Stückinfo
Musical nach dem Roman von John Updike und dem Warner-Bros.-Film
Musik Dana P. Rowe
Buch und Songtexte John Dempsey
Deutsch von Roman Hinze
Landestheater Linz, Musiktheater Volksgarten
Österreichische Erstaufführung 13. April 2013
Eastwick ist ein unscheinbares, langweiliges Nest in Neuengland. Aber dort wohnen auch drei besondere Frauen, die „Hexen von Eastwick“. Bildhauerin Alexandra, Journalistin Sukie und Musiklehrerin Jane haben einiges gemeinsam: Ihre Ehen sind gescheitert. Sie leiden unter Eastwicks spießiger Bürgerschaft unter der Führung der sittenstrengen Bürgermeisterin Felicia Gabriel. Außerdem können die drei tatsächlich ein wenig hexen, haben ihre Fähigkeiten bisher allerdings nur als „Hobby“ genutzt. In einer stürmischen Nacht beschwören sie sich einen Traumprinzen herauf, der gründlich mit der Friedhofsruhe im Ort aufräumen wird. Darryl Van Horne ist sexy, charismatisch, irritierend. Alexandra, Sukie und Jane lassen sich auf den „Tanz mit dem Teufel“ ein und nehmen bei Darryl kostenfreie Nachhilfe in erotischer Viersamkeit und fortgeschrittener Hexerei. Dann erschüttert eine Katastrophe den Ort: Felicia und ihr Gatte Clyde sterben auf brutal-mysteriöse Weise. Tragen die Freundinnen Schuld, war es Darryl? Als Darryl sich an Felicias Tochter Jennifer heranmacht, überspannt er den Bogen. Die Hexen wenden sich mit vereinten Kräften gegen ihn, und er sieht schließlich ein: Der Mann ist bloß ein „Witz in Gottes Schauerroman“.
Das in London viele Jahre umjubelte Musical basiert auf dem Roman von John Updike. Er bezeichnete Die Hexen von Eastwick als Versuch, seine feministischen Kritikerinnen zu besänftigen. Heute ist der Roman eines der populärsten Werke Updikes, der bis zu seinem Tod 2009 zu den Favoriten auf den Literaturnobelpreis zählte. Aus der preisgekrönten Verfilmung mit Jack Nicholson, Cher, Susan Sarandon und Michelle Pfeiffer ging Nicholson als Superstar hervor. Im Jahr 2000 kam das von Cameron Mackintosh produzierte Musical im Londoner West End heraus. Gespickt mit souliger Musik und spektakulären Tanzszenen avancierte es zu einem herausragenden Erfolg bei Kritik und Publikum. Die österreichische Erstaufführung ist die Eröffnungsproduktion der neu gegründeten Musicalsparte am Landestheater Linz.
Text: Landestheater Linz
Medien
Leitungsteam
Matthias Davids
Kai Tietje
Melissa King
Hans Kudlich
Susanne Hubrich
Fabrice Kebour
Arne Beeker
Darsteller
Reinwald Kranner
Kristin Hölck
Daniela Dett
Lisa Antoni
Karen Robertson
Rob Pelzer
Ariana Schirasi-Fard
Oliver Liebl
Tina Haas
Alexandra Farkic
Ana Lourdes Geneblazo
Cheryl Lichter
Kateryna Lyashenko
Naomi Myoshi
Suzana Novosel
Lisa Schrammel
Rita Sereinig
Isabell Wernicke-Brîncoveanu
Franz Binder
Stefan Bleiberschnigg
Jochen Bohnen
Bonifacio Galván
Tim Hüning
Peter Neustifter
Philip Ranson
Stefan Gregor Schmitz
Jonathan Whiteley
Presse
Bezaubernde Hexen und satanische Verse
Frech, spritzig, sexy, ironisch - mit diesen Eigenschaften punktete am Samstag die österreichische Erstaufführung des Musicals "Die Hexen von Eastwick". Das frische Sparten-Ensemble, das dem Genre Flügel verleihen soll, hat seine erste Bewährungsprobe bravourös gemeistert. (...) Im Bühnenbild, das Hans Kudlich mit symbolträchtigen, teils bizarr verzerrten Versatzstücken auflädt, entfalten sich unter der zügigen Regie von Musicalchef Matthias Davids fantastische Bilder, an denen der französische Lichtmagier Fabrice Kebour farbenprächtig mitmalt. (...) Die Zeiten, da zum Thema Musical die Melodie "Wien, Wien, nur du allein" gepfiffen wurde, sind vorbei. Die Konkurrenz aus Linz lässt grüßen... 6 von 6 Sternen!
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„Oberösterreichische Nachrichten“ vom 15.04.2013 Seite: 13
BEZAUBERNDE HEXEN UND SATANISCHE VERSE
Mit den „Hexen von Eastwick“ macht das Linzer Musiktheater der Musical-Hauptstadt Wien Konkurrenz
Von Bernhard Lichtenberger
Frech, spritzig, sexy, ironisch – mit diesen Eigenschaften punktete am Samstag die österreichische Erstaufführung des Musicals „Die Hexen von Eastwick“ im neuen Linzer Musiktheater am Volksgarten. Das frische Sparten-Ensemble, das dem Genre Flügel verleihen soll, hat seine erste Bewährungsprobe bravourös gemeistert.
Das Stück von John Dempsey und Dana P. Rowe nach dem Roman von John Updike und der späteren Hollywood-Verfilmung führt in die aufgeräumte Kleinstadt Eastwick, in der die resolute Zeitungsherausgeberin Felicia Gabriel das bigotte, sittenstrenge Zepter schwingt. Die weißen Lattenzäune stecken das Private in dem scheinheiligen 50er/60er-Jahre Idyll ab, sind aber durchlässig genug, um auf das Treiben der Nächsten zu schielen und sich tratschend das Maul über sie zu zerreißen.
„Lasst euch gehen!“
Gesprächsstoff liefern stets drei verlassene, in unbefriedigende Affären verstrickte Freundinnen, die das frömmelnde Getue verwünschen und sich den Liebhaber ihrer Träume zurecht denken: „Er soll sinnlich wie der Teufel und trotzdem göttlich sein.“ Wie gerufen, so kommt er, der zügellose wie anstandsfreie New Yorker Kunsthändler Darryl Van Horne. Er mischt die verzopften Bürger ordentlich auf: „Lasst euch gehen, gebt euch hin!“ Der satanische Verführer weckt in den drei Ladys Fähigkeiten, Leidenschaft und Lust – bis der Tanz mit dem Teufel ausartet, sich die hexenden Damen besinnen und den geilen Bock nach Strich und Faden entzaubern.
Im Bühnenbild, das Hans Kudlich mit symbolträchtigen, teils bizarr verzerrten Versatzstücken auflädt, entfalten sich unter der zügigen Regie von Musicalchef Matthias Davids fantastische Bilder, an denen der französische Lichtmagier Fabrice Kebour farbenprächtig mitmalt: Da fliegen die Hexen im wallenden Flor durch den Raum, da wandelt sich die biedere, pastellene Diner-Szenerie in eine verruchte, neongrelle Orgie, da waschen die Bürger nicht nur im übertragenen Sinn geschlossen und eifrig Schmutzwäsche.
Die Hexen sind bezaubernd besetzt: Kristin Hölck als „Duttelchen“ modellierende Bildhauerin Alexandra, die zu ihrer Körperlichkeit findet; Daniela Dett als kecke Musiklehrerin Jane Smart, die sich aus der Diktatur der Noten befreit; Lisa Antoni als verhaltene Journalistin Soukie, die ihrer Belesenheit auch redegewandten Ausdruck verleihen möchte. Alle drei treffen den Kern ihrer Figuren und zeigen sich gesanglich sattelfest. Als satanischer Verführer Darryl Van Horne, der sich zwischen vulgärer Direktheit, schmeichelnder Frauenversteherei und beißendem Zynismus bewegt, zeigt Reinwald Kranner ab der Sekunde seines plötzlichen Auftauchens anziehende Präsenz. Dazu verfügt er über eine großartige, rockige, raumgreifende Röhre.
Als Sitten-Domina Felicia Gabriel, die ihren Gemahl Clyde (Rob Pelzer) an der kurzen Leine führt, zieht Karen Robertson alle Register einer kraftvollen Sängerin mit komischem Talent. Die Unbeholfenheit jung Verliebter spielen Ariana Schirasi-Fard als Felicias Tochter und Oliver Liebl als Alexandras Ableger aus, Tina Haas gibt ein unschuldiges Mädchen.
Choreografin Melissa King animierte das Ensemble zu prächtigen, stimmigen Tanz-Einlagen. Die Kostüme (Susanne Hubrich) spannen den Bogen von bürgerlicher Ehrbarkeit zu knallbunter Anzüglichkeit. 27 Musiker des Bruckner Orchesters unter Kai Tietje verhelfen dem nuancenreichen, rockenden wie swingenden Klangwerk zu hörbarem Genuss.
Die Zeiten, da zum Thema Musical die Melodie „Wien, Wien, nur du allein“ gepfiffen wurde, sind vorbei. Die Konkurrenz aus Linz lässt grüßen…
6 von 6 Sternen
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Oberösterreichische Nachrichten
Ab jetzt brodelt es in der "Hexenküche"
Worauf viele Musicalfreunde lange gewartet haben, wurde am Samstagabend zu einem himmelstürmenden Erfolg: "Die Hexen von Eastwick" im Landeanflug! (...) Die technisch stringente Inszenierung von Matthias Davids kokettiert mit nostalgischen Retro-Elementen. (...) Ein echter Hingucker sind jedenfalls die effektvoll eingesetzten, humorvollen Choreografien von Melissa King. Brausender, lang anhaltender Beifall für das Team mit mehr als 50 Mitwirkenden!
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„Kronen Zeitung“ vom 15.04.2013
Am neuen Linzer Musiktheater hat das Abenteuer Musical mit einer fulminanten Premiere von „Die Hexen von Eastwick“ endlich begonnen
AB JETZT BRODELT ES IN DER „HEXENKÜCHE“
Da brodelt die Hexenküche im neuen Linzer Musiktheater! Worauf viele Musicalfreunde lange gewartet haben, wurde am Samstagabend zu einem himmelstürmenden Erfolg: „Die Hexen von Eastwick“ im Landeanflug!
Mit „Die Hexen von Eastwick“ stellte sich das lang erwartete neue Musicalensemble unter großem Beifall vor: Die Fantasy-Story um Hexerei, Sexualität und Macht mit deutlich gesellschaftskritischem Ansatz besticht durch die eindrucksvolle Bühnenpräsenz von Kristin Hölck, Daniela Dett und Lisa Antoni in den Hauptrollen der hübschen, aber unbefriedigten Single-Frauen Alexandra Spofford, Jane Smart und Sukie Rougemont. Nicht nur optisch, sondern auch gesanglich fügen sich die drei zu einem harmonischen Kleeblatt und blühen in ihren Rollen als hexendes „Trio infernale“ förmlich auf.
Als Objekt ihrer Begierde und in der Rolle des teuflischen, aber charmanten Darryl van Horne ist Reinwald Kranner schauspielerisch und gesanglich hörens- und sehenswert: Als „Mann für gewisse Stunden“, der mit seiner unersättlichen Potenz die schmachtende Damenwelt Eastwicks beglücken kann, kommt er glaubwürdig über die Bühne. Allerdings auch dank der als Kontrast eingesetzten Karen Robertson in ihrer Rolle als pedantisches und frigides Miststück Felicia Gabriel.
Die technisch stringente Inszenierung von Matthias Davids kokettiert mit nostalgischen Retro-Elementen: Kostümbildnerin Susanne Hubrich steckt die Darstellerinnen in Tellerröckchen und verpasst ihnen brave Hochsteckfrisuren. Pastellfarben gemahnen leise an die sittenstrengen 50er Jahre und bilden einen offenen Bruch zu den unterschwelligen, wilden Erotikgelüsten der Einwohner Eastwicks.
Das Bühnenbild von Hans Kudlich wartet mit windschiefen Häuschen und vielen Gartenzäunen auf. Es ist alles ein bisschen bieder – sogar die Lasterhöhle des teuflischen Darryl. Aber dafür wird zweieinhalb Stunden lang hergezeigt, was die neue Technik im neuen Haus alles auf- und ab- und hin- und herfahren kann. Und das ist ganz schön berauschend und funktioniert wie geschmiert. Bleibt einzig die Frage, ob der „halbe“ Mond zum Schluss nicht doch hätte zur Gänze aufgehen sollen? Egal…
Ein echter Hingucker sind jedenfalls die effektvoll eingesetzten, humorvollen Choreografien von Melissa King, die aus dem Orchestergraben, wo Kai Tietje den Takt vorgab, musikalisch-zügig untermalt werden. Brausender, lang anhaltender Beifall für das Team mit mehr als 50 Mitwirkenden!
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Kronenzeitung
In den Feuchtgebieten der Provinz
"Träumen wird wohl noch erlaubt sein", heißt ein Schlüsselsatz in der Musical-Comedy "Die Hexen von Eastwick" nach John Updikes Spießer-Satire. Und manchmal werden Träume wahr: So ist der Einstand der neu gegründeten Musical-Sparte am Landestheater Linz mit der österreichischen Erstaufführung der Story rund um drei magische Damen, die sich den perfekten Mann erträumen, am Samstag geglückt. (...) Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, wird sich Linz mit solchen Produktionen, wie sie auch an der Wiener Volksoper vorstellbar sind, für Musical-Fans als willkommene Alternative zu den Vereinigten Bühnen etablieren.
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„Kurier“ vom 15.04.2013
IN DEN FEUCHTGEBIETEN DER PROVINZ
„Die Hexen von Eastwick“ – die erste Produktion der neu gegründeten Musical-Sparte in Linz
von Werner Rosenberger
„Träumen wird wohl noch erlaubt sein“, heißt ein Schlüsselsatz in der Musical-Comedy „Die Hexen von Eastwick“ von John Dempsey (Buch und Liedtexte) und Dana P. Rowe (Musik) nach John Updikes Spießer-Satire. Und manchmal werden Träume wahr: So ist der Einstand der neu gegründeten Musical-Sparte am Landestheater Linz mit der österreichischen Erstaufführung der Story rund um drei magische Damen, die sich den perfekten Mann erträumen, am Samstag geglückt. Im neuen Haus am Volksgarten lassen sich die Bildhauerin Alexandra, die Journalistin Sukie und die Musiklehrerin Jane nach Herumgezicke auf einen flotten Vierer – einen erotischen „Tanz mit dem Teufel“ – ein.
Bunt und turbulent
Matthias Davids (Regie) und Melissa King (Choreografie) beweisen Geschick fürs so schwere leichte Genre. Kai Tietje mischt die wenig originelle Klangkulisse von Dixie, BigbandJazz, Soul, Rock, Broadway-Chor und Schlager-Schnulzigkeit – mit Pep auf. Schön in Szene gesetzt sind Ensemble-Nummern wie der fetzige „Tanz mit dem Teufel“ oder der Song „Schmutz und Unrat“, bei dem die Eastwicker Bürger die dreckige Gerüchteküche-Wäsche auf die Leine hängen.
Reinwald Kranner als satanischer Kunsthändler Darryl van Horne – im Film mit Jack Nicholson besetzt – mischt den Hexenkessel in den Feuchtgebieten der Provinz auf, auch wenn seine Erscheinung als schmieriger Strizzi und notorischer Aufreißer-Typ einen nie glauben lässt, dass sich Frauen für ihn reihenweise die Kleider vom Leib reißen.
Aber Glaubwürdigkeit ist ohnedies keine Kategorie beim Musical: Hauptsach‘, es unterhält. Und dafür sorgen, trotz Längen nach der Pause, das Hexen-Trio mit Lisa Antoni, Kristin Hölck und Daniela Dett. Ehe im letzten Moment doch die Liebe siegt, schicken sie ihren Lover auf Höllenfahrt, der einsehen muss: Der Mann ist bloß ein „Witz in Gottes Schauerroman“. Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, wird sich Linz mit solchen Produktionen, wie sie auch an der Wiener Volksoper vorstellbar sind, für Musical-Fans als willkommene Alternative zu den Vereinigten Bühnen etablieren.
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Der Kurier
Im Musiktheater ist der Teufel los
Die flotte Inszenierung von Musical-Spartenchef Matthias Davids kann im neuen Haus aus dem Vollen schöpfen. (...) Blitzschnelle Kulissenwechsel, prächtige Sonnenuntergänge und dunkle Gewitter als Hintergrundprojektionen sind jetzt nicht nur für den mephistophelischen Van Horne nicht mehr unmöglich. (...) Sensationell, wie Choreografin Melissa King die drei Hexen in wallenden Gewändern zum Höhenflug über dem Linzer Bühnen-Luftraum aufsteigen lässt (...) Ein teuflisches Vergnügen!
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„Neues Volksblatt“ vom 15.04.2013
IM MUSIKTHEATER IST DER TEUFEL LOS
Österreichische Erstaufführung: „Die Hexen von Eastwick“ im neuen Haus in Linz
Von Andreas Hutter
Erst gab es den Roman von John Updike (1984), dann den erfolgreichen Kinofilm mit Jack Nicholson, Cher, Susan Sarandon und Michelle Pfeiffer (1987). Anno 2000 dann kam das Musical von John Dempsey (Text) und Dana P. Rowe (Musik) heraus, das in Londons Westend 750 Aufführungen erlebte. Der Komponist schuf dafür beschwingte Songs im Dixie-, Swing- und Broadway-Stil, abgeschmeckt mit einer Prise Rock, wenn auch ohne echten Ohrwurm. All das wurde von Kai Tietje am Pult des Bruckner Orchesters am Samstag im Linzer Musiktheater mit Lust und Verve intoniert.
Loderndes Künstler- und noch anderes Feuer …
Lust ist auch das Stichwort für die Handlung: Im Ostküsten-Nest Eastwick leiden Musiklehrerin Jane, Bildhauerin Alex und die frisch geschiedene Mutter und Journalistin Sukie nicht nur unter der sittenstrengen Bürgermeisterin, sondern auch am akuten Männermangel. In den drei Freundinnen hart an der Grenze zu den Wechseljahren glimmt außer Künstler- und auch noch anderes Feuer.
Retter der Menopause der männerlosen „Desperate Housewives“ von Eastwick ist der teuflisch gut aussehende Darryl van Horne, der ihnen buchstäblich erscheint, als sie eines Nachts, nichts von ihren magischen Kräften ahnend, ihren Traumprinzen beschwören. Jedes der drei Landeier verführt der „Devil in Disguise“ gemäß ihren geheimsten Wünschen. Der Teufel steckt also im Detail und bald auch in den drei Protagonistinnen. Das muntere, trotzdem jugendfreie Treiben ruft die Moralapostel der Kleinstadt auf den Plan, aber erst ein Mord lässt die drei Hexen am Ende den Teufel mit Beelzebub, sprich: Schwarzer Magie, austreiben.
Die flotte Inszenierung von Musical-Spartenchef Matthias Davids kann im neuen Haus aus dem Vollen schöpfen und tut das schon beim herrlich kitschigen Bühnenbild im Comic-Stil und ebensolchen Kostümen (Susanne Hubrich). Wie den Höllenschlund umrahmt ein weißer Neuengland-Gartenzaun die Rampe, daneben lässt Bühnenbildner Hans Kudlich Bäume, ja eine ganze Allee aus dem Boden wachsen. Blitzschnelle Kulissenwechsel, prächtige Sonnenuntergänge und dunkle Gewitter als Hintergrundprojektionen sind jetzt nicht nur für den mephistophelischen Van Horne nicht mehr unmöglich.
Sensationell, wie Choreografin Melissa King die drei Hexen in wallenden Gewändern zum Höhenflug über dem Linzer Bühnen-Luftraum aufsteigen lässt – fast schon wie im Film … Kristin Hölck, Lisa Antoni und Daniela Dett machen nicht nur dabei gute Figur, sie überzeugen auch sonst stimmlich und mit ganzem Körpereinsatz – wie im übrigen das gesamte Ensemble.
Als satanischer Lover der „Hexen von Eastwick“ mischt aber vor allem Reinwald Kranner die neuenglischen Hinterwäldler auf. Er gibt den Leibhaftigen als gefährlich grinsenden Pistenstrizzi, gleichsam als den „Jack Nicholson von Linz“, dazu aber noch diabolisch gut singend. Köstlich auch Karen Robertson als bigotte „Eiserne Lady“ von Eastwick. Alles in allem ein teuflisches Vergnügen!
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Neues Volksblatt
Musical-Magie in Eastwick an der Donau
Matthias Davids brachte den Hauch der großen weiten Musicalwelt in die oberösterreichische Landeshauptstadt. (...) Highlight in technischer Sicht ist der Hexenflug, der (...) zweifelsfrei als sensationell bezeichnet werden kann. (...) Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Musicalproduktionen in der kommenden Spielzeit in der Gesamtschau ebenso beeindruckend sein werden wie "Die Hexen von Eastwick".
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„Blickpunkt Musical“ Juni 2013
MUSICAL-MAGIE IN EASTWICK AN DER DONAU
Österreichische Erstaufführung: „Die Hexen von Eastwick“ am Musiktheater Linz
Von Thomas Neuwerth
Wickford ist ein kleiner verträumter Ort im US-Bundesstaat Rhode Island an der Ostküste. Wickford ist außerhalb seiner unmittelbaren Umgebung weitgehend unbekannt. Doch was kaum jemand weiß – die kleine Gemeinde diente dem amerikanischen Autor John Updike als Vorlage für den Schauplatz seines Bestsellers „The Witches of Eastwick“, ein Roman, der 1984 herauskam und Grundlage des gleichnamigen Hollywood-Films mit Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer, Susan Sarandon und Cher aus dem Jahr 1987 war.
Schauplatzwechsel: Linz, die Landeshauptstadt des österreichischen Bundeslands Oberösterreich, ist ungleich größer als Wickford. Und Linz hat seit dem 11. April 2013 etwas, worum es viele deutsche Kleinstädte beneiden werden, eines der größten und modernsten Musiktehater Kontinentaleuropas. Und dieses neue Linzer Musiktheater wurde zwei Tage nach der Eröffnung mit einer österreichischen Erstaufführung eingeweiht – „Die Hexen von Eastwick“, das Musical, das im Juli 2000 am Londoner West End Premiere gefeiert und erst im vergangenen Jahr seine deutschsprachige Erstaufführung im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen erlebt hat.
Der neue Leiter der Musicalsparte am Linzer Landestheater, Matthias Davids, hat sich mit einem ehrgeizigen Programm offenbar vorgenommen, das Genre Musical in Linz nachhaltig zu etablieren. So wird er in der nächsten Saison „The Wiz“, „Babytalk“, die österreichische Erstaufführung von „Next to Normal“ sowie den Musicalklassiker „Show Boat“ auf die Bühnen des Landestheaters bringen. „Die Hexen von Eastwick“ ist sein Einstandsprojekt und demgemäß inszenierte naheliegenderweise auch gleich selbst. Und brachte damit erstmals den Hauch der großen weiten Musicalwelt in die oberösterreichische Landeshauptstadt. (…)
Die Inszenierung kann – wie gewohnt bei Matthias Davids – als gelungen bezeichnet werden. Gewisse Längen im Stück sind leider vorgegeben und können trotz vielfältiger Ideen, die Handlung voranzutreiben, nicht ganz ausgemerzt werden. Doch das tut dem Gesamteindruck nur wenig Abbruch. Mit „Tanz mit dem Teufel“ enthält das Musical auch einen Song, dem Ohrwurmqualitäten nicht abgesprochen werden können. Die Choreographien von Melissa King wirken ausgefeilt, das Lichtdesign von Fabrice Kebour ist – zum Stück passend – nahezu magisch.
Das Bühnenbild von Hans Kudlich beeindruckt: Der weiß gestrichene Gartenzaun, Sinnbild der amerikanischen Vorstadtidylle, wird vielfältig und zum Teil überdimensioniert eingesetzt. Die Hebebühne des ultramodernen Hauses birgt die Wohnungen der drei Hxen, in denen sie eine nach der anderen von Darryl umgarnt und schließlich verführt werden. Seine Villa zeichnet sich durch ein überdimensioniertes Bett und den mit Schaum gefüllten Whirlpool aus. Highlight in technischer Hinsicht ist aber der Hexenflug, der in der letzten Szene vor der Pause über die Bühne geht und zweifelsfrei als sensationell bezeichnet werden kann. Wie von Geisterhand hängen die drei Darstellerinnen plötzlich an beinahe unsichtbaren Fäden, die nebeneinander im Schnürboden angesiedelt sind, und es ermöglichen, dass die drei in luftiger Höhe nicht nur singen, sondern auch ihre Positionen auf der gesamten Länge der Bühne ändern, aber auch Hand in Hand scheinbar schwerelos durch die Lüfte gleiten können. Das Bruckner Orchester unter Leitung des neuen Musikdirektors Kai Tietje spielt beeindruckend. (…)
„Die Hexen von Eastwick“ ist auch die Premiere des neuen Musicalensembles des Linzer Musiktheaters. Das siebenköpfige Ensemble besteht auf Frauenseite aus Lisa Antoni, bekannt aus „Rudolf – Affaire Mayerling“ im Wiener Raimund Theater und „Das Phantom der Oper“ im Ronacher im vergangenen Herbst, der Hamburgerin Kristin Hölck, die mit „Napoleon“ bereits West-End-Erfahrung sammeln konnte, der Steirerin Daniela Dett, die bereits in zahlreichen Linzer Produktionen zu sehen war, sowie der Wienerin mit persischen Wurzeln Ariana Schirasi-Fard, die mit Matthias Davids bereits von 2009 bis 2011 in „West Side Story“ bei den Bad Hersfelder Festspielen zusammengearbeitet hatte. Naturgemäß besetzen die Mitglieder des Musicalensembles auch die Titelrollen der Eastwicker Hexen – Antoni mimt Journalistin Sukie, Hölck Bildhauerin Alex und Dett Musiklehrerin Jane. Schirasi-Fard gibt Jennifer Gabriel, die Darryl am Ende zum Traualtar führen möchte. Antoni spielt eine sympathische Sukie, der man auch abnimmt, dass sie, die eine land andauernde Affäre mit Clyde hatte, nach dessen von ihr mitverschuldetem Tod Verantwortungsgefühle für seine Tochter Jennifer hegt. Daniela Dett als Jane bleibt ein wenig farblos, was aber auch mit ihrer Rolle zu tun hat, die von den drei Hexen am wenigsten tiefgründig ausgestaltet ist. Hölck als Alex ist hingegen stark und beeindruckt vor allem auch schauspielerisch. Schirasi-Fard gibt Jennifer überzeugend als ein Mädchen, das sich im Laufe des Stückes vom verliebten Teenager zur selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Gesanglich agieren alle vier Damen des Musicalensembles hochprofessionell.
Bei den Männern des Musicalensembles muss zunächst Reinwald Kranner in der Rolle des Darryl Van Horne hervorgehoben werden. Er spielt souverän, mitunter etwas aufgesetzt, seine Rolle scheint ihm zu liegen, wenngleich er bei sämtlichen Zuschauern, die die Filmvorlage kennen, automatisch mit Jack Nicholson verglichen wird, was naturgemäß nicht gerecht ist. Gesanglich jedenfalls ist Kranner sensationell, eine Stimme für jede Gelegenheit. Der zweite Mann im Musicalensemble, der Niederländer Rob Pelzer, ebenfalls bekannt als große Stimme, hat eine etwas zweidimensionale Rolle. Was aus der Figur des Clyde herauszuholen ist, macht Pelzer perfekt, leider kann er die gesamte Bandbreite seines Könnens hier nicht zeigen. Der Jüngste im siebenköpfigen Musicalensemble, Oliver Liebl, der Alex‘ Sohn Michael spielt, beweist hier einmal mehr, dass er zu einem der Großen im deutschsprachigen Musicalbusiness werden könnte. Liebl, der schon an der Volksoper Wien in „Die spinnen, die Römer“ und „Kiss me, Kate“ zu beeindrucken vermochte, kann auf großartige Bühnenpräsenz und eine hervorragende Stimme verweisen. Sein Auftritt in Rollschuhen ist witzig, seine Liebe zu Jennifer wirkt echt und nachvollziehbar. (…)
Matthias Davids beweist, dass auch in Linz professionelles und anspruchsvolles Musical gespielt werden kann – eine Tatsache, die hier in der Vergangenheit nicht immer selbstverständlich war – und die Verkaufszahlen zeigen, dass es dafür durchaus einen Markt in der oberösterreichischen Landeshauptstadt gibt. Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Musicalproduktionen in der kommenden Spielzeit in der Gesamtschau ebenso beeindruckend sein werden wie „Die Hexen von Eastwick“.
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Blickpunkt Musical
Termine
13. April 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
26. April 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
28. April 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
30. April 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
04. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
16. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
18. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
20. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
27. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
29. Mai 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
05. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
08. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
10. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
28. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
29. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
30. Juni 2013, 15:00 Uhr
Musiktheater Linz
30. Juni 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
08. November 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
19. November 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
15. Dezember 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
23. Dezember 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
27. Dezember 2013, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
07. Januar 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
08. Januar 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz
26. Januar 2014, 19:30 Uhr
Musiktheater Linz