit typischen US-Facetten (...)

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WAZ – 09.12.2007 

Alles heiter oder was 

Gelsenkirchen, 09.12.2007

Deutsche Erstaufführung des Gerswhin-Musicals „Strike up the Band“ (1927) im ausverkauften Großen Haus. Viel Beifall des Publikums nach drei Stunden.

Die Bühne bebt, das Ballett lebt, Songs würzen das Produkt, das Haus zieht sämtliche Register – und das Publikum reagiert begeistert auf die Wiederentdeckung eines vergessenen Gershwin-Stückes: „Strike up the Band“ (frei übersetzt: Hau auf die Pauke!). Und doch: Ganz glücklich wird man mit dieser Inszenierung von Matthias Davids nicht. Denn es bleiben etliche Fragen nach „Vorhang zu“ offen: Wie geht man mit dem Thema Krieg nach den bitteren Erfahrungen in Europa, in Vietnam, im Irak oder Afghanistan um? Darf die Satire ihn so veralbern? Wie wird der „imperialistische Kapitalismus“ gezeigt? Immerhin soll die Schweiz „vernichtet“ werden – zumindest als Käse-Konkurrent. Alles heiter oder was?

Ironie und Sarkasmas dürfen alles. Wenn sie denn gut gemacht sind, wenn sie entlarven, wenn sie den Finger kommentierend und kritisch in die Wunde legen. Bleibt vieles zäh wie Schmelzkäse, dann mundet das Fondue nur bedingt.

Zur Geschichte von „Strike up the Band“, das die beiden Schweizer an der Spitze des Hauses (Peter Theiler, Samuel Bächli) mit besonderem Genuss goutieren: Käse-Tycoon Horace J. Fletcher will das aufmüpfige Alpenländle auf Kurs bringen und zettelt „mirnichtsdirnichts“ einen Krieg an. Eine Privatarmee wird nach Europa geschickt, doch die sympathischen Schweizer verstecken sich einfach hinter den Bergen. Mit einem verräterischen Jodler-Trick, den ausgerechnet der zuvor aufmüpfige Journalist Townsend anwendet, siegen die Truppen doch noch. Friede forever – von wegen: Schon geht es um den russischen Kaviar. . .

Marschklänge und brillanter Step-Tanz (Choreographie Melissa King) , ein sich ständig veränderndes Bild mit vielen Pointen (Knut Hetzer), folkloristische Kostüme (Judith Peter), rasante Choreinlagen (Christian Jeub), ein auf Trab gehaltenes Ensemble mit typischen US-Facetten können eines nicht verhindern: Das Stück von 1927 hat im Zeitbezug Patina angesetzt. Aber George Gershwin und sein Bruder Ira haben in diesem Stück, das damals eine politische Musicalwelle auslöste, aktuelle Entwicklungen gegeißelt. Vieles hat sich seitdem verändert – allerdings nicht verbessert. Kriege aus nichtigem (oder wirtschaftlichem) Anlass gibt es auf allen Kontinenten. Nicht nur durch amerikanische Truppen.

Mit viel Eigenblut setzen sich die MiR-Kräfte für diesen „Streich“ ein: Joachim G. Maaß (Fletcher), Gaines Hall (Townsend), Anke Sieloff (Joan), Filipina Henoch (als Anne eine Entdeckung!), Philippe Ducloux (Timothy), Daniel Drewes als Spionage-Parodie (Spelvin), Eva Tamulenas (Mrs. Draper) u.a. – Nachher gab’s viel Schweizer Käse! HJL

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung

In diesem Krieg geht's um Käse

Jetzt erlebte das Musical seine späte, kräftig bejubelte deutsche Erstaufführung im Gelsenkirchener Musiktheater. Regisseur Matthias Davids und sein pfiffiges Regieteam zeigen bissige Ironie, ohne irgend platt zu werden. Herrlich, wenn zu Beginn in Fletchers Käsefabrik die Mitarbeiter auf ihre Arbeit und die eigene Ausbeutung eingeschworen werden. Das kennen wir alle aus Berichten über eine Kaufhauskette. Auch die patriotischen amerikanischen Bürgervereine mit Uncle-Sam-Hut bekommen ihren Seitenhieb ab. Und was würde ein amerikanischer Präsident von Soldaten halten, die von schweizerischer Gemütlichkeit inklusive Alphornblasen angesteckt sind und lieber Käsefondue essen, an der Toblerone knabbern statt zu kämpfen? Tausende kleiner Regieeinfälle und auch der behutsam aktualisierte Text machen das Zuhören und Zusehen zum puren Vergnügen und reizen das Zwerchfell, ohne dass der kritische Hintergedanke des Ganzen verloren ginge.

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Westfälische Nachrichten – 11.12.2007 

In diesem Krieg geht’s um Käse

Gelsenkirchen. Krieg der USA gegen die Schweiz? Und das wegen Importzoll auf Käse? Man hat ja schon vieles gehört, aber so etwas?

CHRISTIAN SCHULTE IM WALDE

George Gershwin und sein Bruder Ira als Librettist erzählen in „Strike Up the Band“ (etwa: „Hau auf die Pauke“) die Geschichte des amerikanischen Käsefabrikanten Fletcher, der seine Profite durch schweizerische Käseimporte dahinschmelzen sieht. Deshalb rückt er der Alpenrepublik mit einer staatlich tolerierten Privatarmee zu Leibe. Auslandseinsätze waren ja schon immer ein probates Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen.

Die Gershwins nehmen in dieser herrlich überdrehten Geschichte die gesellschaftlichen Verhältnisse der USA gnadenlos auf die Schippe und erklären mal eben en passant, wie ein Krieg aus rein ökonomischen Gründen geführt wird. Allein deshalb ist „Strike Up the Band“ auch nach achtzig Jahren noch höchst aktuell. Jetzt erlebte das Musical seine späte, kräftig bejubelte deutsche Erstaufführung im Gelsenkirchener Musiktheater.

Regisseur Matthias Davids und sein pfiffiges Regieteam zeigen bissige Ironie, ohne irgend platt zu werden. Herrlich, wenn zu Beginn in Fletchers Käsefabrik die Mitarbeiter auf ihre Arbeit und die eigene Ausbeutung eingeschworen werden. Das kennen wir alle aus Berichten über eine Kaufhauskette. Auch die patriotischen amerikanischen Bürgervereine mit Uncle-Sam-Hut bekommen ihren Seitenhieb ab. Und was würde ein amerikanischer Präsident von Soldaten halten, die von schweizerischer Gemütlichkeit inklusive Alphornblasen angesteckt sind und lieber Käsefondue essen, an der Toblerone knabbern statt zu kämpfen? Auch hier wirkt der gnadenlose Einsatz von Klischees, wie der Tanz in Dirndl mit Kuhglocken, nie dumpf folkloristisch sondern augenzwinkernd komisch. Tausende kleiner Regieeinfälle und auch der behutsam aktualisierte Text machen das Zuhören und Zusehen zum puren Vergnügen und reizen das Zwerchfell, ohne dass der kritische Hintergedanke des Ganzen verloren ginge.

Aber wie das bei Gershwin so ist: Das Fundament für den grandiosen Erfolg legt er selbst mit seinen zündenden Melodien, von denen sich das beschwingt und lustvoll spielende Ensemble anstecken lässt. Mitreißende Stepp-Einlagen, selbst an Schweizer Berggipfeln, gelingen virtuos und sind eine echte Augenweide. Für bezaubernde Tanzeinlagen öffnet sich wie aus dem Nichts eine Show-Treppe. Raffinierte Effekte, witzige Bilder wie die beflaggten Schweizer Berggipfel – die Regie zieht alle Register für eine temporeiche Show.

Gesungen und gespielt wird erstklassig: Auf der Bühne ein Mix aus hauseigenen Opern- und gastierenden Musicalsängern, im Graben die Neue Philharmonie Westfalen unter Kai Tietje. Da springt in jedem Augenblick der Funke über. Nichts wie hin in Gelsenkirchens Schweizer Bergwelt.

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Westfälische Nachrichten

US-Käsekönig erklärt der Schweiz den Krieg

Sagen Sie "cheese!" statt Öl, nehmen Sie den amerikanischen Käsekönig Horace J. Fletcher anstelle von US-Präsident George W. Bush und Sie haben eine verrückte, bitter wahre Persiflage auf unsere heutige Welt mit sinnlosen Kriegen aus gierigem Wirtschafts-Profitdenken. Gelsenkirchens "Musiktheater im Revier" landet schon allein mit der Wahl dieses kaum gespielten Frühwerks der Brüder George und Ira Gershwin auf das Libretto von Marx-Brothers-Texter George S. Kaufman einen Trumpf. Keine Wünsche offen lässt auch die flotte Inszenierung von Matthias Davids mit dem bestens aufgelegten Solistenensemble, dem spielfreudigen Chor, dem Ballett Schindowski und der "Neuen Philharmonie Westfalen", die Musicalexperte Kai Tietje im Graben fetzig und temperamentvoll dirigiert. Aber den Vogel schießen Ausstatter Knut Hetzer (Bühne) und Judith Peter (Kostüme) ab. Die Begeisterung des Premierenpublikums dieser Deutschen Erstaufführung war groß. (...) Ein Stadttheater-Musicalabend der Extraklasse.

musicaltotal.de

Zu Gast in der Schweiz: Die USA auf einem ihrer beliebten Auslandseinsätze

Der Kunstgriff von Regisseur Matthias Davids besteht darin, sich jede tagespolitische Anspielung zu verkneifen. Denn je mehr er Begriffe wie „Bush“ oder „Irak“ vermeidet und stattdessen scheinbar naiv und harmlos Fahnen der dauerneutralen Alpenrepublik schwenken lässt, desto unübersehbarer stehen die Parallelen zur derzeitigen Situation unausgesprochen im Raum. (...) Wenn man die Privatarmee des Käseriesen Fletcher in Tarnanzügen die Maschinengewehre herumwirbeln sieht, balanciert die Inszenierung auf dem schmalen Grat zwischen pubertärer Albernheit und pietätloser Geschmacklosigkeit – aber sie steht diesen Balanceakt durch, und manchem Lacher ist das schlechte Gewissen darüber, dass die düstere Realität gar nicht so weit weg und überhaupt nicht zum Lachen ist, beigegeben. Und indem Davids das Klischeehafte des Stoffes noch genussvoll unterstreicht, parodiert er nebenbei auch noch den vordergründigen Antiamerikanismus, der hierzulande schnell das pazifistisch grundierte Gewissen beruhigt.

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Zu Gast in der Schweiz: Die USA auf einem ihrer beliebten Auslandseinsätze

Von Stefan Schmöe / Fotos von Rudolf Majer-Finkes

Die Schweiz protestiert gegen hohe Einfuhrzölle auf Käse, und das Protestschreiben ist auch noch unterfrankiert – wenn da kein Anlass für einen schönen, kleinen, lukrativen Krieg ist. Selbiger wird public privat partnership abgewickelt, soll heißen: Der Großindustrielle Horace J. Fletcher trägt die Kosten und streicht im Gegenzug alle Rechte ein, insbesondere die Namensgebung: Horace-J.-Fletcher-Gedächtniskrieg soll der Feldzug gegen den im fernen Amerika völlig unbekannten Kleinstaat heißen. Weil die Schweizer ebenso gastfreundschaftlich wie geschäftstüchtig sind, arrangieren sie für Schlachtfeldtouristen sehr zuvorkommend attraktive Pauschalreisen auf dem bekannt hohen Standard der Schweizer Hotellerie. Geschossen wird übrigens nicht, sondern gejodelt und gesteppt (schließlich sind wir im Musical).

Es ist schon hanebüchener Unsinn, mit dem Strike up the Band („Hau‘ auf die Pauke“) aufwartet. Amerikanischer Hurra-Patriotismus der plumpesten Sorte wird ebenso auf die Schippe genommen wie Schweizer Betulichkeit (der amtierende Gelsenkirchener Intendant, Peter Theiler, ist Schweizer und wird nicht ohne Augenzwinkern gerade dieses Stück auf den Spielplan gesetzt haben). Zweieinhalb Liebesgeschichten sind ziemlich unmotiviert eingebaut: Es darf als Kriegskontrastprogramm geküsst und getanzt werden. Das Textbuch stammt von George S. Kaufmann, der auch Drehbücher für die legendären Marx-Brothers geschrieben hat; die Song-Texte stammen von Gershwins Bruder Ira. Im Uraufführungsjahr 1927 konnte das amerikanische Publikum wenig mit der verqueren Mischung aus Politsatire und Unterhaltungsmusical anfangen, weshalb das Stück 1930 überarbeitet wurde – in Gelsenkirchen hat man die ursprüngliche Fassung rekonstruiert und ganz behutsam aktualisiert.

Der Kunstgriff von Regisseur Matthias Davids besteht darin, sich jede tagespolitische Anspielung zu verkneifen. Denn je mehr er Begriffe wie „Bush“ oder „Irak“ vermeidet und stattdessen scheinbar naiv und harmlos Fahnen der dauerneutralen Alpenrepublik schwenken lässt, desto unübersehbarer stehen die Parallelen zur derzeitigen Situation unausgesprochen im Raum. Die große Politik ist dem Musiktheater dabei pünktlich zur Hilfe gekommen: Ausgerechnet in der Premierenwoche desavouieren die amerikanischen Geheimdienste mediengerecht ihren säbelrasselnden Präsidenten mit der Nachricht, dass es seit vier Jahren kein konkretes Atombombenprogramm im Iran gebe. Nimmt man den, man muss inzwischen wohl sagen: irrtümlich begonnenen Feldzug gegen den Irak hinzu, so bietet die Wirklichkeit ähnlich skurrile Stoffe wie das Musical. Wenn man die Privatarmee des Käseriesen Fletcher in Tarnanzügen die Maschinengewehre herumwirbeln sieht, balanciert die Inszenierung auf dem schmalen Grat zwischen pubertärer Albernheit und pietätloser Geschmacklosigkeit – aber sie steht diesen Balanceakt durch, und manchem Lacher ist das schlechte Gewissen darüber, dass die düstere Realität gar nicht so weit weg und überhaupt nicht zum Lachen ist, beigegeben. Und indem Davids das Klischeehafte des Stoffes noch genussvoll unterstreicht, parodiert er nebenbei auch noch den vordergründigen Antiamerikanismus, der hierzulande schnell das pazifistisch grundierte Gewissen beruhigt. Der Preis dieses Konzepts ist allerdings, dass die Figuren durchweg zu vordergründigen Karikaturen verkürzt werden. Ob Strike up the Band überhaupt mehr als solchen Klamauk bietet, wird hier jedenfalls nicht erkennbar.

Der satirische Untergrund ist das eine, die Show das andere Element – und in der Choreographie von Melissa King ist allerhand los auf der Bühne. Die Inszenierung hat driveund das das richtige timing. Vom etwas behäbigen Anfang aus nehmen beständig die Überraschungseffekte zu, von denen hier nicht viel verraten werden soll. Nur so viel: Das Bühnenbild von Knut Hetzer bietet hervorragenden Raum für großformatige Tanzeinlagen, zaubert eine perfekte Schweiz mit Almidyll, ohne dass deshalb ein Almidyll zu sehen wäre (dafür aber einen hinreißender hochalpiner Bergsteiger-Stepptanz), und schwappt letztendlich bis in den Zuschauerraum über. Und immer, wenn das Stück in allzu überschaubare Bahnen zu gleiten droht, taucht eine sehr merkwürdige Gestalt, ein gewisser Mr. Spelvin, auf und sorgt für Humor der absurderen Sorte, die Marx-Brothers lassen ebenso grüßen wie die englische Komiker-Truppe „Monty Python“. So artet das Stück in absurdem Nonsens aus.

In Gelsenkirchen pflegt man seit einigen Jahren das Musical-Genre mit beachtlichem Erfolg. Opernchor und das Ensemble des Ballett Schindowski sowie die Statisterie bewältigen die gesanglichen und tänzerischen Anforderungen mehr als ordentlich. Das gilt auch für das Solistenensemble, das sich aus einer klugen Mischung von „hauseigenen“ (Opern-)Sängern (Joachim Gabriel Maaß ist als Horace J. Fletcher der Inbegriff des amerikanischen Selfmade-Industriellen, Anke Sieloff gibt seine Tochter Joan als verwöhntes Party-Girl) und erprobten Musical-Darstellern zusammensetzt und schauspielerisch wie sängerisch durchweg überzeugt. Hervorzuheben ist vielleicht Filipina Henoch, die als sehr attraktive und sängerisch ebenso versierte Anne Draper – die Figur ist offenbar nur da, weil eben eine hübsche junge Frau auf der Bühne stehen – genauer: singen und tanzen – muss, und das tut Filipina Henoch ausgezeichnet. Unter der umsichtigen Leitung von Kai Titje erweist sich die Neue Philharmonie Westfalen als veritables Showorchester.

FAZIT

Nicht die feinsinnigste Form musikalischer Komik, aber gute Unterhaltung mit viel Nonsens, überzeugend dargeboten.

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omm.de

Wie man aus Käse reine Sahne macht

Standing Ovations für Gershwins "Strike Up The Band"
Beifall auf offener Szene. Für Matthias Davids die Bestätigung seiner Intention, seine Politsatire für jeden verständlich und publikumswirksam als Musical auf die Bühne zu bringen. (...) Die Tanzszenen, nicht nur die der Solisten, kommen prima rüber, besonders die Steppszenen, unterstützt von Tänzerinnen und Tänzern aus dem Ballett Schindowski, begeistern. Das Bühnenbild Knut Hetzers lässt ihnen genug Raum. Im 1. Bild gelingt es Hetzer, die Verarbeitungsmaschinerie der Käsefabrik (in grellem Gelb!) beklemmend echt zu vermitteln, im 2. Bild spielt er mit der folkloristischen Vorstellung der Schweiz aus der Sicht der Amerikaner. Fazit dieses Musicalabends? Für das Publikum hochgradig performte Unterhaltung! Das Gelsenkirchener Publikum feierte frenetisch seine Lieblinge.

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Familienpost – 10.12.2007

MiR: Wie man aus Käse reine Sahne macht

Standing Ovations für Gershwins „Strike Up the Band”

Einmal im Jahr darf sich Gelsenkirchen auf eine neue Musical–Produktion freuen. Wieder einmal geht man das Wagnis ein, Vergessenes wieder ins Rampenlicht zurückzuholen. Nach Gershwins „Crazy for you” nun sein noch weniger bekanntes Musical „Strike up the band” in deutscher Erstaufführung.

1927 noch ein Flop, 1930 wenigstens ein Achtungserfolg, als man aus dem Käsekrieg gegen die Schweiz leicht überzuckert eine Schokoladenfehde machte und so am Broadway erfolgreich punkten konnte. Außer dem Versuch einer stark überarbeiteten Wiederbelebung in der Schweiz im Jahre 1999 hat man von „Hau auf die Pauke”, so etwa könnte die deutsche Übersetzung des Titels heißen, nie wieder etwas gehört. Worin mag nun der Reiz liegen, gerade diesen frühen Gershwin, nun wahrlich kein „Paukenschlag” in der Geschichte des amerikanischen Musicals, noch einmal für die Nachwelt auszugraben? Die zentrale Handlung um den US–amerikanischen Käseproduzenten Fletcher allein, der mit seiner „American Cheese Company” die globale Marktherrschaft anstrebt und zur Durchsetzung seiner Zielsetzung sogar vor einem Krieg – ausgerechnet gegen die kleine Schweiz – nicht zurückschreckt, kann es nicht gewesen sein. Diese am Beispiel der USA hergeholten Story (Text Gershwins Bruder Ira, spätere Erfolgsfassung von George S. Kaufman) um Krieg und Kapitalismus und auf die Spitze getriebenen Hurrapatriotismus ist denn auch rein fiktiv und steht nicht allein für amerikanische Verhältnisse, sondern wendet sich karikierend und parodierend gegen alle Entartungen von Wirtschaftsimperialismus überhaupt.

Die Chance eine Musical Comedy aufzubieten, die harte Politiksatire mit scheinbar verharmlosender, amerikanisch verstandener „Operette” verbindet, wollte sich das Team um Matthias Davids nicht entgehen lassen. Schließlich geht es hier um Käse und nicht um Öl. So wird dann auch nur mit Worten geschossen, zuweilen aber mehr gealbert und geblödelt, als es dem Stück insgesamt gut tut. Teilweise belanglose Dialoge und Parodien – trotz der deutschen Neubearbeitung von Roman Hinze -, besonders zu Anfang des 1. Aktes, könnten noch gestrafft werden. Was soll’s. Dem Premierenpublikum hat es gefallen, Beifall auf offener Szene. Für Matthias Davids die Bestätigung seiner Intention, seine Politsatire für jeden verständlich und publikumswirksam als Musical auf die Bühne zu bringen.
Das ist gar nicht so einfach bei einem insgesamt doch eher schwachen Stück. In erster Linie Gershwins Musik sollte es richten und Schwächen kompensieren, was auch ansatzweise gelingt. Die Inszenierung von Matthias Davids wird dann immer stark, wenn Text, der die Handlung nach vorne treibt, gesungen wird. Das gelingt den Darstellern unter der musikalischen Leitung von Kai Tietje hervorragend. Tietje, als „hausgemachter” Gershwin-Kenner hat auch die Arrangements geschrieben und lässt sie mit der locker und leicht swingenden Neuen Philharmonie jazzig aufleben. Selbst da, wo fast omnipräsent Marschmusik vorherrscht, gewinnt sie an Leichtigkeit. Und die hat das Musical bitter notwendig, denn außer dem berühmten Ohrwurm-Song „The man I love” (hitverdächtig gesungen von Anke Sieloff und Gaines Hall) oder der Titelnummer „Strike up the band” hat das Stück an musikalisch Erbaulichem insgesamt wenig zu bieten.

Und doch gibt es Gewinner der Premierenvorstellung. Die singend, spielend und tanzend sich einbringende Riege der Darsteller – das großartige Chorkollektiv (Einstudierung Christian Jeub) mit einbezogen- kann auf ganzer Linie überzeugen. Joachim G. Maaß ist Horace J. Fletcher und beweist einmal mehr seine Vielseitigkeit als Sänger und Darsteller. In einem Musical darf eine (sogar zwei Liebespaare!) Lovestory natürlich nicht fehlen. Gaines Hall, beliebter Gast in verschiedenen Musical –Produktionen am MiR, zunächst als Pazifist verhaftet, dann als Kriegsgewinner gefeiert, bekommt als smarter Journalist seine kapriziöse Fabikantentochter Joan Fletcher, wie immer verlässlich von Anke Sieloff verkörpert. Eine positive Überraschung ist Filipina Henoch, die sich als Anne Draper mit sympathischer Ausstrahlung in die Herzen der Zuschauer spielt, singt und steppt. Ihr Partner Philippe Duclos, der kurzfristig die Rolle des Timothy Harper übernommen hat, fällt in keinster Weise ab. Überragend in der Steppszene im Finale des 1. Aktes! Wolfgang Beigel (Colonel Holmes), Frank Engelhardt (Sloane) und Daniel Drewes als völlig überdrehter Spion Spelvin sind weitere Garanten für die Publikumszustimmung an diesem Abend, genauso wie die 4 Soldaten, in Szene gesetzt und gesungen von Sergey Fomenko, Georg Hansen, Wolf – Rüdiger Klimm und Charles Moulton. Dann war da noch das Wiedersehen mit Eva Tamulénas. In der Rolle der Mrs Draper beweist sie, dass sie noch lange nicht „zum alten Eisen” gehört. Bravourös bewältigt sie ihre Aufgabe.

Zweifellos zu den Stärken der Produktion gehört die Choreografie der Melissa King. Die Tanzszenen, nicht nur die der Solisten, kommen prima rüber, besonders die Steppszenen, unterstützt von Tänzerinnen und Tänzern aus dem Ballett Schindowski, begeistern. Das Bühnenbild Knut Hetzers lässt ihnen genug Raum. Im 1. Bild gelingt es Hetzer, die Verarbeitungsmaschinerie der Käsefabrik (in grellem Gelb!) beklemmend echt zu vermitteln, im 2. Bild spielt er mit der folkloristischen Vorstellung der Schweiz aus der Sicht der Amerikaner. Passend dazu die Kostüme von Judith Peter. Sie reduziert sie auf das Notwendigste. Hier die kollektive Einheitskleidung bei den Arbeitern und Soldaten, dort der eindrucksvoll betuliche Umgang mit der Schweizer Folklore.

Fazit dieses Musicalabends? Für das Publikum hochgradig performte Unterhaltung!

Eine Frage bleibt allerdings unbeantwortet. Darf man mit dem Thema Krieg so leichtfertig und flach umgehen, auch wenn es sich hier ausdrücklich nur um eine Realsatire handelt, bei der keine Toten zu beklagen sind und am Ende ein falscher Jodler den Amerikanern den Sieg beschert? Im Sinne der Inszenierung muss sich wohl jeder die Antwort selbst geben.

Dem Gelsenkirchener Publikum war’s einerlei. Frenetisch feierte es seine Lieblinge.

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HJL - Familienpost online

"Auf Schalke" fliegen die Löcher aus dem Emmentaler

Eine brillante, vor Wortwitz und Melodienreichtum nur so sprühende Mischung aus Comedy und harscher Politsatire... Die „Schalker“ zeigen dieses Meisterwerk aber in seiner ursprünglichen, „unzensierten“ Version – und das in deutscher Erstaufführung. Regisseur Matthias Davids legt damit eine rundherum gelungene, pointen- und temporeichen Inszenierung hin, die dem „MiR“ zu Recht volle Säle beschert. (...) Gegen diese Inszenierung, die im Dezember vergangenen Jahres am Kennedy-Platz Premiere feierte und zunächst noch bis 20. Mai an ausgesuchten Terminen zu erleben ist, sieht so manch aktuelles Hochpreis- und Premium-Long-Run ziemlich alt aus.

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musical-lounge.de, 6. Jan. 2008

Von JÜRGEN HEIMANN 

„Strike Up the Band“: „Auf Schalke“ fliegen die Löcher aus dem Emmentaler

Aberwitzig, unterhaltsam, frech und pointiert: Gershwins Geniestreich im Revier – Mehr davon!

Das Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen hat in den vergangenen Jahren wiederholt amerikanische Musical-Klassiker (u.a. „Crazy for you“, „Silk Stockings“, Anything Goes“) für sich und das deutsche Publikum neu entdeckt und ihnen zu gebührender Aufmerksamkeit verholfen. Mit „Strike Up the Band“ aus der Feder von George und Ira Gershwin hat das Haus nun eine weitere, hier zu Lande kaum bekannte Perle ausgegraben und liefert damit sein (bisheriges) Kabinettstück ab. Gegen diese Inszenierung, die im Dezember vergangenen Jahres am Kennedy-Platz Premiere feierte und zunächst noch bis 20. Mai an ausgesuchten Terminen zu erleben ist, sieht so manch aktuelles Hochpreis- und Premium-Long-Run ziemlich alt aus.

Man stelle sich vor: „Dabbel-You“ marschiert in der Schweiz ein, angeblich, um die unterdrückte Bevölkerung aus der Knechtschaft der radikalen rätoromanischen Alm-Taliban zu befreien. Das ist die offizielle Lesart. In Wahrheit sind es jedoch die jüngst auf der Rütliwiese entdeckten Ölvorkommen, auf die Präsident „Schorsch“ und sein sich in gleichem Maße dem industriellen Komplex daheim verpflichtet fühlender Verteidigungsminister Donald Duck Dumsfeld scharf sind. Als der Oberbefehlshaber der Invasionstruppen merkt, dass er dem alpinen Reich des Bösen mit seiner Trägerflotte von der Meerseite nicht beikommen kann, bittet er die Bundeswehr um taktische Unterstützung. Jungs germanische Heilsarmee schickt Aufklärungs-Tornados, weil die westliche Freiheit gemäß der Struck-Doktrin nicht nur am Hindukusch, sondern erst recht am Matterhorn verteidigt werden muss. Und am Ende siegen die Guten – und das sind natürlich die Amis. Die paar Hundert Jodel-Terroristen, die in Folge in einem Geheimknast unterm Großglockner-Tunnel interniert werden und unter deren Krachledernen und Dirndln man Massenvernichtungswaffen vermutet, fallen da nicht ins Gewicht.

Das Ganze erscheint auf den ersten Blick ziemlich absurd, doch ganz so abwegig ist dieses Szenario vor dem Hintergrund des aktuellen Zeitgeschehens auch wieder nicht. Und als hätten sie die Bush-Regierung damals schon gekannt, haben Autor George Simon Kaufmann und die Gershwin-Brüder diese Entwicklung, wenn auch unter leicht veränderten Vorzeichen, bereits 1927 vorweg genommen. Dabei heraus kam eine freche und respektlose Musical-Satire, deren Parallelen zur heutigen Situation nachgerade verblüffend, ja fast unheimlich sind. Man ersetze Öl durch Käse – und schon wird ein Schuh draus.

Was (schon) vor über 80 Jahren völlig abgedreht anmutete, ist inzwischen, wenn auch nicht unbedingt im Switzerland, so doch, wenn man mit dem Finger auf dem Globus ein paar Zentimeter weiter nach Süd-Ost wandert, von der Realität eingeholt und bestätigt worden. Ihren Geniestreich „Strike Up the Band“, was auf Deutsch so viel wie „Hau’ auf die Pauke“ bedeutet, haben die Gershwins in den 20-ern des vorigen Jahrhunderts ausgeheckt. Eine brillante, vor Wortwitz und Melodienreichtum nur so sprühende Mischung aus Comedy und harscher Politsatire, die beim amerikanischen Publikum freilich erst in einer zweiten, etwas weichgespülten Fassung ankam. Die „Schalker“ zeigen dieses Meisterwerk aber in seiner ursprünglichen, „unzensierten“ Version – und das in deutscher Erstaufführung. Regisseur Matthias Davids legt damit eine rundherum gelungene, pointen- und temporeichen Inszenierung hin, die dem „MiR“ zu Recht volle Säle beschert.

Gershwin und Bush 

Da sind fast drei Stunden prächtige mit beißender Komik gewürzte Unterhaltung auf hohem Niveau garantiert. Und man fragt sich zwangsläufig immer wieder, wer denn Kaufmann damals diese Vorahnungen eingeflüstert haben mag, die ihn kommenden Ereignisse mit verblüffender prophetischer Stichhaltigkeit haben vorweg nehmen lassen. Präsident Laugenbrezel-„W“, obwohl zu dieser Zeit noch nicht einmal eine genetische Idee, muss ihm und den Gershwins im (Alp-)Traum erschienen sein. Dass sich US-Administrationen vor den Karren industrieller Interessen im eigenen Land spannen lassen, um durch kriegerische Attacken Einfluss und Gewinn zu mehren, ist ja so neu nicht. Auch wenn es zunehmend schwieriger wird, die tatsächlichen Motive zu verschleiern, indem Menschenrechte und Demokratie, die es zu wahren oder wieder her zu stellen gilt, vorgeschoben werden. Als Grund hinzu gekommen ist neuerdings noch die „Terrorbekämpfung“, mit der sich so gut wie alles und jedes rechtfertigen lässt. Doch zu jener Zeit, als die Löcher aus dem Emmentaler flogen, war von Al Kaida und Osama bin (im) Laden noch nicht die Rede. Die Bedrohung des freiheitlichen amerikanischen Kapitalismus hockt bei „Strike Up the Band“ in schwer zugänglichen Gebieten inmitten von 55 Viertausendern zwischen Bodensee und Genfersee, Alpenrhein und Jura. Ein eigenwilliges, wackeres Völkchen, dessen llia Kühe nicht nur die Milch für exzellente Schokolade liefern, sondern das daraus auch den besten Käse der Welt produziert, zumindest einen besseren als ihn die Yankees auf der anderen Seite des großen Teichs hinkriegen. Und genau das wurmt den US-Fabrikanten Horace J. Fletcher mächtig und lässt ihn um seine Vormachtsstellung auf dem Inlandsmarkt fürchten. (Der Mann hat übrigens eine reale Entsprechung in der US-Wirtschaftsgeschichte).

Verrückte Story mit abgedrehten Charakteren 

Durch geschickte Lobbyarbeit setzt der Chef der „American Cheese Company“ empfindliche Strafzölle durch, die die Einfuhr des Konkurrenzproduktes aus Helvetica erschweren. Als die Eidgenossen protestieren, und das auch noch auf einer unterfrankierten Depesche, ist dies für die amerikanischen Hurra-Patrioten ein willkommener Anlass, das kleine Alpenreich anzugreifen. Die Invasions-Truppen werden privat finanziert – durch Fletcher. Und damit wäre die kurios-absurde Rahmenhandlung von „Strike up the Band“ schon im Groben skizziert. Ist die Geschichte schon aberwitzig und grotesk, sind es die handelnden Personen zwangsläufig auch. Da tummelt sich ein ganzes Panoptikum abgedrehter, mit spitzem Stift gezeichneter Figuren. Wie Jahrzehnte später in Vietnam, im Irak oder in Afghanistan, ist es auch hier so einfach nicht, die listigen (in diesem Falle aber äußerst gastfreundlichen) Ureinwohner zu überrumpeln. Vor allem deren aus kehligen Lauten bestehender Jodel-Geheimcode, mittels dessen sich ihre Armee über große Entfernungen hinweg verständigt, stellt die Dechiffrierspezialisten der Angreifer vor immense Probleme.

Es geht drunter und drüber 

An Charakteren treffen wir neben dem Käsemagnaten Fletcher (köstlich dargestellt von Joachim Gabriel Maaß) auf den Investigativ-Journalisten Jim Townshend (gespielt von einem gewohnt souveränen Gaines Hall), der ein Auge auf die Fletcher-Tochter Joan (der All- und Vielzweckwaffe der Gelsenkirchener, Anke Sieloff) geworfen hat, zwangsrekrutiert wird und sein Frontdasein mit Kartoffelschälen verbringen muss. Und da wäre Timothy Harper (Phillippe Ducloux), der Vorarbeiter der Käsefabrik, der vielleicht ganz froh ist, dass ihn sein Chef zum Frontkommandeur macht, weil er so erst einmal aus der Schusslinie der hübschen, aber extrem heiratswütigen Anne Draper (überragend: Filipina Henoch) kommt. Deren Mutter (Eva Tamulénas) wiederum hat ein Auge auf den Cheese-Chief geworfen, der, wie auch Präsidentenberater Colonel Holmes (Wolfgang Beigel), ihre Werte aber erst später zu erkennen glaubt, und zwar just in dem Augenblick, in dem bei beiden die irrtümliche Annahme reift, die Dame habe jede Menge Kohle. Die Fletcher-Tochter turtelt nach anfänglicher Abneigung intensivst mit dem als Vaterlandsverräter und Drückeberger gebrandmarkten Zeitungsschreiber, statt die Avancen ihres Verlobten in spe C. Edgar Sloane (Frank Engelhardt) zu erwidern, der, es lebe die fünfte Kolonne, in Wahrheit aber ein ganz anderer ist, als er vorgibt. Alles klar? Macht nix. Das Durcheinander ist Programm – und es geht drunter und drüber.

Ein früher Jerry Lewis als Retter in der Not 

Der Feind lässt sich nicht blicken, die Angreifer schieben in der Etappe einen schlauen Lenz und lassen sich von den Einheimischen verwöhnen. Ein mysteriöser Saboteur schneidet ihnen die Knöpfe von den Uniformen, der Kriegstourismus, durch den Fletcher seinen Feldzug refinanzieren möchte, lahmt. Da entpuppt sich der zum „General für einen Tag“ ernannte George Spelvin (Daniel Drewes), der irgendwie an Jerry Lewis erinnert, als Retter in der Not. Drewes, mit einem urkomödiantischen Talent gesegnet, ist der heimliche Star und personelle Trumpf der Inszenierung. Er sorgt u.a. auch als Telefontechniker, Telegrammbote oder verkleideter Alm-Sepp für Schenkelklopfer und Lachtränen und avanciert so schnell zum Liebling des Publikums. Einen hervorragenden Job liefert Philippe Ducloux ab, der sich die Rolle des Fabrik-Capos und patriotischen Kämpfers in nur zehn Tagen hatte aneignen müssen, weil der ursprünglich dafür vorgesehene Kollege kurz vor der Premiere erkrankt war. Sein leidenschaftliches, energiegeladenes Spiel ist symptomatisch für das des gesamten Ensembles, das sich sowohl aus externen Kräften, als auch aus dem Fundus des eigenen Hauses speist. Und da kann das „MiR“ ja aus dem Vollen schöpfen und wirft seine Statisterie, seinen Opernchor und das Ballett Schindowski in die glorreiche Schlacht. Eine exquisite Mischung, die in eine homogene Gesamtleistung mündet.

Großartige Steppszenen 

Melissa Kings ideenreiche und spritzige Choreografie setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Die Tanz- und Steppszenen sind einfach großartig, das Bühnenbild (Knut Hetzer) farbenfroh-vielfältig und die Kostüme (Judith Peter) passend, schrill und originell.

Und von wegen „olle Kamelle“: Dieses intelligent-absurde Gershwin-Juwel ist zeitlos-modern – nicht nur inhaltlich. Und wenn die Partitur dann so dynamisch, hingebungsvoll und mit so viel Drive umgesetzt wird, wie es die neue Philharmonie Westfalen unter Kai Tietje vermag, bleiben keine, oder zumindest fast keine Wünsche offen. Selbst die genialen Wortspiele in den Songtexten von Ira Gershwin, die ja erst in der perfekten Verbandelung mit der brüderlichen Komposition ihre eigentliche Brillanz entfalten, verlieren in der Übersetzung von Roman Hinze kaum etwas von ihrer Kraft. Obgleich: Sie sind akustisch nicht immer gut zu verstehen. Die Einblendungen auf einer hoch über der Bühne angebrachten Projektionsfläche helfen in diesem Falle nur bedingt weiter, weil sie ob des Lichteinfalls der Scheinwerfer meist unleserlich sind. Aber das ist auch schon das einzige Manko, das den Genuss nur unwesentlich trübt. Gemessen an der Bedeutung der Figur ist die Rolle des Timothy Harper auch vielleicht etwas zu breit angelegt, was zu Lasten des für die Handlung doch eigentlich viel „wichtigeren“ Enthüllungs-Journalisten Townsend geht. Deshalb muss sich Gaines Hall in dieser Rolle (leider) auch ziemlich zurück nehmen. Regisseur Davids gelingt der Balanceakt, nie ins Alberne abzugleiten, was ob der abgedrehten-wahnwitzigen und absurden Storyline nicht immer ganz einfach ist. Er nutzt die Steilvorlagen des Buchs nicht nur dazu, treffsicher, wohldosiert und punktgenau jede Menge Situationskomik zu platzieren, sondern trifft auch genau die Intention der Autoren, den „American Way of (Wirtschafts-) Life“ so zu persiflieren, dass die Tünche bröckelt. Dahinter kommt als Grundierung überhöhter, von keinem Selbstzweifel beeinträchtigter Nationalstolz zum Vorschein, der mit Raffgier, Geltungssucht und Imperialismus vermengt, das Image der Weltmacht USA bestimmt – damals wie heute. Man könnte (und muss), so wie er hier vorgeführt wird, drüber lachen, wenn die Realität auch traurig ist. Trotzdem ist „Strike Up the Band“ kein politisches, sondern in erster Linie ein unterhaltsames Stück. Mehr davon! Musiktheater wie es sein sollte. Deshalb auch die volle Punktzahl. (5 von 5 Sternen)

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Termine

08. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

06. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

07. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

14. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

18. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

19. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

22. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

28. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

31. Dezember 2007, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

03. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

04. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

11. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

12. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

18. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

19. Januar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

09. Februar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

16. Februar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

23. Februar 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

02. März 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

15. März 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

05. April 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

06. April 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

17. April 2008, 19:30 Uhr
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12. Mai 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

20. Mai 2008, 19:30 Uhr
Musiktheater im Revier Gelsenkirchen