Stückinfo

Musik Jerome Kern
Buch und Gesangstexte Oscar Hammerstein II
nach dem Roman von Edna Ferber

Version von Harold Prince
Broadway-Produktion von 1994 von Livent (U.S.) Inc.
(Choreographie: Susan Stroman, Regie: Harold Prince)
Deutsche Dialogfassung von Roman Hinze

Landestheater Linz /A, Musiktheater Volksgarten
Premiere 12. April 2014

Der schwimmende Theaterpalast „Cotton Blossom“ fährt auf dem „Ol’ Man River“, dem Mississippi, von Hafen zu Hafen. Der Star von Käpt’n Andy Hawks Show ist Julie LaVerne. Bei einer Probe kommt es zum Eklat. Julie muss zugeben, Tochter eines weißen Vaters und einer schwarzen Mutter zu sein und führt somit mit Co-Star Steve Baker eine kriminelle „Mischehe“. In der Not springt Andys Tochter Magnolia ein.

Mit dem Musical Play Show Boat präsentiert die Linzer Musicalsparte in einer aufwändigen Neuproduktion als Linzer Erstaufführung ein revolutionäres, zeitloses Meisterwerk des amerikanischen Musiktheaters.
Text: Landestheater Linz

 

Medien

(Produktionsfotos: Reinhard Winkler)

Leitungsteam

Regie
Matthias Davids
Musikalische Leitung
Kai Tietje
Choreografie
Simon Eichenberger
Bühne
Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme
Judith Peter
Lichtdesign
Michael Grundner
Dramaturgie
Arne Beeker

Darsteller

Käpt'n Andy Hawks (bis Juli 2014)
Reinwald Kranner
Käpt'n Andy Hawks (ab Nov. 2014)
Alen Hodzovic
Parthy Ann Hawks
Kristin Hölck
Magnolia Hawks (bis Juli 2014)
Lisa Antoni
Magnolia Hawks (ab Nov. 2014)
Barbara Obermeier
Gaylord Ravenal
Christian Alexander Müller
Joe
Zelotes Edmund Toliver
Queenie
Adi Wolf
Julie LaVerne
Daniela Dett
Ellie May Chipley
Ariana Schirasi-Fard
Frank Schultz
Rob Pelzer
Pete / Jib / Jake (bis Juli 2014)
Oliver Liebl
Pete / Jib / Jake (ab Nov. 2014)
Konstantin Zander
Steve Baker
Peter-Andreas Landerl
Sheriff Vallon / Jim Greene
Erich Langwiesner
Windy
Franz Binder
Jeb
Jochen Bohnen
Mrs. O'Brien / Dame auf dem Uferdamm
Cheryl Lichter
Hafenarbeiter / Charlie
Craig Lemont Walters
Hafenarbeiter
Richard McCowen
Hafenarbeiter
Julius Williams
Gal
Anastasia Bain
Gal
Terja Diava
Gal
Conchita Zandbergen

Presse

Sternstunde für ein Musical

Das Landestheater hat mit diesem Werk für eine Sternstunde gesorgt. Was jeder Darsteller, ob in Haupt- oder Nebenpartie, an Rollenidentifikation, Körperbeherrschung und Engagement leistete, übertraf alle Erwartungen. Der Ausspruch des Kapitäns: „Wir sind eine glückliche Familie“ stimmte hier. (...) Eine durchdachte Inszenierung gelang Matthias Davids. Einfach großartig die Choreografie von Simon Eichenberger. Mathias Fischer-Dieskau schuf ein attraktives, einheitliches, aber variables Bühnenbild. Die stimmigen Kostüme stammen von Judith Peter.

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Neues Volksblatt, Georg Höfer

Sternstunde für ein Musical

Um es gleich zu sagen: Nur ganz wenige Musicals können sich, was Charme, Inspiration und Originalität betrifft, mit „Show Boat“ messen. Jerome Kern hatte 1927 eine Serie von hervorragenden Musicals eingeleitet („Oklahoma“, „South Pacific“ usw.), die leider heute sehr selten aufgeführt werden. Freilich gehört Kern in die Reihe jener Komponisten (Leoncavallo, Mascagni, Bizet), die nur mit einem einzigen Meisterwerk unsterblich geworden sind. Die Handlung, von Oscar Hammerstein verfasst, ist vielschichtig: Liebe, Hass, Enttäuschung, Intrigen, eine folgenschwere Rassendiskriminierung, aber auch Karrieren, künstlerischer Abstieg (Julie) werden geschildert. Die sehr erfolgreichen amerikanischen Show Boats des 19. Jahrhunderts wurden leider einst ein Opfer des Kinos.

In „Show Boat“ sah man noch einmal überzeugend in eine versunkene Welt. Musikalisch bezaubert nicht nur die kostbare Hymne an den Mississippi, „Ol‘ Man River“; fast alle Nummern zeigen eine außergewöhnliche Qualität.

Das Landestheater hat mit diesem Werk für eine Sternstunde gesorgt. Was jeder Darsteller, ob in Haupt- oder Nebenpartie, an Rollenidentifikation, Körperbeherrschung und Engagement leistete, übertraf alle Erwartungen. Der Ausspruch des Kapitäns: „Wir sind eine glückliche Familie“ stimmte hier.
Herausragend: Reinwald „Käpt’n Andy“ Kranner

Von den 25 (!) Solisten können nur einige erwähnt werden. Entschuldigung! Die ideale musikalische Leitung hatte Kai Tietje. Eine durchdachte Inszenierung gelang Matthias Davids. Einfach großartig die Choreografie von Simon Eichenberger. Mathias Fischer-Dieskau schuf ein attraktives, einheitliches, aber variables Bühnenbild. Die stimmigen Kostüme stammen von Judith Peter.

Reinwald Kranner war ganz der dominante, humorvolle Kapitän Hawks, der Leiter der Theatergruppe; Kristin Hölck, seine strenge, skeptische Frau.
Für den Farbigen Joe, eine wichtige Hauptrolle, braucht es einen ausladenden schwarzen Bass: In Zelotes Edmund Toliver hatte man ihn gefunden! Sehr überzeugend das begabte, erfolgreiche Ehepaar Schultz: Ariana Schirasi-Fard und Rob Pelzer. Als Magnolia überzeugte mit schönem, sehr gut geführtem Sopran Lisa Antoni.

Christian Alexander Müller war ganz der charmante, aber unverlässliche Glücksspieler Gaylord Ravenal. Als tragische Julie und ihr nur anfangs zu ihr stehender Ehemann gefielen Daniela Dett und Peter-Andreas Landerl. Kristin Hölck zeigte als Queenie Stimme und Spieltalent. Auffallend gut der Manager des „Trocadero“, Erich Josef Langwiesner. In einer kleinen Rolle war erfreulicherweise Cheryl Lichter zu sehen.

Chor und Ballett übertrafen sich selbst an Können und Einsatz.
Das begeisterte Publikum bedankte sich herzlich für den unvergesslichen Abend.

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Neues Volksblatt

Liebe, Laster und Rassentrennung: Das "Show Boat" im Fluss des Lebens

Bravouröse Stimmen, stilsichere Kostümen und ein famos aufspielendes Orchester (...) Die Inszenierung von Musical-Chef Matthias Davids behält das Rassismusthema im Auge, zwingt es aber nicht in den Vordergrund. Nach dem Ablegen nimmt die Seifenoper Fahrt auf, angetrieben von prächtigen Liedern, leinwandtauglichen Szenenbildern und zeitgemäßen Kostümen (Judith Peter). Der Bass von Zelotes Edmund Toliver, als Joe von hünenhafter Präsenz, kriecht unter die Haut.

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Oberösterreichische Nachrichten, Bernhard Lichtenberger

Liebe, Laster und Rassentrennung: Das „Show Boat“ im Fluss des Lebens

Seit 1927 legt das „Show Boat“ auf Bühnen an. Am Samstag ging der Klassiker von Komponist Jerome Kern und Librettist Oscar Hammerstein II. als Linzer Erstaufführung im Musiktheater am Volksgarten vor Anker. Das von bravourösen Stimmen, stilsicheren Kostümen und einem famos aufspielenden Orchester getragene Stück, das als erstes Musical der Geschichte geführt wird, mischt Drama mit Komödie, Walzer mit Blues, die Leichtigkeit der Unterhaltung mit der Last der Rassendiskriminierung.
Während sich das Theaterschiff „Cotton Blossom“ im Jahr 1887 am Ufer des Mississippi-Städtchens langsam aus dem Dunkel der Dämmerung schält, schuften sich am Hafen schwarze Arbeiter mit Baumwollballen ab. Die Sklaverei ist zwar abgeschafft, die Schilder „Whites“ und „Colored“ machen aus der gelebten Unterdrückung aber keinen Hehl. „He, Nigger“, plärrt der Lotse.
Der alte Mississippi
Vom „Ol‘ Man River“ singt der schwarze Schiffshelfer Joe, vom alten Mississippi, der den Lauf der Zeit begleitet. Er zieht sich als Leitmotiv durch „Show Boat“ und nimmt dessen Geschichten mit, die sich über 40 Jahre erstrecken. Da ist jene der behüteten Kapitänstochter Magnolia (Lisa Antoni), die ihr Herz an den durchs Dasein treibenden, charmanten, dem Glücksspiel verfallenen Gaylord (Christian Alexander Müller) verliert, und allen Widrigkeiten und der scheiternden Liebe zum Trotz ihre Bestimmung letztendlich auf der Bühne findet.
Oder die von Julie (Daniela Dett), Star der Schauspieltruppe und Magnolias Freundin, die einen schwarzen Vater hat – was ihre Verbindung mit Steve (Peter-Andreas Landerl), einem Weißen, zur verbotenen Misch-Ehe macht. Sie kehrt dem Vergnügungsboot den Rücken, sucht an der liberaleren Ostküste ihr Heil und landet desillusioniert im Burlesque-Schuppen in Chicago.
Die Inszenierung von Musical-Chef Matthias Davids behält das Rassismusthema im Auge, zwingt es aber nicht in den Vordergrund. Nach einem etwas trägen Ablegen, nimmt die Seifenoper Fahrt auf, angetrieben von prächtigen Liedern („Make Believe“, „Can’t Help Lovin‘ Dat Man“, „After The Ball“, „Bill“), leinwandtauglichen Szenenbildern und zeitgemäßen Kostümen (Judith Peter), für die der Fundus geplündert wurde.
Der Bass von Zelotes Edmund Toliver, als Joe von hünenhafter Präsenz, kriecht unter die Haut. Sein „Ol‘ Man River“ schlägt ein ganzes Buch auf, in das man versinkt. Adi Wolfs fürsorgliche, ahnungsvolle Queenie schlägt Brücken zwischen den Hautfarben. Reinwald Kranner hält als umtriebiger, alles leicht nehmender Käpt’n Andy Hawkes die Truppe bei Laune – daran ändert selbst seine keifende, streng gebürstete Frau Parthy (Kristin Hölck) nichts. Köstlich, wie er slapstickhaft alle Rollen eines Stücks im Zeitraffer abspult und so eine Vorstellung auf seinem Schiff rettet. Ariana Schirasi-Fard und Rob Pelzer versprühen als Tingeltangel-Duo ihr komisches Talent. Das Bühnenbild (Mathias Fischer-Dieskau) prägen dunkle, klobige Holzbalken, die das Show Boat stilisieren und zu sehr im Kontrast zu dessen vergnüglicher Aura stehen.
Kai Tietje führt ein spielfreudiges Bruckner Orchester, das leichtfüßig von der Tin-Pan-Alley-Melodie zum molligen Blues wechselt, vom Lamourhatscher zum spritzigen Ragtime und ausgelassenen Charleston – und die Tänzer (Choreografie Simon Eichenberger) befeuert.
P.S.: Die Lieder werden im englischen Original gesungen und untertitelt, wofür man bei den Chorstücken dankbar sein muss.

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Oberösterreichische Nachrichten

Ohrwürmer und Bühnenshow

Im Linzer Musiktheater wurde mit "Show Boat" unter der Regie von Matthias Davids ein Musical der Extraklasse auf die Beine gestellt - man kann sich gar nicht entscheiden, wo man zuerst hinsehen soll. 70 Darsteller und das Bruckner Orchester unter der Leitung von Kai Tietje schufen eine großartige Linzer Erstaufführung.

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Kronen Zeitung, Lena Aschauer

Ohrwürmer und Bühnenshow

Im Linzer Musiktheater wurde mit „Show Boat“ unter der Regie von Matthias Davids ein Musical der Extraklasse auf die Beine gestellt – man kann sich gar nicht entscheiden, wo man zuerst hinsehen soll. 70 Darsteller und das Bruckner Orchester unter der Leitung von Kai Tietje schufen eine großartige Linzer Erstaufführung.
Der Musical-Klassiker“Show Boat“ ist vor allem eine fulminante Bühnenshow.
„Show Boat“ von Jerome Kern und Oscar Hammerstein begeistert auf ganzer Linie. Käptn Andy Hawks ist Betreiber des Theaterschiffes „Cotton Blossom“ und feiert mit seinen Hauptdarstellern Julie und Steve große Publikumserfolge, bis Lotse Pete die Schauspielerin auffliegen lässt – in ihr fließt „schwarzes Blut“ und als so genannter „Mischling“ ist ihr die Ehe mit dem weißen Steve nach dem damaligen Gesetz verboten. Das Paar flüchtet, als Bühnen-Ersatz fungieren die Tochter der Schiffseigentümer Magnolia und Glücksspieler Gaylord Ravenal.
Vom Musicalensemble, bis hin zu den Balletttänzern und dem Opernchor des Landestheaters, Gästen und Statisten schaffen 70 Künstler eine fulminante Bühnenshow. Das Ensemble sorgt in seiner Vollkommenheit für ein großartiges Musical-Erlebnis. Ganz besonders sticht Lisa Antoni als Magnolia hervor: Sie trumpft mit einem klassischen, glockenklaren Organ auf, etwa bei „You are Love“ gemeinsam mit dem ebenso fantastischen Christian Alexander Müller. Für eine gehörige Portion Komik sorgt Reinwald Kranner in verschiedensten Rollen, von der Tussi bis zum Geistlichen. Auch die restlichen Mitglieder des Musicalensembles (Kristin Hölck, Daniela Dett, Ariana Schirasi-Fard, Rob Pelzer, Oliver Liebl) laufen erneut zu Höchstleistungen auf.
Die „Show Boat“-Hymne „Ol‘ Man River“ singt Zelotes Edmund Toliver: Mit seinem warmen, vollen Bass verleiht er dem wichtigsten Song des Musicals genau den richtigen Touch. Ein ebenfalls sympathischer Gast im Musiktheater ist Adi Wolf – sie begeistert bei dem Ohrwurm „Can’t Help Lovin‘ Dat Man“.
Das Bühnenbild-Problem wurde von Mathias Fischer-Dieskau souverän gelöst.

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Kronen Zeitung

Großartige, perfekte Produktion

Perfekte Regiearbeit durch den Abteilungsleiter, Matthias Davids, persönlich. (...) Mit dieser in allen Aspekten großartigen, ja, gemessen an etlichen Theaterabenden in London, New York und Toronto wirklich perfekten Produktion könnte sich eigentlich das Musiktheater statt der Adresse „Blumauerstraße“ die eines „Broadway h. c.“ umhängen.

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H & P Huber, Der Neue Merker

Grossartige, perfekte Produktion

Das erste Stück, das als ein Musical im klassischen Sinne gelten kann, weil es Text, Musik und Handlung nicht als Nummernrevue, sondern als Einheit präsentiert, wurde am 27. Dezember 1927 im Ziegfeld Theater am New Yorker Broadway offiziell uraufgeführt. Die wichtigsten Verfilmungen sind die von 1936 (James Whale), sehens- und hörenswert wegen des Darstellers des Joe, Paul Robeson, und die von George Sidney 1951 inszenierte Luxus-Farbversion, mit Joe E. „nobody is perfect“ Brown, Howard Keel, Ava Gardner und Kathryn Grayson. Auf europäischen Bühnen erschien dieses Haupt- und Zentralstück der klassischen Musicaltradition erst ab 1970 (Freiburg) bzw. 1971 (Wiener Volksoper in einer Fassung von Marcel Prawy).

In Linz war es noch nie zu sehen – und es wird bald klar, warum: dieses Stück kann man entweder ganz – oder gar nicht aufführen… Als vor drei Jahren und mehr die Planungen für die Bespielung des großen „Musiktheaters am Volksgarten“ anliefen, stand dieses Prachtstück an oberster Stelle des Wunschzettels des neu installierten Leiters der Musicalabteilung, Matthias Davids; und bei der Planung, welches Stück gerade zum ersten Geburtstag des neuen Hauses Premiere haben sollte, fiel die Wahl schnell auf diesen populären Klassiker.

Jedoch – die Handlung überspannt 4 Jahrzehnte (und zwar solche, in denen die Bekleidung üblicherweise ziemlich aufwendig war), spielt außerhalb und im Inneren des namensgebenden Schiffes und an mehreren Orten in Chicago; es sind auch für eine glaubwürdige Umsetzung der Handlung oft 40, 50 und mehr Personen auf der Bühne nötig, dazu großes Orchester, Chor…: es wird also teuer!

Die Ouverture ertönt – das Licht im Zuschauerraum wird heruntergezogen, erlischt aber erst vollständig, wie die ersten Anklänge an „Ol‘ Man River“ zu hören sind. Als der Vorhang hochgeht, sieht man den Bug des Theaterschiffes vor einem Abendhimmel, der aus „Gone with the Wind“ stammen könnte (Lichtdesign: Michael Grundner). In diesem Maßstab geht es weiter: historisch sehr glaubwürdig gewandete Hafenarbeiter und Schiffspersonal, und dann die prachtvollen Roben der Damen der 1880er; die Herren sind auch damals schon etwas weniger aufwendig angezogen gewesen, aber auch hier: Gediegenheit, soweit das Auge reicht. Später, um die Jahrhundertwende, gibts an den Kleidern Pelze und Tüll und vor allem in den 1920ern jede Menge Glasperlen und Strass. Eine wahrhaft gewaltiges Werk der Kostümabteilung (verantwortlich:Richard StockingerChrista DollhäublRaimund Steininger), die Entwürfe von Judith Peter prachtvoll umsetzte.

Der Schiffsbug kann, meist auf offener Bühne, im Nu ins Innere des Schiffes (mit der Bühne) verwandelt werden; dann werden andere Teile des Schiffes gezeigt (Drehbühne!), der Bühnenaufbau weicht zurück, wird in wenigen Sekunden zum Hotel in Chicago oder zum Nachtclub… „intelligent design“ in seiner überzeugendsten Form. À propos Intelligenz – schon der Vater des hier als Bühnenbildner verantwortlichen Mathias Fischer-Dieskau wurde als besonders intelligenter Interpret gerühmt; der Sohn ist – auf nicht weit entferntem Metier – nicht aus der Art geschlagen!

Die Geschichte wird im Prinzip textgetreu (Dramaturgie: Arne Beeker), ohne lächerliche „politisch korrekte“ Verfälschungen der Verhältnisse insbesondere in den Südstaaten der USA in der damaligen Zeit (des „roll-backs“ der rassistisch beharrenden Kräfte im Süden nach Aufhebung der Besatzung durch Bundestruppen) dargestellt; nur der Schluß stellt eine Abweichung vom meist in Bühnen- und Filmfassungen gewählten happy end dar, soll sich aber damit wesentlich näher am Roman befinden. Wie auch immer, dramatisch absolut schlüssig. Die Personenführung ist gut durchdacht (und wird von den Akteuren ebenso umgesetzt); vereinzelte Klischees tauchen auf, werden aber immer mit gebührendem Augenzwinkern serviert – kurzum, perfekte Regiearbeit durch den Abteilungsleiter, Matthias Davids, persönlich.

Gesprochene Texte sind Deutsch, die Liedtexte werden in Englisch dargeboten – nun, nicht jede Produktion verfügt über so geniale Übersetzer wie seinerzeit Mel Brooks‘ „Producers“ in Wien mit David Bronner, und so ist die gewählte, in Zeiten der Textprompter, eine gute Lösung; zumal auch alle Darstellerinnen und Darsteller, egal, welchen Herkunftslandes, in beiden Sprachen sehr gut zu Hause sind.

Keinesfalls dürfen die teils ausgesprochen akrobatischen Einlagen des Balletts unerwähnt bleiben; die Choreografie (Simon Eichenberger) hält mit den von den anderen Elementen dieser Produktion gebotenen Schauwerten mit.

Käpt’n Andy Hawkes wurde von Reinwald Kranner anfänglich etwas verhalten dargestellt;nachdem er aber – mitten im ersten Akt – im Alleingang den Rest des „Theaters im Theater“ mit gewaltigem körperlichen Aufwand, in 3 Charaktere zerlegt, fertig spielen mußte (ein Kabinettstück!), um den Abend auf seinem Theaterschiff zu retten, wirkte er förmlich befreit und spielte er sein ganzes vorzügliches stimmliches und mimisches Repertoire aus; möglicherweise hatte er vor dieser extrem fordernden Szene einfach Lampenfieber… Seine Gattin Parthy Ann wurde von Kristin Hölck als (nicht ganz grundlose) Beißzange, der sie aber Eleganz und Würde beläßt, gegeben. Deren Tochter Magnolia „Nola“ stellte Lisa Antoni mit vorzüglicher Stimme (die Mikrofon-Stütze bemerkte man kaum) und berührendem Spiel dar. Gaylord Ravenal, ihr Liebhaber, Ehemann und schließlich aus Scham über sein Versagen abhanden gekommener Lebensmensch war bei Christian Alexander Müller mit vorzüglichem, lyrisch gefärbten Tenor ebenso gut aufgehoben.

Auch wenn das Ehepaar Hawks und deren Tochter das Rückgrat der Handlung bilden – die letztendliche Hauptfigur ist doch Joe, Maschinist auf der „Cotton Blossom“, der auch DEN Hit des Musicals hat (und der damit in kurzen Reprisen auch immer den Handlungs-Fluß kommentiert), also “Ol‘ Man River“. Mit der ebenso kräftigen wie warm timbrierten und perfekt modulierten Baßstimme von Zelotes Edmund Toliver trägt diese Melodie und damit die Rolle eigentlich das Stück. Dieser „schwarze“ Sänger ist wohl so ziemlich der Beste, den man für diese Rolle überhaupt bekommen kann, hat er doch das gesamte schwere Baß-Opernrepertoire bis hin zu den großen Wagner-Rollen, gut genug für die ersten Opernhäuser dieser Welt, drauf. Auch bei ihm merkt man von der Mikro-Technik an sich nichts, kein Wunder bei dieser großen Stimme. Das Mikrofon trägt er nur, um die in dieser Rolle nötige Beweglichkeit zu gewährleisten. Er lehrt an der Musikhochschule Münster, und es ist ihm ein großes Anliegenden, auch den Studenten des Musicalfaches die Notwendigkeit der Entwicklung eines guten Stimmvolumens zu vermitteln – zu viele verließen sich zu sehr auf das Mikrofon und überanstrengten ihre Stimme damit früh, wie er uns bei der Premierenfeier sagte.

Ist Joe eher der Philosoph, so ist seine Gattin Queenie als Köchin der schwimmenden Theatertruppe mehr den praktischen Seiten des Lebens verhaftet; Adi Wolf gibt sie als ebenso resolute wie lebenskluge „Mutter der Kompanie“. Julie LaVerne (Daniela Dett), Star mit Schwierigkeiten (die durch eine besonders perfide Auslegung des Rassismus ausgelöst werden) hat ihren besten Auftritt (von vielen sehr guten) im zweiten Akt, als sie mit „Bill“ ein veritables Chanson, wie es sie eigentlich erst zwanzig Jahre nach der Uraufführung von Show Boat geben sollte, gefühlvoll und mit höchst komplexen Zwischentönen darbietet.

Ariana Schirasi-Fard und Rob Pelzer sind als Ellie May Chipley und Frank Schultz das Komikerduo des Stückes – Schirasi-Fard legt ihre Rolle ein bißchen in Richtung Bette Midler an (und macht das sehr gut), Pelzer besticht, neben seinen stimmlichen und darstellerischen Vorzügen, einmal mehr mit verblüffender Beweglichkeit (siehe auch seine geradezu irrsinnig gelenkige Vogelscheuche im Linzer „Wiz“ und der großartige Carmen Ghia in den Wiener „Producers“!).

Nur kurz auf der Bühne, aber eindrucksvoll schräg, die schaurigen Hinterwäldler Jib und Jeb (Oliver Liebl und Jochen Bohnen), die den Grund für den verzweifelten Auftritt des Kapitäns auf seinem eigenen Theater im ersten Akt liefern. Der teils autoritätsvolle, teils autoritäre, aber doch auch um (seine?) Ruhe bemühte Sheriff Vallon im ersten Akt und der schmierige, harte, aber sachverständige Jim Greene, Chef des „Trocadero“ im 2. Akt werden von Erich Josef Langwiesner vorzüglich differenziert gestaltet.

Kim, Tochter von Nola und Gaylord, wird, als Zehnjährige, von der wohl ungefähr wirklich so jungenEmelie Trahan mit großem darstellerischem Geschick und vorzüglicher Gesangsleistung verkörpert. Mireia González Fernández zeigte mit dem nötigen darstellerischen Rüstzeug für diese großartige Produktion die erwachsene Kim, auch diese schon auf dem Weg zu einer großen Karriere im showbusiness.

Die zwei Chicagoer … naja, „Wunschmädchen“ umschreibt das Richard Wagner, Lottie & Dottiewerden von Gabriele Sulzbacher und Ulrike Weixelbaumer mit merklichem Spaß und Freude an der Sache auf die Bühne gestellt. Berührend als alte Dame, die sich an frühere Besuche der „Cotton Blossom“ zurückerinnert: Cheryl Lichter.

Als weitere Ensemblemitglieder in Solorollen (teils auch in mehreren) überzeugten Peter-Andreas LanderlFranz BinderCraig Lemont WaltersRichard McCowenJulius Williams,Anastasia BainConchita ZandbergenTerja Diava.

Unter der musikalischen Leitung von Kai Tietje ließ das um einige diesem Klangkörper sonst fremde Elemente verstärkte (man konnte z. B. einen prachtvollen „Marshall“-Röhren-Gitarrenverstärker mitten im Orchestergraben erspähen…) Bruckner-Orchester all seine Vorzüge leuchten, samt ein paar neuen Facetten: Operettenseligkeit (aber auch große Lyrik) im Stile von Gilbert & Sullivan vor der Pause, dann Walzer, Ragtime und am Schluß, im „Rausschmeißer“ swingte es sogar richtiggehend! – man fühlte sich an Paul Whiteman erinnert. Sicher auch eine Frucht der widerholten Einstudierungen von früher US-Moderne durch Dennis Russel Davis, von Grofé bis Copland…

Mehr als 15 Minuten Applaus großer Lautstärke, ganz besonders für Zelotes Edmund Toliver, aber auch für das leading team – ein einzelnes, sehr lautes „Buh!“ ertönte, das lediglich zur Folge hatte, daß die Bavorufe an Lautstärke zunahmen…

Mit dieser in allen Aspekten großartigen, ja, gemessen an etlichen Theaterabenden in London, New York und Toronto (und den tollen Wiener „Producers“), wirklich perfekten Produktion könnte sich eigentlich das Musiktheater statt der Adresse „Blumauerstraße“ die eines „Broadway h. c.“ umhängen.

In der Premieren- und Geburtstagsfeier wurde von Intendant Dr. Rainer Mennicken und Gästen, allen voran Landeshauptmann Dr. Pühringer, höchst zufrieden Bilanz gezogen – alleine 300.000 haben das Musiktheater in diesem Jahr zu Aufführungen besucht, ohne Frequenzminderung im alten Landestheater, jetzt Schauspielhaus. In allen Spielstätten zusammen gab es in diesem Zeitraum 30 (!!!) Premieren, davon alleine am Sektor „große Oper“ zwei Uraufführungen.

H & P Huber

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Der neue Merker

Begeisterung über Musicalklassiker

Durch [Davids'] eloquente Personenführung und die schmissigen Tänze entwickelte sich eine milieugerechte Aufführung, die das Publikum drei Stunden lang in den Bann zog. Für die kreative, einfallsreiche Choreographie zeichnete Simon Eichenberger verantwortlich, der das Ballett des Landestheaters Linz immer wieder mit Schwung und Akrobatik über die Bühne wirbeln ließ.

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Udo Pacolt, Der Neue Merker

Begeisterung über Musicalklassiker

In dem vor einem Jahr eröffneten Musiktheater in Linz kam es am 12. 4. 2014 zur deutschsprachigen Erstaufführung des Musical-Klassikers „Show Boat“ von Jerome Kern (Musik) und Oscar Hammerstein II (Songtexte und Buch nach dem gleichnamigen Roman von Edna Ferber), das 1927 in New York einen Sensationserfolg feierte und zwischen 1994 und 1997 fast tausend Mal am Broadway aufgeführt wurde. Seinen Erfolg hatte es vor allem den Songs „Ol’ Man River“ und „Can’t Help Lovein’ Dat Man“ zu verzeichnen, die Standard-Nummern des Jazz wurden.

Der Inhalt in Kurzfassung: Der schwimmende Theaterpalast „Cotton Blossom“ fährt auf dem Mississippi von Hafen zu Hafen. Star von Käpt’n Andy Hawks’ Show ist Julie La Verne, die Tochter eines weißen Vaters und einer schwarzen Mutter. Als die „Mischehe“ bekannt wird, muss sie mit Co-Star Steve Baker das Schiff verlassen. In der Not springt Magnolia, die Tochter des Kapitäns ein. – Viele Jahre später treffen einander Julie und Magnolia in Chicago wieder. Julie ist am Ende ihrer Bühnenkarriere depressiv und alkoholabhängig geworden, Magnolia steht allein mit einem Kind da und versucht den Wiedereinstieg in die Showbranche. Das bitter-süße Happyend: Nach 27 Jahren sehen einander Magnolia und Ravenal, der Vater ihres Kindes, wieder.

Matthias Davids, der künstlerische Leiter der Musicalsparte in Linz, der schon den Publikumserfolg „Die Hexen von Eastwick“ inszenierte, führte Regie. Er lässt die Dialoge deutsch sprechen (Dialogfassung: Roman Hinze) und die Gesangstexte englisch singen – eine gute Entscheidung! Durch seine eloquente Personenführung und die schmissigen Tänze entwickelte sich eine milieugerechte Aufführung, die das Publikum drei Stunden lang in den Bann zog. Für die kreative, einfallsreiche Choreographie zeichnete Simon Eichenberger verantwortlich, der das Ballett des Landestheaters Linz immer wieder mit Schwung und Akrobatik über die Bühne wirbeln ließ.

Die Gestaltung der Bühne – Theaterschiff „Cotton Blossom“, Hotel in Chicago, Nachtclub Trocadero – lag bei Mathias Fischer-Dieskau in guten Händen, die der Handlung bestens entsprechenden Kostüme entwarf Judith Peter, für die Lichteffekte sorgte Michael Grundner.

Reinhard Kranner spielte den unter der Fuchtel seiner „besseren Hälfte“ stehenden Käpt’n Andy Hawks mit Augenzwinkern, Kristin Hölck seine Ehefrau allzu forsch und bissig. Als deren Tochter Magnolia konnte die Sopranistin Lisa Antoni sowohl schauspielerisch wie stimmlich überzeugen. Mitreißend ihr Song „After the Ball“ bei ihrem Auftritt im Trocadero.

Als ihr Ehemann Ravenal, eine Spielernatur, der in Notwehr einen Mann tötete und seine Frau mit der kleinen Tochter Kim verließ, blieb Christian Alexander Müller ein wenig blass. Die erwachsene Kim wurde von Mireia Gonzáles Fernández gespielt, die junge Kim von der entzückenden Emelie Trahan.

Zum Star des Abends avancierte Zelotes Edmund Toliver, der in der Rolle des Joe mit seiner imposanten Erscheinung sehr bühnenwirksam agierte und den Song „Ol’ Man River“, das musikalische Leitmotiv des Musicals und eine „Eloge“ auf den Mississippi-Strom, mit seiner warmen Bassstimme wunderbar zum Besten gab. Sein Eheweib, die Köchin Queenie, wurde von der von den Bermudas stammenden Sängerin Adi Wolf recht eindrucksvoll dargestellt.

Aus dem großen Ensemble seien noch genannt: Daniela Dett als Schauspielerin Julie La Verne undPeter-Andreas Landerl als ihr Bühnenpartner Steve Baker, Erich Josef Langwiesner in der Doppelrolle als Sheriff und als Manager im Trocadero sowie Ariana Schirasi-Ford als schrille Komödiantin und Rob Pelzer als ihr Ehemann und ein wenig zu stark übertreibender Bühnenpartner Schultz.

Ein lesenswertes Zitat des erfolgreichen Musical-Komponisten Jerome Kern, das im gut illustrierten Programmheft abgedruckt ist: „Komponieren ist wie ein Angeln. Du hast etwas am Haken, aber du weißt nicht, ob es ein kleiner oder ein großer Fisch ist, bis du ihn an Land ziehst. Du schreibst zwanzig Melodien, damit zwei gute dabei herausspringen. Der Papierkorb schmachtet nach Musik.“ Man muss festhalten, dass ihm bei „Show Boat“ mehr als zwei gute Melodien eingefallen sind.

Das Publikum im restlos ausverkauften Haus zeigte seine Begeisterung über die treffliche Aufführung dieses Musical-Klassikers am Schluss für alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus. Jubel für den Darsteller des Joe.

Udo Pacolt

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Der neue Merker, Udo Pacolt

Termine

12. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

15. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

19. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

23. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

28. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

29. April 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

10. Mai 2014, 17:00 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

16. Mai 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

25. Mai 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

30. Mai 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

03. Juni 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

07. Juni 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

22. Juni 2014, 17:00 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

03. Juli 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

19. November 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

20. November 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

26. November 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

11. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

14. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

28. Dezember 2014, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

03. Januar 2015, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

16. Januar 2015, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

25. Januar 2015, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

29. Januar 2015, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz

10. Februar 2015, 19:30 Uhr
Großer Saal, Musiktheater Linz