Stückinfo

Musical Play in zwei Akten

Musik: Kurt Weill
Buch: Moss Hart
Gesangstexte: Ira Gershwin
Deutsch von Roman Hinze

Kurt Weills musikalisch wie dramaturgisch außergewöhnliches Stück „Lady in the Dark“ vereint in sich zwei Gegenpole: die Welt der größtmöglichen Innerlichkeit, die Psychoanalyse, und jene maximaler Oberflächlichkeit, die Modeindustrie. Ein Burnout bringt das Leben der erfolgreichen Geschäftsfrau Liza Elliott, Chefredakteurin des Magazins Allure, ins Wanken. Gepeinigt von Stresssymptomen sucht sie Hilfe bei Doktor Brooks, einem Psychoanalytiker. Ohne zu zögern, ermutigt dieser Liza zu ihrer ersten Therapiesitzung, die ihr ein Lied aus der Kindheit in Erinnerung ruft …

Kurt Weills Schaffen wird retrospektiv in zwei zentrale, stilbildende Perioden eingeteilt: der „europäische Weill“, der als Komponist von Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ Theatergeschichte schrieb, und der „amerikanische Weill“, der nach seiner Emigration sein Schaffen am Broadway im Genre Musical weiterentwickelte. 1941 uraufgeführt lässt das Werk aus kammerspielartigen Schauspielszenen opulente Musical-Sequenzen entstehen und bietet mit Liza Elliott eine Paraderolle für eine „Leading Lady“, die sowohl für gesellschaftliche als auch persönliche Emanzipation steht.

(Text: Volksoper Wien)

Medien

(Produktionsfotos: Barbara Pálffy)

Leitungsteam

Musikalische Leitung
James Holmes
Inszenierung
Matthias Davids
Choreografie
Florian Hurler
Bühne
Hans Kudlich
Kostüme
Susanne Hubrich
Lichtdesign
Michael Grundner
Dramaturgie
Magdalena Hoisbauer

Darsteller

Liza Elliott, Herausgeberin der Modezeitschrift "Allure"
Julia Koci
Dr. Alexander Brooks, Psychoanalytiker
Robert Meyer
Miss Bowers, seine Sekretärin, und Miss Sullivan, Lehrerin der siebenjährigen Liza
Regula Rosin
Charley Johnson, Werbechef von "Allure"
Christian Graf
Kendall Nesbit, Verleger
Axel Herrig
Russell Paxton, Fotograf
Jakob Semotan
Maggie Grant, Moderedakteurin
Ursula Pfitzner
Alison du Bois, Kolumnistin
Johanna Arrouas
Elinor Foster, Lizas Sekretärin
Marie-Christiane Nishimwe
Randy Curtis, Hollywoodschauspieler
Ben Connor
Joe & Ben Butler, Lizas Schulfreund
Oliver Liebl
Ensemble
Lorna Dawson
Ensemble
Maria Gschwandtner
Ensemble
Anetta Szabo
Ensemble
Martin Enenkel
Ensemble
Maximilian Klakow
Ensemble
Kevin Perry
Mrs. Bennett
Klaudia Nagy

Presse

Fantasie und Dada an der Volksoper

Die Kostüme von Susanne Hubrich (Kreischalarm!) funkeln nur so um die Wette -und mittendrin eine sprechende, singenden, tanzende und schauspielende Julia Koci, die eine umwerfende Liza Elliot gibt. Überhaupt ist das gesamte Ensemble eine Wucht ...

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Falter, 22.12.2021

Fantasie und Dada an der Volksoper

„Lady in the Dark“ (Regie: Matthias Davids) heißt ein hierzulande völlig unbekanntes Musical von Kurt Weill. Das Stück erzählt die Geschichte von Liza Elliot, eine nach außen hin taffe Chefredakteurin eines großen Modemagazins, die jedoch von Panikattacken heimgesucht wird und deshalb Hilfe beim Psychoanalytiker (brillant: Robert Meyer) sucht. Was folgt, ist eine schrille Reise in ihr Unterbewusstsein zwischen Zirkusmanege, fiktiver Hochzeit mit einem Hollywood-Star und Glamour-Dasein als Everybodys Darling. Und so tummeln sich auf der sonst leeren Bühne (Hans Kudrich) Clowns, Artisten und ein zum Brüllen komischer Zirkusdirektor (Jakob Semotan), der im Schoß einer gefühlt zehn Meter großen Justizia-Figur den Staatsanwalt gibt.

Die Kostüme von Susanne Hubrich (Kreischalarm!) funkeln nur so um die Wette -und mittendrin eine sprechende, singenden, tanzende und schauspielende Julia Koci, die eine umwerfende Liza Elliot gibt. Überhaupt ist das gesamte Ensemble eine Wucht, vom fantastischen Christian Graf als goschertem Werbechef bis zu Johanna Arrouas als überdrehter Kolumnistin. Im Graben läuft das Orchester unter James Holmes zur Höchstform auf und swingt sich durch Weills herrliche Partitur zwischen Rumba und Bolero, Marsch und fetzigen Ensemblenummern. MDA

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Falter

Die größte Show läuft im Kopf

Die Volksoper vertraut auf die Stärken des schon von Grund auf feministischen Stücks, und Regisseur Matthias Davids zaubert bei Elizas Träumen nicht nur bizarre Bildwelten in Hans Kudlichs Ausstattung auf die Bühne, er zeigt die Protagonistin als emanzipierte Frau, deren Glück keineswegs nur davon abhängt, den richtigen Mann gefunden zu haben. Julia Koci verkörpert diese Heldin gekonnt.

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Kleine Zeitung Kärnten

Die größte Show läuft im Kopf

Der von den Nazis verjagte Kurt Weill wurde in Amerika zum Broadway-Star: Die Wiener Volksoper bringt sein Meisterwerk „Lady in the Dark“, das 1941 in New York Premiere feierte, schlüssig auf die Bühne.

André Heller wusste, dass sich die wahren Abenteuer im Kopf abspielen. Dass Träume auch eine grandiose visuelle Show sein können, davon profitiert letztlich Kurt Weills „Lady in the Dark“. Die Möglichkeit, die Träume der Hauptfigur Eliza Elliott in aller Buntheit und Skurrilität auf die Bühne zu bringen, machten den Stoff für den Broadway tauglich. 1941 hatte das Musical seine New Yorker Premiere. Eliza, Herausgeberin eines Modemagazins, hat darin mit Panikattacken und Erschöpfung zu kämpfen. Sie geht zum Psychoanalytiker Brooks, mit dessen Hilfe die Karrierefrau (wie man früher gesagt hat) allmählich die Kontrolle über ihr Leben wiedererlangt.

Die Volksoper vertraut auf die Stärken des schon von Grund auf feministischen Stücks, und Regisseur Matthias Davids zaubert bei Elizas Träumen nicht nur bizarre Bildwelten in Hans Kudlichs Ausstattung auf die Bühne, er zeigt die Protagonistin als emanzipierte Frau, deren Glück keineswegs nur davon abhängt, den richtigen Mann gefunden zu haben. Julia Koci verkörpert diese Heldin gekonnt.

Filmisch wirkt das Stück bisweilen, dennoch bleibt man dem Theater treu, setzt auf viel farbige Aktion im „Glamour-Traum“, im „Hochzeitstraum“ und – am besten – im „Zirkustraum“. Und man hat auch abseits von Koci sehr gute Darsteller: Jakob Semotan darf in diversen Rollen etwa mit einer artikulatorischen Bravournummer unterhalten, Christian Graf ist der kratzbürstige Mitarbeiter, der heimlich in Eliza verliebt ist, Ben Connor gibt den etwas tumben Hollywood-Beau, während Hausherr Robert Meyer in die Rolle des gelassenen Psychiaters schlüpft. Marie-Christine Nishimwe, Ursula Pfitzner, Axel Herrig und viele andere sorgen für Broadway-Atmosphäre im Haus.

Die Musik ist ein Spezialfall, der Schöpfer der Musik zur „Dreigroschenoper“ hat in seiner amerikanischen Zeit seinen Stil zwar den Gepflogenheiten angepasst, aber sich nicht verbiegen lassen. Kurt Weill setzt nicht auf Schlager und Ohrwürmer, sondern auf eine spannungsreiche und elaborierte Musikdramaturgie, die für das avanciertere Broadwaymusical wohl zum Vorbild geworden ist. Beim Weill-Experten James Holmes am Pult des Volksopernorchesters ist diese kostbare Musik in kundigen Händen. Der Vertriebene Kurt Weill, er strahlt wieder ein Stück heller.

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Kleine Zeitung Kärnten

Eine Sensation

Matthias Davids ist einer der besten Musicaltheater-Regisseure unserer Zeit. Für seine Volksopern-Vorgängerproduktion, den Offenbachschen „Karottenkönig“ hat er letztes Jahr völlig verdient den begehrten Österreichischen Musiktheaterpreis eingeheimst. Und für „Lady in the Dark“ ist er sicher wieder ein ernstzunehmender Kandidat, denn ihm gelingt hier eine exemplarische Modell-Inszenierung.

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Wien/ Volksoper: LADY IN THE DARK von Kurt Weill. Neuinszenierung/Premiere

20.12.2021 | Operette/Musical

VOLKSOPER: LADY IN THE DARK von Kurt Weill am 18.12.2021 (Premiere)

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Der Glamour- Traum. Copyright: Volksoper

Es ist ja allzu bekannt, dass dem amerikanischen Schaffen von Kurt Weill in deutschsprachigen Ländern mit grossem Misstrauen, um nicht zu sagen: mit herablassender Verachtung begegnet wurde und wird. Mit kaum verhohlener antisemitischer Stoßrichtung wirft man ihm vor, die „ernste Musik“ an die „Show“ verraten zu haben, indem er „biedere Zugeständnisse“ an „den schnellen Dollar“ gemacht hätte. Wie unfassbar infam diese faktenfreie Geringschätzung ist, bringt einer der wenigen wohlwollenden deutschen Kritiker sehr genau auf den Punkt: “ Erst den Mann vertreiben und ihm dann übelnehmen, dass er am Broadway sein Glück gesucht und gefunden hat…“

Da aufgrund dieser vorurteilsbeladenen Gemengelage Weills Broadway-Produktionen nur ganz selten den Weg auf unsere Bühnen finden, ist es der Wiener Volksoper nicht hoch genug anzurechnen, jetzt nach coronabedingtem Lockdown endlich seine „LADY IN THE DARK“ herausgebracht zu haben.

Um das Fazit schon vorwegzunehmen: diese Aufführung ist – man kann es nicht anders sagen – eine Sensation.

Allein schon das Stück! Es ist nicht nur ein absolutes Meisterwerk, es ist auch ein absolutes Unikat. Denn eigentlich sind es zwei Stücke, die in einer einzigartigen, kühnen und mutigen dramaturgischen Konstruktion neben- bzw. nacheinander, aber immer fein säuberlich voneinander getrennt, ablaufen: ein Theaterstück und ein Musical. Es ist, als wolle Weill der Opernästhetik seines verehrten Kompositionslehrers Ferruccio Busoni folgen, der den Einsatz von Musik auf der Bühne nur bei Liedern, Tänzen und dem Eintritt des Übernatürlichen gerechtfertigt sah. Nicht umsonst nennte Weill das Ding nicht Oper, nicht Operette, nicht Revue, nicht Musical, sondern „musical play“ (Musik–Theater würde man das hierzulande heutzutage nennen).

Es fängt schon völlig ungewöhnlich an, mit einer 15 Minuten langen Prosaszene, die noch dazu bei einem Psychoanalytiker spielt! (Leichte Unruhe im Publikum). Liza Elliot, die erfolgreiche Herausgeberin einer schicken Modezeitschrift (eine Art Anna Wintour der 40er Jahre) hat eine Krise. Sie wirft mit Briefbeschwerern nach Mitarbeitern, kann sich zu gar nichts entscheiden und weiß nicht, was da mit ihr los ist. Also sucht sie Doktor Brooks (ganz bei sich, voll konzentriert und völlig uneitel: Robert Meyer) auf, und bittet ihn, ihr zu helfen. Nach anfänglichen Widerständen („Ich glaube nicht an die Psychoanalyse! “ „Wieso haben Sie keinen Bart und keinen Wiener Akzent?“) lässt sie sich letztlich doch auf seine Methode ein. Die eigentliche Analyse ist dann als Traumsequenzen gestaltet, die wiederum als „Musical-Akte“ präsentiert werden (einer großartiger als der andere) – immer wieder unterbrochen von Prosaszenen, die im Büro des Modemagazins „Allure“ spielen.

Weills Musik ist von einem ungeheuren Einfalls- und Ausdrucksreichtum. Der kompositorische Bogen reicht von der fetzigen Ballade „Saga of Jenny“ über das dadaistische Couplet, in dem einfach nur 50 russische Komponisten in einem Affentempo aufgezählt werden, bis bin zu dem unendlich lyrischen „Kinderlied“ „My ship“, durch das sich dann schließlich die Ursachen für Lizas Traumata endlich aufklären lassen.

Matthias Davids ist einer der besten Musicaltheater-Regisseure unserer Zeit. Für seine Volksopern-Vorgängerproduktion, den Offenbachschen „Karottenkönig“ hat er letztes Jahr völlig verdient den begehrten Österreichischen Musiktheaterpreis eingeheimst. Und für „Lady in the Dark“ ist er sicher wieder ein ernstzunehmender Kandidat, denn gemeinsam mit Hans Kudlich (Bühne), Susanne Hubrich (Kostüme) und Florian Hurler (Choreographie) gelingt ihm hier eine rundum gelungene, exemplarische Modell-Inszenierung.

Der absolute Höhepunkt des von Anfang bis Ende wunderbaren Abends ist zweifellos die (völlig unerwartete) Alptraumsequenz nach der Pause. Denn hier wird der (nuttig gekleideten und in einem Käfig gehaltenen) Liza Elliott in einem Zirkus (!) vom Zirkusdirektor der Prozess gemacht – weil sie sich zwischen nichts und niemandem entscheiden kann…

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Das Zirkus-Tribunal. Copyright: Wiener Volksoper

Weill und seine genialen Librettisten Moss Hart und Ira Gershwin waren ihrer Zeit wirklich sehr weit voraus. Denn was ihnen hier 1941 vorbildlos einfällt, diese vollkommen schräge Kombination von Alptraum, Gericht und Zirkus wird erst 20 Jahre später in Federico Fellinis „Otto e mezzo“ wieder aufgegriffen und mit dem Epitheton „fellinesk“ versehen zu einer Weltmarke werden.

Das Ensemble ist makellos und weist keinerlei Schwachstellen auf. Aber selbstverständlich „stauben“ manche Darsteller – rollenbedingt – mehr ab als andere. Allen voran naturgemäß die (von manchen Kollegen sogar als „göttlich“ apostrophierte) Julia Koci als Liza Elliot, aber auch Jakob Semotan, Christian Graf, Axel Herrig, Ursula Pfitzner, Johanna Arrouas u.v.a.m…Und Weill-Experte James Holmes treibt das Volksopernorchester energetisch zu Höchstleistungen an.

Gar nichts, gar nichts auszusetzen? Nun ja, wenn man man unbedingt ein Haar in der Suppe finden will, müsste man erwähnen, dass die Darsteller generell (sogar „Göttin“ Koci) in den gesprochenen Passagen nicht so souverän sind wie in den gesungenen…Aber seien wir diesbezüglich ausnahmsweise gnädig!

Diese „Lady“ ist eine Must-see-Show, am besten gleich mehrere Male (aber erst, wenn man keinen PCR-Test mehr braucht)…..

Robert Quitta

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Online-Merker Robert Quitta

Der Cowboy, der aus dem Kühlschrank kam

Die "Lady" besitzt Bühnenwirkung – weil sie Musik, Tanz und Show allein in Traumszenen einsetzt, deren Aberwitz an der Volksoper gebührlich zur Geltung kommt: Hans Kudlich (Bühne) schüttet ein Füllhorn an Phantasmagorien über der Szene aus. Im Traum tritt etwa jener Filmstar, den Liza tagsüber datet, als Glitzer-Cowboy aus einem Kühlschrank heraus; in einer anderen REM-Phase steht die Schläferin in einem Zirkus vor Gericht.

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Wiener Zeitung

LADY IN THE DARK: Der Cowboy, der aus dem Kühlschrank kam

Traumhafte Show-Pracht mit einigen Längen: Die Volksoper hat Kurt Weills US-Musical „Lady in the Dark“ ausgegraben.

Würden die Theater die Wunschträume ihrer Direktoren auf die Bühne stellen, man könnte dort derzeit erbauliche Fiktionen begutachten. Das Ende der Corona-Krise, das Verschwinden der Lockdown-Qualen, die Wiederkehr der verlässlichen Abendtermine und ein entsprechend guter Kartenabsatz – das alles wäre zumindest auf den Bühnen wiederhergestellt.

Die Volksoper rückt seit Samstag tatsächlich Träume ins Rampenlicht; sie stammen aber nicht von gebeutelten Kulturarbeitern, sondern von einer gewissen Liza Elliott, Hauptfigur von „Lady in the Dark“. Das Musical von Kurt Weill (Musik), Moss Hart (Buch) und Ira Gershwin (Liedtexte) hievte 1941 die angesagte Psychoanalyse auf die Bühne: Liza, die gebieterische Chefin eines Modemagazins, wird von ihren Ängsten in die Horizontale auf der Therapeuten-Couch bugsiert.

Drei Bühnenstunden vergehen, bis sie ihre Büro-Querelen und Angstträume geschildert hat und deren Urgrund erkennt – die Furcht vor der eigenen Verletzlichkeit. Theater zur höheren Ehre der Seelenforschung? Nur an der Oberfläche. Im Grunde erzählt „Lady in the Dark“ die altbekannte „Am Ende kriegen sie sich doch“-Geschichte: Liza wird die Therapie nicht nur geläutert verlassen, sondern auch um die Erkenntnis bereichert, welcher der drei Herren in ihrem Umfeld der richtige ist. Wenig überraschend: Als goldrichtig wird sich ausgerechnet die Lästwanze aus dem Büro erweisen.

Es ist Weill wiederholt angekreidet worden, sich nach der Flucht aus Europa an die glatten US-Musikverhältnisse angepasst zu haben. Dem hat seine „Lady“ wenig entgegenzusetzen. Die swingenden Tanznummern, der schmusige Hauptsong „My Ship“ gehorchen den Shownormen rund um 1940 mustergültig. Gutes Handwerk aus der Melodienschmiede, aber keine Grenzgängerkunst zwischen E und U wie die „Dreigroschenoper“.

Irrwitzige Wimmelbilder

Trotzdem besitzt die „Lady“ eine gewisse Bühnenwirkung – weil sie Musik, Tanz und Show allein in Traumszenen einsetzt, deren Aberwitz an der Volksoper gebührlich zur Geltung kommt: Hans Kudlich (Bühne) schüttet ein Füllhorn an Phantasmagorien über der Szene aus. Im Traum tritt etwa jener Filmstar, den Liza tagsüber datet, als Glitzer-Cowboy aus einem Kühlschrank heraus; in einer anderen REM-Phase steht die Schläferin in einem Zirkus vor Gericht – anzusehen wie ein Stilmix aus Manegen-Revue und „Alice im Wunderland“ (Kostüme: Susanne Hubrich), belebt mit quirligen Tänzen (Florian Hurler). Solche Wimmelbilder entschädigen auch ein wenig dafür, dass die Sprechszenen (in Büro und Therapie) für ein Musical marathonlang geraten sind.

Lichtblicke zudem: Julia Koci, die der Liza mit achtbarer Stimme und rescher Coolness Präsenz verleiht, und Hausherr Robert Meyer als profunder Therapeut. Daneben ein solides bis mäßiges Ensemble und eine routinierte Regie (Matthias Davids) in den Sprechetappen. Zuletzt sehr wohlgelaunter Beifall – wohl auch darum, weil das Orchester unter der schmissigen Leitung von James Holmes die Verbeugung begleitet.

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Wiener Zeitung

Psychoanalyse mit Musik

Regisseur Matthias Davids, sein Bühnenbildner Hans Kudlich, Kostümbildnerin Susanne Hubrich und Choreograf Florian Hurler haben ganze Arbeit geleistet, um diese Rarität zu einer großen Show zu machen. Diese theatralische Selbstbespiegelung gelingt perfekt. Kompliment! *****

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Kurier, 20.12.2021

Psychoanalyse mit Musik

Kurt Weills „Lady in the Dark“ in der Regie von Matthias Davids und mit einem sehr guten Ensemble an der Wiener Volksoper 

Um eines vorwegzunehmen: Wer sich bei dem 1941 in New York uraufgeführten „musical play“ von Kurt Weill (Musik), Moss Hart (Buch) und Ira Gershwin (Songtexte) „Lady in the Dark“ ein reines Musical erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Denn die Betonung bei diesem Werk liegt auch auf „play“, also Sprechtheater. Soll heißen: Es gibt großartige Musiknummern, aber auch sehr viele (teils langatmige) Textpassagen.

Zwitterstellung 

Diese dramaturgische Zwitterstellung ist auch an der Wiener Volksoper zu erleben, obwohl das Haus am Gürtel szenisch und musikalisch alles richtig macht und auch dem „amerikanischen Weill“ zu einer Ehrenrettung verhilft. Worum es geht? Um die erfolgreiche Liza Elliott, die Chefredakteurin des Modemagazins „Allure“, die sich in einer Art Burnout befindet und daher den Psychoanalytiker Alexander Brooks konsultiert. Privat steht Liza zwischen drei Männern, beruflich ist sie entscheidungsunfähig, ihre Kindheit war alles andere als schön, viele böse Traumata sind da im Laufe der Therapiestunden zu beheben. Ehe ganz am Ende vielleicht doch ein (etwas abruptes) Happy-End steht.

Selbstbespiegelung 

Was man sieht: Einen überdimensionierten Spiegel in der Arzt-Praxis, ein Bett, diverse verschiebbare Utensilien in den (starken) Traumsequenzen, ein mondänes Büro und jede Menge hochklassige, an Sigmund Freud gemahnende Fantasy-Szenen. Regisseur Matthias Davids, sein Bühnenbildner Hans Kudlich, Kostümbildnerin Susanne Hubrich und Choreograf Florian Hurler haben ganze Arbeit geleistet, um diese Rarität zu einer großen Show zu machen. Diese theatralische Selbstbespiegelung gelingt perfekt. Kompliment!

Auch dank eines erstklassigen Ensembles. So gibt Julia Koci eine glaubhafte Liza Elliott, die nicht nur bei Hits wie „Die Saga von Jenny“ oder „Mein Schiff“ – im Haus am Gürtel wird auf Deutsch gesungen – glänzen kann. Koci ist auch darstellerisch überzeugend. Absoluter Star des Abends ist allerdings Jakob Semotan, der in diversen Rollen brilliert und seinen Song „Tschaikowsky“ wie ein echter Rockstar präsentiert.

Die „Herren der Schöpfung“ sind mit Axel Herrig als Lizas Geliebter Kendall Nesbitt, Ben Connor als ebenfalls kurzfristig geliebter Cowboy-Filmstar Randy Curtis sowie Christian Graf als anfänglich gar nicht geliebter Charley Johnson tadellos besetzt. Und Robert Meyer könnte im Zweitberuf tatsächlich noch Psychoanalytiker werden.

Dazu kommen Ursula Pfitzner, Johanna Arrouas, Marie-Christiane Nishimwe und Regula Rosin, die ihre Partien perfekt ausfüllen. Erfreulich auch der Chor und die Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts. Am Pult des (wenn möglich) groß aufspielenden Orchester waltet mit James Holmes ein Weill-Spezialist souverän seines Amtes.

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Kurier

Volksoper lädt mit Kurt Weill zur Psychoanalyse als Musical

Bei den Musikeinlagen laufen Regisseur Matthias Davids und sein Bühnenbildner Hans Kudlich zur Hochform auf. Hier setzt man auf schnelle Wechsel und originelle Lösungen, wenn eine Showtreppe flux zum Auto mutiert oder ein Richterstuhl sich in einem weiblichen Torso findet. Hier gelingt ein Feuerwerk der Broadwayklänge aus der US-Phase Kurt Weills.

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Kleine Zeitung Graz

Volksoper lädt mit Kurt Weill zur Psychoanalyse als
Musical

Eine Psychoanalyse ist meist keine allzu amüsante Angelegenheit – es sei denn, die verdrängten Traumata kommen mit so schmissiger Musik daher wie bei Kurt Weills „Lady in the Dark“. Die Wiener Volksoper hat das selten gespielte Musical des legendären „Dreigroschenoper“-Komponisten am Samstagabend nach Coronaverschiebungen auf den Spielplan gehoben und musikalisch einen vollen Erfolg eingefahren, der zugleich die Längen des Theaterstückes unter Beweis stellte.

Schließlich hat sich das Trio aus dem Tonsetzer Weill, dem Librettisten Ira Gershwin sowie dem Autor Moss Hart für eine ungewöhnliche Struktur bei dem beinahe exakt vor 80 Jahren, am 23. Jänner 1941, am Broadway uraufgeführten Stück entschieden. Im Wesentlichen handelt es sich um
ein Sprechstück über Liza Elliott, Herausgeberin einer Modezeitschrift, die sich beim Psychoanalytiker einfindet, da sie in letzter Zeit mit Entscheidungsschwäche und Ängsten zu kämpfen hat. Deren Materialisierungen sind dann wiederum als längere Musicalnummern
gehalten.

Und vor allem bei diesen Musikeinlagen laufen Regisseur Matthias Davids und sein Bühnenbildner Hans Kudlich zur Hochform auf. Hier setzt man auf schnelle Wechsel und originelle Lösungen, wenn eine Showtreppe flux zum Auto mutiert oder ein Richterstuhl sich in einem weiblichen Torso findet. Mit großem Ensemble und den von der in jeder Hinsicht eleganten Juli Koci und dem quirligen Sprechakrobaten Jakob Semotan angeführten Leadsängern gelingt hier ein Feuerwerk der Broadwayklänge aus der US-Phase Kurt Weills, auf die immer wieder mit einer gewissen europäischen Arroganz geblickt wird.

Schließlich hat das kompositorische Chamäleon Weill nach dem erzwungenen Exil in den USA den Kern seiner Tonsprache mit der Broadwaydiktion zu verschmelzen gewusst, sich als einer der integrativsten Exilanten an die Kultur seines neuen Heimatlandes angeglichen. Und doch scheint auch bei „Lady in the Dark“ der „deutsche“ Weill immer wieder durch, etwa bei einer der beiden bekannten Nummern des Werkes, der „Saga of Jenny“, während die zweite, „My Ship“, eher die Rodgers & Hammerstein-Ära durchhören lässt. Und beide Traditionslinien weiß der Weill-Spezialist James Holmes am Pult kurzweillig zu bedienen.

Die Schwäche der „Lady in the Dark“ stellen hingegen die langen Textpassagen dar. Zum einen sind gute Sängerinnen und Sänger nicht per se gute Schauspielerinnen und Schauspieler. Zum anderen fehlt in diesen Szenen just das, was die Muscialakte auszeichnet: Das Tempo und das Timing. Aber so ist es halt bei einer Psychoanalyse – da gibt es immer wieder Durchhänger, bevor wieder was weitergeht.

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Kleine Zeitung Graz

Des einen (Sigmund) Freud, des anderen Leid

Hier eine Balance zu finden ist nicht leicht, aber dem Leiter der Sparte Musical am Linzer Landestheater Matthias Davids ist das gut gelungen. Vor allem die historische Dimension, nämlich die Szenen in der Redaktion in ein undefiniertes Heute zu verlegen und sich in den Traumszenen ungestüm und frei in aller Breite in der Vergangenheit auszutoben, überzeugt. Zudem gelingt es, die Dialoge mit gekonnter Personenführung reizvoll umzusetzen.

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Oberösterreichische Nachrichten, 20.12.2021 (S. 15)

„Lady in the Dark“: Des einen (Sigmund) Freud, des anderen Leid

Das von Kurt Weill geschriebene Musical feierte unter der Regie des Linzer Musicalchefs Matthias Davids Premiere an der Volksoper 

Der Begriff „Musical“, der ursprünglich im Englischen gar nicht existiert, ist eine Gattung von ungeheurer Bandbreite und nicht ausschließlich schenkelklopfend komisch, sondern tiefgehend mit humoristischen Randnoten. Das gilt auch für Kurt Weills 1941 uraufgeführtes Werk „Lady in the Dark“, das die damals in Amerika en vogue gewordene Psychoanalyse nach Sigmund Freud zum Thema hat und am Samstag an der Volksoper Wien Premiere feierte. Eine Frau als Chefin einer Modezeitschrift erlebt Burnout, Sinnkrise und Suche nach echter Liebe, sucht Hilfe beim Psychiater und bekommt ihr Leben aufgerollt bis hin zu einem prägend dramatischen Ereignis in der Kindheit. Klingt nach allem, nur nicht nach Musical mit schmissigen Nummern und Guter-Laune-Garantie. Das Buch von Moss Hart entwirft eine riskante, schwer umzusetzende Form mit ungewöhnlich langen Dialogszenen und den musikalisch opulent mit Songtexten von Ira Gershwin ausgestatteten Traumszenen als Kontrapunkte.

Ungestüm und frei 

Hier eine Balance zu finden ist nicht leicht, aber dem Leiter der Sparte Musical am Linzer Landestheater Matthias Davids ist das mit seinem Team – Florian Hurler (Choreographie), Hans Kudlich (Bühne) und Susanne Hubrich (Kostüme) – gut gelungen. Vor allem die historische Dimension, nämlich die Szenen in der Redaktion in ein undefiniertes Heute zu verlegen und sich in den Traumszenen ungestüm und frei in aller Breite in der Vergangenheit auszutoben, überzeugt. Zudem gelingt es durch schnelle Szenenwechsel keine Stillstände zu produzieren und die vor allem im ersten Teil etwas langen Dialoge mit gekonnter Personenführung reizvoll umzusetzen. Musikalisch hat James Holmes mit dem Orchester der Volksoper gute Arbeit geleistet und die vielfältigen Masken, in die Weills Musik schlüpft, in ihrer Unterschiedlichkeit fein herausgearbeitet und das szenische Pasticcio gekonnt bereichert.

Brillant gespielte Hauptrolle

Im Zentrum steht Liza Elliott, die von Julia Koci brillant gespielt wird. Die Zerrissenheit zwischen Sich-nicht-gehen-lassen-Dürfen und der inneren Ausgebranntheit wird greifbar, und auch sängerisch hat sie einiges zu bieten, genau wie ihre Mitarbeiter und Weggefährten: Grafikchef und Gegenspieler Charley Johnson, dem Christian Graf feingeschliffene Kante und sarkastischen Humor bereitstellt, Fotograf und tuntige Mimose Russell Paxton, der von Jakob Semotan brillant seziert wird, der Übermacho-Filmschauspieler Randy Curtis, den Benn Connor nicht minder gekonnt in seiner eigenen neurotischen Übersteuerung zeichnet, der von Axel Herrig ideal verkörperte Liebhaber Kendall Nesbitt, der sogar seine Ehe für Liza aufgibt, sowie Ursula Pfitzner als kaum aus der Ruhe zu bringende Partnerin Maggie Grant, Johanna Arrouas als perfekt durchgeknallte Modereporterin Alison du Bois und Marie-Christiane Nishimwe als ruhende Kanzleiseele Elinor Foster.

Sie alle, der Chor, die Mitglieder des Wiener Staatsballetts, der Kinderchor und das brillante Musical-Ensemble, trugen zum beachtlichen Publikumserfolg bei.

Fazit: Eine sehr gelungene Revitalisierung eines doch außergewöhnlichen Stücks.

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Oberösterreichische Nachrichten

Die skurrilen (Alb-)Träume einer Modemagazin-Diva

Matthias Davids hat aus "Lady in the Dark" das Maximum herausgeholt. Fingerspitzengefühl beweist er bei den Sprechszenen. Wirklich ausgetobt hat sich der Regisseur, von dem man an der Volksoper etwa schon "Anatevka" und "König Karotte" - ebenfalls mit Hang zur Skurrilität - sah, in den Revue-Szenen.

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Die Presse, 20.12.2021 (S. 19)

Die skurrilen (Alb-)Träume einer Modemagazin-Diva 

Volksoper. Kurt Weills „Lady in the Dark“ konterkariert gekonnt Erwartungen und punktet mit sensationellen Darstellern und großen Revue-Szenen.

von Theresa Steininger

Vorhang auf, Blick frei auf eine riesige Couch: Kurt Weills „Musical Play“ mag manche Besucher überraschen. Keine aufbrausende Ouvertüre, gar keine Musik in den ersten zehn Minuten. Einfach nur die Praxis eines Psychoanalytikers, in welche die Herausgeberin einer Modezeitschrift, Liza Eliott, kommt, weil sie sich fühlt, als „zerbreche sie in Stücke“.

Was bei der Uraufführung von „Lady in the Dark“ 1941 revolutionär und irritierend gewesen sein mag, passt in Wahrheit gut zu diesem Stück, das Weill mit Absicht nicht rein als „Musical“ bezeichnete. Es gibt kammerspielartige, intime Szenen, die die Hauptperson vorstellen. Und dann opulente, die, wenn die Musik startet, in deren Träume eintauchen lassen.

Matthias Davids hat aus „Lady in the Dark“ das Maximum herausgeholt. Fingerspitzengefühl beweist er bei den (zum Teil langatmigen) Sprechszenen. Wirklich ausgetobt hat sich der Regisseur, von dem man an der Volksoper etwa schon „Anatevka“ und „König Karotte“ – ebenfalls mit Hang zur Skurrilität – sah, in den Revue-Szenen. Liza denkt sich auf der Analytiker-Couch liegend in allerhand (Alb-)Träume hinein. Und in diesen darf es höchst eigenwillige, teilweise auch abstoßende Figuren geben: riesenköpfige Schulkameraden, Figuren, die Liza mit großen Perlenketten fesseln, auf Knien rutschende, Tamburin-spielende Geschworene, einen Richter mit meterlanger Perücke sowie einen Liebhaber als Löwenbändiger.

Es gibt Songs – die bei Dirigent und Weill-Experte James Holmes in den besten Händen sind -, deren Zusammenhang mit der Story nicht naheliegend ist, die aber trotzdem gefallen, und rasante Tanzeinlagen, gekonnt choreografiert von Florian Hurler. Selten gehen die Lieder ins Ohr, einzig „Mein Schiff“ kann sich einschmeicheln. Aber wie Weill, ein Meister der Collage, hier verschiedenste Stile vom Marsch bis zum Foxtrott verschlungen und für jede Szene Passendes gefunden hat, beeindruckt auch. Dazwischen führen Sprechszenen in die Welt des Modemagazins, an dem sich Liza kaputt arbeitet. Wobei das Stück nicht als eines über Burn-out angelegt ist, sondern als eines über Frustrationen, die ein Leben lang fortwirken. Dass das Ende adaptiert wurde, macht es glaubwürdig und zeitgemäß.

Mal Arbeitsvieh, mal Glamourgirl 

Die Sensation des Abends ist Julia Koci als Liza, die zwischen Führungskraft und Verführerin schwankt. Mal ist sie gebrochenes Arbeitsvieh, mal Glamourgirl, mal frustriertes High-School-Mädel, mal sexy Zirkus-Girl. Wandelbar ist ein Hilfsausdruck. Koci, die fast durchgehend auf der Bühne steht, macht glaubhaft, wie sie verwirrt Hilfe sucht, wie sie sogar, als ihr langjähriger Liebhaber durch Scheidung endlich für sie frei wird, überfordert ist. Bald ist sie die strahlende Diva, die von allen angehimmelt wird, bald ein Mädchen, das sich nach Liebe und Anerkennung sehnt. All das mit guter Stimme und schier unerschöpflicher Präsenz.

Liebling des Premierenpublikums war auch Jakob Semotan, der einerseits als leicht hysterischer Fotograf der Modezeitschrift zu amüsieren weiß. In den Träumen ist er dann mal Chauffeur, mal Richter und Zirkusdirektor. Dabei hat er einen wahren Parforceritt zu bewältigen: einen Song, in dem er rasant russische Komponistennamen aneinanderreiht, wobei ihn die anderen zu mehrfachem Dacapo aufrufen: „Noch schneller!“ Köstlich ist Ben Connor als Hollywood-Beau, der, meist im Cowboy-Outfit, selbstbewusst den von allen Angehimmelten gibt. Mal souverän, mal verletzlich ist Axel Herrig als Lizas Liebhaber. Und in Christian Graf findet Julia Koci den Reibebaum, den ihre Figur braucht und mit dem sie eine Hass-Liebe verbindet, die die beiden Darsteller intensiv spürbar machen. Auch Graf kann viele Facetten ausspielen, mal provoziert er Liza im „realen Leben“, mal treibt er sie in ihren Träumen als Staatsanwalt oder Pfarrer gekonnt in die Enge.

So wird „Lady in the Dark“ zu einem meist kurzweiligen Abend, der zwar mit Konventionen bricht, aber ebenso Tiefgang bringt, wie er zu unterhalten weiß.

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Die Presse

Im Zirkus der Psychoanalyse

Lizas Seelenblockade wird durch wahre Liebe und den gütigen Blick des richtigen Mannes gelöst. Bis es so weit ist, gibt es flotte Wechsel zwischen Traum und Bürowirklichkeit, zwischen Therapie und Tanzrevue. Regisseur Matthias Davids bewältigt die Stückkontraste elegant unter Assistenz des flexiblen Bühnenbilds (Bühne: Hans Kudlich).

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Der Standard, 20.12.2021 (S. 14)

Im Zirkus der Psychoanalyse

Kurt Weills „Lady in the Dark“ an der Wiener Volksoper

Nein, sie hat nun wirklich keine Zeit für persönliche Probleme. Eigentlich hat Herausgeberin Liza Elliott ja auch keine. Außerdem ist die nächste Ausgabe des Modemagazins Allure fertigzustellen. Lästig nur, dass sie von Tränen und Herzrasen geplagt wird und keine Entscheidungen zu treffen wagt. Kürzlich ging ihr auch noch dieser Charley Johnson auf die Nerven, worauf sie einen Gegenstand nach dem nervigen Werbechef warf. Na gut. Etwas muss geschehen. Psychoanalytiker Alexander Brooks möge aber bitte im Handumdrehen eine Lösung finden. Auf dem Analysedoppelbett liegend, hofft Liza auf Blitzerlösung. Es hat doch alles immer so gut geklappt – in ihrem Karriereleben.

Warum diese Träume 

Allerdings ist es schon seltsam, dass sie in ihren Träumen die Prinzessin aller Männer ist, was an der Volksoper in Revueform zelebriert wird: Alle umgarnen Liza, Komponisten wie Schostakowitsch schreiben für sie Werke, während der US-Präsident ihr Gesicht auf Briefmarken zu sehen wünscht. Warum aber dieser narzisstische Traumkitsch? Warum sendet ihr Unbewusstes solche Signale? Der Doktor, den Robert Meyer als nie herablassenden Seelenhelfer zeigt, hätte sich womöglich gerne länger mit Liza befasst, die Julia Koci durchaus würdevoll und ohne Unterwürfigkeit präsentiert. Wir sind jedoch in einem Musical von 1941, bei dem die Lösung schnell und klischeehaft konzipiert ist.

Liza, so findet der Doktor heraus, hatte ein durch Papa erlittenes Trauma. Mutter war sehr schön, Vater nannte die Tochter aber sein „hässliches Entlein“. Eine spätere Zurückweisung durch einen Jungen vertiefte die Wunde. Er fand eine andere schöner. Hier ist schon zu ahnen: Lizas Seelenblockade wird durch wahre Liebe und den gütigen Blick des richtigen Mannes gelöst.

Bis es so weit ist, gibt es flotte Wechsel zwischen Traum und Bürowirklichkeit, zwischen Therapie und Tanzrevue. Regisseur Matthias Davids, der den aus der Zeit gefallenen inhaltlichen Stereotypen leider nichts Ernstzunehmendes entgegenstellt, bewältigt die Stückkontraste elegant unter Assistenz des flexiblen Bühnenbilds (Bühne: Hans Kudlich).

Ob nun Gericht gehalten wird über Liza, deren Richter (witzig: Jakob Semotan) in einer Frauenpuppe sitzend mit einer Tröte für Ruhe und Ordnung sorgt, oder ob ein protziger Filmstar namens Randy Curtis (Ben Connor) Liza anhimmelt: Es geht bunt in Richtung einer Schnelllösung der Probleme durch die schmusige Versöhnung mit dem verhassten Herrn Johnson (Christian Graf), mit dem sich Liza schließlich im Büro wälzt. Kendall Nesbitt (Axel Herrig) hat da längst ausgedient. Er war bereit, sich endlich von seiner Frau scheiden zu lassen, um Liza zu ehelichen. Tja. Gerne hätte man noch eine vertiefende Schlussanalyse von Doktor Brooks gehört. Schließlich untermauerte aber final nur das Orchester unter der Leitung von James Holmes seine gute Form.

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Träume auf Dr. Freuds Couch

Eine Musical-Revitalisierung, die dem Publikum Spaß macht! ... Matthias Davids, die Ausstatter Hans Kudlich & Susanne Hubrich und der Choreograf Florian Hurler bieten, was am Broadway 1941 gefragt war. Einen amüsanten Mix aus Sessions auf Sigmund Freuds Divan, großer Ballettshow, einer erfrischend bunten Kostümschlacht und ein bisserl Herz-Schmerz.

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Kronen Zeitung, 20.12.2021

Träume auf Dr. Freuds Couch

Eine Musical-Revitalisierung, die dem Publikum Spaß macht! Volksopernchef Robert Meyer frönte – nach „Axel an der Himmelstür“ – wieder seinem Faible für fast vergessene Raritäten: Matthias Davids inszenierte „Lady in the Dark“, ein „Traumstück“ von Kurt Weill aus der klassischen Musicalzeit des Broadways. 

Weill vertonte das Buch von Moss Hart, dem legendären Broadway-Regisseur, Theater- und Drehbuchautor – Songtexte Ira Gershwin – im Jahr 1941. Leider schrieb er viel weniger Musik, als man sich heute wünschte.

Psychoanalyse kam in den USA gerade in Mode. Also liegt Liza Elliott, die gefeierte Chefin des Modemagazins „Affaire“, die „Lady in the Dark“, wegen ihrer Midlife-Crisis auf der Couch beim Promi-Psychiater Dr. Brooks und erzählt ihre Träume. Träume von Glamour und Glitter, von Erinnerungen an ihre freudlose Kindheit unter tyrannischen Eltern, von einer Hochzeit, zu der sie sich im realen Leben nicht entschließen kann.

Matthias Davids, die Ausstatter Hans Kudlich & Susanne Hubrich und der Choreograf Florian Hurler bieten, was am Broadway 1941 gefragt war. Einen großteils amüsanten Mix aus Sessions auf Sigmund Freuds Divan, großer Ballettshow, einer erfrischend bunten Kostümschlacht und ein bisserl Herz-Schmerz. Schade nur, dass man die Produktion nicht auf Englisch gewagt hat. Die deutschen Dialoge von Roman Hinze sind eher halbwitzig und ziehen sich.

James Holmes, der West-End-Musicalexperte, treibt das Volksopernorchester ordentlich an, sorgt für Tempo, Drive. Und für den Weill-Klang, der 1941 allerdings nur noch gelegentlich scharf klingt wie zu Bert Brechts Zeiten.

Julia Koci als gestörte Liza überzeugt in allen Phasen der Starrolle, als mondänes Glamourgirl wie als Gestresste, Angsterfüllte, an sich selbst Scheiternde Grande Dame. Robert Meyer ist ein nobel zurückhaltender Dr. Brooks, Jakob Semontan ein schriller Fotograf Russel. Ursula Pfitzner, Joanna Arrouas, Christian Graf sind exaltierte Redaktionsmitglieder. Ben Connor trumpft als schlaksig smarter Broadway-Beau auf.

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Kronen Zeitung

Die Lady und ihr Psychiater

Viel Arbeit für Matthias Davids, der ... an der Volksoper in Wien einen ausgezeichneten Ruf genießt, hat er doch dem Haus in der Ära von Robert Meyer mit Offenbachs „König Karotte“ eine seiner besten Inszenierungen geliefert. Davids´ sprudelnder Einfallsreichtum ist hier gefragt, um dem Stück auf die Beine zu helfen, und es gelingt mit Hilfe von lebhafter Ausstattung und einem bewegten tänzerischen Teil.

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Oberösterreichisches Volksblatt, 22.12.2021

Die Lady und ihr Psychiater

Linzer Musicalschef Davids inszenierte Kurt Weill an der Wiener Volksoper

Von Renate Wagner

Dass die „Dreigroschenoper“, 1929 von Berlin ausgehend, ein Welterfolg wurde, verdankt man nicht nur dem zynischen Text von Bert Brecht, sondern mehr noch der brillant-griffigen Musik, mit der Komponist Kurt Weill dieses Werk unsterblich machte. Es war freilich sein einziger „Wurf“ dieses Ausmaßes. Das hängt auch damit zusammen, dass er in die Emigration getrieben wurde, und dass man in den USA ganz anders komponieren musste als im Europa der Zwanziger Jahre …

Zu den „Musicals“, mit denen Weill sich notgedrungen dem amerikanischen Geschmack anpasste, zählte „Lady in the Dark“. Mit dem Autor Moss Hart und mit Ira Gershwin für die Liedertexte standen ihm für dieses 1941 in New York uraufgeführte Werk zwar souveräne Profis zur Verfügung, aber was vielleicht als Parodie auf die Psychoanalyse gedacht war, erwies sich letztlich nur als sentimentale Operette, für die Weill eine für ihn untypische, gefällige, aber nicht wirklich nachhaltige Musik geschrieben hat.

Davids sprudelnder Einfallsreichtum

Die Geschichte handelt von Liza Elliott, der überaus erfolgreichen Herausgeberin einer Frauenzeitschrift, die einen Psychiater aufsucht, um ihrem Unbehagen auf den Grund zu gehen. Rückblenden auf der „Couch“ und Realszenen in der Redaktion wechseln sich ab, am Ende weiß man, wie das kleine Mädchen schon, wie das College-Girl später seelisch verletzt worden sind, so dass sie in die Rolle der Karrierefrau flüchtete. Immerhin stehen ihr zum Finale immerhin drei Männer fürs Happyend zur Verfügung, sie wird schon den richtigen nehmen …

Viel Arbeit für Matthias Davids, der nun auch schon seit einem Jahrzehnt Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz ist und an der Volksoper in Wien einen ausgezeichneten Ruf genießt, hat er doch dem Haus in der Ära von Robert Meyer mit Offenbachs „König Karotte“ eine seiner besten Inszenierungen geliefert. Davids´ sprudelnder Einfallsreichtum ist hier gefragt, um dem etwas drögen Stück auf die Beine zu helfen, und es gelingt mit Hilfe von lebhafter Ausstattung und einem bewegten tänzerischen Teil.

Im übrigen liegt der Abend auf den Schultern von Julia Koci, die ihre Aufgabe geradezu spielend meistert, harte Geschäftsfrau und trauriges Geschöpf, das sie heraus lässt, wenn sie mit dem Psychiater spricht: Direktor Robert Meyer, dessen Ära mit dieser Saison endet, weiß, dass das Publikum ihn selbst auf der Bühne sehen will, und die Rolle des Psychiaters erfüllt er diskret, aber mit Präsenz. Dass sowohl Koci wie auch Meyer nicht nur Musical-Profis, sondern auch sehr gute Schauspieler sind, ist im Rahmen dieses Stücks mit seinen langen Sprechszenen hoch notwendig. Glücklicherweise konnte man das auch von Christian Graf, Jakob Semotan, Ben Connor, Ursula Pfitzner und der auch in einer kleinen Rolle köstlichen Johanna Arrouas für die übrigen Hauptfiguren sagen.

James Holmes dirigierte Weills mittelmäßig inspirierte Musik mit so viel Animo, dass sie das Publikum durchaus mitnahm. Man hat an der Volksoper für einen schwachen Kurt Weill alles getan, was nur möglich war.

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Oberösterreichisches Volksblatt

Ein Wagnis, das sich gelohnt hat

Kurt Weills komplexes, nicht leicht umzusetzendes Musical auf die Bühne der Volksoper zu bringen, ist ein Wagnis, das sich gelohnt hat. Das Haus ist vollbesetzt und die Stimmung blendend. Begeisterter, lange anhaltender Applaus.

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WIEN/ Volksoper: LADY IN THE DARK von Kurt Weill. Premiere

14.12.2021 | Operette/Musical
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Ensembleszene. Alle Fotos: Volksoper Wien / Petra Moser

WIEN / Volksoper: Premiere von Kurt Weills LADY IN THE DARK

13. Dezember 2021

Von Manfred A. Schmid

Lady in the Dark von Kurt Weill ist vieles, unter anderem auch ein Musical, und wäre damit doch nur unzureichend beschrieben. In gewissem Sinn ist es wohl d a s Musical, das der große, kürzlich verstorbene Stephen Sondheim immer schreiben wollte, aber nie geschrieben hat. Weil es der große Kurt Weill schon geschrieben hat. 1941! Nicht nur eine kühne Vorwegnahme späterer Entwicklungen, sondern mitunter auch charmant gestrig. Und das macht den besonderen Reiz dieses Werks nach einem Buch von Moss Hart aus. Es gibt kräftige Spurenelemente aus Operette, Swing, Singspiel, Revue, Broadway-Show, und natürlich ist auch des unverwechselbare Weill-Sound allgegenwärtig. Sogar eine kräftige Portion Drama ist darin enthalten: Welcher andere Musicalkomponist hätte es gewagt, sein Werk mit einer langen Sprechtheater-Episode – dem ersten Besuch der Lady beim Psychoanalytiker – beginnen zu lassen und den Großteil der Musik in die Traumsequenzen hineinzupacken, in denen sich die Klientin auf der Couch auf eine Reise in ihre Vergangenheit, bis hin zur traumatisch erlebten frühen Kindheit, begibt? Richtig: Außer Weill wäre so etwas wohl nur noch Sondheim zuzutrauen. Und wie bei diesem ist es die großartige, treffsichere und fein instrumentierte Musik, die das, was auseinanderzustreben droht, schlüssig zusammenhält. Chor und Orchester der Volksoper leisten dabei, unter der schwungvollen Leitung von James Holmes, ganze Arbeit.

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Julia Koci (Liza Elliott), Ursula Pfitzner (Maggie Grant). Johanna Arrouas (Alison du Bois).

Allzu häufig freilich ist dieses Wunderwerk aus der Feder des genialen Kurt Weill und des kongenialen Ira Gershwin, von dem die Liedtexte stammen, auf den Spielplänen nicht zu finden. Der Handlung des am Broadway uraufgeführten „Musical Play“– eine beruflich erfolgreiche Frau, Herausgeberin einer glamourösen Modezeitschrift, sucht bei einem Psychoanalytiker Rat zur Lösung ihrer Selbstfindungskrise – mag in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufsehenerregend gewesen sein. Gut 70 Jahre später wirkt das Ganze – nicht zuletzt auch wegen der patriarchalisch-paternalistisch angelegten Figur des humorbefreiten Psychoanalytikers Dr. Brooks, besetzt eigenartigerweise mit Hausherrn Robert Meyer – ziemlich überholt. Ein Schicksal, das das Musical im Übrigen mit den 1945 von Alfred Hitchcock gedrehten Psychothriller Spellbound (Ich kämpfe um dich) teilt. Was Hitchcocks Film allerdings bis heute sehenswert macht, ist die schauspielerische Leistung Ingrid Bergmanns, die Gregory Peck ziemlich alt aussehen lässt. Und darin liegt auch die Chance des Musicals Lady in The Dark: Wenn es gelingt, die Figur von Liza Elliott glaubwürdig auf die Bühne zu bringen, dann läuft das Werk schon fast wie von selbst.  Diese Bedingung effektvoll umzusetzen, ist dem Regisseur Matthias Davids und seinem Team an der Volksoper vollauf gelungen. Hier wird nichts zu hinterfragt, denn die Lösungsansätze, die hier angeboten werden, sind hoffnungslos veraltet. Stattdessen wird mit viel Fantasie und Einfallsreichtum ein buntes, in den musikalisch wie auch thematisch wichtigen Traumszenen von Florian Hurler genial choreographiertes Erfolgsmärchen auf die Bühne (von Hans Kudlich) gebracht. Alle Traumata sind am Schluss gelöst (oder auch nicht). Liza erkennt, dass es bei der Lösung ihres existenziellen Problems – Beruf oder Ehe – ein Sowohl als auch gibt. Ebenso pragmatisch löst sie die Frage, welchen der beiden Männer, zu denen sie sich hingezogen fühlt, letztendlich erwählen sollte: Sie wählt einfach einen dritten, den sie im Grunde ohnehin immer schon geliebt hat, ohne es ihm und sich selbst gegenüber je eingestanden zu haben. Einem Happyend steht damit nichts mehr im Wege. Außer dass sich die beiden, die da endlich zueinander gefunden haben, einander zu ähnlich sind, was dem Gesetz „Gegensätze ziehen sich an“ widerspricht und in weiterer Folge gewiss gehörig viel Konfliktpotenzial in sich birgt. Regisseur Davids deutet das im Schlussbild auch augenzwinkernd an: Charley Johnson, der neue Mann ihrer Träume, der sich immer schon für den Chefsessel prädestiniert sah, landet im Schoß der auf ihrem Chefsessel sitzenden und herumwirbelnden Liza. Ob das denn gutgeht? Diese Frage stellt sich aber ohnehin nicht. Betört von den szenisch wunderbar gelösten Traumsequenzen – ein Höhepunkt ist die Zirkusszene à la Tschaikowski mit dem großartigen Zirkusdirektor Jakob Semotan, der einen zungenbrecherische Litanei russischer Künstlernamen so gekonnt herunterrattert, dass ein Da Capo schon von Vornherein einkalkuliert ist, geht man nach Hause. Vollauf zufrieden, einen in der Tat unterhaltsamen und abwechslungsreichen Abend (Kostüme Susanne Hubrich) erlebt zu haben.

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Ben Connor (Randy Curtis).

Julia Koci ist eine authentische wirkende Liza, der man gerne ihre latente Zerrissenheit zwischen ehrgeiziger Karriere- und Powerfrau und allzu lange unterdrückter Sehnsucht nach einem geglückten Eheleben abnimmt. Fast die meiste Zeit im Einsatz, erweist sie sich als stets präsent und wandlungsfähig. In der (geträumten) albtraumartigen, burlesken Gerichtsszene zieht sie alle Register ihrer vitalen Darstellungskunst und weiß auch stimmlich zu überzeugen. Drei Männer bringen sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs und zwingen sie dazu, endlich nicht mehr vor sich selbst davonzulaufen und eine längst fällige Entscheidung zu treffen. Axel Herrig ist ihr soignierter langjähriger Geliebter Kendall Nesbitt, Big Daddy und Big Spender in einen, dessen Ehefrau endlich in eine Scheidung einwilligt und damit Liza gehörig unter Druck setzt. Der von der Damenwelt angehimmelte Cowboy-Darsteller Randy Curtis, der sich in Liza verliebt und in ihr wohl auch eine Art Mutterersatz gefunden zu haben glaubt, ist mit Ben Connor adäquat besetzt, kommt aber über die Klischeehaftigkeit eines eher unbedarften Hollywood-Schauspieler nicht hinaus. Eine vielschichtigere Persönlichkeit verschafft hingegen Christian Graf dem von ihm dargestellten Redaktionsmitglied Charley Johnson, der seit Jahren schon den Absprung plant, weil er seine Karrieremöglichkeiten eingeschränkt sieht und seine Zuneigung zu Liza hinter kränkenden Sarkasmus verbirgt, bis auch er endlich Farbe bekennt und seine Zuneigung offenbart. Profiliert dargestellt sind auch die übrigen Mitarbeiter aus dem beruflichen Umfeld von Liza Elliott: Marie-Christiane Nishimwe (Elinor Foster), Ursula Pfitzner (Maggie Grant) und Johanna Arrouas (Alison du Bois). Das komödiantische Talent Jakob Semotans als Zirkusdirektor/Richter wurde bereits hervorgehoben, er ist aber auch ein köstlicher Redaktionsfotograf. Zahlreiche weitere Mitwirkende aus dem Ensemble wären noch zu nennen, stellvertretend stehen hier Regula Rosin als Miss Bowers/Miss Sullivan und Finn Kossdorff als Laufbursche sowie der Kinderchor und die Kinderkomparserie der Volksoper.

Kurt Weills komplexes, nicht leicht umzusetzendes Musical auf die Bühne der Volksoper zu bringen, ist ein Wagnis, das sich gelohnt hat. Das Haus ist vollbesetzt – gut, es gab reduzierte Preise – und die Stimmung blendend. Begeisterter, lange anhaltender Applaus.

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