Stückinfo

Musical von Leonard Bernstein (Musik), Betty Comden & Adolph Green (Gesangstexte) und Joseph A. Fields & Jerome Chorodov (Buch)

Deutsch von Roman Hinze

Volksoper Wien /A

Leonard Bernstein komponierte das Musical 1953 als beschwingte Hommage an New York. Dabei diente das turbulente Greenwich Village immer wieder als Inspiration für das musikalische Universalgenie. Zwei Schwestern aus Ohio versuchen, sich im turbulenten Leben des „Big Apple“ zurechtzufinden. Die Jüngere, Eileen, ist damit beschäftigt, Verehrer abzuwimmeln, während die spröde Ruth erfolglos versucht, ihre literarischen Werke bei einer Zeitschrift unterzubringen. Die europäische Erstaufführung des Stückes fand 1956 an der Volksoper statt. Nun präsentiert sie – 100 Jahre nach der Geburt Leonard Bernsteins – eine Neuproduktion.

Medien

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
James Holmes
Choreografie
Melissa King
Bühne
Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme
Judith Peter
Lichtdesign
Guido Petzold
Dramaturgie
Christoph Wagner-Trenkwitz

Darsteller

Ruth Sherwood, Schriftstellerin
Sarah Schütz
Eileen Sherwood, Ruths Schwester
Olivia Delauré
Robert Baker, Redakteur
Drew Sarich
"The Wreck" Loomis, Footballspieler
Peter Lesiak
Chick Clark, Journalist
Christian Graf
Frank Lippencott / Fremdenführer / 1. Redakteur
Oliver Liebl
Helen, Verlobte von Loomis
Juliette Khalil
Mrs. Wade, ihre Mutter
Regula Rosin
Speedy Valenti
Cedric Lee Bradley
Fletcher / 2. Redakteur / Ein Mann / Danny
Jakob Semotan
Danny Lonigan, Wachtmeister / Randolph Rexford
Alexander Pinderak

Presse

In Währing pulsiert Bernsteins New York

"Wonderful Town", Leonard Bernsteins Hommage an seine Lieblingsstadt, lohnt sich in der Volksoper gleich mehrfach: Die Aufführung bietet eine überragende Hauptdarstellerin, Tempo und ganz eigenen Humor. Es hat sich gelohnt - auf mehreren Ebenen.
Zuallererst ist Matthias Davids, Leiter der Musicalsparte des Linzer Landestheaters und an der Volksoper schon auf Nischen-Musicals abonniert, eine höchst temporeiche, schwungvolle Inszenierung gelungen, unterstützt von der oft handlungstragenden Choreografie von Melissa King und dem praktikablen, für schnelle Umbauten gemachten Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau.

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In Währing pulsiert Bernsteins New York

„Wonderful Town“, Leonard Bernsteins Hommage an seine Lieblingsstadt, lohnt sich in der Volksoper gleich mehrfach: Die Aufführung bietet eine überragende Hauptdarstellerin, Tempo und ganz eigenen Humor.

Von Theresa Steininger

Wonderful Town“ von Leonard Bernstein – kennen Sie nicht? Keine Sorge, das ist keine Bildungslücke, es ist das am wenigsten bekannte seiner Musicals. Die Volksoper hat Bernsteins 100. Geburtstag zum Anlass genommen, um dieses liebenswerte Stück auszugraben, das hier 1956 seine von Marcel Prawy initiierte deutschsprachige Erstaufführung erlebte. Es hat sich gelohnt – auf mehreren Ebenen.

Zuallererst ist Matthias Davids, Leiter der Musicalsparte des Linzer Landestheaters und an der Volksoper schon auf Nischen-Musicals abonniert, eine höchst temporeiche, schwungvolle Inszenierung gelungen, unterstützt von der oft handlungstragenden Choreografie von Melissa King und dem praktikablen, für schnelle Umbauten gemachten Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau. Im Stil der Screwball-Comedy der 40er-Jahre ist die Geschichte von zwei Landpomeranzen, die in New York künstlerisch Fuß fassen wollen und in Greenwich Village auf skurrile Typen stoßen, umgesetzt – mit flotten Szenen, ja, teils extremem Tempo in den Ensembleszenen, und vor allem mit viel Humor. Natürlich gibt es Hochtrabenderes als diese Story, aber sie ist sympathisch und witzig. Und natürlich funktioniert manches heute nur mehr als Parodie – beispielsweise der Schmachtfetzen „Ohio“ – und als Hommage an vergangene Zeiten.

Eine Dresdnerin bringt alle zum Lachen

Aber gerade dieser ganz eigene Humor macht „Wonderful Town“ liebenswert – und dafür braucht es einen ganz besonderen Typ von Hauptdarstellerin. Was Wunder, dass Davids Sarah Schütz, die Ruth schon an der koproduzierenden Staatsoperette Dresden spielte, an die Volksoper mitnahm. Ihre Ruth beherrscht das Stück mit ihrem trockenen, herben, mit Sarkasmus getränkten Humor. Sie schwankt zwischen bissigen Pointen und Selbstzerfleischung und erinnert stark an Dorothy aus den „Golden Girls“. Sarah Schütz serviert jede Pointe mit scharfer Zunge und ist Garant dafür, dass manche Szenen, die absichtlich hart an der Grenze zum Klamauk angesiedelt sind, nie ganz abdriften. Köstlich, wie sie sich förmlich in sich selbst zusammenfaltet, als beim Dinner auf der engen Couch in der abgewohnten Einzimmer-Souterrainwohnung kein Platz mehr für sie ist. Gekonnt, wie sie teils mit kleinen Gesten oder Gesichtsausdrücken alle zum Lachen bringt. Und höchst glaubwürdig, wie sie (dank leichter Modernisierung durch den Regisseur) auch beim Liebes-Happy-End nicht in plötzliche Lieblichkeit verfällt, sondern toughe Frau bleiben darf.

Ihren Gegenpart findet sie in der ebenfalls aus Dresden importierten Olivia Delaure als Ruths Schwester Eileen, der die Männerherzen zufliegen, und die sich sogar im Gefängnis von den Polizisten wie eine Königin bedienen lässt. Sie begeistert mit quirligem Wesen, Charme und teils auch hohen Tönen nicht nur die Männerwelt.

Von den beiden Hauptdarstellerinnen abgesehen kann die Volksoper auf ein starkes Ensemble setzen, das die eigenwilligen, oft überzeichneten Figuren verkörpert: Drew Sarich ist als barscher, eher introvertierter Zeitungsredakteur Robert Baker, der Ruth erst unverblümt kritisiert und sich dann doch in sie verliebt, gegen den Strich und die Gewohnheiten seiner Fans besetzt, er überzeugt dennoch stimmlich wie darstellerisch. Peter Lesiak als ehemaliger College-Footballstar, der zwar Plisseefalten perfekt bügelt, aber seinen Spitznamen nicht buchstabieren kann, trug eine Beinschiene: kein Regieeinfall, sondern ein Unfall bei der Generalprobe. Sein agiles Spiel beeindruckt. Oliver Liebl zeigt als Frank Lippencott, der ständig Sonderangebote verschenkt, Talent zur Schrulligkeit. Ein homogenes Ensemble wird stark unterstützt von geschmeidigen, auf den Punkt agierenden Tänzern.

Für Ohrwürmer fast zu anspruchsvoll

Weiterer Garant für Publikumserfolg: Bernstein. In nur einem Monat hat das Universalgenie die Musik zu „Wonderful Town“ komponiert, da die für die Uraufführung 1953 vorgesehene Hauptdarstellerin, Rosalind Russell – auch anno dazumal wusste man schon um die Bedeutung derer, die Ruth verkörpern sollte, Bescheid -, nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stand. Was Bernstein schuf, ist eine vielseitige Hommage an New York und an die goldene Broadway-Ära. Genuin amerikanische Musik, die für Ohrwurmcharakter teils zu anspruchsvoll ist, aber vom breiten Broadwaysound über schmissigen, pulsierenden Jazz bis zu volltönend-schwelgerischen Balladen vieles bietet.

Einmal mehr versteht man jene, die sich noch mehr Musicals von Bernstein gewünscht hätten, der sich eigentlich schon vor „Wonderful Town“ ausschließlich dem Seriöseren verschreiben wollte. Schön, dass er es sich zumindest noch einmal anders überlegte – und dass das Musical vom Volksoper-Debütanten James Holmes am Dirigentenpult mit viel Elan, aber auch, wenn nötig, viel Gefühl umgesetzt wird. Wer Tempo und Humor sucht: Ab zu „Wonderful Town“!

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Die Presse

Perfektes Entertainment, wie Lenny es geliebt hat

Regisseur Matthias Davids setzt all das im mit wenigen Versatzstücken arbeitenden, klugen Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau präzise, mit Tempo und sehr viel Schwung um. Klassische Kostüme (Judith Peter) und flotte Tanzeinlagen (Choreografie: Melissa King) bilden ein zusätzliches Erfolgselement.
Am Pult des bestens einstudierten Orchesters (tadellos auch der sehr geforderte Chor) agiert Dirigent James Holmes mit Drive, Esprit und der nötigen Prise Sentiment; Bernsteins Hits gehen schnörkellos ins Ohr. Berechtigte Ovationen!

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Perfektes Entertainment, wie Lenny es geliebt hat

von Peter Jarolin Kritik.

Mit Bernsteins „Wonderful Town“ landet die Wiener Volksoper wieder einen echten Hit. Die Wiener Volksoper und das klassische Musical – diese Kombination funktioniert inzwischen seit Jahren geradezu perfekt. Und auch mit der nicht ganz so neuen Neuproduktion von Leonard Bernsteins „Wonderful Town“ – man koproduziert mit der Staatsoperette Dresden, wo bereits Premiere war – siegt das Haus am Gürtel auf allen Ebenen. Und würdigt nebenbei den Ausnahmekünstler Bernstein anlässlich der Wiederkehr seines 100. Geburtstages mit einem großen Wurf.

Zwar ist das 1953 uraufgeführte Werk nicht so populär wie etwa die „West Side Story“; das Genie Bernstein ist bei dieser Liebeserklärung an New York dennoch in jeder Phase zu hören. Die herrliche Mischung aus Jazz, Swing , Vaudeville und großartigen – am Gürtel wird in deutscher Sprache gesungen – Songs zündet. Und die Geschichte rund um die zwei Landeier („Ohio“) Ruth und Eileen Sherwood, die ihr berufliches und privates Glück im Greenwich Village der 1930er-Jahre suchen und letztlich finden, strotzt vor guten Gags und Pointen.

Tempo und Schwung Regisseur Matthias Davids setzt all das im mit wenigen Versatzstücken arbeitenden, klugen Bühnenbild von Mathis-Fischer Dieskau präzise, mit Tempo und sehr viel Schwung um. Klassische Kostüme (Judith Peter) und flotte Tanzeinlagen (Choreografie: Melissa King) bilden ein zusätzliches Erfolgselement.

Am Pult des bestens einstudierten Orchesters (tadellos auch der sehr geforderte Chor) agiert Dirigent James Holmes mit Drive, Esprit und der nötigen Prise Sentiment; Bernsteins Hits gehen schnörkellos ins Ohr.

Dazu kommt, dass die Volksoper eine erstklassige Besetzung mit zwei Gästen zur Verfügung hat. Diese sind Sarah Schütz als herbe, angehende Journalistin und Schriftstellerin Ruth Sherwood und Olivia Delauré als deren blondierte, allen Männern den Kopf verdrehende Schwester Eileen. Und die beiden Damen erweisen sich als vokale und darstellerische Volltreffer. Schütz begeistert mit einer Bühnenpräsenz, die ihresgleichen sucht, Delauré wiederum spielt virtuos-subversiv mit tradierten Frauenbildern. Ein tolles Duo!

Aber auch die übrige Besetzung überzeugt ohne Ausnahme. Drew Sarich etwa als stimmgewaltiger, exzellent agierender Redakteur Robert Baker, der in Ruth zuletzt die Liebe seines Lebens findet. Oder Peter Lesiak als leidenschaftlich bügelnder Footballspieler Loomis „The Wreck“, Juliette Khalil als dessen Verlobte Helen, Christian Graf als windiger Journalist Chick Clark, Oliver Liebl als Drugstoreverkäufer Frank und Christian Dolezal als Maler Appopolous. Regula Rosin, Cedric Lee Bradley, Jakob Semotan, Ines Hengl-Pirker und Alexander Pinderack ergänzen gut. Alles „Conga“!

Berechtigte Ovationen!

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Kurier

Big Apple am Währinger Gürtel

Die Volksoper hat sich diese temporeiche, knallig- witzige Inszenierung Matthias Davids aus Dresden geholt. Sie ist damit gut gefahren. Die effektvolle Aufführung unter James Holmes hat auch dank des gut eingestimmten Volksopernorchesters und des Balletts Schwung, Drive, Pep. Jubel nach fast jeder Nummer! Eine pfiffig-pfefferige Show voll Ohrwürmern und guter Laune.

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Big Apple am Währinger Gürtel

Zwei Miezen aus Ohio, damals tiefster Provinz, landen in New Yorks Künstlerviertel Greenwich Village. Sie wollen den Big Apple erobern, Erfolg haben – was der Blonden bei Männern nicht schwerfällt –, Geld und Ruhm bekommen: Die Volksoper zeigt zu Leonard Bernsteins „100er“ sein Musical „Wonderful Town“.

Als die Volksoper „Lennys“ Musicalhit „Wonderful Town“ 1956 als europäische Erstaufführung herausbrachte, war’s ein Sensationserfolg. 62 Jahre später, am vergangenen Sonntag, demonstrierte das Haus erneut, was für einen Reißer Bernstein da mit Nummern wie „Christopher Street“, „A Little Bit in Love“ oder der Conga-Szene geschrieben hat.

Mag auch das Gschichterl von Ruth, der Schriftstellerin auf Jobsuche, und ihrer ach so blonden Schwester Eileen sehr nach 1935 (sprich: US-altbacken) riechen, Lennys Songs und der Drive seiner jazzigen Musik begeistern.

Die Volksoper hat sich diese temporeiche, knallig- witzige Inszenierung Matthias Davids aus Dresden geholt. Sie ist damit gut gefahren. Mathias Fischer-Dieskaus New York-Bühnenbild ist zwar Allerweltsgeschmack. Aber die effektvolle Aufführung unter James Holmes hat auch dank des gut eingestimmten Volksopernorchesters und des Balletts Schwung, Drive, Pep. Jubel nach fast jeder Nummer!

Im Mittelpunkt: die Schwestern „Ruth“ Sarah Schütz & „Eileen“ Olivia Delauré. Zwei, die alles dominieren, die sich naiv und zielstrebig, zuckersüß und zickig, verträumt und schnoddrigfrech geben. Hinreißende Damen der Dresdner Staatsoperette, für die Bernstein das Stück geschrieben haben könnte.

Präsent das Ensemble: Drew Sarich als smarter, diskreter Redakteur Baker, Peter Lesiak als Footballspieler „The Wreck“, der nach einem Unfall wirklich lädiert war, Christian Graf als Journalist Clark, Christian Dolezal als impulsiver Möchtegern-Maler Appopolous, Juliette Khalil als liebe kleine Helen usw. Eine pfiffig-pfefferige Show voll Ohrwürmern und guter Laune.

Karlheinz Roschitz

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Kronen Zeitung

Mitreißende Turbulenzen im „Big Apple“ - Volksoper Wien gelingt umjubelter großer Wurf

Tempo- und ideenreich, mit Präzision und Witz werden die Personen auch in den längeren Dialogen, bei den gagreichen, deutschen Texten von Roman Hinze geführt. In Kostümen aus der Zeit wird im wandelbaren Bühnenbild mit Wolkenkratzern und einer Brücke als zweite Ebene die New Yorker Welt mit Rasanz bewegt. Fazit: leichte Unterhaltung auf hohem Niveau! Stehende Ovationen!

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Mitreißende Turbulenzen im „Big Apple“

Mit Leonard Bernsteins Musical „Wonderful Town“ gelingt der Volksoper Wien ein umjubelter großer Wurf.

Von Helmut Christian

Hundert gold’ne Tipps, einen Mann zu verlier’n“: Nicht nur mit ihrem köstlichen Auftrittssong kann sie begeistern, sondern den gesamten Abend erweist sich Sarah Schütz als wahrer Glücksgriff für die Besetzung der Ruth Sherwood und zieht dabei alle Register ihres großen Showtalents. Da sitzt jeder Wortwitz, jede Gesangsphrase, jede Geste, jeder Tanzschritt der herben, resoluten Frau. Und so wird sie auch zum Finale von Leonard Bernsteins Musical „Wonderful Town“, das die Volksoper Wien zum Gedenken an den 100. Geburtstag des musikalischen Universalgenies angesetzt hat, am meisten umjubelt.

Schon 2016/17 war Sarah Schütz bei dieser Koproduktion mit der Staatsoperette Dresden dort dabei ebenso wie Olivia Delauré als ihre blonde, mädchenhafte Schwester Eileen, die sich von Verehrern kaum retten kann. Auch diese lässt wie das übrige, groß besetzte Ensemble keine Wünsche offen. Besonders gefallen noch Drew Sarich als Journalist Baker sowie der Kärntner Peter Lesiak als Footballspieler Loomis, der trotz Beinverletzung ungemein beweglich tanzt und wunderbar singt.

Leonard Bernstein komponierte das Musical 1953 als beschwingte Liebeserklärung an New York. Viel unbeschwerter als in seiner berühmten „West Side Story“ spielt er in seiner Partitur mit allen nur erdenklichen Einflüssen wie Jazz, Swing und anderen Tänzen. Seine rhythmisch pulsierende Musik mit einigen Ohrwürmern wird vom Volksopernorchester unter James Holmes mit ungemein schmissigem Drive gespielt und vom spielfreudigen Chor lebendig gesungen. Mitreißend sind auch die zahlreichen, großen Tanzeinlagen (Melissa King).

Matthias Davids, Musical Spielleiter am Linzer Landestheater, der an der Volksoper schon mehrfach Musicals inszeniert hat, belässt die Geschichte von den zwei Schwestern aus Ohio, die versuchen, ihre Träume zu verwirklichen und sich im turbulenten Leben des „Big Apple“ zurechtzufinden, im New York der 30er-Jahre.

Tempo- und ideenreich, mit Präzision und Witz werden die Personen auch in den längeren Dialogen, bei den gagreichen, deutschen Texten von Roman Hinze geführt. In Kostümen aus der Zeit wird im wandelbaren Bühnenbild mit Wolkenkratzern und einer Brücke als zweite Ebene die New Yorker Welt mit Rasanz bewegt. Fazit: leichte Unterhaltung auf hohem Niveau! Stehende Ovationen!

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Kleine Zeitung Graz

Jeder Gag und jeder Ton perfekt

Bernstein lässt in seiner Partitur diese Zeit freudvoll wiederauferstehen, die Trompeten quäken und die Saxofone säuseln, dass es eine Freude ist. Überhaupt ist das komplette Volksopernorchester unter der Leitung von James Holmes ein Glücksbringer: dieser satte, kurvenreiche Sound, diese Vielfalt der Klangfarben … Die Inszenierung von Matthias Davids war zwei Jahre in Dresden zu sehen, die beiden Hauptdarstellerinnen hat der Musical-Chef des Linzer Landestheaters von Elbflorenz nach Wien mitgenommen. Bei Sarah Schütz und Olivia Delauré (als Ruth und Eileen) sitzen infolgedessen jeder Gag und jeder Ton so perfekt wie ihre Kostüme im Look der 1930er-Jahre. Die Powerfrau Schütz gibt die Schriftstellerin mit einer Maria-Furtwängler-Herbheit und bellt herum wie ein Football-Coach, Delauré singt wie eine Maraschinokirsche: glänzend und süß.

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Zwei Schwestern auf dem Weg nach vorgestern

Musical-Premiere: Leonard Bernsteins dauerüberdrehtes „Wonderful Town“ an der Wiener Volksoper

Wien – Das Streben nach Glück ist der US-amerikanischen Bevölkerung seit 1776 vertraglich zugesichert, und seit einem knappen Jahrhundert wird sie in ihren temporären Glückbestrebungen von der Gattung des Musicals unterstützt. Auch die Wiener Volksoper erfreut ihr Publikum immer wieder mit diversen überseeischen Updates der Operette, so ist dort aus Anlass des 100. Geburtstags von Leonard Bernstein seit Sonntagabend Wonderful Town zu sehen.

In Bernsteins 1953 am Broadway uraufgeführtem Musical begleiten die Zuschauer Ruth und Eileen Sherwood aus Ohio bei ihrem Streben nach beruflichem und privatem Glück im New York der 1930er-Jahre. Bernstein lässt in seiner Partitur diese Zeit freudvoll wiederauferstehen, die Trompeten quäken und die Saxofone säuseln, dass es eine Freude ist. Überhaupt ist das komplette Volksopernorchester unter der Leitung von James Holmes ein Glücksbringer: dieser satte, kurvenreiche Sound, diese Vielfalt der Klangfarben … Nur das Xylofon könnte man etwas vorsichtiger verstärken.

Die Inszenierung von Matthias Davids war zwei Jahre in Dresden zu sehen, die beiden Hauptdarstellerinnen hat der Musical-Chef des Linzer Landestheaters von Elbflorenz nach Wien mitgenommen. Bei Sarah Schütz und Olivia Delauré (als Ruth und Eileen) sitzen infolgedessen jeder Gag und jeder Ton so perfekt wie ihre Kostüme im Look der 1930er-Jahre. Die Powerfrau Schütz gibt die Schriftstellerin mit einer Maria-Furtwängler-Herbheit und bellt herum wie ein Football-Coach, Delauré singt wie eine Maraschinokirsche: glänzend und süß.

Letzterer liegen als bildschöne Blondine zwar die Männer zu Füßen, aber Schütz bekommt am Ende den, der am besten singt: Drew Sarich. Wenn der Musicalstar singt, wird Davids’ konventionell-dauerüberdrehte Regiearbeit augenblicklich auf ein höheres Niveau gehoben. Man vergisst sogar das erschreckend hässliche Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau, das an eine Kulisse für ein billiges Musikvideo aus den 1980er-Jahren erinnert. Diese düstere Pappmachéwelt soll eine Wonderful Town darstellen?

Schade nur, dass Sarich bei den wenigen Nummern des Zeitungsredakteurs Robert Baker seine vokalen Qualitäten kaum zur Gänze demonstrieren kann – aber schon das, was er zeigt, ist eine Klasse für sich. Ziemlich beeindruckend auch das mal laszive, mal euphorische Tanzgebaren des Balletts bei den Szenen im Village Vortex Club. Kreischende Premierenbegeisterung an der Volksoper.

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Der Standard

"Wir zweio aus Ohio" in Greenwich Village

In guter deutscher Übertragung, mit artikulationsgenauen und gut verständlichen Sängern und im tollen Dirigat des Briten James Holmes überzeugen vor allem die Hauptdarstellerinnen der zwei Schwestern Ruth und Eileen aus Ohio, die sich im Greenwich Village der 1930er-Jahre niederzulassen versuchen.
Vor allem Sarah Schütz als Ruth, die einem Zeitungsredakteur (Drew Sarich) ihre Manuskripte vorlegt, begeistert singend und sprechend mit Songs wie "Hundert gold'ne Tipps, einen Mann zu verlieren", mit der Latin-Tanznummer "Conga" samt brasilianischen Marinesoldaten oder mit der Ensemblenummer "Swing!". . Die Regie von Matthias Davids ist witzig und weitgehend ohne Hänger.

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„Wir zweio aus Ohio“ in Greenwich Village

Nach der von Marcel Prawy gemanagten deutschsprachigen Erstaufführung vor über 60 Jahren bietet die Volksoper Leonard Bernsteins 1953 in New York uraufgeführtes Musical „Wonderful Town“, das noch vor der „West Side Story“ entstand. In guter deutscher Übertragung, mit artikulationsgenauen und gut verständlichen Sängern und im tollen Dirigat des Briten James Holmes überzeugen vor allem die Hauptdarstellerinnen der zwei Schwestern Ruth und Eileen aus Ohio, die sich im Greenwich Village der 1930er-Jahre niederzulassen versuchen.

Vor allem Sarah Schütz als Ruth, die einem Zeitungsredakteur (Drew Sarich) ihre Manuskripte vorlegt, begeistert singend und sprechend mit Songs wie „Hundert gold’ne Tipps, einen Mann zu verlieren“, mit der Latin-Tanznummer „Conga“ samt brasilianischen Marinesoldaten oder mit der Ensemblenummer „Swing!“. Mit Eileen -Olivia Delauré als naive Blondine, die von allen Männern inklusive Polizisten begehrt und hofiert wird („My Darlin‘ Eileen“ ist das Lied eines irischen Wachtmeisters mit Chor) – singt sie anfangs das absichtlich pathetische Folk-Tune-Duett „Ohio“ und am Ende den wundervollen „Rag mit dem falschen Ton“.

Bernsteins Stilmix aus Nostalgie (Jazz der 1930er-Jahre, Balladen), Persiflage („What a Waste“) und Hitversuchen wie den Songs „A Quiet Girl“ und „Verliebt“ („A Little Bit in Love“) oder „Gut im Football“, das das „Wrack“ Footballspieler Loomis (Peter Lesiak) zum Besten gibt, war der Versuch einer subtilen Unterwanderung der beginnenden McCarthy-Ära. Die Regie von Matthias Davids ist witzig und weitgehend ohne Hänger – nur das sogenannte „Conversation-Piece“, in dem sich die Darsteller im Smalltalk nichts zu sagen haben, ist zu lang geraten.

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Falter

Die 30er sind zurück

Mit leichtem, präzisem Taktstock führt James Holmes das Orchester über die Straßen des Greenwich Village und hinein in die Nachtclubs, die Melissa King mit beschwingten Ensemble-Choreografien belebt. Besonders eigenwilligen Glanz verleiht der Mezzosopran von Volksopern-Debütantin Sarah Schütz der Partie der Ruth, die passagenweise bis ins Tenorregister reicht, in dem sie dann mit Bühnenpartner Drew Sarich brilliert. Gerade durch die überspitzte Darstellung und das abstrakte, düstere Bühnenbild (Mathias Fischer-Dieskau) klingen immer wieder auch gesellschaftskritischere Töne an. Die Rolle der Ruth als intelligente, selbständige, gehaltvoll witzige Frau war für das Rollenbild der 50er durchaus progressiv.

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Die 30er sind zurück

Von Viktoria Klimpfinger

Naheliegend, dass die Volksoper im ausgehenden Leonard-Bernstein-Jahr dem musikalischen Tausendsassa mit einem seiner Musicals Tribut zollt. Mit „Wonderful Town“ griff man zwar nicht zum Blockbuster aus der Bernstein-Schublade, aber immerhin zu einem Musical mit besonderem Bezug zur Volksoper. 1956 wurde es hier erstmals in deutscher Sprache aufgeführt, danach verschwand es von der Bildfläche. Bis zum vorigen Sonntag. Die Neuinszenierung von Matthias Davis bemüht sich redlich, der Geschichte aus einem New York der Vergangenheit gerecht zu werden – zeigt aber auch, dass sich der Staub der Jahrzehnte nur schwer aufwirbeln lässt.

Musikalisch ist „Wonderful Town“ faltenfrei geblieben: Bernstein beschwört das brodelnde Flair der 30er Jahre mit einem Kaleidoskop, das sanfte L’Amour-Hatscher ebenso aufblitzen lässt wie Swing und rumorende Conga. Mit leichtem, präzisem Taktstock führt James Holmes das Orchester über die Straßen des Greenwich Village und hinein in die Nachtclubs, die Melissa King mit beschwingten Ensemble-Choreografien belebt. Besonders eigenwilligen Glanz verleiht der Mezzosopran von Volksopern-Debütantin Sarah Schütz der Partie der Ruth, die passagenweise bis ins Tenorregister reicht, in dem sie dann mit Bühnenpartner Drew Sarich brilliert.

Daneben bleibt die biedere Inszenierung zwar einige Facetten schuldig; angesichts des Persiflagenhaften, das dem Musical innewohnt, ist das aber gar nicht so verkehrt. Die Eindimensionalität der Charaktere dient der selbstironischen Überzeichnung – vom konstant schmierigen Zeitungsmacho Chick Clark (Christian Graf) bis zum verklemmten Streber Frank Lippencott (Oliver Liebl). Bei all dem aufgesetzten Großstadt-Wahnsinn kommen die Sherwood-Schwestern Ruth (Sarah Schütz) und Eileen (Olivia Delauré) aus Ohio, die in der „wundervollen Stadt“ New York ihr Glück suchen, umso authentischer daher. Lediglich bei Robert Baker (Drew Sarich) scheint die Regie keine klare Entscheidung gefällt zu haben – er wirkt weder schmierig noch besonders authentisch, aber jedenfalls sympathisch.

Nicht jede Spitze sticht

Gerade durch die überspitzte Darstellung und das abstrakte, düstere Bühnenbild (Mathias Fischer-Dieskau) klingen immer wieder auch gesellschaftskritischere Töne an. Die Rolle der Ruth als intelligente, selbständige, gehaltvoll witzige Frau war für das Rollenbild der 50er durchaus progressiv – insbesondere in kritischer Abgrenzung zu ihrer Schwester Eileen, die als naiver Everybody’s Darling zum Universal-Aphrodisiakum für alle Männer in ihrer Reichweite wird.

Doch nicht jede Pointe glückt, nicht jede Spitze sticht. Und nicht alles, was in den 50ern als progressiv galt, wird dem Zeitgeist im Jahr 2018 noch gerecht. Während Ruth zu Beginn noch ironisch davon singt, dass ihr Witz und ihr Selbstbewusstsein die Männer in die Flucht schlagen, und damit eine elaborierte Bilanz in Sachen Geschlechterstereotype zieht, wirkt die Ballade „Ein stilles Girl“ deutlich zu ernsthaft, weil sich Robert Baker mit sehnsuchtsvollem Blick und selbstmitleidiger Attitüde genau das wünscht: endlich mal ein „stilles Girl“. Weil die resoluten ja auch immer so viel zurückreden.

Natürlich kann man nicht verlangen, aus einer Komödie aus den 50ern, die in den 30ern spielt, eine gesellschaftskritische Satire auf das 21. Jahrhundert zu machen. Indem die Volksoper jedoch vor allem auf Werktreue setzt, lässt sie sich Anknüpfungspunkte an aktuelle Debatten entgehen, die vielleicht helfen würden, einiges an Staub auszubeuteln.

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Wiener Zeitung

Sarah Schütz rockt die Show

Mit Standing Ovations endete gestern Abend die Premiere von „Wonderful Town“ an der Volksoper. Zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein wollte Hausherr Robert Meyer dem Publikum etwas Besonderes bieten, und das ist mit dieser Musical-Rarität hervorragend gelungen. Stimmt an der Aufführung, die Inszenierung eine Koproduktion mit der Staatsoperette Dresden, doch einfach alles – von der gewitzten Regie Matthias Davids‘ über das schwungvolle Dirigat von James Holmes. „Wonderful Town“ an der Volksoper ist ein rundum gelungener Gute-Laune-Abend. Kein Wunder, dass es die Zuschauer zum Schluss nicht mehr auf ihren Sitzen hielt.

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VON MICHAELA MOTTINGER

Sarah Schütz rockt die Show

In Greenwich Village geht es hoch her: Olivia Delauré als Eileen, Sarah Schütz als Ruth,
Peter Lesiak als „The Wreck“ Loomis, Ines Hengl-Pirker als Violet, Cedric Lee Bradley
als Speedy Valenti und das Wiener Staatsballett. Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Mit Standing Ovations endete gestern Abend die Premiere von „Wonderful Town“ an der Volksoper. Zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein wollte Hausherr Robert Meyer dem Publikum etwas Besonderes bieten, und das ist mit dieser Musical-Rarität hervorragend gelungen. Stimmt an der Aufführung, die Inszenierung eine Koproduktion mit der Staatsoperette Dresden, doch einfach alles – von der gewitzten Regie Matthias Davids‘ über das schwungvolle Dirigat von James Holmes.

Bis zu den darstellerischen Leistungen, allen voran die von der Elbstadt nach Wien übersiedelten Volksopern-Debütantinnen Sarah Schütz und Olivia Delauré als Schwesternpaar Ruth und Eileen Sherwood. Sarah Schütz rockt die Show! Inhaltlich ist „Wonderful Town“ keine große Sache: Die beiden Landpomeranzen Ruth und Eileen kommen aus Ohio in den Big Apple, um dort ihre unbegrenzten Möglichkeiten auszuloten. Die eine ist klug, aber ungeküsst, die andere eine Schönheit, erstere will Schriftstellerin werden, zweitere Schauspielerin. Man mietet eine schäbige Unterkunft in Greenwich Village – und schon geht das Spiel um viele Verehrer und ein paar Troubles los, Happy End absehbar. Joseph Fields und Jerome Chodorov schrieben das Libretto entlang ihres Theaterstücks „My Sister Eileen“, Betty Comden und Adolph Green die Liedtexte, und erst diese in Kombination mit Bernsteins famoser Musik machen das Musical aus dem Jahr 1953 einzigartig.

Die brasilianischen Seekadetten interessiert nur die Conga:
Olivia Delauré als Eileen und das Wiener Staatsballett.
Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Ruth überzeugt die Gäste im Village Vortex vom Swing:
Sarah Schütz und das Wiener Staatsballett.
Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Bernstein lässt den Rhythmus New Yorks in all seinen Facetten pulsieren. Rasant reiht sich Broadwaysound an Jazzelemente an Swing, dann wieder wird’s statt stürmisch smooth. James Holmes führt das Volksopernorchester mit viel Drive wie eine Big Band, er folgt Bernsteins Einfallsreichtum punktgenau, kann’s etwa bei der Conga der brasilianischen Seekadetten witzig-spritzig, beim Schwesternduett „Ohio“ auf Country-&-Western-Art oder bei Robert Bakers „Ein stilles Girl“ elegisch lyrisch. Matthias Davids belässt die Handlung in den 1930er-Jahren, er hat sich mit seiner wirbelwindigen Arbeit am Stil der Screwball-Comedys orientiert, setzt auf Tempo, Temperament und Timing, und setzt auf den Wortwitz der für Wien von Christoph Wagner-Trenkwitz angepassten Vorlage.

Damit die zahlreichen Szenenwechsel ruckzuck funktionieren, hat Mathias Fischer-Dieskau ein Bühnenbild aus einer drehbaren Skyline und verschiebbaren Skyscrapern, inklusive Flat Iron und Chrysler Building, erdacht, das den American Dream im Reich und Arm zwischen dem abgewohnten Souterrain der Sherwood-Schwestern und von Neonreklame beschienenen Nachtklubs ansiedelt. Als Kostüme gibt es dazu von Judith Peter stilgerecht schwingende Glockenkleider, Trenchcoats samt kecken Hütchen und Marlenehosen.

Peter Lesiak als „The Wreck“ Loomis und das
Wiener Staatsballett. Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Cedric Lee Bradley als Speedy Valenti
und das Wiener Staatsballett.
Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

In diesem Setting dreht sich das Großstadtkarussell um Sarah Schütz und Olivia Delauré. Und die beiden erweisen sich nicht nur als sängerisch wunderbares Sopran-Alt-Duo, sondern auch als großartige Komödiantinnen, die herb Nüchterne und die flirty Naive, die es verstehen, mit trockenem Humor ihre Pointen zu setzen. Delauré gibt die Eileen mit Charme und jener unschuldigen Mädchenhaftigkeit, in der ihr gar nicht bewusst zu sein scheint, dass die Männer um sie kreisen, wie die Motten ums Licht. Das Bühnengeschehen allerdings dominiert Sarah Schütz, die ihre Ruth mit einer gepfefferten Portion Sarkasmus ob ihres Nicht-so-hübsch-wie-die-Schwester-Seins ausstattet. Schütz hat Stimme, Spielfreude und Showtalent – und sorgt für etliche starke Momente. Etwa, wenn sie ihre „Hundert gold’nen Tipps, einen Mann zu verlier’n“ zum Besten gibt. Oder, wenn sie, als der Zeitungsredakteur Robert Baker endlich ihre melodramatischen Kurzgeschichten liest, diese für ihn auch gleich visualisiert.

Die Herren haben es neben so viel Frauenpower nicht leicht, zu bestehen. Hervorragend gelingt das Drew Sarich als verkopftem Bob Baker, der erst einen Schubs in die richtige Richtung Liebe braucht, ein gelungenes Rollenporträt von Sarich, wie Bob vom beruflichen Verlierer zum Gewinner im Leben wird, und Peter Lesiak als abgehalftertem Footballhelden „The Wreck“ Loomis. Trotz von Direktor Meyer angekündigter Verletzung und ergo Knieschiene tanzt und tobt Lesiak über die Bühne, dass man mitunter nicht umhin kann, um sein Wohlergehen zu fürchten … Christian Graf gefällt in mehreren Rollen, darunter als Schmierfink Chick Clark, Christian Dolezal als unfreundlicher Vermieter und untalentierter Maler Appopolous, Oliver Liebl unter anderem als verhuschter Feinkost-Filialleiter Frank Lippencott, Cedric Lee Bradley als geschmeidiger Speedy Valenti.

Vorstellungsgespräch in der Zeitungsredaktion: Oliver Liebl als Redakteur,
Drew Sarich als Robert Baker, Jakob Semotan als Redakteur und Sarah Schütz
als Ruth Sherwood. Bild: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Der begnadete Tänzer dominiert auch immer wieder die handlungstragenden, revueartigen Choreografien von Melissa King. In riesigen Chor- und Ballettszenen zeigen der Volksopernchor, der sich nicht nur in der Figurengestaltung perfekt, sondern auch in kleinen Solonummern präsentiert, und das Wiener Staatsballett die ganze Bandbreite ihres Könnens. „Wonderful Town“ an der Volksoper ist ein rundum gelungener Gute-Laune-Abend. Kein Wunder, dass es die Zuschauer zum Schluss nicht mehr auf ihren Sitzen hielt.

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Mottingers Meinung

Bernstein, der Frauenversteher: „Wonderful Town“ an der Volksoper

Wie damals am Broadway Rosalind Russell wurde auch Sarah Schütz bei ihrem Volksoperndebüt heftig gefeiert. Sie stand im Zentrum einer auf Tempo und Detailliebe präzis getrimmten Inszenierung von Matthias Davids, die der Volksoper ein weiteres Mal bescheinigt, das Wiener Kompetenzzentrum für jene goldene Broadway-Ära zu sein, in der (zum Teil aus Wien) eingewanderte Operettenhaftigkeit sich lustvoll vom Jazz der neuen Welt durchdringen ließ.

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Es gibt, gerade im Jahr seines 100. Geburtstags, viele Gründe, sich für Leonard Bernstein zu begeistern. Als Musiker, als Vermittler, als Mensch. Gestern, Sonntag, feierte sein frühes Musical „Wonderful Town“ Premiere an der Volksoper. Nicht sein bestes Stück, bei weitem. Und doch: Dokument eines Vorreiters – und eines Frauenverstehers.

Dass Bernstein Frauen – beispielsweise als Dirigentinnen – aktiv förderte, ist bekannt. Dass er theatrale Konventionen zu brechen gewillt war, ebenfalls. In „Wonderful Town“ kommt dies zusammen: Im Jahr 1953 schrieb Bernstein der Komödiantin Rosalind Russell eine fabelhafte Rolle auf den Leib, die mindestens so progressiv war, wie seine Verarbeitung von Swing, Jazz und Vaudeville in einer ebenso flotten, wie musikalisch anspruchsvollen Boulevard-Komödie. Die angehende Schriftstellerin Ruth darf, was bis heute meistens nur Männer dürfen: Sie ist witzig, sie ist herb, sie ist intelligent und selbstironisch, sie macht Karriere – und sie ist trotzdem die romantische Heldin der Liebesgeschichte.

Wie damals am Broadway Rosalind Russell wurde gestern auch Sarah Schütz bei ihrem Volksoperndebüt heftig gefeiert. Sie stand im Zentrum einer auf Tempo und Detailliebe präzis getrimmten Inszenierung von Matthias Davids, die der Volksoper ein weiteres Mal bescheinigt, das Wiener Kompetenzzentrum für jene goldene Broadway-Ära zu sein, in der (zum Teil aus Wien) eingewanderte Operettenhaftigkeit sich lustvoll vom Jazz der neuen Welt durchdringen ließ. „Wonderful Town“, das ist natürlich New York – und der Name ist Programm.

Das Künstlerviertel Greenwich Village präsentiert sich hier als Sehnsuchtsort für alle, die es wissen wollen. Bohemiens und Originale, zwielichtige und einfältige, Draufgänger und Besessene kommen hier zusammen, um zu schauen, was geht. Auch die beiden Schwestern vom Lande, Eileen und Ruth, kommen an, um den Weg als Schauspielerin und Schriftstellerin zu wagen. Sie landen in einer Bruchbude, unter der gerade der U-Bahn-Tunnel gesprengt wird. Die süße Eileen erobert in Windeseile die Männerherzen – und zeigt bei ihrer selbstbewussten Abwehr sexueller Übergriffe, dass auch sie es gründlich in sich hat – , während ihre sarkastische Schwester versucht, einen Verleger zu finden. Die Rollen sind klar verteilt. Und doch kommt es anders.

„Wonderful Town“, das sind Bernstein-Songs, die das Ohrwurmpotenzial späterer „West Side Story“-Hits bereits andeuten, sind mutige und langwierige Ausflüge in den textfreien Jazz und Swing, mit ganz viel Tanz und Lebenslust, das sind Klischees und dazugehöriges Augenzwinkern, das ist Stand-Up-Comedy, die sich mehr schlecht als recht ins Deutsche übertragen lässt und das ist Nostalgie, die nicht in die Vergangenheit, sondern bemerkenswerterweise klar in die Zukunft gerichtet ist. Dass das Stück bei seiner deutschsprachigen Erstaufführung an der Volksoper bereits im Jahr 1956 nicht so erfolgreich war, wie vom begeisterten Intendanten Marcel Prawy erwartet, überrascht aus heutiger Sicht wenig. Das Lebensgefühl des Village in den 1930er Jahren – zwischen U-Bahn-Bau, wilder Ehe und Jazzclub – war hier noch nicht nostalgiefähig.

Gestern Abend – im ausklingenden Bernstein-Jahr, das den Ausnahmemusiker in all jenen scheinbaren Widersprüchen gewürdigt hat, die er mühelos aufzulösen wusste – regnete es jedenfalls für alle Beteiligten heftigen Applaus: Sarah Schütz und Olivia Delaure in den Hauptrollen, Musicalbarde Drew Sarich als progressiver Liebhaber Robert Baker, aber auch der von einem Probenunfall versehrte Peter Lesiak, Christian Dolezal und Juliette Khalil. Und für James Holmes, der das Volksopernorchester mit viel Umsicht als Teil eines durchaus kompliziert gebauten musikkomödiantischen Uhrwerks dirigierte.

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Tiroler Tageszeitung (APA)

Termine

06. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

09. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Volksoper Wien, Premiere

13. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

18. Dezember 2018, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

07. Januar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

12. Januar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

13. Januar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

13. Februar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

21. Februar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

26. Februar 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

01. März 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

03. März 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

07. März 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

11. März 2019, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

11. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

14. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

19. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

22. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

25. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien

28. Juni 2020, 19:00 Uhr
Volksoper Wien