Stückinfo

Dramma per musica von Francesco Cavalli (1651)
Libretto von Giovanni Faustini
Übersetzung von Matthias Davids, Roman Hinze, Felix Losert, Henry und William Mason

Landestheater Linz
Premiere 13. Dezember 2008

Nach Motiven aus Ovids Metamorphosen erzählt die Oper von einer der zahllosen Liaisons von Göttervater Jupiter. Ihr Komponist Francesco Cavalli war in der Mitte des 17. Jahrhunderts der unumschränkte König der venezianischen Oper. Weil man damals in Venedig – anders als an den allein dem Adel vorbehaltenen Hoftheatern des übrigen Europa – ganz simpel durch Kauf einer Eintrittskarte ins Theater gelangen konnte, sind Cavallis Opern an ein großes, alle Schichten umfassendes Publikum adressiert. Bei ihm werden Erhabenes und Derbes, Leidenschaft und innige Empfindungen, Intrigen, Verwechslungen und Verwandlungen, Götter und Menschen in einem karnevalesken Reigen durcheinander gewirbelt. In den wunderbar expressiven Rezitativen folgt er der Tradition Monteverdis, aber in den zahlreichen kurzen Arien ist Cavalli in einer neuen Zeit – seiner Zeit – angekommen. Hier zeigt er seinen ganzen Ausdrucks- und Erfindungsreichtum. La Calisto (1651) ist eines der zugleich ausgewogensten und phantasievollsten Werke der Barockoper.

Medien

(Produktionsfotos: Norbert Artner)

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
William Mason
Bühne
Marina Hellmann
Kostüme
Leo Kulaš
Dramaturgie
Felix Losert

Darsteller

Calisto
Gotho Griesmeier
Calisto
Anja-Nina Bahrmann
Giove
Nikolai Galkin
Giove
Alik Abdukayumov
Diana / Diana in Giove
Elsa Giannoulidou
Diana / Diana in Giove
Alaine Rodin
Linfea
Matthäus Schmidlechner
Linfea
Iurie Ciobanu
Satirino
Armin Gramer
Satirino
Thomas Lichtenecker
Giunone
Karen Robertson
Giunone
Cheryl Lichter
Endimione
Matthew Shaw
Endimione
Armin Gramer
Pane
Mark Calvert
Pane
Christian Zenker
Mercurio
Martin Achrainer
Mercurio
Isaac Galán
Silvano
Florian Spiess
Silvano
Klaus-Dieter Lerche

Presse

Göttliches Verwirrspiel mit Witz

Schräg, witzig und skurril erlebte „La Calisto“, Cavallis barockes Dramma per musica aus dem 17. Jahrhundert, unter der Regie von Matthias Davids und der musikalischen Leitung von Will Mason seine Premiere am Linzer Landestheater. (...) Um die Lage zu erkunden, begeben sich Merkur und Göttervater Jupiter dank Lift – einer der originellen Regieeinfälle von Matthias Davids – schnurstracks ein Stockwerk tiefer auf die Erde. (...) Viel Applaus für einen gelungenen Abend, der Ernstes mit Witz und Komik vereint.

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Oberösterreichische Nachrichten, 15. Dezember 2008

Göttliches Verwirrspiel mit Witz

Schräg, witzig und skurril erlebte „La Calisto“, Cavallis barockes Dramma per musica aus dem 17. Jahrhundert, unter der Regie von Matthias Davids und der musikalischen Leitung von Will Mason seine Premiere am Linzer Landestheater.

Jupiters Feuer hat Arkadien in Schutt und Asche gelegt. Ein zerstörter Tempel deutet darauf hin, dass auch die Welt der Götter in die Brüche zu gehen scheint. Um die Lage zu erkunden, begeben sich Merkur und Göttervater Jupiter dank Lift – einer der originellen Regieeinfälle von Matthias Davids – schnurstracks ein Stockwerk tiefer auf die Erde, von Marina Hellmann passend in eine Baustelle verwandelt.

Was sich dort ereignet, hat Librettist Giovanni Faustini aus der Quelle griechischer Mythologie geschöpft: Jupiter hat es – diesmal – auf die Nymphe Calisto abgesehen. Wie in Ovids Metamorphosen überliefert, verführt er sie in Gestalt der Jagd- und Mondgöttin Diana. Diese liebt den Schäfer Endimione, wobei ihr allerdings ihr Keuschheitsgelübde im Weg steht. 

Intrigantes Verwirrspiel

Zwei voneinander unabhängige Erzählstränge verknüpfen sich auf originelle Weise zu einer skurrilen Verwirr- und Verwechslungskomödie, in der die Götter parodiert und die Menschen zu deren Spielbällen werden.

Gotho Griesmeier leiht ihrer Calisto die Anmut und Unschuld des ahnungslosen Opfers, geht ihre Rolle stimmlich wunderbar, nur etwas vorsichtiger als von ihr gewohnt an. Nikolai Galkin verleiht Jupiter eine skurrile Mischung aus lüsternem Gott in Weiß (Kostüme: Leo Kulas) und selbstverliebtem Modezar. Martin Achrainer gibt als Merkur an seiner Seite einen abgeschleckten Schönling.

Ebenfalls der Götterwelt entsprungen: Armin Gramer treibt als „kleiner Satyr“ mit den Zügen eines spätpubertären Halbstarken sein Unwesen, dem vor allem Linfea, Dianas enthaltsame Amme, zum Opfer fällt: Matthäus Schmidlechner kostet seine Rolle als sexuell frustrierte, alte Jungfer voll aus, die, ihres keuschen Daseins mehr als überdrüssig, Satyrs Verführungskünsten dann etwas brutal erliegt. Mark Calvert ist der eifersüchtige Pan, Florian Spiess Waldgott Silvano.

Von Eifersucht getrieben hat auch Juno die Fährte ihres abtrünnigen Göttergatten aufgenommen und begibt sich auf die Erde hernieder: Karen Robertson weiß sich als Racheengel in knalligem Grün bestens zu behaupten, unterstützt von ihren Furien (Gabriele Salzbacher, Armin Gramer). 

Spielball der Götter

Ein wunderbares Paar sind Elsa Giannoulidou als Diana und Gast-Countertenor Matthew Shaw als Schäfer Endimione. Neu im Ensemble, besticht die gebürtige Griechin mit warmem Mezzo, als androgyne Jagdgöttin alias Jupiter wie als zwischen Keuschheit und Verlangen hin- und hergerissene „echte“ Diana. Shaw ist ein ergeben Liebender, der wie Calisto und Linfea von den Göttern lediglich benutzt wird.

Eng eingebunden in das Geschehen, das sich in einem raschen Wechsel (italienisch gesungener) Arien und (deutschsprachiger) Rezitative widerspiegelt, ist die Continuo-Gruppe aus Musikern des Bruckner Orchesters, die sich unter der umsichtigen Leitung von William Mason feinfühlig auf die Sänger einstimmen.

Viel Applaus für einen gelungenen Abend, der Ernstes mit Witz und Komik vereint.

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Oberösterreichische Nachrichten

Die Götter amüsieren sich ... im venezianischen Opernvergnügen

Die originell-laszive Inszenierung von Francesco Cavallis „La Calisto“ am Linzer Landestheater wurde ein echter Publikumserfolg. (...) Die Inszenierung dieser bezaubernden, aber heiklen Oper lag in den Händen dreier Könner: Matthias Davids (Regie), Marina Hellmann (sehr gelungene Bühnenbilder) und Leo Kulas (stilisierte Kostüme). Dem Regisseur und seinen Helfern möchten wir gerne wieder begegnen. Die deutlich von Monteverdi herkommende, aber inspirierte und auch innovative Musik Cavallis vermittelte Dirigent William Mason mit einem erlesenen Ensemble des Bruckner Orchesters: mit Wohllaut und Atmosphäre.

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Neues Volksblatt, 15. Dezember 2008

Die Götter amüsieren sich … im venezianischen Opernvergnügen

Premiere: Originell-laszive Inszenierung von Francesco Cavallis „La Calisto“ am Linzer Landestheater wurde ein echter Publikumserfolg 

Von Georg Höfer

Also, eine echte Barockoper mit herrlichen Kostümen, aufwendigen Bühnenbildern, prächtigen Schlachtszenen bekam man nicht zu sehen. Um 1650 war in den neuen Opernhäusern Sparsamkeit angesagt. Dafür bietet diese reizvolle Oper des Italieners Francesco Cavalli (1602— 76) eine etwas absurde, aber attraktive Variante von Shakespeares „Sommernachtstraum“: Da verliebt sich die Nymphe Calisto in einen Mann (natürlich Gott Jupiter), der in den Körper einer Frau geschlüpft war, da bekommt die mannstolle Amme endlich Sex mit einem halben Kind, und da verflucht die Göttin der Keuschheit angesichts des schönen Schäfers Endimione ihr Gelübde, arrangiert sich aber mit ihrem Günstling auf einen für beide Seiten befriedigenden Kompromiss.

Freilich fehlt bei dieser Tragikomödie Shakespeares „Lieto fine“ (Happy End): Die tückisch getäuschte Calisto wird von der rachsüchtigen Göttergattin Juno in eine Bärin verwandelt. Als Strafmilderung darf sie mit ihrem Sohn Jahrtausende hindurch als Sternbild am Firmament thronen. Ob sie damit zufrieden ist?

Die Inszenierung dieser bezaubernden, aber heiklen Oper lag in den Händen dreier Könner: Matthias Davids (Regie), Marina Hellmann (sehr gelungene Bühnenbilder) und Leo Kulas (stilisierte Kostüme). Dem Regisseur und seinen Helfern möchten wir gerne wieder begegnen. Die deutlich von Monteverdi herkommende, aber inspirierte und auch innovative Musik Cavallis vermittelte Dirigent William Mason mit einem erlesenen Ensemble des Bruckner Orchesters: mit Wohllaut und Atmosphäre.

Überzeugendes Bühnenensemble

Großartig das Sängerensemble: Nikolai Galkin dominierte humorvoll und vokal sicher als unermüdlicher Schürzenjäger Jupiter. Sein noch abgefeimterer Begleiter (Merkur) war sehr überzeugend Martin Achrainer. Das schuldlose Opfer der göttlichen Vergnügungen war mit zartem, in den leiseren Stellen besonders wohllautendem Sopran Gotho Griesmeier. Als viel besser davonkommende Diana zeigte Elsa Giannoulidou einen ausladenden, sehr interessanten hohen Mezzo. Als ihr treuer Schäfer hatte Matthew Shaw einen großen persönlichen Erfolg. In der Transvestitenrolle der Linea brillierte Matthäus Schmidlechner. Umwerfend komisch als ewig betrogene Göttergattin war Karen Robertson, sehr lobenswert ihr Arioso. Furcht erregend, aber köstlich das Trio der „Lümmel“: Mark Calvert, Armin Gramer und Florian Spiess. Das Premierenpublikum zeigte sich dankbar für den unterhaltsamen Barock-Abend.

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Neues Volksblatt

Unterhaltsam und höchst erotisch

Matthias Davids (Inszenierung), Marina Hellmann (Bühne) und Leo Kulas (Kostüme) haben sich einiges einfallen lassen, mit vielen Gags und Witz. Deshalb gab es auch viele Lacher. Man konnte sich ganz gut in die Gedankenwelt der Menschen des 17. Jahrhunderts hineindenken, und sich - gleich ihnen - bestens amüsieren. (...) Die Blumenwiese, auf der Endimione von Diana vor sich hinträumt, befindet sich originellerweise auf einem schwarzen Flügel. Und durch die Drehbühne entstehen immer wieder neue Aspekte. Ganz vorzüglich! (...) Die Kostüme - äußerst chic bis schrill! (...) Wenn das so weitergeht, könnte ich glatt zum Barockopernfan werden!

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Der neue Merker 01/2009

Unterhaltsam und höchst erotisch

VON HEIDE MÜLLER

Die UA des Werkes fand am 18. November 1651 in Venedig statt. Es war die neunte gemeinsame Arbeit des Komponisten Francesco Cavalli (1602-1676) mit dem Librettisten Giovanni Faustini. Es sollte zugleich ihre letzte werden, der 1615 geborene Faustini verstarb am 19.12.1651. Ein Unglücksstern stand über dieser Oper, denn nur 25 Tage nac h der UA verstarb der Altvirtuose Bonifatio Ceretti.

Eine Reihe von weiteren wertvollen Informationen sind dem sehr interessanten Programmheft zu entnehmen. Zudem enthält es in gut gekennzeichneten kurzen Randbemerkungen „who is who“ in dieser Opder und natürlich ausführlich, worum es geht.

Jupiter hat Arkadien verwüstet. Nun findet er, es sei an der Zeit, sich dort umusehen und tut dies in Begleitung Merkurios. Sogleich fällt sein Kennerauge auf die reizende Nymphe Calisto, die das Versiegen ihrer Quelle beklagt. Sie gehört zum Gefolge Dianas und hat, wie die Götting der Jagd, Keuschheit gelobt. „Was tun?“, sprach Jupiter. Auf Mercurios Rat verwandelt er sich in Diana und hat Erfolg.

Diana wiederum wird vom Schäfer Endimione verehrt. Ja, ja – sie liebt ihn auch, doch darf sie ihr Gelübde nicht brechen. Calisto, mittlerweile verzückt von den Zärtlichkeiten der vermeintlichen Diana, wird von der echten verstoßen, als sie sich ihr erneut liebevoll nähert, und versteht die Welt nicht mehr. Zum Gefolge Dianas gehört auch Linfea, eine ziemlich in die Jahre gekommene Jungfrau, die es satt hat, eine zu sein. Ein sehr junger, fescher Saty namens Satirino bietet sich an, sie davon zu befreien, was ihr aber doch nicht recht ist. Pah – der mit seinem Ziegenfell!Diana hat aber noch einen Anbeter, Pane, der einen Nebenbuhler vermutet, womit er nicht falsch liegt. Als Diana zu ihrem Schäfer eilt (der inzwischen eingeschlafen ist), wagt sie einen scheuen Kuss und gesteht dem darauf Erwachenden ihre Liebe.

Juno vermisst ihren Gatten und begibt sich ebenfalls zur Erde. Sie trifft auf Calisto, die ausgerechnet dieser ihr Leid klagt. Juno jedoch kennt ihren Göttergatten lang genug und weiß sofort, was da gespielt wurde. Bei einem neuerlichen Stelldichein der falschen Diana mit Calisto erscheint zu allem Überfluss Endimione und macht Diana alias Jupiter Avancen. Das hat zur Folge, dass der eifersüchtige Pane und der kleine Satirino auf die Weiber schimpfen, sich auf Endimione stürzen, um ihn für eine Weile unschädlich zu machen. Linfea – immer noch ihrer Jungfräulichkeit überdrüssig – stößt erneut auf Satirino und dieser stößt zu – im wahrsten Sinne des Wortes. Schnell und sicher! Die usik unterstreicht das sehr drastisch!

Calisto wartet auf Diana, doch an ihrer Stelle erscheint Juno – als Rachegöttin – im Gefolge zweier Furien, und verwandelt sie, die eigentlich an allem unschuldig ist, in einen Bären. Daran kann nicht mal Jupiter etwas ändern, sagt er, zur Milderung dürfe sie nach geraumer Zeit als Sternbild des „Großen Bären“ fortan vom Himmel funkeln, es ist ihr ganz recht so. Und Diana hat inzwischen ihren Geliebten Endimione befreit.

Eine unterhaltsame und höchst erotische Geschichte also. Liebe zwischen zwei Frauen, Sexbesessenheit von Mann (Jupiter), Weib (Linfea), jugendliche Lüsternheit (Satirino, ganz egal, mit wem, Hauptsache, er darf), eine eifersüchtige Ehegattin und, und, und… passt gut in die heutige Zeit – das alles rutscht jedoch nie unter die Gürtellinie.

Matthias Davids (Inszenierung), Marina Hellmann (Bühne) und Leo Kulas (Kostüme) haben sich einiges einfallen lassen, mit vielen Gags und Witz. Deshalb gab es auch viele Lacher. Man konnte sich ganz gut in die Gedankenwelt der Menschen des 17. Jahrhunderts hineindenken, und sich – gleich ihnen – bestens amüsieren.

Das Bühnenbild zeigt eine zerstörte Gegend der Antike, umgestürzte Säulen, allerlei Baugeräte und eine Badewanne (oh je, denke ich – nicht schon wieder). Jupiter und Mercurio erscheinen mittels Lift mit je einem roten und blauen Lämpchen versehen. Auf dem roten steht „Erde“, auf dem blauen natürlich „Himmel“. Die von mir missmutig betrachtete Badewanne symbolisiert das versiegte Wasser. Jupiter verspricht Calisto Abhilfe, die jedoch nicht sofort funktioniert. Ein Fußtritt seinerseits – dann rieselt die Quelle. Die Blumenwiese, auf der Endimione von Diana vor sich hinträumt, befindet sich originellerweise auf einem schwarzen Flügel. Und durch die Drehbühne entstehen immer wieder neue Aspekte. Ganz vorzüglich! Gefehlt hat nur, dass zum ende unter dem nächtlichen Sternenhimmel der „Große Bär“ erkenntlich gewesen wäre.

Die Kostüme – äußerst chic bis schrill! Prächtig ist Jupiter anzusehen, er trägt einen boden langen, weißen Designermantel und Sonnenbrille. Ganz in Pink die liebestolle Linfea, nicht minder farbenprächtig Juno in Giftgrün, was hervorragend zu ihrer miesen Laune passt. Pane, Silvano (ein Waldgott) und der kecke Satirino tragen zu ihrer Arbeitskleidung Bauhelme. Satirino hat Hosenbeine aus Ziegenfell über seine Jeans geschnallt, darunter einen knallroten Minislip. Ein Kinderspiel, sich dessen zu entledigen, um seine Lendenkraft einzusetzen. – Allerdings kommen die Drei mit den anstehenden Bauarbeiten nicht wirklich voran, sie haben ja so viel anderes zu tun!

William Mason dirigiert das Bruckner-Orchester, diesmal nur als kleines, aber feines Ensemble. Die Rezitative sind in Deutsch (leider immer wieder das Problem, dass man nicht alles versteht). Die Arien werden Italienisch gesungen (mit Übertiteln), sie wurden gekürzt, denn in unserer Zeit pflegt man im Theater – anders als damals – sitzen zu bleiben, und nicht zwischendurch mal hinauszugehen, um ein Häppchen zu essen oder ein Schlückchen zu trinken, so dass lange Wiederholungen unnötig geworden sind.

Großartig Gotho Griesmeier. Ihr bezauberndes langes Kleid samt Kapuze aus Silberlamé passt nicht nur wie angegossen zu ihrer schlanken Figur, sondern nicht minder zu ihrem silberhellen Sopran. Selbst als tapsiger Bär ist sie süß anzusehen, ja, sie trägt tatsächlich ein Bärenkostüm. Nikolai Galkin ist als alternder Lustmolch Giove (Jupiter) höchst engagiert und stimmgewaltig. Die aparte Mezzosopranistin Elsa Giannoulidou brilliert in der Doppelrolle als echte und falsche Diana. Ganz liebende oder entrüstete Frau, die sie ist, je nachdem, ob es um Endimione oder Calisto geht. Als Jupiter in ihrer Gestalt bewegt und benimmt sie sich hingegen wie ein Mann, der eine Frau darstellen will. Wie sie mit ihrem Schleier kämpft, den sie ja zu tragen gewöhnt ist, ihre weiblich aussehen sollenden und doch so männlichen Schritte, ihre Blicke – eine Glanzleistung! Matthäus Schmidlechner ist die liebestolle Linfea (erneut die Verwirrung der Geschlechter). Der hervorragende Countertenor Armin Gramer (a.G.) ist Satirino – aber nicht nur, er fungiert letzlich in einer aberwitzigen Verkleidung auch als höchst weibliche Furie! Köstlich! Jupiters hysterische Angetraute Giunone (Juno) ist Karen Robertson, mehr und mehr darf sie ihr komisches Talent ausleben, was sie offensichtlich genießt. Matthew Shaw – ebenfalls Gast und exquisiter Countertenor – verleiht Endimione Gestalt und Stimme. Zur Vervollständigung des Ensembles agieren Mark Calvert als souveräner Pane (Pan), Martin Achrainer als aalglatter Mercurio, als zweite Furie Gabriele Salzbacher: Eine höchst amüsante Premiere mit viel verdientem Applaus!

Der anfangs erwähnte Unglücksstern hat sich an diesem Abend in einen Glücksstern verwandelt – wenn das so weitergeht, könnte ich glatt zum Barockopernfan werden!

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Der neue Merker

Barock kommt von Rock'n'Roll

Oper ist kein Randgruppenprogramm. Zumindest nicht, wenn sie so daherkommt wie Matthias Davids' Inszenierung von "La Calisto". (...) Matthias Davids wägt in seiner tollen Inszenierung Komik und Tragik perfekt ab. Das Orchester unter William Mason musste sich zwar erst warm spielen, lief dann aber rund. Und das Beste: Diese Sänger können auch schauspielern! - Was sie in Marina Hellmanns genialem Baustellenbühnenbild zur Genüge unter Beweis stellen. Rock'n'Roll!

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Österreich, 15. Dezember 2008

Barock kommt von Rock’n’Roll

Oper ist kein Randgruppenprogramm. Zumindest nicht, wenn sie so daherkommt wie Matthias Davids‘ Inszenierung von „La Calisto“ 

Von Inez Pölzl

Rumps! Die Zeiten, in denen Götter geflogen sind, sind vorbei. In „La Calisto“ fährt Jupiter mit dem Lift vom Olymp auf die Erde. Um sich wiedermal als Ehebrecher zu betätigen und nebenbei ein Riesenchaos anzurichten. Das Objekt seiner Begierde ist diesmal die keusche Nymphe Calisto. Premiere der Barockoper von Francesco Cavalli war am Samstag im Großen Haus von Linz.

Oh Gott. „Warum habe ich die Menschen nur mit freiem Willen erschaffen?“, jammert der Schwerenöter (Nikolai Galkin). Doch Schlitzohr Mercurio (Martin Achrainer) kommt der rettende Einfall: Jupiter soll Calisto (glockenhell: Gotho Griesmeier) einfach in Gestalt von Diana verführen. Die echte Diana (großartig: Elsa Giannoulidou) wiederum liebt den Schäfer Endimione (geht unter die Haut: Matthew Shaw). Das kann einfach nicht gut gehen! Vor allem als die eifersüchtige Juno (Karen Robertson) und Pane (Mark Calvert), der für Diana entflammt ist, Wind von der Sache bekommen.

Matthias Davids wägt in seiner tollen Inszenierung Komik und Tragik perfekt ab. Das Orchester unter William Mason musste sich zwar erst warm spielen, lief dann aber rund. Und das Beste: Diese Sänger können auch schauspielern! – Was sie in Marina Hellmanns genialem Baustellenbühnenbild zur Genüge unter Beweis stellen. Rock’n’Roll!

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Österreich

Heiterkeit und Tändeleien

Die junge Mezzosopranistin Elsa Giannoulidou begeisterte mit makellosem Gesang und einem Spiel, das ihre Doppelrolle als Diana und Jupiter geschickt differenziert. Ebenso wohltönend ließ sich der Countertenor Matthew Shaw vernehmen. (...) Während das Bühnenbild von Marina Hellmann und die teils barocken Instrumente (Orchesterleitung: William Mason) ahnen lassen, dass wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, setzen sich Matthias Davids Regie und Leo Kulas Kostüme für die Gegenwart ein; ein vergnüglicher Abend.

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Wiener Zeitung, 16. Dezember 2008

Heiterkeit und Tändeleien 

Von Ernst Scherzer

Selten ertönt diese Musik aus dem 17. Jahrhundert: Nur eine Inszenierung von Francesco Cavallis „La Calisto“ gab es bisher in Österreich – vor zehn Jahren an der Wiener Kammeroper. Nun steht das Werk des einstigen „Königs“ der venezianischen Oper auf dem Spielplan des Linzer Landestheaters.

Eine – jedoch schwache – Begründung für die geringen Aufführungszahlen wäre wohl, dass die Titelpartie schwer zu besetzen ist. In Linz bleibt Gotho Griesmeier, ein vielseitiges Ensemblemitglied, stimmlich und darstellerisch leider doch seltsam distanziert. Dagegen begeisterte die junge Mezzosopranistin Elsa Giannoulidou mit makellosem Gesang und einem Spiel, das ihre Doppelrolle als Diana und Jupiter geschickt differenziert. Ebenso wohltönend ließ sich der Countertenor Matthew Shaw vernehmen. Neu im Ensemble, ragte die frische Bassstimme von Florian Spiess als Silvano heraus.

Heiterkeitserfolge erzielten Matthäus Schmidlechner (Linfea), Karen Robertson (Giunone) und Martin Achrainer (Mercurio). Dabei ist das Stück, das auf der Basis von Ovids „Metamorphosen“ eine der Liebeleien Jupiters erzählt, alles andere als heiter, geht es doch um unerfüllte Sehnsüchte.

Während das Bühnenbild von Marina Hellmann und die teils barocken Instrumente (Orchesterleitung: William Mason) ahnen lassen, dass wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, setzen sich Matthias Davids Regie und Leo Kulas Kostüme für die Gegenwart ein; ein vergnüglicher Abend.

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Wiener Zeitung

Eine pointenreiche Liebesschlacht

Ein Sieg für die Regie, das Bühnenbild, die Kostüme (Leo Kulas) und die gute Sängerschar. Cavallis Frühbarockoper baut auf einem Beziehungs-Cocktail seines Librettisten Giovanni Faustini, der ganze und halbe Antik-Götter und -Göttinnen, Wald- und Wiesenwesen in einem Verführspiel aufmischt, das sich jeglicher lustfeindlichen Restriktion entzieht. Was naturgemäß nicht ganz problemlos läuft, aber für launige Unterhaltung sorgt, die Regisseur Matthias Davids zu einer pointenreichen Liebesschlacht in der idealen Akropolisbaustelle von Marina Hellmann zuzuspitzen weiß.

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Kronenzeitung, 15. Dezember 2008

Eine pointenreiche Liebesschlacht
Premiere von Cavallis „La Calisto“ am Linzer Landestheater.

VON NORBERT TRAWÖGER

Ziemlich genau 357 Jahre nach der Uraufführung in Venedig erlebte Francesco Cavallis „La Calisto“ am Samstag eine Premiere im Linzer Landestheater. Ein Sieg für die Regie, das Bühnenbild, die Kostüme (Leo Kulas) und die gute Sängerschar. Eine veritable Niederlage für die Unmoral und das Bruckner Orchester.

Cavallis Frühbarockoper baut auf einem Beziehungs-Cocktail seines Librettisten Giovanni Faustini, der ganze und halbe Antik-Götter und -Göttinnen, Wald- und Wiesenwesen in einem Verführspiel aufmischt, das sich jeglicher lustfeindlichen Restriktion entzieht.

Was naturgemäß nicht ganz problemlos läuft, aber für launige Unterhaltung sorgt, die Regisseur Matthias Davids zu einer pointenreichen Liebesschlacht in der idealen Akropolisbaustelle von Marina Hellmann zuzuspitzen weiß.

Dazu das Ensemble: Gotho Griesmeier ist eine treffliche Calisto, Nikolai Galkin ein lüstern grundelnder Jupiter. Feurig speit Karen Robertson als Juno Rachetöne. Martin Achrainer fühlt sich in der Rolle des „tricky“ Mercurio zu Recht pudelwohl, nicht weniger Matthäus Schmidlechner als Linfea. Elsa Giannoulidou verführt als Diana mit wohligen Kantilenen, denen Countertenor Matthew Shaw als Endimione noch virtuose Glanzlichter aufsetzen kann.

Einzig aus dem Orchestergraben tönt es, ausgenommen die Tasteninstrumente und die Theorbe, mitunter grauenhaft. William Mason sorgt zwar für kundigen Schwung, hat es aber nicht geschafft, bei den Streichern Phrasierung, Artikulation oder Intonation (Continuo-Cello!!!) einzufordern, was viele Reize dieses bezaubernden Stückes vorenthält und somit lahm legt. Schade, da es ansonsten eine empfehlenswerte Produktion geworden ist.

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Kronen-Zeitung

Termine

13. Dezember 2008, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

15. Dezember 2008, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

18. Dezember 2008, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

20. Dezember 2008, 17:00 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

30. Dezember 2008, 17:00 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

07. Januar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

13. Januar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

23. Januar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

30. Januar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

08. Februar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

19. Februar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

27. Februar 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz

05. März 2009, 19:30 Uhr
Großes Haus, Landestheater Linz